Sonntag, 29. Oktober 2017

John Lancaster über Facebook

"[...] Ein aufschlussreiches YouTube-Video von "Kurzgesagt", einem deutschen Wissenskanal, der hochwertige kurze Erklärvideos veröffentlicht, weist darauf hin, dass im Jahr 2015 725 der 1.000 meistgesehenen Videos auf Facebook gestohlen waren. Dies ist ein weiterer Bereich, wo Facebooks Interessen denen der Gesellschaft entgegenstehen. Wir mögen ein gemeinschaftliches Interesse daran haben, kreative und einfallsreiche Arbeiten zu unterstützen und zu erhalten - in vielfältiger Form und auf vielen Plattformen.
Facebook hingegen hat das nicht. Es hat zwei Prioritäten, wie Martínez in "Chaos Monkeys" erklärt: Wachstum und Monetarisierung. Woher die Inhalte kommen, ist Facebook völlig egal. Erst jetzt beginnt es, sich darum zu kümmern, wie die Tatsache, dass seine Inhalte zu einem großen Teil betrügerischen Ursprungs sind, in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, denn wenn diese Wahrnehmung sich verstärken sollte, könnte sich das auf das Maß an Vertrauen und folglich an Zeit auswirken, das die Leute der Seite schenken. [...]"
http://www.deutschlandfunk.de/ueber-facebook-du-bist-das-produkt.1184.de.html?dram:article_id=397257

Was in diesem Kontext "gestohlen" heißt, vermag ich nicht zu beurteilen, da ich zu Facebook Abstand halte. 
Am 19.10.11 habe ich so formuliert:
Facebook lehne ich ab. Die Beseitigung von Privatheit (dazu jetzt auch Computerbild), die Facebook aggressiv betreibt, widerspricht m.E. eindeutig dem Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung.  Und die ist mir wichtiger als die vielen schönen Instrumente, mit denen das Internet soziales Lernen erleichtert. Wenn Social Learning nur in einer Gesellschaft möglich wäre, in der die Regeln von Facebook gelten, würde ich darauf verzichten.
Ich weiß etwas über die Möglichkeiten, auch bei Facebook eine gewisse Datenautonomie zu erhalten, ohne mich darin wirklich auszukennen. Wer Experte ist, wird vermutlich auch bei Facebook noch seine informationelle Selbstbestimmung erhalten können, zumal wenn er aus bewusster Entscheidung seine Privatsphäre energisch beschränkt oder auch ganz aufgibt.
Weil Facebook aber so leicht zugänglich ist, dass es auch dem in Datenschutz ganz Unbefangenen den Zugang erlaubt, hat es für mich dieselbe moralische Integrität wie die Stasi. Die war (als Organisation, nicht alle Mitglieder) auch davon überzeugt, dass ihr System richtig sei. (Fontanefan)

Heute würde ich nicht so starke Worte gebrauchen. Aber es ist vielleicht verständlich, weshalb ich mich nicht darum bemühe, Facebook-Insider zu werden, um ein abgesichertes Urteil zu erwerben.
In diesem Fall verlasse ich mich auf renommierte Quellen; denn dass ich meine Daten vor Facebook schützen könnte, bilde ich mir nicht ein.* 
Dass Geheimdienste meine Daten verwenden, kann ich leider noch nicht verhindern. Mein indirektes Einverständnis zu formulieren, dass meine Daten monetarisiert werden, versuche ich aber zu vermeiden.

Google mag sich in der Hinsicht nicht viel von Facebook unterscheiden. Manche seiner Dienste sind aber für die Allgemeinheit nützlich. Der Datenklau scheint mir nicht der Hauptzweck zu sein.

Das sicherste Mittel, getäuscht zu werden, ist, sich für schlauer zu halten als die anderen. (François de La Rochefoucauld)

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