Doch als er endlich den Gipfel erreicht hatte, lag ihm die Welt zu Füßen. Weit schaute er zu den Alpen, über den Golf von Marseille, ins Rhonetal. Dann setzte er sich und schlug ein Buch auf, das er mitgenommen hatte. Es waren die „Bekenntnisse“ des Kirchenvaters Augustin. Darin stieß er auf einen Satz, der ihn wie ein Schlag traf: „Und es gehen die Menschen, zu bestaunen die Gipfel der Berge und die ungeheuren Fluten des Meeres und die weit dahin fließenden Ströme und den Saum des Ozeans und die Kreisbahnen der Gestirne und haben nicht acht auf sich selbst.“ Plötzlich fühlte sich Petrarca beschämt: „Da entschied ich mich, genug von dem Berge gesehen zu haben, und wandte das innere Auge auf mich selbst, und von Stund an hat niemand mich reden hören, bis wir unten ankamen.“ [...]
Es war ein Gedicht, das den Europäern den Sinn für die einzigartige Schönheit der Alpen weckte. 1729 veröffentlichte der Schweizer Naturforscher und Literat Albrecht von Haller (1708–1777) nach einer ausgedehnten Reise durch die Berge seiner Heimat das Langgedicht „Die Alpen“. [...] Dieser störte sich nicht mehr an ihrer jedes Maß sprengenden Großartigkeit, sondern sah in den Bergen etwas „Erhabenes“, das Ehrfurcht auslöst."
(Mensch, bist du klein von JOHANN HINRICH CLAUSSEN in Chrismos)
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