Mittwoch, 1. August 2012

Ein Diskussionsbeitrag zur Frage: Ist jeder seines Glückes Schmied oder ...?


(Die Diskussion - und die Links, die in dieser Version fehlen -  sind hier zu finden.)


Von den Hunderten Millionen Hungrigen sterben jährlich viele Millionen, davon viele Kinder, denen es nicht hilft, nicht verweichlicht zu sein.
Von den Zehntausenden aus Afrika, die versuchen, ihres Glückes und des Glückes Ihrer Familien Schmied zu sein, sterben jährlich Tausende, die zwar die lange Reise durch Afrika geschafft haben, aber im Mittelmeer ertrinken, weil man in Europa ins Gefängnis kommen kann, wenn man Menschen nicht ertrinken lässt.
Es ist nicht die Vorsehung, die verhindert, dass sie das aus sich machen, was sie werden könnten.

Denken wir an Anne und Margot Frank. Anne wurde eine der einflussreichsten Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Von Margot erfahren wir nur durch Anne, dass sie viel strebsamer war als Anne und dass sie sich alle Mühe gegeben hat, ihren Mitbewohnern im Hinterhaus zu helfen.
Wie viele jüdische Mädchen waren noch begabter und noch strebsamer als Anne und Margot?
Wir wissen es nicht. Aber wir wissen, weshalb sie keine Chance hatten, ihres Glückes Schmied zu sein.

Primo Levi, der der Überzeugung war, im KZ nicht mehr wirklich ein Mensch gewesen zu sein, hat großartige Werke geschrieben. Es spricht wenig dafür, dass er jemals, seit er ins KZ eingeliefert worden war, noch einmal glücklich war, und viel dafür, dass er nach einer erfolgreichen Karriere im Beruf - und nebenher als Schriftsteller - Selbstmord beging, weil er die Erinnerung an seine KZ-Zeit, als er "kein Mensch" war, nicht vergessen konnte.
Hat ihn die Vorsehung unglücklich gemacht oder hat er es an Einsatz fehlen lassen?

Ich möchte niemandem widersprechen, der hier geschrieben hat. Wahrscheinlich sind es auch nur Binsenweisheiten, die ich hier als Neuling ins Gespräch einbringe. Aber vielleicht wird dennoch jemand angeregt, Anne Franks Tagebuch oder Primo Levis "Ist das ein Mensch?" wieder vorzunehmen oder einen Text auf der Seite von Pro Asyl zu lesen.

Ich erinnere mich noch, dass ich vor Jahrzehnten in einem Spiel über Flüchtlinge aus der Dritten Welt den Satz zu sagen hatte: "Jeder hat schließlich sein Päckchen zu tragen."
Ich weiß heute besser als damals, wie wahr das ist.

Wer aber dennoch noch ein wenig schmieden kann, der tut sich etwas Gutes, wenn er nicht nur an seinem Glück schmiedet, sondern auch an dem anderer.
Wenn die vielen Helfer der Familie Frank nicht etwas von ihrem Glück riskiert hätten, wäre Annes Tagebuch weder geschrieben noch jemals veröffentlicht worden. Und ich bin sicher, dass nicht erst die Veröffentlichung dieses Tagebuches dem Leben dieser Helfer Sinn gegeben hat.

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