Harald Poelchau wurde, als seine Weggenossen auf das Urteil und schließlich auf die Hinrichtung warteten, ihr vertrauter Seelsorger. Er trug, sorgsam in seinen Kleidern verborgen, die Botschaften ihrer Frauen und Freunde in die Zellen, und er trug die Briefe der Gefangenen heraus. Die Bücher, die Dietrich Bonhoeffer in der Zelle schrieb, erreichten mit Poelchaus Hilfe ihre Adressaten, die schließlich zu einer Weltgemeinde wurden. Er beförderte die bewegende Korrespondenz zwischen Freya von Moltke und ihrem Mann, der sein engster Freund wurde. Er besorgte die Botschaften seines Freundes Peter Graf Yorck von Wartenburg, der sich schließlich, zusammen mit Eugen Gerstenmaier, der Verschwörung des Grafen Stauffenberg anschloss. Poelchau dachte und plante mit, als Gerstenmaier, auch im Kerker ein Bündel von Energie und ungebrochenem Mut, die ersten Skizzen für das Evangelische Hilfswerk entwarf, das nach 1945 Hunderttausenden das Leben rettete. (ZEIT, 2003)
Konrad Latte
Konrad aber entging dem Transport, weil nichtjüdische Menschen ihm halfen. Einige, wie der Komponist Gottfried von Einem und der Schweizer Pianist Edwin Fischer, sind wenigstens in bestimmten Kreisen berühmt, und nach dem Tegeler Gefängnispfarrer Harald Poelchau heißen in Berlin-Marzahn ein S-Bahnhof und eine Straße; an Frau Scholz, die Waschfrau der Lattes, erinnert Konrad Latte selbst; von anderen, Leuten auf der Straße, hat auch er den Namen nie erfahren. Statt sich so unauffällig wie möglich zu verhalten, tat der Untergetauchte, der unbedingt Musiker werden wollte, etwas scheinbar Irrwitziges: Er ließ sich ausbilden. Suchte die genannten und andere bedeutende Musiker auf, bat um Unterricht und sagte ihnen, wer er war. Spielte die Orgel in evangelischen Gottesdiensten und tourte zuletzt, man kann es kaum glauben, als Kapellmeister einer Wehrmachtsunterhaltungstruppe. (Bericht der Berliner Zeitung)
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