Donnerstag, 18. Juli 2013

Ein Brief aus dem Revolutionsjahr 1848

Neujahr 1848

Liebe Eltern
Wir haben wieder einen Punkt in unserem Leben erreicht, wo man pflegt, einen Augenblick stille zu stehen, um einmal um sich herzublicken. Dieser Punkt: ist der Neujahrstag. Blicke ich nun auf meine durchlebten Tage, so finde ich, daß Sie, theure Eltern, mir alles waren. Sie sorgten für die Erhaltung meines Leibes, Sie sorgten für die Veredelung meines Geistes; Sie suchten mir Freuden zu bereiten, wo Sie nur konnten; und was habe ich Ihnen dafür wieder geben können? Nichts, auch gar nichts. Darum fordert dies Alles mich zum wärmsten Danke auf. Ich blicke daher mit Hoffnung in die Zukunft und will besonders am ersten Tage dieses neuen Jahres den lieben Gott, bitten, daß er Sie, liebe Eltern, noch recht oft dieses Fest erleben und daß er mich gut und fromm werden lasse, damit ich Ihnen auch einst Freude machen und beweisen kann, daß ich würdig bin zu heißen

                                                                                                  Ihre dankbare Tochter ...

Die Verfasserin war damals neun Jahre alt.

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