"16. Kapitel:
Als Obierka zwei Jahre später wieder nach Mbanta kam, waren in Umuofia schon seit einiger Zeit Missionare eingetroffen; aber der Hauptgrund war, dass mit ihnen auch Okonkowos ältester Sohn Nwoje gekommen war. Nwoje war die Rede über die Dreieinigkeit fremd und die Jungfrauengeburt nicht weniger. Aber ihn plagte der Gedanke, dass Zwillingsgeburten "weggeworfen" wurden und eine Frau als kinderlos galt, wenn sie wiederholt Zwillinge bekam. Noch mehr bedrückte ihn, dass sein Pflegebruder, der sein Vorbild geworden war, getötet wurde, weil die "Götter" es befohlen hatten.
17. Kapitel:
Als die Missionare in Mbanta Land kaufen wollten, um darauf eine Kirche zu bauen, schlug Uchendu vor, ihnen einen Teil des verwünschten Waldes anzubieten, wo die Leprakranken begraben wurden. Dann könne man sehen, ob der Fluch der Götter ihnen wirklich nichts anhaben könne, wie sie es behaupteten. (S.109)
Die Dorfbewohner von Mbanta wussten, dass die Götter manchmal langmütig waren und absichtlich zuließen, dass jemand sich ihnen widersetzte; aber das dauerte höchstens sieben Marktwochen oder 28 Tage. Darüber hinaus durfte niemand gehen. Aber 7 Wochen nach dem Bau der Kirche war den Missionaren immer noch nichts geschehen. Darauf schlossen sich mehrere an, die sich zuvor davor gefürchtet hatten, was geschehen könnte. Und zwar war das Nneka, die Frau eines angesehenen Bauern. Sie hatte schon viermal Zwillinge geboren, die man fortgeworfen hatte, und ihr Mann und ihre Familie hatten das schon lange kritisch gesehen. Jetzt schloss sie sich, weil sie wieder schwanger war, den Christen an. Das regte niemanden übermäßig auf, denn man war froh, dass man sie losgeworden war. Aber als Nwoye beobachtet wurde, wie er zu den Christen ging, berichtete man das Okonkowo. Der reagierte zunächst nicht, doch als Nwoye das nächste Mal in seinen Obi (Hütte) kam, packte er ihn und fragte: "Wo warst du? Antworte mir, bevor ich dich umbringe!" Auf die Frauen schrien, sich aber nicht in den Obi trauten, kam Uchendu und sagte Okonkowo: "Bist du verrückt?" Daraufhin ließ der Nwoye los. Der ging fort und kam nie wieder. Vielmehr schloss er sich endgültig den Christen an. Das verstörte Okonkowo zutiefst. Wie konnte sich sein Sohn von den Vorfahren lossagen! (S.110-113)
18. Kapitel:
Die Christengemeinde wuchs. Das beunruhigte den Clan, aber nicht zu sehr. Zwar retteten sie weggeworfene Zwillinge, aber solange sie die nicht ins Dorf brachten, war das den Dorfbewohnern egal. Denn die Erdgöttin würde die unschuldigen Dorfbewohner nicht für die Sünden der Missionare bestrafen.
Als die Missionare aber drohen, die Schreine der Götter zu zerstören, wurden sie ordentlich durch geprügelt. Soweit, so gut.
Dann aber stellte sich heraus, dass die Weißen nicht nur Missionare mitgebracht hatten; sondern auch eine Regierung. In Umuofia hatten sie eine Gerichtstätte eingerichtet und sogar einen Mann gehenkt, der einen Missionar getötet hatte.
Kiaga, der Missionar in Mbana, schien aber ganz harmlos zu sein, und die Leute, die zu den Christen übergegangen waren, durfte man nicht töten, weil sie ja noch zum Clan gehörten. Wer einen von ihnen getötet hätte, wäre aus dem Clan ausgestoßen worden. Ein Problem entstand, als die Christen Ausgestoßene (Osu) bei sich aufnahmen. Das ging zunächst gut, bis einer von den Osu die heilige Schlange tötete. Daraufhin wurden die Christen aus dem Clan ausgeschlossen. Ihnen wurde auch der Zugang zur Wasserstelle gesperrt, und die Frauen, die es versuchten, Wasser zu holen, ausgepeitscht. Doch als der Mann, der die Schlange getötet hatte, starb, ließ man die Christen wieder in Ruhe. Die Götter hatten den Übeltäter bestraft, und damit war der Fall erledigt. (S.114-118).
Aber mit den Weißen und ihrer Regierung waren andere Verhältnisse eingekehrt. Die Beauftragten der Regierung wurden zwar wegen ihrer Kleidung mit grauen Hosen abschätzig Aschenmänner (Ashy-Buttocks) genannt. Aber sie wussten sich durchzusetzen. [...]
Okonkowo fragte seinen Freund Obierika, wie es dazu kommen konnte.
Obierika: Zwar hätte man die wenigen Weißen leicht vertreiben können; aber ihre (schwarzen) Beauftragten würden dann das Militär holen und dann alle niederschießen und das Dorf in Brand setzen, wie sie es in Abame getan hatten. Die Weißen hielten sich nicht an die festen Regeln der einheimischen Bevölkerung, weil ja nicht einmal ihre Sprache verstanden, geschweige die göttlichen Gebote, und sie ließen sich bestechen. Als einer versucht hatte, das alte Recht dagegen zu verteidigen, habe er seinen Gegner schwer verletzt. Als der dann starb, hatten ihn die Häscher gleich erwischt und seine Familienangehörigen mit ihm zusammen gefangen gesetzt. Er wurde erhängt und danach seine Familienangehörigen freigelassen, doch sie trauen sich nicht, öffentlich zu erzählen, wie es ihnen im Gefängnis ergangen war.
Zunächst kamen uns die Weißen und ihre Anhänger wie Narren vor. Aber die haben die Clans zerstört und die sind auseinandergefallen. Der Weiße "has put a knife on the things that held us together and we have fallen apart." [Zitat des Titels des Romans] (S.129)
21.Kapitel (S.130ff.):
Aber es gab viele in Umuofia, die die neue Entwicklung nicht so schrecklich fanden, denn die Weißen hätten zwar eine verrückte Religion, aber auch einen Laden gebracht, in dem man Palmöl und Korn zu hohen Preis verkaufen konnte, und es floss viel Geld nach Umuofia.
Und selbst die Religion schien etwas weniger verrückt als am Anfang. Denn der weiße Missionar hatte dagegen gepredigt, dass der bekehrte christliche Enoch die heilige Schlange, deren Kult sein Vater pflegte, getötet und gegessen hatte. Für den neuen Glauben sei es zwar keine Sünde, aber es sei nicht sinnvoll. Auch hatte der Missionar die Freundschaft einiger der wichtigsten Männer des Clans gewonnen, und die hatten ihm einen Elefantenstoßzahn geschenkt Und einer, Akunna, hatte sogar seinen Sohn zu ihm in die Schule geschickt, damit er die weißen Künste lernen könne. Akunna hat mit dem Missionar über die neue Religion gesprochen. Einig waren sie darin, dass es einen obersten Gott gab, der die Welt erschaffen hatte. Akunna nannte ihn Chukwu und meinte freilich, er habe auch die anderen Götter geschaffen, während Mister Brown meinte, die gäbe es nicht. Akunna sagte, sie, seien zwar aus Holz, aber sie seien die Stellvertreter Chukwus auf Erden. Und Mister Braun gestand ihm zu, dass es den auch für die Christen gebe, die Königin in England. Akunna sagte, so wie der Missionar im Auftrage der Königin gekommen sei, so seien die kleinen Götter auch im Auftrag. Chukwus. Wenn diese Vertreter mal etwas falsch machten, dann wendeten die Menschen sich an Chukwu, aber in den kleinen Angelegenheiten nicht. So lernte der Missionar, dass er die Religion nicht frontal angreifen dürfe, wenn er Erfolg haben wollte, und baute deshalb eine Schule und ein Hospital. Denen, die in die Schule kamen, macht er Geschenke. Und erklärte ihnen, dass, wenn sie nicht lernen, sie nicht mehr in die Verwaltung könnten, sondern dass dann die Boten der Regierung alle Fremde aus der Stadt Umuru am großen Fluss sein würden. Die Männer aus Umuofia, die genug gelernt hatten, wurden Lehrer und so 'Arbeiter im Weinberg des Herrn'. So arbeiteten Religion und Ausbildung von Anfang an Hand in Hand.
Okonkwos Sohn Nwoje ging auf die Schule in Umuru, um Lehrer zu werden, und bekam den neuen Namen Isaak. Okonkwo aber verbot ihm, wieder in sein Haus zu kommen. Der Missionar hatte sich also falsche Hoffnungen gemacht, Okonkwo könnte von seinem Sohn bekehrt werden; aber auch Okonkwo musste feststellen, dass er keine Chancen hatte, in Umuofia wieder so eine Rolle zu spielen wie vor seinem Fortgang. So viel hat es sich inzwischen verändert, dass alle nur über das Neue sprachen und dass Okonkwos Rückkehr für sie keine Bedeutung hatte.
Okonkwo war erschüttert, dass der Clan seine Einigkeit und Stärke verloren hatte und dass er auseinanderbrechen (falling apart) würde und all die Krieger schwach wie Frauen würden.
Kapitel 22 (S.134-138):
Mister Brown wurde krank und musste heimkehren. Sein Nachfolger Mister Smith, hielt nichts von Kompromissen, wie Brown sie gemacht hatte. Er sah nur schwarz und weiß und schwarz war für ihn übel.
In Umuofia gab es das Sprichwort: 'Wie ein Mann tanzt, so wird für ihn getrommelt.' Bei Smith bekamen die übereifrigen Anhänger Oberwasser. Und Enoch, der dem Vernehmen nach die Schlange getötet hatte, war der Übereifrigste. Als das Fest für die Erdgöttin an einem Sonntag gefeiert wurde und die Geistervorfahren mit ihren Masken wieder hervorkamen, trauten sich die Frauen nicht nach dem Gottesdienst nach Hause zu gehen. Einige der Männer kamen zu den Geistern und baten sie, sich zurückzuziehen, damit die Frauen nach Hause gehen könnten. Die Geister fingen schon damit an, als Enoch sich rühmte, sie würden nicht wagen, einen Christen anzurühren. Da kamen sie wieder und einer von ihnen gab Enoch einen schweren Schlag. Da riss Enoch ihm die Maske herunter und die anderen Geister stellten sich schützend vor ihn, damit die Frauen und Kinder ihn nicht erkennen könnten, und führten ihn fort. Enoch hatte einen Geist der Vorfahren getötet und Umuofia war in Verwirrung gestürzt.
In dieser Nacht war die Mutter der Geister überall im Clan unterwegs und klagte mit entsetzlichen Lauten, wie sie noch nie jemand gehört hatte, um ihren ermordeten Sohn. Es schien, als ob die Seele des Stammes wegen des kommenden entsetzlichen Übel klagte – über den eigenen Tod.
Am nächsten Tag kamen all die egwugwu von Umuofia und auch einige von benachbarten Dörfern auf den Marktplatz. Von dort zogen sie zu Enochs Hütte und zerstörten sie. Die Christen entschieden sich gegen Enoch Willen, keine gewalttätige Auseinandersetzung zu versuchen, sondern ihn in der Kirche vor Verfolgung zu schützen. Weil der Missionar den Geistern mutig entgegentrat, sagte deren Anführer, um seines Vorgängers willen, den sie geschätzt hätten, wollten sie ihm nichts tun, er dürfe weiter seinen Gott verehren, aber die Kirche müssten sie zerstören. Nach dieser Zerstörung waren die Geister des Clans beruhigt."
Kapitel 23 (S.140-43)
Erstmals seit vielen Jahren empfand Okonkwo etwas Ähnliches wie Glück. Der Clan schien ihn wieder auf ein besseren Weg zu sein. Zwei Tage nach der Zerstörung der Kirche waren alle Männer stets bewaffnet unterwegs, weil sie nicht unvorbereitet den Weißen zum Opfer fallen wollten, wie es den Männern von Abame ergangen war. Als dann der Bezirkskommissar, der auf Reisen gewesen war, zurückkam, sprach der Missionar mit ihm, wie er es oft tat, und der Bezirkskommissar lud sechs Männer zu einem Gespräch ein. Als die von dem Angriff auf die egwgwu erzählten, bat er zwölf seiner Leute herein, und ehe sie sich versahen, waren die sechs Männer in Handschellen. Der Bezirkskommissar erklärte ihnen, für ihre Taten sei die Strafe 200 Sack Kaurimuscheln. Wenn sie das akzeptierten und es unternähmen, das im Dorf einsammeln zu lassen, würde ihnen nichts geschehen. Die sechs waren außer Stande, etwas zu sagen, sogar als sie allein waren. Kaum war der Bezirkskommissar aus dem Raum schor, der Anführer seiner Leute, den sechs die Köpfe kahl. Sie bekam nichts zu essen und nichts zu trinken und durften den Raum nicht verlassen, um ihre Notdurft zu verrichten. In der Nacht kamen die Männer des Kommissars und stießen sie mit ihren kahlen Köpfen zusammen. Dann wurden sie mit einem dicken Strick geschlagen.
Die Männer des Kommissar gingen dann ins Dorf und drohten, wenn nicht 250 Säcke Muscheln gezahlt würden, würden die sechs gehängt (die 50 Säcke hatten sie als ihre Provision hinzugefügt). In der Nacht zog der Ausrufer durchs Dorf und forderte alle Männer auf, am Morgen auf den Dorfplatz zu kommen. [...]"
Diese Kurzwiedergabe von Kapiteln aus Achebes: Things Fall Apart bietet einen kurzen Einblick in die Nachteile, die mit christlicher Mission in Afrika einhergingen. Die Vorteile, die sie auch mit sich brachten, sind nur angedeutet bei den Gründen, die ganz am Anfang dieses Textes (im 16. Kapitel des Romans) angegeben werden, wieso Nwoje sich den Christen anschloss.
Mehr von der Kurzfassung zum Roman findet man hier.
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