Neujahr 1848
Liebe
Eltern
Wir
haben wieder einen Punkt in unserem Leben erreicht, wo man pflegt,
einen Augenblick stille zu stehen, um einmal um sich herzublicken.
Dieser Punkt: ist der Neujahrstag. Blicke ich nun auf meine
durchlebten Tage, so finde ich, daß Sie, theure Eltern, mir alles
waren. Sie sorgten für die Erhaltung meines Leibes, Sie sorgten für
die Veredelung meines Geistes; Sie suchten mir Freuden zu bereiten,
wo Sie nur konnten; und was habe ich Ihnen dafür wieder geben
können? Nichts, auch gar nichts. Darum fordert dies Alles mich zum
wärmsten Danke auf. Ich blicke daher mit Hoffnung in die Zukunft und
will besonders am ersten
Tage
dieses
neuen
Jahres den lieben Gott, bitten, daß er Sie, liebe Eltern, noch recht
oft dieses Fest erleben und daß er mich gut und fromm werden lasse,
damit ich Ihnen auch einst Freude machen und beweisen kann, daß ich
würdig bin zu heißen
Ihre dankbare Tochter ...
Die Verfasserin war damals neun Jahre alt.
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