Sonntag, 23. November 2014

Riester-Rente ein Beispiel für politische Korruption?

Schon am 25.4.2008 formulierte Albrecht Müller  auf den NachDenkseiten:
"Die Zerstörung der gesetzlichen Rente zugunsten einer privaten Altersvorsorge ist ein heutzutage leider typischer Fall von politischer Korruption." (Riester-Rürup-Täuschung)
Was man in der Wikipedia inzwischen an Darstellungen unparteiischer Institutionen über die Riesterrente lesen kann, macht es in der Tat unverständlich, wieso für ein solches Konstrukt 13 Milliarden Euro ausgegeben werden konnten. Norbert Blüm - zugegebenermaßen nicht unparteiisch - meint sogar, die "13 Milliarden Euro Förderung, mit der der Bund die Private Altersvorsorge fördere, komme bei Licht betrachtet „Allianz & Co.“ zugute."

In der Tat: Was soll man von einer Versicherung halten, von der DIW und Friedrich-Ebert-Stiftung einhellig feststellen:
Um das Eingezahlte herauszubekommen, müsse ein 35-Jähriger, der 2012 einen Riester-Vertrag abschließt und mit 67 in Rente geht, bei einigen Verträgen „90 Jahre alt“ werden. Erst dann komme er in den Genuss von Zinsen oder erwirtschafteter Rendite. Selbst wenn die derzeit üblichen Überschusszahlungen in die Rechnung einbezogen würden, erhalte der 35-jährige Mustersparer „erst im Alter von 85 sein Geld zurück“. (''Magere Rendite bei Riester-Rente Alt werden ist Pflicht''.  Der STERN online, 23. November 2011)
Unter den Bedingungen der gegenwärtigen Zinssenkungen hat sich die Situation für die Versicherer verschlechtert. Daher werden die Renditen noch weiter zurückgehen.
Politiker, die jetzt noch an der Rieste-Rente festhalten, setzen sich in der Tat dem Verdacht der politischen Korruption aus.

Argumente für die Riester-Rente, FR 29.9.2014
Bezeichnenderweise wird im Blick auf die Rendite empfohlen, Aktienfonds zu wählen, auch wenn sie höhere Verwaltungsgebühren kosten. Dann folgt:
In der Regel müssen Anleger pro Jahr 1 Prozent an Kosten aufwenden, berichtet die Zeitschrift „Finanztest“ (Heft 10/2014). Manche Anbieter verlangen sogar 2 Prozent pro Jahr. Dennoch kann sich ein Vertrag lohnen, denn diese Riester-Variante hat die höchsten Renditechancen. Selbst bei starken Aktienkurs-Schwankungen können Sparer kein Geld verlieren, wenn sie den Vertrag bis zum Ende durchhalten. (Hervorhebung von mir)

Das bis zum Ende durchhalten kann freilich - wie andere Rechnungen zeigen - fordern, dass man deutlich über 80 Jahre alt werden muss (sieh oben).
Ich habe nichts nachgerechnet. Versicherungsmathematik ist aufwändig, auch braucht man viele Daten, die man als Privatperson nicht leicht bekommt.
Aber diese Aufstellung vom September scheint mir an dem Hauptproblem, dass zunächst die Versicherungen, dann der Staat (der geringere Sozialleistungen erbringen muss, weil die Riester-Rente von anderen Ansprüchen abgezogen wird) und zuletzt - vielleicht - auch der Versicherte profitieren, nichts zu ändern.

Bert Rürup zur Grundrente, ZEIT 14.11.19

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