Samstag, 16. Mai 2020

Antisemitismus ein komplexes Phänomen

Zu dem sehr komplexen Thema Antisemitismus gibt es drei neuere Publikationen, die am 16.5. in der Frankfurter Rundschau besprochen wurden: 
Christian Thomas: ANTISEMITISMUS. Jude in Deutschland 16.5.20 FR
Es wird deutlich, dass das Thema Antisemitismus sehr komplex ist und dass es äußerst schwierig ist, ihn zu bekämpfen, ohne das Missfallen derer zu erregen, die eine andere Art der Bekämpfung für sinnvoller halten.
Daniel Barenboim hat mit dem West-Eastern-Divan-Orchestra viel dazu beigetragen, dass Juden und Araber, Israelis und Palästinenser bei der gemeinsamen Arbeit an Musik, die ihnen gefällt, zueinander finden und  sich besser verstehen.
Dennoch sieht er besonders genau, weshalb das so schwer ist: Unter Arabern ist Antisemitismus und ein Hass auf Israelis sehr stark verbreitet und Israelis können das verständlicherweise nicht akzeptieren. Das liegt an schwerwiegenden Gründen. Barenboim hat das Problem so beschrieben:
"Wenn es wahr ist, dass die Palästinenser nicht in der Lage sein werden, Israel zu akzeptieren, ohne auch seine Geschichte einschließlich des Holocaust zu akzeptieren, dann ist ebenso wahr, dass Israel nicht in der Lage sein wird, die Palästinenser zu akzeptieren, solange der Holocaust sein einziges moralisches Kriterium für seine Existenz ist."
So werden vermutlich die Bewohner ehemaliger Kolonien nicht akzeptieren, wenn ihnen gesagt wird, das damalige Unrecht sei nicht so schlimm wie der Holocaust. Ein Völkermord wird nicht dadurch "nicht so schlimm", wenn ein sehr viel schlimmerer stattgefunden hat. Gerade Deutsche sollten sich hüten, so zu argumentieren, weil Deutsche sowohl den Völkermord an den Herero und Nama als auch den Holocaust verursacht haben. 

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