In der neusten Nummer der ZEIT (29.12.16) schreibt Malte Henk über die Rolle des Zufalls, "die Macht des Unberechenbaren".
Dabei argumentiert er, Leute, die etwas als Schicksal bezeichnen, wollten die Macht des Zufalls bestreiten. Ich spreche deshalb von Schicksal, weil ich Zufälle nicht als Vorsehung, Verhängnis oder Fügung auf etwas festlegen will.
Dann führte er den Soziologen Hartmut Rosa an, der aus den biographischen Erzählungen von Versuchspersonen schließt, die meisten Menschen hätten eine "tiefe Sehnsucht": "Das, was mir geschieht, soll mir nicht zufällig geschehen. [...] Das Schicksal will mir etwas mitteilen. Es meint mich."
Das geschehe aus der Furcht heraus, "ihr Dasein nicht zu begreifen".
Ich kenne diese Erzählungen nicht; aber ich weiß, dass Erzählungen einen Erzählzusammenhang herstellen. Ich sammle einerseits Daten aus meinem Leben, aus dem Leben anderer, aus der deutschen, der europäischen und der Weltgeschichte.
Ein Zusammenhang ergibt sich daraus nur, wenn mehr als eine rein zeitliche Abfolge darin gesehen wird: d.h. entweder die Vergangenheit als Voraussetzung für die Gegenwart und die Zukunft oder Gegenwart und Zukunft als Folge von zuvor Geschehenem begriffen werden.
Warum aber hat es Sinn, einen solchen Zusammenhang zu sehen? Weil nur daraus planvolles und damit ethisches Handeln folgen kann.
Übrigens, es gibt viele Definitionen von Macht. Ich kenne keine, die es erlauben würde, der statistischen Zufälligkeit Macht zuzuschreiben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen