Die Initiative „Keine Bildung ohne Medien!“ wirft Manfred Spitzers Buch "Digitale Demenz Populismus vor und fordert mehr Einsatz für Förderung von Medienkompetenz und Medienbildung (pdf). Mir sieht das arg nach Lobbyismus für die Computerindustrie aus.
Natürlich muss wie zu allen Zeiten in den Umgang mit den jeweiligen Leitmedien eingeführt und ihre sinnvolle Nutzung gefördert werden. Doch genauso fragwürdig, wie es wäre, jedem dreijährigen Kind einen Fernseher in sein Zimmer zu stellen, und dann zu fordern, die Kindergärten sollten die Kinder in maßvollem Umgang mit dem Fernsehen üben, genauso fragwürdig ist es, Computerspiele, die in das blitzartige Erschießen von potentiellen Gegnern einüben und so die Tötungshemmung abbauen, allgemein zur freien Verfügung zu stellen und die Schule aufzufordern, den Schülern attraktivere Angebote zu machen, damit sie solche Spiele langweilig finden.
Zwei Forderungen, die ich 2009 aufgestellt habe, erscheinen mir auch im Blick auf Spitzers Buch genauso dringlich wie damals:
1. Wer Web 2.0 propagiert, sollte sich zumindest mit den Hauptgedanken der Computerkritik von Joseph Weizenbaum und der Internetkritik von Clifford Stoll auseinandergesetzt haben. Ich habe den Eindruck, diese Autoren sind den meisten Medienlobbyisten genauso unbekannt wie Shakespeare und Goethe.
2. Was wir dringlich brauchen, ist psychologische Beratung von Schülern, Eltern und Lehrern für ihren Umgang miteinander (und mit sich selbst; denn wer ständig im Katastrophenmodus ist, nimmt seinem Gegenüber die Enfaltungsmöglichkeiten). Das ist viel wichtiger als zusätzlicher Aufwand für Hard- und Softwareeinsatz im Bereich der neuen Medien.
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