"[...] Die Klima- und Umweltbewegung genießt in der deutschen Bevölkerung derzeit deutlich weniger Unterstützung als noch vor zwei Jahren. Zu dem Schluss kommt die gemeinnützige Organisation „More in Common“ in einer aktuellen Befragung.
Die Kritik der Befragten scheint sich dabei jedoch vor allem gegen konkrete Protestformen zu richten, etwa gegen die Aktionen der Letzten Generation – und (noch) nicht gegen die Notwendigkeit von Klimaschutz an sich. [...]
Die Ergebnisse der Befragung im Detail:
- Nur noch 34 Prozent der Befragten sagen, dass die Klima- und Umweltbewegung in Deutschland „grundsätzlich meine Unterstützung hat“. Das ist halb so viel wie vor zwei Jahren.
- Auffällig ist dabei: Die Unterstützung sinkt recht gleichmäßig über alle gesellschaftlichen Gruppen hinweg – also auch in Bevölkerungsgruppen, die der Bewegung generell eher nahestehen. „More in Common“ unterscheidet in seiner Forschung zwischen sechs gesellschaftlichen Typen anhand ihrer Werte und Grundüberzeugungen.
- Der Aussage „Die Klima- und Umweltbewegung in Deutschland hat das Wohl der gesamten Gesellschaft im Blick“ stimmen nur noch 25 Prozent zu. Vor zwei Jahren waren es noch 60 Prozent.
- Offenbar wirkt die Klimabewegung nicht mehr so einladend auf die Menschen wie noch vor zwei Jahren, und ihre Fähigkeit zum Dialog wird stärker angezweifelt. Der Anteil derer, die finden, dass die Klima- und Umweltbewegung „offen dafür ist, dass Leute wie ich bei ihr mitmachen“, ist seit 2021 um mehr als die Hälfte gefallen. Ebenso stark ging der Anteil jener zurück, die der Ansicht sind, dass die Bewegung eine „verständliche Sprache“ spreche.
- Aktuell finden 85 Prozent der Befragten, dass die Klima- und Umweltbewegung „häufig mit ihren Protestaktionen zu weit“ gehe. Vor zwei Jahren war es noch rund die Hälfte. Auch hier gibt es, anders als noch 2021, über alle gesellschaftlichen Gruppen hinweg eine breite Mehrheit. Es herrsche „eine neue Einhelligkeit beim Negativurteil“, schreibt „More in Common“.
- Nur acht Prozent äußerten Verständnis für die Aktionen der Letzten Generation.
- In den zusätzlich zur Befragung durchgeführten persönlichen Interviews sehen viele besonders kritisch, dass die „Aktionen die Bürgerinnen und Bürger direkt in ihrem Alltag treffen“ sollen.
Weitere Studien bestätigen Befunde
„More in Common“ kommt damit zu ähnlichen Ergebnissen wie andere kürzlich vorgelegte Studien. Das Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) berichtete beispielsweise Ende Juni: Radikale Klimaproteste, also Straßenblockaden oder Angriffe auf Kunstwerke, fänden bei der Mehrheit der Menschen in Deutschland keine Unterstützung. Doch auf die Zustimmung zu klimapolitischen Maßnahmen an sich wirkten sich die radikalen Aktionen „kurzfristig“ nicht aus.
Auch im Anfang Juli veröffentlichten Sozialen Nachhaltigkeitsbarometer sah mit 59 Prozent eine Mehrheit der Befragten die Klimaproteste eher kritisch. Zwei Drittel fürchteten, die Proteste könnten die gesellschaftliche Unterstützung für Klimaschutz gefährden. Fast die Hälfte glaubte eher nicht an ihre politische Wirksamkeit. [...]"
Alexandra Endres:
WARNUNG VOR KULTURKAMPFUnterstützung für Klimabewegung in Deutschland sinkt drastisch - und das ist der Grund, FR 29.7.23
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