Freitag, 28. Januar 2022

Schismogenese

„„Schismogenese“ ist ein Konzept, das ein Anthropologe namens Gregory Bateson zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingeführt hat. Er hat ethnografische Feldforschung in Papua-Neuguinea betrieben. Er wollte dort Geschlechteridentitäten verstehen – wie lernen Jungs, Jungs zu sein, und wie lernen Mädchen, Mädchen zu sein. Und er hat sich dafür interessiert, wie das ohne explizite Anleitung passiert.

 Keiner gibt dir ein Regelwerk oder ähnliches, das dir sagt, was du tun musst, um nicht zu diesen oder zu jenen zu gehören. Aber auf tausend andere kleine Arten lernen Kinder ihrer Gesellschaft sich nur in dieser Form zugehörig zu fühlen. Sie lernen Verhaltensmuster, die nur für ein Geschlecht gelten. Er war also interessiert an Verhaltensmustern innerhalb bestimmter Gruppen.

 Andere Forscher nach ihm, wie der Anthropologe Marshall Sahlins, haben dieses Prinzip aufgegriffen und auf die Beziehungen zwischen Gruppen angewandt. Zum Beispiel auf antike griechische Stadtstaaten wie Athen und Sparta, die miteinander in Kontakt waren und in vielerlei Hinsicht genaue Spiegelbilder voneinander zu sein schienen. 

Ich glaube, viele Leute können mit dieser Idee heute etwas anfangen, weil kulturelle Identitäten heute oft als Grundlage dienen, um politische Positionen zu gestalten. Was wir im Buch zu zeigen versuchen, ist, dass diese bewusste Abgrenzung von Gruppen eine viel längere Geschichte und sogar eine Vorgeschichte – haben könnte. Noch vor den Anfängen der Landwirtschaft." (David Wengrow im Interview

"Schismogenese ist ein Konzept, um problematische soziale Verhaltensmuster zwischen Kleingruppen oder Teilen der Gesellschaft zu erklären. Es wurde in den 1930er-Jahren vom Anthropologen und Psychologen Gregory Bateson entwickelt und in Deutschland von W. E. Mühlmann aufgenommen.

Mühlmanns Konzept kann auch als Ergänzung oder Entgegensetzung zu den Postulaten des soziologischen Funktionalismus verstanden werden, der in Gesellschaften Erzeugungsprozesse organischer oder mechanischer Solidarität ausmachte. Batesons Konzept der Schismogenese betont dagegen Prozesse der Auseinanderentwicklung (s. Schisma), der Konfrontation, des Konflikts. [...]

(Wikipedia: Schismogenese)


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