"Gerade die Schriften und ihre buchstäbliche Auslegung seien das Problem, konterte der Publizist und Historiker Michael Wolffsohn. Eine kritische Interpretation der Quellen, wie das Christentum sie mit der Reformation oder das Judentum durch rabbinische Texte erfahren hätten, habe der Islam in diesem Maße noch nicht erfahren. Deshalb sei es ein Unterschied, ob im Alten Testament das Niederbrennen irgendeines seit 2400 Jahren untergegangenen mesopotamischen Königreichs oder im Koran der Kampf gegen die - durchaus noch existierenden - Juden gefordert werde." ("Hart aber fair" zum Islamismus, SPON 12.4.16)
Bemerkenswert ist in diesem Kontext die energische Kritik, die Luthers antijudaistische Texte im Vorfeld des Reformationsjubiläums erfahren. Texte einer Vorbildfigur werden immer wieder von neuem einem kritischen Blick ausgesetzt. Zunächst durch Spener, was dazu führte, dass Luthers Polemiken gegen die Juden lange Zeit in den üblichen Werkausgaben nicht mehr zu finden waren, damit seine Autorität nicht für antisemitische Hetze in Anspruch genommen werden könne. Dann im 20. Jahrhundert durch Theologen, die daran erinnerten, dass Luthers Texte dann doch zur Rechtfertigung der nationalsozialistischen Hetze herangezogen werden konnten und dass das durchaus am Charakter dieser Texte lag.
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