Samstag, 5. November 2022

Prognosen und "Es dauert immer ..."

 Sophie Passmann hat daran erinnert, dass sie einmal die Prognose abgegeben hat, den stationären Buchhandel werde es in 10 Jahren nicht mehr geben und Buchhandlungen, die elektronische Bücher verkauften, schaufelten ihr eigenes Grab. Das ist über 10 Jahre her.

Sie erinnert daran, weil ein ausgewiesener Experte behauptet hat, es sei sinnlos, für Bilderkennung Menschen zu schulen, weil binnen kurzem künstliche Intelligenz das eindeutig besser könne. Die künstliche Intelligenz hat enorme Fortschritte gemacht. Trotzdem werden noch Radiologen ausgebildet. Das hat Ähnlichkeiten mit dem Videobeweis. Er ist nach Jahren der Anwendung weiterhin umstritten, denn einem Menschen gesteht man Fehler zu. Einem Computerprogramm sollte man das nicht tun, denn sonst würden diese Programme nicht verbessert.

Sophie Passmann hat freilich auch daran erinnert, dass sie bei ihrer Prognose ihren wichtigen Grundsatz vergessen hat: "Es dauert immer 20 Jahre, bis auf die Sachen, die noch länger dauern."

Auf den ersten Blick ist auch dieser Grundsatz falsch, denn Regierungszeiten von Premierministern können weit kürzer sein. Aber natürlich kommt es bei diesem Grundsatz auf das "Es" an. (Denn von jedem dauerhaft Wirklichkeit veränderten Ereignis kann man im Nachhinein 20 Jahre zurück rechnen, um auf Vorgänge zu stoßen, die zu diesem Ereignis beigetragen haben.) Freilich, man sollte nie "nie" sagen und sich vor "immer" immer hüten, denn jede menschliche Erkenntnis ist vorläufig.

Aber wesentlich an Passmanns Grundsatz ist vor allem der zweite Teil: "bis auf die, ...".

Wann wurde in Deutschland der Ausstieg aus der Kernkraft beschlossen? In den 80er Jahren.

Wann hat Purin seinen vorletzten Krieg begonnen? Wann gab es die letzte große Finanzkrise? 

Und vor allem: Wann hat eine Weltkonferenz beschlossen, weltweit dem Klimawandel entschlossen entgegenzutreten?  

Die Abwahl Bolsonaros allein hat gewiss nicht dazu geführt, dass dieses Ziel erreicht worden wäre.

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