Rahel Varnhagen von Ense (Wikipedia)
Podcast:
Notizen:
Eher Teegesellschaft der Familie mit einem umfassenden Freundeskreis
Auch während der Abende schriftlicher Austausch zwischen den Gästen, nicht immer zum Gefallen der Gastgeberin.
Briefe wurden großenteils im Bekanntenkreis vorgelesen.
Bei Rahel: es gibt sehr private (Pauline Wiesel) und andere, die mit größerem öffentlichen Interesse rechnen. Diese z.B. im "Buch des Andenkens" veröffentlicht.
Nach 1806 dem Einzug Napoleons in Berlin eine Zeit der Vereinsamung, weil sie trotz Vaterlandsliebe zu Preußen den Reformen im Zuge der Französischen Revolution und damit Napoleon viel zuspricht.
Der Fortzug des königlichen Hofes nach Breslau und Tilsit verkleinert den gesellschaftlichen Kontakt. Patriotismus führt zur Marginalisierung Rahels.
Zu den Briefen: Bis zu 12-fachen Unterstreichungen, die Briefe empfand sie als ihr entscheidendes Medium.
Ihre Publikationen auch in Briefform unter Verwendung von Briefen.
"Ich will, ein Brief soll ein Porträts eines Augenblickes sein." (ca. 52. Minute)
Sie will aber nicht Schriftstellerin sein, plant kein fiktionales Werk auf der Grundlage von Briefen. Spontanes Schreiben. Sie wurde aber in Veröffentlichungen als Schriftstellerin angeführt.
Durchaus essayhafte Literaturkritik, aber nur im Tagebuch, nicht zur Veröffentlichung bestimmt.
Wie sollte man Rahel lesen? - Goethe hatte Schwierigkeiten, Rahels Briefe zu lesen und fand erst mit mehreren Ansätzen zu einem Bild der Person. (So schreibt er in Reaktion auf ein Manuskript mit ihren Briefen.*) Heute kann man sich ihr annähern über Textauswahlen. Z.B. auch über Hannah Arendts Biographie (1:02 h) (gedacht als Habilitationsschrift, erst spät vollendet und anerkannt). Diese Schrift Arendts hat mit zur Entstehung ihrer Totalitarismustheorie beigetragen. (1:32 h)
Rahels Aufenthalte in Frankfurt (1:03)
Dort hat Pauline von Humboldt Rahel das "Du" entzogen (wegen ihres damaligen deutschtümelnden Antisemitismus). [Beim Wechsel vom französischen vous ins Deutsche zum Sie]
Rahels Bild in der Nachwelt durch ihren Witwer Karl August Varnhagen durch die Briefsammlung "Buch des Andenkens" bestimmt, zunächst in einem Band für die Freunde, dann in 3 Bänden für die Öffentlichkeit. *Entstanden wohl dadurch, dass Ottilie das vorläufige Manuskript an Goethe geben sollte. (In dieser Zeit gab Goethe seinen Briefwechsel mit Schiller heraus.) Seine Reaktion sieh oben:*
Carl Varnhagen will so nachträglich das nicht publizierte Lebenswerk von Rahel festhalten.
Das war in dieser Form einmalig. Später hat er noch mehr Briefe seiner Zeitgenossen gesammelt (7 Jahre nach ihrem Tod).
An der Wende des 19./20. Jh.s neues Interesse an Rahel, besonders durch wichtige Autorinnen, die damals erstmals an der Universität arbeiten können. Offenbar, weil Rahel ein Vorbild ihrer eigenen Situation war/ist. In der Zeit wird Rahel Gegensand der Weltliteratur. - Jetzt im Zuge der zweiten Frauenbewegung wieder.
Von Käte Hamburger ein wichtiges Buch über Rahel, die sich von Arendts Kritik an Rahel absetzt.
Rahel Varnhagen und Alexander von Marwitz in Briefen (98 Briefe vom 26.6.1809-26.12.1813)
Aus der Lebensgeschichte Alexanders von Marwitz im Vorwort des Briefwechsels:
"Das rege geistige Leben in Halle schlug den Lernbegierigen bald ganz in seine Fesseln; da konnte er neben seinen philologischen Studien seinen geistigen Horizont durch das tiefere Eindringen in die Philosophie erweitern, wozu das Freundespaar Schleiermacher und Steffens durch ihre Vorlesungen ihm die helfende Hand reichten. [...] So aber verlor er sich in dem Bestreben, immer mehr werden zu wollen, und blieb nach der Art der echten Romantiker ein zwischen klassischer Bildung, feurigem Patriotismus und suchender Menschenliebe hin und her geworfener Mann. [...]" (Vorwort)
Buch des Andenkens 1. Band pdf
Auf Rahel Varnhagen passt, was Jakob Grimm über Bettina von Arnim sagte: "[...] das ist ihr schwer nachgetan, so viel treuen Anteil warm und unermüdlich zu erweisen [...] Die rücksichtsvollen verhältnisscheuen Männer sind zu solcher hingebenden Freundschaft viel unfähiger [..]"
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