Der Flüchtlingszuzug verschärft die Wohnungsnot, Experten warnen vor einer "Katastrophe" und orten einen "Nährboden für Radikale".
In Passau vor der Nibelungenhalle, entdeckte vergangenen Mittwoch [...] angereiste Regierungssprecher, wie gut doch die Deutschen sind.
"Menschliche, solidarische Instinkte, die wir schon fast vergessen hatten", formulierte der CSU-Mann, hätten "diese Leuten" erweckt.
Jede Menge Luftballons mit der Aufschrift "Herzlich willkommen" hatten die Passauer aufgeblasen, den Flüchtlingstreck menschlich zu begrüßen. Um die Ankömmlinge in der Nibelungenhalle unterbringen zu können, strich die Direktion sogar Franz Lehars Operette "Land des Lächelns" vom Programm.
"Wir nehmen euch mit offenen Armen auf", rief der Minister. [...]
"Heuchelei und Pharisäertum" warf die Opposition der Bundesregierung vor. Das Kabinett habe die Zuwanderer mit einer "Politik der offenen Arme" angelockt, die sich jetzt "allerdings als leer" erwiesen, kritisierte am Donnerstag letzter Woche vor dem Bundestag eine Abgeordnete der Opposition.
Währenddessen wuchs in den Verwaltungen der Großstädte die Angst vor jedem neuen Flüchtling. Denn die Neuankömmlinge drängen auf einen Wohnungsmarkt, der so strapaziert ist wie kaum je zuvor (siehe Titelgeschichte Seite 32).
Den "nationalen Notstand" sah im überfüllten Stuttgart bereits der Oberbürgermeister gekommen. [...]
Doch nicht nur an Wohnungen mangelt es. Eine Expertenkommission hat ausgerechnet, daß, wenn in den nächsten Jahren auch nur zwei Millionen Flüchtlinge zuwandern, 37 000 Kindergartenplätze und 10 000 Lehrer fehlen werden.
An der Rechtschreibung erkennt man: Der Text ist alt, er stammt vom 18.9.1989. Er ist freilich weitestgehend von damals aktuellen Anspielungen gereinigt (insofern verfälscht), stand unter der Überschrift "Das Faß läuft über" im Spiegel und ist in der korrekten Form hier nachzulesen. Den Hinweis auf diesen Artikel verdanke ich der Sendung "Die Anstalt" von gestern (20.10.15).
Neben Gemeinsamkeiten gibt es natürlich auch erhebliche Unterschiede. Aber was bei der Feier des 25. Jahrestages der deutschen Einigung am 3.10.15 gesagt wurde, gilt gewiss.
Die heutige Herausforderung ist ähnlich groß wie damals, aber nicht leichten Herzens abzuweisen.
Ich füge hinzu: Es fehlt nicht an gutem Willen, aber es bedarf staatlicher Anstrengungen, auf die keine Institution zureichend vorbereitet ist, und eines erheblichen Umdenkens.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen