Greta Thunberg hat eine weltweite Klimaschutzbewegung in Gang gesetzt und die wichtigste populärwissenschaftlich Publikation zum Klimawandel herausgebracht, bei der rund hundert zum Teil weltberühmte Wissenschaftler mitgearbeitet haben, unter anderem Piketty.
In Israel gab es vor dem Hamasüberfall am 7.10.2023 eine starke Protestbewegung gegen die Regierung Netanjahu. Aufgrund der furchtbaren Grausamkeiten der Hamas sind Juden auf der ganzen Welt in Angst, umso mehr, weil jetzt viele muslimische Demonstrationen gegen Israels Reaktionen auf den Überfall stattfinden und es zusätzlich auch weltweit zu Gewalttaten gegen Juden kommt.
Dass eine jetzt 21-Jährige nicht wie ein professioneller Politiker ihre Reaktion auf den Gazakrieg diplomatisch abgestimmt formuliert, ist m.E. bedauerlich. Andere Vertreter von Fridays for Future reagieren da deutlich sensibler, nicht zuletzt Luisa Neubauer.
Dabei sollte man aber auch bedenken, dass in Skandinavien allgemein kein Schuldgefühl gegenüber Juden besteht, weil Dänemark und Norwegen während ihrer Besetzung durch die deutsche Wehrmacht sehr viel zum Schutz der Juden getan haben und Schweden in der berühmten Nacht, als Tausende von Juden von Dänemark nach Schweden flohen, dabei geholfen hat und auch sonst vielen Juden die Zuflucht ermöglicht hat.
Da ist es verständlich, wenn das Mitleid mit den Palästinensern, die vor der der israelischen Armee fliehen mussten und dennoch zu Zehntausenden getötet wurden, stärker wirkt als bei uns in Deutschland.
In den letzten Jahren hat Antisemitismus zwar in Schweden zugenommen (weitgehend aus denselben Gründen wie bei uns), aber von Greta Thunberg habe ich persönlich keine antisemitische Äußerung mitbekommen, sondern nur Anklagen gegen die unverhältnismäßige Reaktion Israels auf den schrecklichen Überfall der Hamas.
Ob die militärische Reaktion Israels die Sicherheit der Bevölkerung befördert, ist noch nicht ausgemacht. Dass sie eine Regelung zur Freilassung der Geiseln unwahrscheinlicher macht, dürfte aber klar sein.
Ich bin überzeugt: Wenn Greta Thunberg geahnt hätte, wie sehr ihre Mitleidsreaktion der Fridays for Future Bewegung schaden könnte, hätte sie sicher anders reagiert. Denn ihr ist noch mehr als den meisten anderen Klimaschützern klar, wie der Klimawandel viele Millionen ins Unglück stürzen wird und dass er große Regionen der Welt unbewohnbar machen wird. Gegenüber dieser bevorstehenden Katastrophe wiegen Zehntausende oder Hunderttausende, die im Krieg umkommen, aus meiner Sicht leicht. Einer jungen Frau sollte man es aber nicht übelnehmen, wenn sie eine solche fast zynische Überlegung nicht anstellt, wenn sie die Fernsehnachrichten vom Gaza- und Libanonkrieg verfolgt.
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