Erbloggtes schreibt dazu am 10.11.12
Mein persönlicher Eindruck ist, dass die Schreibkonventionen sich im Laufe der Jahrzehnte gewandelt haben.
Ich entsinne mich aus meiner Schulzeit, dass uns von einem promovierten Studienrat das Thema der Doktorarbeit von Gustav Stresemann "Die Entwicklung des Berliner Flaschenbiergeschäfts" als Beispiel für eine nicht sonderlich seriöse Arbeit genannt und dazu der Witz erzählt wurde: "Hier Rostock, zehn Minuten Aufenthalt. Jemand will seinen Doktor machen."
Der Standard solcher Arbeiten war sehr unterschiedlich. Genauso wie der Umgang von Professoren mit dem geistigen Eigentum von Studenten und Mitarbeitern. E.-O. Czempiel hat meine Mitarbeit an einem seiner Bücher erwähnt, ohne dass nur ein Satz von mir in seinen Text eingegangen wäre. Andere Professoren haben nach Belieben die Arbeiten von Studenten benutzt und teilweise ganze Passagen zitiert.
Besonders unverfroren ist es, wenn Professoren Ergebnisse aus der Arbeit einer/s ihrer Doktoranden in ihren Aufsätzen verwenden, ohne irgendeinen Bezug herzustellen. Kein Wunder, wenn es am Schluss so aussieht, als hätte der Promovierende nicht viel Neues herausgefunden.
Freiherr zu Guttenberg hat sich um die wissenschaftliche Praxis in Deutschland - unfreiwillig - verdient gemacht, wenn jetzt Arbeiten genauer auf Plagiate hin betrachtet werden. Dass alle Doktorarbeiten der letzten dreißig Jahre genau geprüft werden, erscheint mir übertriebene Liebesmüh.
Und einen Skandal rechtfertigt erst die nachgewiesene Täuschungsabsicht. Bei zu Guttenberg war sie eindeutig, bei Schavan ist sie für die Öffentlichkeit - noch? - nicht erwiesen.
Nachtrag:
Interessant, was die ZEIT vom 15.11. über einen Professor in Würzburg zu berichten weiß. Anscheinend sind es nicht nur Doktoranden, die schummeln.
Zwischenstand vom 21.12.12 zur Beurteilung von Schavans Promotion
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