Griechenland, Insel Lesbos, Camp Moria, April 2020
Moria auf der griechischen Insel Lesbos ist das größte Flüchtlingslager Europas. Ursprünglich für 3.000 Menschen ausgelegt,
leben dort mittlerweile über 20.000 Menschen. Viele Afghanen,
aber auch Syrer und Geflüchtete aus Subsahara-Afrika. Die meisten hausen im sogenannten Dschungel, einer chaotischen Zeltstadt. Sie wächst außerhalb des Camps unkontrolliert und dehnt
sich mit jeder Ankunft neuer Flüchtlinge noch weiter in die umliegenden Olivenhaine aus. Schon vor der Corona-Pandemie waren die Bedingungen für Asylsuchende im »Dschungel« unerträglich.
Die hygienischen Bedingungen machen das Lager anfällig,
sagen nun Ärzte und Hilfsorganisationen. In einigen Teilen von
Moria gebe es nur einen Wasseranschluss für bis zu 1.300 Menschen. Und immer wieder sei er defekt. Für Hunderte steht nur
eine Toilette zur Verfügung, fünf, sechs Personen schlafen mitunter auf drei Quadratmetern. Bei der Essensausgabe, am Wasserhahn, vor den Toiletten, überall heißt es: Schlange stehen.
Ständig. Stundenlang. Dicht gedrängt.
Die griechischen Behörden haben auf die drohende CoronaAusbreitung im Lager reagiert, sie schränkten die Bewegungsfreiheit ein und verhängten strikte Hygienemaßnahmen. Wie
aber sollen die eingehalten werden? »Einen Corona-Ausbruch
kann man in den beengten Lagern kaum aufhalten. Wir dürfen
nicht zulassen, dass Frauen, Männer und Kinder in diesen menschenunwürdigen Bedingungen allein gelassen werden. Sie
müssen sofort evakuiert werden«, sagt Franziska Vilmar, Expertin für Asylpolitik bei Amnesty International.
Viele der Geflüchteten zählen zu den Covid-19-Hochrisikogruppen. Schweres Asthma und andere Atemwegserkrankungen, Herzfehler und Diabetes sind weit verbreitet. Die erbärmlichen Lebensbedingungen verursachen außerdem Durchfall
und Hauterkrankungen. Chronischer Stress und Angst schwächen das Immunsystem.
»Noch gibt es keine Infektionsfälle in Moria«, berichtet
Apostolos Veizis von Ärzte ohne Grenzen in Griechenland. »Eine
Ausbreitung des Virus im Camp wäre verheerend. Auf Lesbos
gibt es in der Klinik gerade mal fünf Plätze auf der Intensivstation mit Beatmungsmöglichkeiten«, sagt der Mediziner. »Aber
auch die Lockdown-Maßnahmen im Camp bedeuten für die
Menschen: weniger Versorgung, weniger Bewegungsfreiheit,
mehr Angst und Stress.« Sexuelle Übergriffe häuften sich ebenso wie Gewalt in Familien und Schlägereien zwischen Geflüchteten. Vor wenigen Tagen sei ein 16-jähriger Afghane erstochen
worden, berichtet Veizis.
Der Ausnahmezustand ist Alltag. Hinzu kommen Anfeindungen: Selbsternannte Bürgerwehren stecken Flüchtlingseinrichtungen in Brand, blockieren Krankentransporte, attackieren Flüchtlinge, Journalisten und Helfer."
(AI Journal Mai/Juni 2020, S.13)
"Als der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan Ende Februar
das Signal zur Grenzöffnung gibt, strömen Tausende in der Türkei festsitzende Flüchtlinge und Migranten voller Hoffnung zur
griechischen Grenze. Dort löst sich ihr Traum von Europa auf im
Nebel der Tränengasgranaten, die ihnen griechische Polizisten
und EU-Grenzschützer entgegenfeuern. Statt Asyl erwartet die
Flüchtenden griechische Polizeigewalt.
Von hinten treiben türkische Polizisten sie weiter in Richtung EU. Mindestens zwei Männer sterben nach Angaben von
Amnesty International, weil griechische Grenzbeamte mutmaßlich scharf schießen. Jene, die es über die Grenze schaffen, kommen in Abschiebehaft. Griechenland setzt vorübergehend das
Asylrecht aus – eine völkerrechtswidrige Entscheidung.
Rund 2.000 Schutzsuchende geben nicht auf. Sie harren im
Niemandsland aus, während sich das Virus in Europa weiter
ausbreitet. Ihre letzte Hoffnung stirbt, als die EU wegen der Corona-Epidemie das humanitäre Aufnahmeprogramm für syrische Flüchtlinge stoppt und auch die Türkei ihre Grenzen zu
Griechenland wieder schließt.
Reza, ein junger Iraner, berichtet deutschen Medien von den
Lebensbedingungen der geflüchteten Menschen am Grenzübergang: »Es war eine Katastrophe – für uns alle. Die ersten Tage
gab es Essen, aber danach nicht mehr. Wir durften nicht mehr
rausgehen, um uns selbst zu versorgen. Es gab keine Arzneimittel, nichts … So etwas habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Ich war in Iran im Gefängnis, aber selbst dort war es besser
als in Pazarkule.«
Ende März räumen türkische Soldaten die Lagerstätten am
Grenzübergang. Sie zwingen die verbliebenen Menschen in Busse und transportieren sie in weit entfernte Containersiedlungen
im Hinterland. Das geschehe nur, um die Ausbreitung von Corona einzudämmen, erklärt das türkische Innenministerium.
Innenminister Süleyman Soylu sagt dem türkischen Fernsehsender NTV, 5.800 Migranten seien in »Repatriierungszentren
in neun unterschiedlichen Provinzen« gebracht worden. Dort
stünden sie zwei Wochen unter Quarantäne." (AI Journal Mai/Juni 2020, S.14)
In den Flüchtlingslagern in der Türkei und Griechenland herrschen unhaltbare Zustände. Es ist die Verantwortung der Mitglieder der EU zu verhindern, dass es im Zuge von COVID-19 dort zu Massensterben kommt.
Seiten
Donnerstag, 30. April 2020
Mittwoch, 29. April 2020
Wieder so eine Influencerin? - Ja
In ihrem Blog Lass mal lesen! wirbt diese Influencerin - wie so viele - für ihr Hobby.
Freilich eins, das so ganz typisch ist für Influencerinnen.
Da sie erst 13 Jahre ist, wird man es ihr nachsehen, auch dass sie sich politisch engagiert - in ihrem Fall gegen das Gender-Marketing.
U.a. mit dem mutigen (?) Argument, Pippi Langstrumpf sei ja kein reines Mädchenbuch und Karlsson vom Dach eine reines Jungenbuch.
Wehe, wenn sie mit 16 oder 17 sich noch anderen politischen Gebieten zuwenden sollte!
Da würde dann mehr gefordert als Intelligenz, große Aufgeschlossenheit und viel Engagement.
Warum braucht es so besonders viel Resilienz, wenn man als Frau politische Ziele erreichen will und warum versuchen es neuerdings schon so viele so sehr junge?
Freilich eins, das so ganz typisch ist für Influencerinnen.
Da sie erst 13 Jahre ist, wird man es ihr nachsehen, auch dass sie sich politisch engagiert - in ihrem Fall gegen das Gender-Marketing.
U.a. mit dem mutigen (?) Argument, Pippi Langstrumpf sei ja kein reines Mädchenbuch und Karlsson vom Dach eine reines Jungenbuch.
Wehe, wenn sie mit 16 oder 17 sich noch anderen politischen Gebieten zuwenden sollte!
Da würde dann mehr gefordert als Intelligenz, große Aufgeschlossenheit und viel Engagement.
Warum braucht es so besonders viel Resilienz, wenn man als Frau politische Ziele erreichen will und warum versuchen es neuerdings schon so viele so sehr junge?
Xifan Yang, eine Frau, die sich in der Krise einen Namen gemacht hat
Der Bericht, den sie über ihre Erfahrungen in China und Deutschland geschrieben hat, zeigt in bewunderswerter Weise die Ambivalenz der Art, wie die beiden Staaten bisher durch die Krise gekommen sind, auf.
Diesen Bericht ergänzt sie heute in der ZEIT durch den Bericht über einen Mann, der unbekannt bleiben möchte, weil die Partei in China nicht will, dass bekannt wird, wie viel privates Engagement dazu geholfen hat, dass die Schäden in der Krise nicht noch größer wurden.
Julia Jäkel ("Zurück in der Männerwelt") weist überzeugend darauf hin, wie in der Krise deutlich wird, dass die Männer wieder das Wort führen, weil die Frauen Beruf, Homeschooling und Hausarbeit miteinander zu verbinden versuchen.
Und das, obwohl die "Christliche Damen Union" (CDU), ein Hort des Patriarchats trotz allem, dazu beigetragen hat, dass drei Posten, die ganz eindeutig Männerdomäne waren, inzwischen mit Frauen besetzt sind: Verteidigungsminister, Bundeskanzler und EU-Kommissionspräsident. - Und, obwohl die Kanzlerin neuerdings ihre Politik erklärt. (Natürlich hat sie das auch schon früher getan, aber noch nie mit der Häufigkeit und Intensität wie gegenwärtig.)
So kommt Ash zu dem von Jäkel stark abweichendem Fazit:
Timothy Garton Ash im Interview: „Es ist die Stunde der Frauen in Führung“ FR 26.4.20
Immerhin weiß auch die Führungskraft Julia Jäkel auf sich aufmerksam zu machen. Freilich, es fällt schwer, ihr nicht Recht zu geben, auch wenn Adenauers Zeiten längst vorbei sind.
Diesen Bericht ergänzt sie heute in der ZEIT durch den Bericht über einen Mann, der unbekannt bleiben möchte, weil die Partei in China nicht will, dass bekannt wird, wie viel privates Engagement dazu geholfen hat, dass die Schäden in der Krise nicht noch größer wurden.
Julia Jäkel ("Zurück in der Männerwelt") weist überzeugend darauf hin, wie in der Krise deutlich wird, dass die Männer wieder das Wort führen, weil die Frauen Beruf, Homeschooling und Hausarbeit miteinander zu verbinden versuchen.
Und das, obwohl die "Christliche Damen Union" (CDU), ein Hort des Patriarchats trotz allem, dazu beigetragen hat, dass drei Posten, die ganz eindeutig Männerdomäne waren, inzwischen mit Frauen besetzt sind: Verteidigungsminister, Bundeskanzler und EU-Kommissionspräsident. - Und, obwohl die Kanzlerin neuerdings ihre Politik erklärt. (Natürlich hat sie das auch schon früher getan, aber noch nie mit der Häufigkeit und Intensität wie gegenwärtig.)
So kommt Ash zu dem von Jäkel stark abweichendem Fazit:
Timothy Garton Ash im Interview: „Es ist die Stunde der Frauen in Führung“ FR 26.4.20
Immerhin weiß auch die Führungskraft Julia Jäkel auf sich aufmerksam zu machen. Freilich, es fällt schwer, ihr nicht Recht zu geben, auch wenn Adenauers Zeiten längst vorbei sind.
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Coronakrise und Klimaschutz
"Umso wichtiger wird es sein, wenn wir Konjunkturprogramme auflegen, immer den Klimaschutz ganz fest im Blick zu haben und deutlich zu machen, dass wir nicht etwas am Klimaschutz sparen, sondern dass wir in zukunftsfähige Technologien investieren", sagt Merkel beim 11. Petersberg Klimadialog
Dienstag, 28. April 2020
"Das Virus liebt die Freiheit genauso wie ich"
"Das Virus liebt die Freiheit genauso wie ich" ZEIT magazin 22.4.20
Xifan Yang, eine Chinesin, die vor dem Virus von China nach Deutschland floh und danach vor demselben Virus nach China zurück, berichtet: Nach der Quarantäne wird sie an die Maskenpflicht erinnert. Denn natürlich muss jemand, der nicht ansteckt und nicht angesteckt werden kann, eine Maske tragen.
Natürlich nur, wenn die Gesamtheit wichtiger genommen wird als die Freiheit des Individuums.
"Ende Februar flog ich nach Deutschland, um meinen Mann wiederzusehen und Pause von Corona zu machen. Aber Corona kam mir hinterher. Nach vier Wochen flog ich zurück nach Peking, um meine Arbeit in China wieder aufzunehmen. "
"Bis zum 21. Februar, dem Tag, an dem ich Peking verließ, meldete die Stadt nur 399 Infizierte. Unterschlagen wurden in der Statistik asymptomatische Corona-Fälle, dennoch, für eine 22-Millionen-Metropole war Peking erstaunlich wenig betroffen. Dass der Stadt ein größerer Ausbruch samt Ausgangssperre erspart blieb, lag nicht nur an der Strenge des Staates: Meine chinesischen Freunde und Bekannten verhielten sich ausnahmslos diszipliniert. Weil sie sich noch an den Sars-Ausbruch vor 17 Jahren erinnerten oder weil sie das Ansteckungsrisiko, anders als ich, unabhängig davon von Anfang an ernst nahmen. Ich sah in Covid-19 nichts anderes als eine etwas schwerere Grippe, jedenfalls keinen Grund, mein Leben komplett einzustellen. Meine Cousine dagegen setzte zweieinhalb Wochen lang keinen Fuß vor die Wohnung. Nicht mal in den Hausflur. "Danke, mir fehlt es an nichts", antwortete sie auf meine Frage, wie es ihr ging."
"Sieben Tage später landete ich in München. Am Flughafen hielt mir niemand ein Messgerät an die Stirn, keine Kontrollen, gar nichts, nur ein Zettel zum Ausfüllen wurde mir vorgelegt, auf den ich eintragen sollte, ob ich aus einem Risikogebiet kam und Kontakt zu Infizierten gehabt hatte. Meine Mutter war eine Woche zuvor zurück nach Frankfurt geflogen. Weil sie verunsichert war, hatte sie einen Grenzbeamten gefragt, was sie zu tun habe. Schließlich kam sie ja aus China. "Nichts", antwortete der Beamte achselzuckend. "Tun Sie, was Sie wollen." – "Und meine Maske?", fragte meine Mutter. "Können Sie wegschmeißen." [...]"
"In den Tagen meiner Quarantäne werden die Mauern von Tag zu Tag weiter hochgezogen: In den USA eilen chinesischstämmige Einwanderer in Waffengeschäfte und rüsten sich zur Selbstverteidigung, weil sie auf der Straße angespuckt und körperlich attackiert werden. In China ergießt sich eine Welle des nationalen Chauvinismus im Netz: Ein Comic stellt Ausländer, die sich nicht an Quarantäne-Regeln halten, als Müll dar, den es auszusortieren gilt. "
Wie passt das zusammen? Nachzulesen bei Xifan Yang.
Xifan Yang, eine Chinesin, die vor dem Virus von China nach Deutschland floh und danach vor demselben Virus nach China zurück, berichtet: Nach der Quarantäne wird sie an die Maskenpflicht erinnert. Denn natürlich muss jemand, der nicht ansteckt und nicht angesteckt werden kann, eine Maske tragen.
Natürlich nur, wenn die Gesamtheit wichtiger genommen wird als die Freiheit des Individuums.
"Ende Februar flog ich nach Deutschland, um meinen Mann wiederzusehen und Pause von Corona zu machen. Aber Corona kam mir hinterher. Nach vier Wochen flog ich zurück nach Peking, um meine Arbeit in China wieder aufzunehmen. "
"Bis zum 21. Februar, dem Tag, an dem ich Peking verließ, meldete die Stadt nur 399 Infizierte. Unterschlagen wurden in der Statistik asymptomatische Corona-Fälle, dennoch, für eine 22-Millionen-Metropole war Peking erstaunlich wenig betroffen. Dass der Stadt ein größerer Ausbruch samt Ausgangssperre erspart blieb, lag nicht nur an der Strenge des Staates: Meine chinesischen Freunde und Bekannten verhielten sich ausnahmslos diszipliniert. Weil sie sich noch an den Sars-Ausbruch vor 17 Jahren erinnerten oder weil sie das Ansteckungsrisiko, anders als ich, unabhängig davon von Anfang an ernst nahmen. Ich sah in Covid-19 nichts anderes als eine etwas schwerere Grippe, jedenfalls keinen Grund, mein Leben komplett einzustellen. Meine Cousine dagegen setzte zweieinhalb Wochen lang keinen Fuß vor die Wohnung. Nicht mal in den Hausflur. "Danke, mir fehlt es an nichts", antwortete sie auf meine Frage, wie es ihr ging."
"Sieben Tage später landete ich in München. Am Flughafen hielt mir niemand ein Messgerät an die Stirn, keine Kontrollen, gar nichts, nur ein Zettel zum Ausfüllen wurde mir vorgelegt, auf den ich eintragen sollte, ob ich aus einem Risikogebiet kam und Kontakt zu Infizierten gehabt hatte. Meine Mutter war eine Woche zuvor zurück nach Frankfurt geflogen. Weil sie verunsichert war, hatte sie einen Grenzbeamten gefragt, was sie zu tun habe. Schließlich kam sie ja aus China. "Nichts", antwortete der Beamte achselzuckend. "Tun Sie, was Sie wollen." – "Und meine Maske?", fragte meine Mutter. "Können Sie wegschmeißen." [...]"
"In den Tagen meiner Quarantäne werden die Mauern von Tag zu Tag weiter hochgezogen: In den USA eilen chinesischstämmige Einwanderer in Waffengeschäfte und rüsten sich zur Selbstverteidigung, weil sie auf der Straße angespuckt und körperlich attackiert werden. In China ergießt sich eine Welle des nationalen Chauvinismus im Netz: Ein Comic stellt Ausländer, die sich nicht an Quarantäne-Regeln halten, als Müll dar, den es auszusortieren gilt. "
Wie passt das zusammen? Nachzulesen bei Xifan Yang.
Offenbar ist der Spiegel bereit, per Gastbeitrag Fake News zu verbreiten
Unter der url https://www.spiegel.de/[...]-ein-zweiter-shutdown-ist-unmoeglich verbreitet der Spiegel einen Gastbeitrag von René Schlott unter der Überschrift "Ein zweiter Shutdown ist unmöglich".
Das ist offenkundig eine Falschaussage, da keine einzige Aussage des Textes einen Hinweis auf die Unmöglichkeit einer Zurücknahme der Lockerungen des Lockdowns enthält, sondern nur allerlei Argumente dafür, dass er nicht sinnvoll sei.
Weshalb verbreitet der Spiegel solch einen Gastbeitrag?
Dagegen ist die Aussage
"Ich möchte mir von Frau Merkel nicht sagen lassen, dass ich mir die Hände waschen muss" von Frank Castorf Spiegel vom 28.4. ein ernst zu nehmender Diskussionsbeitrag.
Darüber lässt sich jederzeit diskutieren, über Fake News nicht.
Das ist offenkundig eine Falschaussage, da keine einzige Aussage des Textes einen Hinweis auf die Unmöglichkeit einer Zurücknahme der Lockerungen des Lockdowns enthält, sondern nur allerlei Argumente dafür, dass er nicht sinnvoll sei.
Weshalb verbreitet der Spiegel solch einen Gastbeitrag?
Dagegen ist die Aussage
"Ich möchte mir von Frau Merkel nicht sagen lassen, dass ich mir die Hände waschen muss" von Frank Castorf Spiegel vom 28.4. ein ernst zu nehmender Diskussionsbeitrag.
Darüber lässt sich jederzeit diskutieren, über Fake News nicht.
Montag, 27. April 2020
Die Doppelkrise: Corona und Klima - Jahre und Jahrhunderte
Was in einer Fensterdemonstration nur extrem verkürzt benannt werden kann, führt Marina Kormbaki in der FR vom 27.4. genauer aus:
"[...] Die große Schwierigkeit besteht darin, die Corona-Krise einzudämmen, ohne die Klimakrise zu verschärfen. Diese Herausforderung birgt aber auch eine Chance, wenn die Staaten- und Wirtschaftslenker beide Krisen zusammendenken. Die Mobilitätsbranche leidet unter einem globalen Stillstand. Auto- und die Luftfahrtindustrie sollten gestützt werden – aber nicht so, dass der Untergang einer auf fossilen Brennstoffen beruhenden Branche bloß ein kleines bisschen hinausgezögert wird.
Eine auf alternative Antriebe setzende „Innovationsprämie“, wie sie die Bundesumweltministerin ins Gespräch gebracht hat, weist den richtigen Weg. [...]
Was Klimaforscher nur mit mäßigem Erfolg vermitteln konnten, führt die Corona-Pandemie den Menschen weltweit vor Augen: Sie sind leicht verwundbar und aufs Engste miteinander verwoben. Zu wünschen ist, dass diese Erkenntnis über die akute Phase der Pandemiebekämpfung hinaus Bestand hat. Denn sie ist die Voraussetzung zur Beherrschung des Klimawandels und zur Bewahrung eines menschenwürdigen Daseins auf diesem Planeten." (FR 27.4.20)
Meine Ergänzung dazu: Das Argument "Das geht nicht" gilt nicht mehr.
"[...] Die große Schwierigkeit besteht darin, die Corona-Krise einzudämmen, ohne die Klimakrise zu verschärfen. Diese Herausforderung birgt aber auch eine Chance, wenn die Staaten- und Wirtschaftslenker beide Krisen zusammendenken. Die Mobilitätsbranche leidet unter einem globalen Stillstand. Auto- und die Luftfahrtindustrie sollten gestützt werden – aber nicht so, dass der Untergang einer auf fossilen Brennstoffen beruhenden Branche bloß ein kleines bisschen hinausgezögert wird.
Eine auf alternative Antriebe setzende „Innovationsprämie“, wie sie die Bundesumweltministerin ins Gespräch gebracht hat, weist den richtigen Weg. [...]
Was Klimaforscher nur mit mäßigem Erfolg vermitteln konnten, führt die Corona-Pandemie den Menschen weltweit vor Augen: Sie sind leicht verwundbar und aufs Engste miteinander verwoben. Zu wünschen ist, dass diese Erkenntnis über die akute Phase der Pandemiebekämpfung hinaus Bestand hat. Denn sie ist die Voraussetzung zur Beherrschung des Klimawandels und zur Bewahrung eines menschenwürdigen Daseins auf diesem Planeten." (FR 27.4.20)
Meine Ergänzung dazu: Das Argument "Das geht nicht" gilt nicht mehr.
"Beim
nächsten Mal sind wir schlauer." Das gilt nicht erst bei
der nächsten Pandemie, der nächste Ernstfall ist schon da: der
Klimawandel. Der wird nicht wie die Corona-Epidemie und selbst die
asiatische Grippe nach ein paar Jahren vorüber sein. Der dauert
Jahrhunderte. Zum Glück ist noch Zeit, das Ärgste zu verhindern.
Wir kennen die Arzenei, die uns helfen kann. Und diesmal sind es
nicht die Jungen, die wegen mangelnder Lebenserfahrung sich nicht
vorstellen können, was auf uns zukommt.
Wir
alle könnten wissen, was zu tun ist: Rechtzeitig handeln, die
Ursachen bekämpfen und das Tempo der Entwicklung abbremsen. Die
konkreten Forderungen werden diesmal nicht auf den Straßen
vorgetragen, sondern fast nur über die Medien, weil
Massendemonstrationen in der gegenwärtigen Situation zu gefährlich
sind. Aber sie sind auch schon bekannt:
- Nettonull 2035 erreichen
- Kohleausstieg bis 2030
- 100% erneuerbare Energieversorgung bis 2035
Dafür
sind sofort nötig:
- Das Ende der Subventionen für fossile Energieträger
- 1/4 der Kohlekraft abschalten
- Eine CO2-Steuer auf alle Treibhausgasemissionen.
Das
Argument "Das geht nicht" gilt nicht. Was 2017 noch
unmöglich schien, war, als der Virus kam, plötzlich doch möglich:
das Erreichen der deutschen Klimaziele für 2020. Wir sollten nicht
warten, bis es uns aufgezwungen wird, dann wird alles viel teurer.
Jetzt
gilt es zu handeln, auch wenn keine Schüler auf den Straßen sind.
Die schwänzen keine Schule, die dürfen plötzlich gar nicht in die
Schule.
Die
Coronakrise hat gezeigt, was alles möglich ist, auch wenn es
unmöglich schien oder gar verboten war. Noch haben wir eine Chance.
Freitag, 24. April 2020
Warum handeln wir bei Corona, aber beim Klimaschutz nicht?
"Wir entscheiden uns jetzt für Menschenleben, gegen die Wirtschaft, heißt es allenthalben stolz in Politik und Medien. Das ist das eigentlich Atemberaubende an dieser Corona-Situation, denn in der bisherigen Menschheitsgeschichte und bis vorgestern lief es immer umgekehrt. [...]
Anfang Januar gaben chinesische Wissenschaftler das vollständig diagnostizierte Genom an die WHO, damit global Maßnahmen ergriffen werden können. Seither hat ein Staat nach dem anderen das Primat der Politik zurückerobert und im Namen der Humanität dirigistisch durchgegriffen.
Erstaunlich bleibt, dass seit Jahr und Tag, von der Gesellschaft ignoriert und unbetrauert, Millionen sterben, die mit ähnlich konsequenten Zugriffen zu retten gewesen wären. [...]
Eine vorbeugende Impfung gegen Klimaschäden wird es nie geben. Eine Pille auch nicht. Und Intensivtherapie kommt erst, wenn intensive Prävention versäumt wurde. [...]
Die Staaten mit dem höchsten Ausstoß an krankmachenden Gasen müssen etwa vier Prozent ihrer Wirtschaftsleistung aufbringen, um die Schäden ihrer Unternehmen einzudämmen. Dabei würde es nur ein Prozent der globalen Wirtschaftsleistung kosten, den Pariser Klimavertrag zu erfüllen. Und so auf Dauer Millionen Menschen vor dem Tod zu bewahren. Warum greifen hier die humanistischen Werte nicht? [...]"
(Daniela Dahn: Verrückte Maßstäbe, der Freitag, 24.4. 20)
Klimaschutz jetzt!
Was für die Alten möglich war und ist: #Coronakrise , gilt umso mehr für die kommenden Generationen dieses Jahrtausends: Solidarität der gesamten Gesellschaft. Deshalb Einschränkungen für den #Klimaschutz akzeptieren, keine Lockerungen im #Klimawandel, der Höhepunkt liegt noch lange vor uns, aber noch können wir erfolgreich handeln.
Donnerstag, 23. April 2020
Merkel und der Green Deal der EU
Aus meinem Brief an Angela Merkel:
"die Investitionen, die zur Erholung der deutschen Wirtschaft ausgegeben werden, sollten unbedingt in den Green Deal der EU eingepasst werden; die Corona-Epidemie mit ihren Folgen wird die kommenden Jahre prägen, der Klimawandel mit seinen Folgen aber die kommenden Jahrhunderte. "
zum Kontext:
https://fb.avaaz.org/campaign/de/corona_klima_sam/?wXzZCab
https://fontanefansschnipsel.blogspot.com/2020/04/coronakrise-fur-wenige-jahre.html
"die Investitionen, die zur Erholung der deutschen Wirtschaft ausgegeben werden, sollten unbedingt in den Green Deal der EU eingepasst werden; die Corona-Epidemie mit ihren Folgen wird die kommenden Jahre prägen, der Klimawandel mit seinen Folgen aber die kommenden Jahrhunderte. "
zum Kontext:
https://fb.avaaz.org/campaign/de/corona_klima_sam/?wXzZCab
https://fontanefansschnipsel.blogspot.com/2020/04/coronakrise-fur-wenige-jahre.html
"Beim nächsten Mal sind wir schlauer."
"Beim
nächsten Mal sind wir schlauer." Das gilt aber nicht erst bei
der nächsten Pandemie, der nächste Ernstfall ist schon da: der
Klimawandel. Der wird nicht wie die Corona-Epidemie und selbst die
asiatische Grippe nach ein paar Jahren vorüber sein. Der dauert
Jahrhunderte. Zum Glück ist noch Zeit, das Ärgste zu verhindern.
Wir kennen die Arzenei, die uns helfen kann. Und diesmal sind es
nicht die Jungen, die wegen mangelnder Lebenserfahrung sich nicht
vorstellen können, was auf uns zukommt.
Wir
alle könnten wissen, was zu tun ist: Rechtzeitig handeln, die
Ursachen bekämpfen und das Tempo der Entwicklung abbremsen. Die
konkreten Forderungen werden diesmal nicht auf den Straßen
vorgetragen, sondern fast nur über die Medien, weil
Massendemonstrationen in der gegenwärtigen Situation zu gefährlich
sind. Aber sie sind auch schon bekannt:
- Nettonull 2035 erreichen
- Kohleausstieg bis 2030
- 100% erneuerbare Energieversorgung bis 2035
- Das Ende der Subventionen für fossile Energieträger
- 1/4 der Kohlekraft abschalten
- Eine CO2-Steuer auf alle Treibhausgasemissionen.
Jetzt
gilt es zu handeln, auch wenn keine Schüler auf den Straßen sind.
Die schwänzen keine Schule, die dürfen plötzlich gar nicht in die
Schule.
Die
Coronakrise hat gezeigt, was alles möglich ist, auch wenn es
unmöglich schien oder gar verboten war. Noch haben wir eine Chance.
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Studentenbewegung 1967 ff und Ernst Fraenkel
https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Fraenkel_(Politikwissenschaftler)
Die Methoden, die die Anhänger der Studentenbewegung gegenüber missliebigen Professoren einsetzten, entsprachen genau denen, die von Rechtsradikalen gegen jüdische Professoren verwandt worden waren, vor 1933 und danach.
Was Fraenkel traf, traf auch Adorno (Wikipediaartikel):
"Die Studenten agierten zunehmend gegen ihre einstigen Vorbilder, beschimpften sie in einem Flugblatt gar als „Büttel des autoritären Staates“.[112] Adornos Vorlesungen wurden wiederholt von studentischen Aktivisten gesprengt, besonders spektakulär war eine Aktion (in den Medien zum sogenannten Busenattentat stilisiert) im April 1969, als Hannah Weitemeier und zwei andere Studentinnen Adorno mit entblößten Brüsten auf dem Podium bedrängten und ihn mit Rosen- und Tulpenblüten bestreuten.[113] „Das Gefühl, mit einem Mal als Reaktionär angegriffen zu werden, hat immerhin etwas Überraschendes“, schrieb Adorno an Samuel Beckett.[114] Andererseits waren Adorno und Horkheimer Vorwürfen von der politischen Rechte ausgesetzt, sie seien die geistigen Urheber der studentischen Gewalt.
Die Methoden, die die Anhänger der Studentenbewegung gegenüber missliebigen Professoren einsetzten, entsprachen genau denen, die von Rechtsradikalen gegen jüdische Professoren verwandt worden waren, vor 1933 und danach.
Was Fraenkel traf, traf auch Adorno (Wikipediaartikel):
"Die Studenten agierten zunehmend gegen ihre einstigen Vorbilder, beschimpften sie in einem Flugblatt gar als „Büttel des autoritären Staates“.[112] Adornos Vorlesungen wurden wiederholt von studentischen Aktivisten gesprengt, besonders spektakulär war eine Aktion (in den Medien zum sogenannten Busenattentat stilisiert) im April 1969, als Hannah Weitemeier und zwei andere Studentinnen Adorno mit entblößten Brüsten auf dem Podium bedrängten und ihn mit Rosen- und Tulpenblüten bestreuten.[113] „Das Gefühl, mit einem Mal als Reaktionär angegriffen zu werden, hat immerhin etwas Überraschendes“, schrieb Adorno an Samuel Beckett.[114] Andererseits waren Adorno und Horkheimer Vorwürfen von der politischen Rechte ausgesetzt, sie seien die geistigen Urheber der studentischen Gewalt.
1969 sah Adorno sich gezwungen, seine Vorlesungen einzustellen. Als am 31. Januar 1969 Studenten in das Institut für Sozialforschung eingedrungen waren, um kategorisch eine sofortige Diskussion über die politische Situation durchzusetzen, riefen die Institutsdirektoren – Adorno und Ludwig von Friedeburg – die Polizei und zeigten die Besetzer an. Adorno, der immer ein Gegner des Polizei- und Überwachungsstaats gewesen war, litt unter diesem Bruch seines Selbstverständnisses. Er musste als Zeuge vor dem Frankfurter Landgericht gegen Hans-Jürgen Krahl, einen seiner begabtesten Schüler, aussagen. Adorno äußerte sich dazu in einem Brief an Alexander Kluge: „Ich sehe nicht ein, warum ich mich zum Märtyrer des Herrn Krahl machen soll, von dem ich mir doch ausdachte, daß er mir ein Messer an die Kehle setzt, um mir diese durchzuschneiden, und auf meinen gelinden Protest erwidert: Aber Herr Professor, das dürfen Sie doch nicht personalisieren“.[115] [...]
Am Tag nach der Gerichtsverhandlung gegen Krahl fuhr er mit seiner Frau in den üblichen Sommerurlaub in die Schweizer Berge. Statt des gewohnten Urlaubs in Sils Maria fuhren sie erstmals nach Zermatt (1600 m. ü. M.). Ungenügend akklimatisiert, fuhr er mit einer Seilbahn auf fast 3000 m. ü. M. und wanderte dann zur Gandegghütte (3030 m.ü.M.). Weil er Probleme mit seinem Bergschuh hatte, ließ er sich anschließend nach Visp (660 M. ü. M.) zu einem Schuhmacher fahren. Als er Herzbeschwerden bekam, wurde er ins Visper Krankenhaus St. Maria gebracht. Dort erlag er am Morgen des 6. August 1969 einem Herzinfarkt.[119]"
Am Tag nach der Gerichtsverhandlung gegen Krahl fuhr er mit seiner Frau in den üblichen Sommerurlaub in die Schweizer Berge. Statt des gewohnten Urlaubs in Sils Maria fuhren sie erstmals nach Zermatt (1600 m. ü. M.). Ungenügend akklimatisiert, fuhr er mit einer Seilbahn auf fast 3000 m. ü. M. und wanderte dann zur Gandegghütte (3030 m.ü.M.). Weil er Probleme mit seinem Bergschuh hatte, ließ er sich anschließend nach Visp (660 M. ü. M.) zu einem Schuhmacher fahren. Als er Herzbeschwerden bekam, wurde er ins Visper Krankenhaus St. Maria gebracht. Dort erlag er am Morgen des 6. August 1969 einem Herzinfarkt.[119]"
Mittwoch, 22. April 2020
Über die Schwierigkeit der Entsperrung eines iPhones mithilfe biometrischer Daten
Die Entsperrung über Gesichtserkennung funktionier mit Gesichsmaske verständlicherweise nicht. Es gibt aber eine Einstellung "Alternatives Erscheinungsbild", wenn man die gewählt hat, geht man folgendermaßen weiter vor:
Man wählt "den Punkt „Alternatives Erscheinungsbild konfigurieren“ "
Dann faltet man seine "Maske mittig und verdeckt damit eine Gesichtshälfte. Wenn ihr den Hinweis „Gesicht verdeckt“ erhaltet, zieht die Maske ein wenig zur Seite, bis ihr aufgefordert werdet, einen Kreis mit eurem Kopf zu beschreiben.
Sobald ihr das Alternative Erscheinungsbild eingerichtet habt, könnt ihr versuchen, euer iPhone mit aufgesetzter Gesichtsmaske zu entsperren." (iPhone-Anleitung)
https://iphone-tricks.de/anleitung/91703-iphone-entsperren-maske?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=newsletter20200422&utm_content=%2Fmagazin
https://iphone-tricks.de/anleitung/91703-iphone-entsperren-maske?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=newsletter20200422&utm_content=%2Fmagazin
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Sonntag, 19. April 2020
Coronakrise für wenige Jahre, Klimawandel für Jahrhunderte
Coronakrise für wenige Jahre, Klimawandel für Jahrhunderte
COVID-19 erschreckte dadurch, dass es sich dank energischer Maßnahmen innerhalb von China zwar noch relativ gut einhegen ließ, dann aber durch Flugreisende weltweit verbreitet wurde, ehe Europäer und Nordamerika zureichend vorbereitet waren.
Der Klimawandel ließ sich jahrzehntelang in der Öffentlichkeit kleinreden. Und auch als die Gegenmaßnahmen unzureichend waren, kam es zu keiner Katastrophe. Nur fanden die Wissenschaftler mehr und mehr gefährliche Entwicklungen heraus, die man bisher übersehen hatte.
Die Entwicklung blieb langsam, die Erkenntnis wuchs schnell; aber die Handlungen blieben unzureichend.
Die Lehre der Coronakrise:
Rechtzeitig handeln ermöglicht Erfolg
Die unberechenbare Überraschung kommt beim Klimawandel mit den Kippelementen.
Zunächst erhöht sich das Tempo, dann wird die Entwicklung unbeherrschbar.
Die wirtschaftlichen Folgen des weitgehenden Stillstandes sind nur temporär. Wenn die Klimaerwärmung zu stark zunimmt, wird ein wachsender Anteil der Wirtschaft allein auf die Bekämpfung der der Folgen ausgerichtet werden müssen. Es fehlen die Energien für die Umsteuerung und mehr und mehr auch die für Kultur, Bildung, überhaupt für alle Sekundärbedürfnisse.
Deshalb gilt: Wenn man der Bevölkerung heute Zumutungen erspart, dann kommen bald weit größere auf sie zu. Es gilt, mit Einschränkungen umzugehen. Beim Lockdown war das eine Sache weniger Tage. Beim Klimawandel wird es Jahre brauchen, selbst wenn endlich energisch gehandelt werden wird.
Mehr dazu: Vergleich: Corona-Epidemie und Klimawandel
Post-Corona-Manifest: 174 Wissenschaftler*innen veröffentlichen 5-Punkte-Plan Utopia 22.4.20
Die unberechenbare Überraschung kommt beim Klimawandel mit den Kippelementen.
Zunächst erhöht sich das Tempo, dann wird die Entwicklung unbeherrschbar.
Die wirtschaftlichen Folgen des weitgehenden Stillstandes sind nur temporär. Wenn die Klimaerwärmung zu stark zunimmt, wird ein wachsender Anteil der Wirtschaft allein auf die Bekämpfung der der Folgen ausgerichtet werden müssen. Es fehlen die Energien für die Umsteuerung und mehr und mehr auch die für Kultur, Bildung, überhaupt für alle Sekundärbedürfnisse.
Deshalb gilt: Wenn man der Bevölkerung heute Zumutungen erspart, dann kommen bald weit größere auf sie zu. Es gilt, mit Einschränkungen umzugehen. Beim Lockdown war das eine Sache weniger Tage. Beim Klimawandel wird es Jahre brauchen, selbst wenn endlich energisch gehandelt werden wird.
Mehr dazu: Vergleich: Corona-Epidemie und Klimawandel
Post-Corona-Manifest: 174 Wissenschaftler*innen veröffentlichen 5-Punkte-Plan Utopia 22.4.20
Freitag, 17. April 2020
Offene Daten zu COVID-19 für Österreich und die Grenzen der Offenheit
Mittwoch, 15. April 2020
Zum Versammlungsrecht während der Corona-Pandemie
"In Bremen fand sogar eine Versammlung ohne Mindestabstand zwischen den Demonstrierenden statt (zu anderen Menschen wurde dieser offenbar eingehalten). Geflüchtete protestierten, weil sie in ihrer Unterkunft, in der sie zwangsweise untergebracht waren, den Mindestabstand aufgrund der Enge der Räume nicht einhalten konnten. Ein Verbot dieser Versammlung aufgrund der Nichteinhaltung von Abstandsregeln wäre absurd gewesen, da es den Menschen gerade darauf ankam, diese in ihrem Alltag einhalten zu können."
https://verfassungsblog.de/versammlungsfreiheit-auch-in-krisenzeiten/ 15.4.20
https://verfassungsblog.de/versammlungsfreiheit-auch-in-krisenzeiten/ 15.4.20
Erinnerung an eine Forderung der Leopoldina von 2016: Bettenabbau!
Zum Verhältnis von Medizin und Ökonomie im deutschen Gesundheitssystem (2016)
Dazu die Süddeutsche Zeitung am 26. Oktober 2016:
Wissenschaftler halten 1300 Kliniken für überflüssig
"Kern des Problems bleibt den Autoren zufolge die strukturelle Verdünnung medizinischer Kompetenz durch zu viele Einrichtungen. Jedem vierten allgemeinen Krankenhaus fehlt demnach ein Computertomograf, jedes fünfte hat kein Intensivbett. Dagegen helfe nur noch ein radikaler Verzicht. Betroffen von einem Eingriff wären aber nicht etwa die ländlichen Räume. "Die meisten der kleinen Kliniken, von denen hier die Rede ist, stehen in den deutschen Ballungszentren", sagt Reinhard Busse, Professor für Management im Gesundheitswesen an der Technischen Universität Berlin [...]
"Qualifiziertes medizinisches Personal ist derzeit im Grunde ausreichend vorhanden, aber auf zu viele Häuser verteilt", schreiben die sechs Autoren. Würde man die gleiche Zahl von Ärzten und Pflegern in weniger Krankenhäusern mit weniger Betten, aber jeweils umfassender Kompetenz und Ausstattung im 24-Stunden Betrieb einsetzen, wäre das nicht nur wirtschaftlich, sondern auch zum medizinisch Besten der Patienten." (Hervorhebung von Fontanefan)
Dazu:
Meiner - sehr beschränkten! - Kenntnis nach wurden in letzter Zeit vermehrt Kliniken im ländlichen Raum geschlossen, wo es an selbständigen Ärzten fehlt. Dagegen blieben in Städten mit Universitätskliniken kleinere Kliniken mit unzureichender Ausstattung erhalten.
Dazu die Süddeutsche Zeitung am 26. Oktober 2016:
Wissenschaftler halten 1300 Kliniken für überflüssig
"Kern des Problems bleibt den Autoren zufolge die strukturelle Verdünnung medizinischer Kompetenz durch zu viele Einrichtungen. Jedem vierten allgemeinen Krankenhaus fehlt demnach ein Computertomograf, jedes fünfte hat kein Intensivbett. Dagegen helfe nur noch ein radikaler Verzicht. Betroffen von einem Eingriff wären aber nicht etwa die ländlichen Räume. "Die meisten der kleinen Kliniken, von denen hier die Rede ist, stehen in den deutschen Ballungszentren", sagt Reinhard Busse, Professor für Management im Gesundheitswesen an der Technischen Universität Berlin [...]
"Qualifiziertes medizinisches Personal ist derzeit im Grunde ausreichend vorhanden, aber auf zu viele Häuser verteilt", schreiben die sechs Autoren. Würde man die gleiche Zahl von Ärzten und Pflegern in weniger Krankenhäusern mit weniger Betten, aber jeweils umfassender Kompetenz und Ausstattung im 24-Stunden Betrieb einsetzen, wäre das nicht nur wirtschaftlich, sondern auch zum medizinisch Besten der Patienten." (Hervorhebung von Fontanefan)
Dazu:
Meiner - sehr beschränkten! - Kenntnis nach wurden in letzter Zeit vermehrt Kliniken im ländlichen Raum geschlossen, wo es an selbständigen Ärzten fehlt. Dagegen blieben in Städten mit Universitätskliniken kleinere Kliniken mit unzureichender Ausstattung erhalten.
Dienstag, 14. April 2020
Die Leopoldina formuliert manches, was in der bisherigen Diskussion zu kurz kam
Die Leopoldina formuliert Treffendes zu den Entscheidungsgrundlagen.
Hier Auszüge aus der Zusammenstellung in den Nachdenkseiten:
„Sterblichkeitsraten, die das Verhältnis der an COVID-19 Verstorbenen zur Anzahl der Neuinfizierten quantifizieren, müssen auf der Basis aller Infizierten bzw. der Gesamtbevölkerung berechnet werden und nicht nur auf der Basis der registrierten Erkrankten. Das individuelle Sterberisiko durch COVID-19 muss auch vor dem allgemeinen Hintergrund der Multikausalität und Komplexität von Todesfällen stärker als bislang beachtet werden. Die Anzahl von an COVID-19 Verstorbenen muss ins Verhältnis gesetzt werden zu der Anzahl der in einem vergleichbaren Zeitraum in einer äquivalenten Altersgruppe an anderen Erkrankungen Verstorbenen. [...]
Bei der Betrachtung der stationären und intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten für COVID-19 Patientinnen und Patienten müssen weitere Aspekte einbezogen werden. Hierzu gehört, dass anderweitig Erkrankte durch die im Zuge der COVID-19 verfügten Maßnahmen u.U. einer Gefährdung ausgesetzt sind, wenn ihr Zugang zum Gesundheitssystem beeinträchtigt wird oder sie aufgrund von Ängsten vor einer Coronavirus-Infektion keine medizinische Versorgung aufsuchen (z.B. psychisch Erkrankte, Patientinnen und Patienten bei denen operativen Eingriffe anstehen, Schlaganfall- und Herzinfarktpatienten, Pflegebedürftige). Ebenso müssen gesamtgesellschaftliche Risiken bedacht werden, wie beispielsweise eine Zunahme häuslicher Gewalt und psychischer Erkrankungen durch existentielle Notlagen. [...]
Die aktuellen politischen Entscheidungen zur Bewältigung der Krise müssen die Mehrdimensionalität des Problems anerkennen, die Perspektiven von unterschiedlich Betroffenen und unterschiedlich Gefährdeten berücksichtigen sowie die jeweiligen Abwägungsprozesse offenlegen und entsprechend kommunizieren. [...]
Die Grundrechtseingriffe müssen in Maß und Umfang in einem vernünftigen Verhältnis zu Ziel und Zweck der Maßnahmen stehen. Hierbei müssen allerdings auch die nicht-intendierten Nebenfolgen der Grundrechtseingriffe berücksichtigt werden. Die zur Eindämmung der Pandemie ergriffenen drastischen Maßnahmen bringen nicht nur für alle davon Betroffenen schwere Grundrechtseingriffe mit sich. Sie ziehen darüber hinaus schädliche Folgen nach sich. So wäre etwa eine vorbeugende Segregation einzelner Bevölkerungsgruppen, beispielsweise älterer Menschen, allein zu deren eigenem Schutz als paternalistische Bevormundung abzulehnen. Die Risikobewertung muss unterschiedliche Ziele und Folgen berücksichtigen Die Maßnahmen, die mit Blick auf die Pandemie den Schutz von Leben und Gesundheit bezwecken, ziehen an anderer Stelle gerade Einbußen dieser Rechtsgüter nach sich. Diese dürfen bei der Verhältnismäßigkeitsprüfung nicht ausgeblendet und einem Primat des seuchenpolizeilichen Imperativs geopfert, sondern müssen in eine Gesamtabwägung mit eingestellt werden. Entscheidend ist, dass diese Erweiterung der Perspektive überhaupt vollzogen und so der Multidimensionalität der Lage Rechnung getragen wird. Man könnte von einem Gebot der multidimensionalen Risikobewertung sprechen, die an die Stelle der monothematischen Ausrichtung allein auf das Ziel der Eindämmung der Pandemie tritt. Erst die Einbeziehung der nichtintendierten Nebenfolgen macht die ganze Komplexität dieser Aufgabe der Abwägung kollidierender Güter deutlich. Dabei zeigt schon die Mittelbarkeit der Auswirkungen, dass es bei den unerwünschten Nebenfolgen unterschiedliche Grade der Zurechenbarkeit geben dürfte, die ein breites Spektrum einnehmen können. Diese Differenzen müssten bei der Einschätzung der unterschiedlichen Dringlichkeiten und Prioritäten für die staatlichen Entscheidungen berücksichtigt werden. Die schwierige Aufgabe der Gewichtung der einzelnen Aspekte, die in die Gesamtabwägung einzubeziehen sind, liegt primär bei den zuständigen staatlichen Institutionen. Ihnen kommt bei dieser überaus komplexen Aufgabe ein weiter – allerdings nicht grenzenloser – Gestaltungsspielraum zu. Zielkonflikte müssen identifiziert und bei der Entscheidungsfindung abgewogen werden. [...]
Auf der erkenntnistheoretischen Ebene müssen die Grenzen der eigenen disziplinären Perspektive beachtet werden. Hierzu gehört vor allem, zu reflektieren, dass jede Disziplin nur die Logik des jeweils von ihr wissenschaftlich beobachteten Bereichs der Gesellschaft (Recht, Wirtschaft, Familie, Gesundheitsbereich etc.) berücksichtigt. Aus all dem ergibt sich die Konsequenz, dass politische Entscheidungen, gerade die bevorstehenden zur Bewältigung der Krise, die Mehrdimensionalität des Problems anerkennen, die jeweiligen Abwägungsprozesse offenlegen und entsprechend kommunizieren müssen.“
Bei den Ratschlägen der Leopoldina wird deutlich, dass sie aus naturwissenschaftlicher Sicht gegeben werden und die pädagogische noch nicht berücksichtigt ist.
Aufgabe der Politik wird sein, alles Aspekte zu berücksichtigen, und auf dieser Basis die Entscheidungen zu treffen.
Hier ein Hinweis auf eine Lehrersicht zu den Ratschlägen.
Hier Auszüge aus der Zusammenstellung in den Nachdenkseiten:
„Sterblichkeitsraten, die das Verhältnis der an COVID-19 Verstorbenen zur Anzahl der Neuinfizierten quantifizieren, müssen auf der Basis aller Infizierten bzw. der Gesamtbevölkerung berechnet werden und nicht nur auf der Basis der registrierten Erkrankten. Das individuelle Sterberisiko durch COVID-19 muss auch vor dem allgemeinen Hintergrund der Multikausalität und Komplexität von Todesfällen stärker als bislang beachtet werden. Die Anzahl von an COVID-19 Verstorbenen muss ins Verhältnis gesetzt werden zu der Anzahl der in einem vergleichbaren Zeitraum in einer äquivalenten Altersgruppe an anderen Erkrankungen Verstorbenen. [...]
Bei der Betrachtung der stationären und intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten für COVID-19 Patientinnen und Patienten müssen weitere Aspekte einbezogen werden. Hierzu gehört, dass anderweitig Erkrankte durch die im Zuge der COVID-19 verfügten Maßnahmen u.U. einer Gefährdung ausgesetzt sind, wenn ihr Zugang zum Gesundheitssystem beeinträchtigt wird oder sie aufgrund von Ängsten vor einer Coronavirus-Infektion keine medizinische Versorgung aufsuchen (z.B. psychisch Erkrankte, Patientinnen und Patienten bei denen operativen Eingriffe anstehen, Schlaganfall- und Herzinfarktpatienten, Pflegebedürftige). Ebenso müssen gesamtgesellschaftliche Risiken bedacht werden, wie beispielsweise eine Zunahme häuslicher Gewalt und psychischer Erkrankungen durch existentielle Notlagen. [...]
Die aktuellen politischen Entscheidungen zur Bewältigung der Krise müssen die Mehrdimensionalität des Problems anerkennen, die Perspektiven von unterschiedlich Betroffenen und unterschiedlich Gefährdeten berücksichtigen sowie die jeweiligen Abwägungsprozesse offenlegen und entsprechend kommunizieren. [...]
Die Grundrechtseingriffe müssen in Maß und Umfang in einem vernünftigen Verhältnis zu Ziel und Zweck der Maßnahmen stehen. Hierbei müssen allerdings auch die nicht-intendierten Nebenfolgen der Grundrechtseingriffe berücksichtigt werden. Die zur Eindämmung der Pandemie ergriffenen drastischen Maßnahmen bringen nicht nur für alle davon Betroffenen schwere Grundrechtseingriffe mit sich. Sie ziehen darüber hinaus schädliche Folgen nach sich. So wäre etwa eine vorbeugende Segregation einzelner Bevölkerungsgruppen, beispielsweise älterer Menschen, allein zu deren eigenem Schutz als paternalistische Bevormundung abzulehnen. Die Risikobewertung muss unterschiedliche Ziele und Folgen berücksichtigen Die Maßnahmen, die mit Blick auf die Pandemie den Schutz von Leben und Gesundheit bezwecken, ziehen an anderer Stelle gerade Einbußen dieser Rechtsgüter nach sich. Diese dürfen bei der Verhältnismäßigkeitsprüfung nicht ausgeblendet und einem Primat des seuchenpolizeilichen Imperativs geopfert, sondern müssen in eine Gesamtabwägung mit eingestellt werden. Entscheidend ist, dass diese Erweiterung der Perspektive überhaupt vollzogen und so der Multidimensionalität der Lage Rechnung getragen wird. Man könnte von einem Gebot der multidimensionalen Risikobewertung sprechen, die an die Stelle der monothematischen Ausrichtung allein auf das Ziel der Eindämmung der Pandemie tritt. Erst die Einbeziehung der nichtintendierten Nebenfolgen macht die ganze Komplexität dieser Aufgabe der Abwägung kollidierender Güter deutlich. Dabei zeigt schon die Mittelbarkeit der Auswirkungen, dass es bei den unerwünschten Nebenfolgen unterschiedliche Grade der Zurechenbarkeit geben dürfte, die ein breites Spektrum einnehmen können. Diese Differenzen müssten bei der Einschätzung der unterschiedlichen Dringlichkeiten und Prioritäten für die staatlichen Entscheidungen berücksichtigt werden. Die schwierige Aufgabe der Gewichtung der einzelnen Aspekte, die in die Gesamtabwägung einzubeziehen sind, liegt primär bei den zuständigen staatlichen Institutionen. Ihnen kommt bei dieser überaus komplexen Aufgabe ein weiter – allerdings nicht grenzenloser – Gestaltungsspielraum zu. Zielkonflikte müssen identifiziert und bei der Entscheidungsfindung abgewogen werden. [...]
Auf der erkenntnistheoretischen Ebene müssen die Grenzen der eigenen disziplinären Perspektive beachtet werden. Hierzu gehört vor allem, zu reflektieren, dass jede Disziplin nur die Logik des jeweils von ihr wissenschaftlich beobachteten Bereichs der Gesellschaft (Recht, Wirtschaft, Familie, Gesundheitsbereich etc.) berücksichtigt. Aus all dem ergibt sich die Konsequenz, dass politische Entscheidungen, gerade die bevorstehenden zur Bewältigung der Krise, die Mehrdimensionalität des Problems anerkennen, die jeweiligen Abwägungsprozesse offenlegen und entsprechend kommunizieren müssen.“
Bei den Ratschlägen der Leopoldina wird deutlich, dass sie aus naturwissenschaftlicher Sicht gegeben werden und die pädagogische noch nicht berücksichtigt ist.
Aufgabe der Politik wird sein, alles Aspekte zu berücksichtigen, und auf dieser Basis die Entscheidungen zu treffen.
Hier ein Hinweis auf eine Lehrersicht zu den Ratschlägen.
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Sonntag, 12. April 2020
Freitag, 10. April 2020
Politik in der digitalen Transformation
https://twitter.com/fr_gestalten/status/1248587119712505856
- Mihailovic: Digitale Transformation
- Digitale Transformation
- Digitalisierung: Humboldt gegen Orwell ZEIT 24.9.2015
Kipppunkte beim Klimawandel
fr.de/kipppunkte (pdf)
Donnerstag, 9. April 2020
Chancen für Militärhunde ohne soldatische Tugenden
Sie bekommen eine zweite Chance und können Neobiota erschnüffeln. Lebewesen, die in ein Biotop gebracht worden sind, wo sie nicht heimisch sind und daher das Biotop stören können wie z.B. Ameisen, Unkräuter und Muscheln.
(Failed army dogs sniff out eco‑invaders, The Times 9.1.2020)
(Failed army dogs sniff out eco‑invaders, The Times 9.1.2020)
Peter Sloterdijk : "Für Übertreibungen ist kein Platz mehr"
Sloterdijk: "[...] Die moderne Menschheitsgeschichte beginnt 1492 mit der Entdeckung Amerikas. Heute läuft sie aus, da wir im Prinzip alle im gleichen Transaktionsraum angekommen sind, wenn auch mit abgestuften Risiken.
ZEIT: Es gibt kein außen mehr, nur noch den Weltinnenraum.
Sloterdijk: Ja, aber es ist nicht mehr nur der Weltinnenraum des Kapitals, das Vernetzungen erzeugt, sondern der Raum der Menschheit als biomassisches Ensemble, das durch Ko-Immunitäten geformt wird. Wir existieren aufgrund des Weltverkehrs seit einer Weile wie eine Riesenpetrischale für mikrobische Experimente. Globalisierung bedeutete seit je Reiseerleichterung für Mikroben – das ist seit der Ankunft der Syphilis in Neapel mit den zurückgekehrten Kolumbusschiffen von 1493 evident. Je beweglicher, desto riskanter. [...]" (Peter Sloterdijk : "Für Übertreibungen ist kein Platz mehr" ZEIT 16/2020, 9.4.20)
ZEIT: Es gibt kein außen mehr, nur noch den Weltinnenraum.
Sloterdijk: Ja, aber es ist nicht mehr nur der Weltinnenraum des Kapitals, das Vernetzungen erzeugt, sondern der Raum der Menschheit als biomassisches Ensemble, das durch Ko-Immunitäten geformt wird. Wir existieren aufgrund des Weltverkehrs seit einer Weile wie eine Riesenpetrischale für mikrobische Experimente. Globalisierung bedeutete seit je Reiseerleichterung für Mikroben – das ist seit der Ankunft der Syphilis in Neapel mit den zurückgekehrten Kolumbusschiffen von 1493 evident. Je beweglicher, desto riskanter. [...]" (Peter Sloterdijk : "Für Übertreibungen ist kein Platz mehr" ZEIT 16/2020, 9.4.20)
"Zuhause bleiben" zu können ist eine unverdiente Möglichkeit
So sehr es von vielen als Zumutung empfunden werden wird. Zuhause bleiben ist eine Chance, die vielen Millionen nicht gegeben wird. Nicht den über 70 Millionen, die gegenwärtig unterwegs sind: auf der Flucht vor unerträglichen Verhältnissen oder wie die Wanderarbeiter in Indien, die in großen Mengen zu Tausenden ohne jeden Sicherheitsabstand durch das Land ziehen, weil sie vertrieben worden sind.
Dazu Arundhati Roy:
"Der Lockdown funktionierte wie ein chemisches Experiment, bei dem Verborgenes plötzlich sichtbar wird. Geschäfte, Lokale, Fabriken und der Bausektor wurden geschlossen, und während sich Wohlhabende und Mittelschichten in ihre geschlossenen Wohnanlagen zurückzogen, fingen unsere Städte und Megastädte an, ihre Einwohner aus der Arbeiterschicht, die Wanderarbeiter, auszustoßen wie unerwünschte Substanzen. Viele wurden von Arbeitgebern und Vermietern vertrieben. Millionen verarmter, hungriger, durstiger Menschen, Junge und Alte, Männer, Frauen, Kinder, kranke Menschen, blinde Menschen, Menschen mit Behinderungen, die sonst nirgendwo hinkonnten und keine öffentlichen Verkehrsmittel zur Verfügung hatten, machten sich auf den langen Fußmarsch nach Hause in ihre Dörfer. Tagelang marschierten sie, von Delhi aus in Richtung Badaun, Agra, Azamgarh, Aligarh, Lucknow, Gorakhpur – Hunderte Kilometer weit. Einige von ihnen starben unterwegs.
Ihnen war klar, dass sie zu Hause womöglich langsam verhungern würden. Vielleicht war ihnen auch klar, dass sie möglicherweise das Virus mitbringen und ihre Familie anstecken würden, ihre Eltern und Großeltern in der Heimat. Doch sie brauchten so dringend ein kleines bisschen Vertrautheit, Unterschlupf und Würde, außerdem Essen, wenn nicht gar Liebe. Einige wurden unterwegs brutal zusammengeschlagen und gedemütigt von der Polizei, die Befehl hatte, die Ausgangssperre streng durchzusetzen. Junge Männer wurden gezwungen, sich hinzuhocken und wie Frösche auf der Autobahn zu hüpfen. Vor der Stadt Bareilly wurde eine Gruppe zusammengetrieben und mit einem Desinfektionsmittel besprüht. Die Regierung befürchtete, die flüchtenden Menschen würden das Virus in die Dörfer tragen. Und so schloss sie ein paar Tage später die Grenzen zwischen den Bundesstaaten sogar für Menschen, die zu Fuß unterwegs waren. Menschen, die schon einen tagelangen Marsch hinter sich hatten, wurden gestoppt und mussten in Lager in den Städten zurückkehren, die sie gerade zwangsweise verlassen hatten." (Arundhati Roy: Durch das Tor des Schreckens, ZEIT 16/2020)
Dazu Arundhati Roy:
"Der Lockdown funktionierte wie ein chemisches Experiment, bei dem Verborgenes plötzlich sichtbar wird. Geschäfte, Lokale, Fabriken und der Bausektor wurden geschlossen, und während sich Wohlhabende und Mittelschichten in ihre geschlossenen Wohnanlagen zurückzogen, fingen unsere Städte und Megastädte an, ihre Einwohner aus der Arbeiterschicht, die Wanderarbeiter, auszustoßen wie unerwünschte Substanzen. Viele wurden von Arbeitgebern und Vermietern vertrieben. Millionen verarmter, hungriger, durstiger Menschen, Junge und Alte, Männer, Frauen, Kinder, kranke Menschen, blinde Menschen, Menschen mit Behinderungen, die sonst nirgendwo hinkonnten und keine öffentlichen Verkehrsmittel zur Verfügung hatten, machten sich auf den langen Fußmarsch nach Hause in ihre Dörfer. Tagelang marschierten sie, von Delhi aus in Richtung Badaun, Agra, Azamgarh, Aligarh, Lucknow, Gorakhpur – Hunderte Kilometer weit. Einige von ihnen starben unterwegs.
Ihnen war klar, dass sie zu Hause womöglich langsam verhungern würden. Vielleicht war ihnen auch klar, dass sie möglicherweise das Virus mitbringen und ihre Familie anstecken würden, ihre Eltern und Großeltern in der Heimat. Doch sie brauchten so dringend ein kleines bisschen Vertrautheit, Unterschlupf und Würde, außerdem Essen, wenn nicht gar Liebe. Einige wurden unterwegs brutal zusammengeschlagen und gedemütigt von der Polizei, die Befehl hatte, die Ausgangssperre streng durchzusetzen. Junge Männer wurden gezwungen, sich hinzuhocken und wie Frösche auf der Autobahn zu hüpfen. Vor der Stadt Bareilly wurde eine Gruppe zusammengetrieben und mit einem Desinfektionsmittel besprüht. Die Regierung befürchtete, die flüchtenden Menschen würden das Virus in die Dörfer tragen. Und so schloss sie ein paar Tage später die Grenzen zwischen den Bundesstaaten sogar für Menschen, die zu Fuß unterwegs waren. Menschen, die schon einen tagelangen Marsch hinter sich hatten, wurden gestoppt und mussten in Lager in den Städten zurückkehren, die sie gerade zwangsweise verlassen hatten." (Arundhati Roy: Durch das Tor des Schreckens, ZEIT 16/2020)
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Kritik an geplantem Abiturtermin
"[...] Nathalie Menzel gehört zu den Initiatorinnen des offenen Briefs. Das Festhalten an den Abschlussprüfungen sei unter den aktuellen Umständen "eine Zumutung, infektiös, körperlich sowie psychisch", sagt sie. Hochgradig irritierend sei dabei das Verhalten der Schulminister: "Sie entscheiden per Telefonkonferenz, dass wir Abiturientinnen und Abiturienten uns in einen Raum setzen für fünf Stunden mit anderen zusammen und unsere Prüfungen absolvieren sollen."
Klingt so, als gebe es für die Minister viel zu besprechen an diesem Donnerstag."
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Natascha Strobl: Die Rechten und die Sprache
https://www.fr.de/politik/extremismus-forscherin-analysiert-sprache-rechtsextremen-13553622.html online aktualisiert: 27.02.20 20:15
Strobl erläutert zwei Narrative der Rechten:
1. 2015 als Stunde null: "Urkatastropne"
2. die "Rationalisierung" - der"Große Austausch"
und 5 Strategien:
1. Entmenschlichung durch Naturkatastrophen
2. Neologismen (z.B. Teddybärenwerfer und Willkommensklatscher zur Abwertung von Empathie u Solidarität)
3. Mimikry (Nachahmung eines bestehenden Diskurses unter Entfernung des Sinnes)
4. Umkehr ("Linksfaschismus")
5. falsches Bedauern ("Wir können nicht alle nehmen.")
"Es suggeriert, die eigene harte Position sei vielleicht nicht schön, aber alternativlos. Mit dieser vermeintlich bedauernden Position beendet man aber gleichzeitig den Sachdiskurs, denn alle Gegenpositionen werden in den Bereich der Fantasie verbannt. Das mag ja nett klingen, was Linke oder die Kirche sagen, aber ist leider unrealistisch. Die Macht darüber zu bestimmen, was realistisch ist und was nicht, schreiben sich Rechte in diesem Fall alleine selbst zu."
FR Druckausgabe 22./23.2.2020
Strobl erläutert zwei Narrative der Rechten:
1. 2015 als Stunde null: "Urkatastropne"
2. die "Rationalisierung" - der"Große Austausch"
und 5 Strategien:
1. Entmenschlichung durch Naturkatastrophen
2. Neologismen (z.B. Teddybärenwerfer und Willkommensklatscher zur Abwertung von Empathie u Solidarität)
3. Mimikry (Nachahmung eines bestehenden Diskurses unter Entfernung des Sinnes)
4. Umkehr ("Linksfaschismus")
5. falsches Bedauern ("Wir können nicht alle nehmen.")
"Es suggeriert, die eigene harte Position sei vielleicht nicht schön, aber alternativlos. Mit dieser vermeintlich bedauernden Position beendet man aber gleichzeitig den Sachdiskurs, denn alle Gegenpositionen werden in den Bereich der Fantasie verbannt. Das mag ja nett klingen, was Linke oder die Kirche sagen, aber ist leider unrealistisch. Die Macht darüber zu bestimmen, was realistisch ist und was nicht, schreiben sich Rechte in diesem Fall alleine selbst zu."
FR Druckausgabe 22./23.2.2020
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Dienstag, 7. April 2020
Corona: Hendrik Streeks umfassende Untersuchung ist noch im Gange
Alexander Gottlieb Baumgarten
Alexander Gottlieb Baumgarten (Wikipedia)
Immer wieder bin ich beeindruckt von der Klarheit, mit der Albrecht auf gutefrage.net philosophische Zusammenhänge darzustellen versteht.
"Sinnliche Erkenntnis nach Alexander Gottlieb Baumgarten ist die Erkenntnis der unteren Erkenntnisvermögen.
Immer wieder bin ich beeindruckt von der Klarheit, mit der Albrecht auf gutefrage.net philosophische Zusammenhänge darzustellen versteht.
"Sinnliche Erkenntnis nach Alexander Gottlieb Baumgarten ist die Erkenntnis der unteren Erkenntnisvermögen.
Zu den unteren Erkenntnisvermögen (unterscheiden von oberen Erkenntnisvermögen wie Verstand und Vernunft) gehören Sinn (sensus), Phantasie/Einbildungskraft (phantasia), sinnlicher Geist [als Fähigkeit, Ähnlichkeit zu erkennen] (ingenium sensitivum), sinnlicher Scharfsinn [als Fähigkeit, Verschiedenheit zu erfassen] (acumen sensitivum), beides zusammen die feine/durchdringende Einsicht (perspicacia), sinnliches Gedächtnis (memoria sensitiva), Dichtungsvermögen (facultas fingendi), Vorhersehung (praevisio), Fähigkeit des Urteils/der Unterscheidung (facultas diiudicandi). Erwartung (exspecatio casuum similium, praesagitatio), Fähigkeit der Zeichenkunde (facultas characteristica sensitiva).
Die untere Erkenntnislehre entwickelt Baumgarten als Ästhetik. Ihr Ziel ist Vollkommenheit/Vervollkommung (perfectio) der sinnlichen Erkenntnis.
Baumgarten geht von den Annahmen und der Begrifflichkeit des Rationalismus aus. Die Ästhetik ist als Ergänzung der logisch richtigen Darstellung mit Hilfe von Verstand/Vernunft (Ratio) gedacht.
Wichtig ist die Unterteilung von Vorstellungen (ideae) in der rationalistischen Tradition. Sie können klar (clarae) oder dunkel (obscurae) sein, je nachdem ob sie durch Erfassen von Merkmalen zu einem Wiedererkennen der Dinge ausreichen oder nicht, distinkt/deutlich unterschieden (distinctae) oder konfus/verworren (confusae), je nachdem ob sie alle Wesensmerkmale genau erfassen, daher das Ding von anderen unterscheiden können und ihr Gegenstand begrifflich wohlbetsimmt ist.
Sinnliche Erkenntnis bezieht sich bei diesen Bezeichnungen auf den Bereich verworrener, nicht deutlich unterschiedener Vorstellungen.
Alle von Sinnesvermögen stammenden Vorstellungen sind nicht distinkt, weil sie dem Bereich der Anschauung angehören, kein begriffliches Denken enthalten ist.
Sinnliche Erkenntnis leistet aber nach Baumgarten einen Beitrag zu wirklicher Erkenntnis. Sie ist nach ihm nicht irrational, sondern der Ratio analog (ihr entsprechend). Die sinnlichen Erkenntnisvermögen haben eine innere Eigengesetzlichkeit und eine von Verstand und Vernunft unabhängige Erkenntnismöglichkeit. Ihre Urteilskraft, der Geschmack, kann etwas wie Harmonie, Ausgewogenheit und Zusammenstimmen der Teile zusammengesetzter Dinge bemerken und so feststellen, ob sie vollkommen oder unvollkommen sind. Sinnliche Erkenntnis ist eine Vergegenwärtigung der Dinge in ihren mannigfaltigen, sinnlich wahrnehmbaren Merkmalen. Baumgarten hebt ihre Reichhaltigkeit (Reichtum und Fülle) hervor, gegenüber der Abstraktion des begrifflichen Denkens, das vom Reichtum der Erscheinungen absehe und im Vergleich zur Anschauung auch einen Verlust darstelle.
Die sinnliche Erkenntnis hat nach Baumgarten ihre eigene Wahrheit, die sich auf die Dinge, wie sie erscheinen, bezieht.
Als Zusammenführung sinnlicher Erkenntnis und logischer Erkenntnis denkt Baumgarten (Aesthetica § 440) die ästhetikologische Wahrheit (veritas aestheticologica).
Ein Unterschied zu den Begriffen sinnlichen Wahrnehmung und sinnliche Erfahrung liegt darin, bei der sinnlichen Erkenntnis ausdrücklich einen Anspruch auf eine Gültigkeit/Wahrheit zuzubilligen. Sinnliche Wahrnehmung und sinnliche Erfahrung können auch ein schlichtes Empfinden ohne klare Vorstellung sein."
Zur Diskussion über die Exit-Strategie
"In Ecuadors Wirtschaftsmetropole Guayaquil warten vierhundert Leichen auf Abholung, teils in Müllsäcken auf der Straße. Ärzte gehen nicht zur Arbeit oder sterben, weil jede Schutzausrüstung fehlt.
Was jetzt dringend „hochgefahren“ werden muss, in jedem Land der Welt, ist die Produktion von Schutzmasken, Handschuhen und Beatmungsgeräten. Statt nur nach dem Exit in eine deutsche Normalität zu rufen, ist es höchste Zeit für eine Enter-Debatte: über den Einstieg in den globalen Wettbewerb um humanitäre Hilfe, den China und Russland eröffnet haben." (FAZ 6.4.20)
Beitragsparade: Lernen in der Krise #3weeks2learn
Vorerst weise ich auf diese Beitragsparade nur hin, weil ich nicht mehr unterrichte.
Ich werde aber mitlesen und mich gegebenenfalls auch selbst aufgrund meines Bezugs zu Beteiligten (vornehmlich Lehrer und Eltern) einbringen.
Hier ein Bericht von Spiegel online zum Thema:
Lehrer in der Coronakrise: "Ich kenne meine Schüler jetzt im Schlafanzug"
"Lehrerinnen und Lehrer entwickeln ausgefallene Ideen, um mit ihren Schülern Kontakt zu halten, bis hin zu einer Late-Night-Show. Vier von ihnen erzählen, was gut läuft und was auf der Strecke bleibt."
Ich werde aber mitlesen und mich gegebenenfalls auch selbst aufgrund meines Bezugs zu Beteiligten (vornehmlich Lehrer und Eltern) einbringen.
Hier ein Bericht von Spiegel online zum Thema:
Lehrer in der Coronakrise: "Ich kenne meine Schüler jetzt im Schlafanzug"
"Lehrerinnen und Lehrer entwickeln ausgefallene Ideen, um mit ihren Schülern Kontakt zu halten, bis hin zu einer Late-Night-Show. Vier von ihnen erzählen, was gut läuft und was auf der Strecke bleibt."
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Montag, 6. April 2020
Weshalb werden gerade systemrelevante Arbeiten so schlecht bezahlt?
"{´[...] Der Frauenanteil in systemrelevanten Berufen liegt bei 75 Prozent. Noch höher ist er in systemrelevanten Berufen, die wenig angesehen sind und in denen niedrige Löhne gezahlt werden. Krankenpflegerinnen, Hilfen in Arztpraxen, Reinigungskräfte (das sind die, die nun dreimal am Tag durch die Büros laufen und alles desinfizieren), Verkäuferinnen in Supermärkten und Drogerien – laut der sogenannten Magnitude-Prestigeskala, basierend auf repräsentativen Befragungen durch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), liegt das Ansehen dieser Berufe unter dem Durchschnitt.
Berufsgruppen dagegen, die als Männerberufe klassifiziert werden (das heißt, in denen weniger als 30 Prozent Frauen arbeiten), machen nur einen kleinen Teil der systemrelevanten Jobs aus. Und sie genießen durchaus Ansehen, das gilt für IT-Berufe ebenso wie für die Beschäftigten der Luftfahrt. [...]
Offenbar gibt es eine Korrelation zwischen Frau und schlecht bezahlt, nicht anerkannt, nicht gesehen, unentbehrlich. [...] Paradoxerweise liegt gerade in der Unverzichtbarkeit ein Grund für die geringe Anerkennung. Die Arbeit, die Frauen leisten, ist so grundlegend, dass man sie nicht wahrnimmt. Die Böden wischen im Krankenhaus, Äpfelchen für Kita-Kinder schneiden, den Alten die Füße waschen – was soll daran besonders sein? Bricht nicht gerade eine Pandemie aus, erscheint es als selbstverständlich, dass diese Dinge erledigt sind. So wie die Sonne morgens auf- und abends wieder untergeht. Zumal viele der Tätigkeiten denen ähneln, die Frauen zu Hause auch unbezahlt und scheinbar nebenbei erledigen: putzen, kochen, waschen, spülen, kümmern, sorgen, pflegen. [...]" ("Plötzlich Elite", ZEIT 15/2020, S.3)
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Prominente an COVID19 Erkrankte
Boris Johnson (GB)
https://www.fr.de/panorama/corona-england-boris-johnson-grossbritannien-queen-rede-ansprache-news-london-tote-infizierte-fallzahlen-zr-13638176.html
Friedrich Merz (CDU) lobt Merkel für ihre Strategie in Sachen Corona
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/friedrich-merz-lobt-merkel-fuer-corona-krisenmanagement-16713091.html
https://www.fr.de/panorama/corona-england-boris-johnson-grossbritannien-queen-rede-ansprache-news-london-tote-infizierte-fallzahlen-zr-13638176.html
Friedrich Merz (CDU) lobt Merkel für ihre Strategie in Sachen Corona
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/friedrich-merz-lobt-merkel-fuer-corona-krisenmanagement-16713091.html
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Samstag, 4. April 2020
Masken
Pauline Helfer besucht den Harem des Imams von Maskat und trägt dort eine - reich verzierte - Gesichtsmaske, um das Schamgefühl der Frauen nicht zu verletzen, denn selbst die Mutter darf ihre Tochter von derem 12. Lebensjahr an nicht mehr ohne Gesichtsmaske sehen.
(Johann Helfer's Reisen in Vorderasien und Indien)
(Johann Helfer's Reisen in Vorderasien und Indien)
Vorrang der Gesundheit?
"[...] In der FAZ sagt der hessische Ministerpräsident Bouffier am vergangenen Sonntag: „Gesundheit hat 100 Prozent Vorrang“. Ich kann mich in meinem ganzen Leben als Arzt nicht daran erinnern, dass die Gesundheit schon jemals 100 Prozent Vorrang hatte, nicht bei der Privatisierung von Krankenhäusern, nicht bei der Streichung von 50 000 Stellen in der Pflege, nicht bei der Schließung von Krankenhäusern, von Kreißsälen, von Kinderkliniken, nicht beim Nachtflugverbot, nicht beim Tabakwerbeverbot, nicht beim Dieselskandal, nicht beim Tempolimit und schon gar nicht bei der größten aller Katastrophen, dem Klimawandel. [...]" ( DR. HONTSCHIKS DIAGNOSE: Maskerade FR 3.4.2020)
Freitag, 3. April 2020
Wie sollen die Krisenkosten finanziert werden?
"[...] Die Auseinandersetzung verläuft entlang der Konfliktlinien, die schon in der Euro-Krise den Kontinent gespalten hatten. Und das löst alte Abwehrreflexe aus. Im Norden wird gern unterstellt, dem Süden gehe es nur um Zugang zu billigem Geld. Und im Süden glauben viele, dass der Norden einzig nach Wegen suche, um seine Sparvorstellungen überall durchzusetzen.
Allerdings bringt die Krise auch neue Allianzen hervor. Ein Zusammenbruch der Währungsunion oder ein Ende des Binnenmarkts wäre auch wirtschaftlich für Deutschland mit erheblichen Einbußen verbunden. Volkswagen-Chef Herbert Diess fordert daher, über die Einführung von Gemeinschaftsanleihen zumindest zu diskutieren, und das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft in Köln spricht sich ebenfalls dafür aus. Die Kölner Ökonomen haben die drei derzeit diskutierten Hilfsinstrumente – neue Liquiditätsprogramme der EZB, Kredite des ESM und Corona-Bonds – verglichen und kommen zu dem Ergebnis, dass Letztere am "besten" abschneiden. Ihr Hauptargument: Wenn Staaten die Milliardenhilfen annehmen, dürfe das nicht mit einem Stigma verbunden sein.[...]" (ZEIT 15/2020, S.25)
Allerdings bringt die Krise auch neue Allianzen hervor. Ein Zusammenbruch der Währungsunion oder ein Ende des Binnenmarkts wäre auch wirtschaftlich für Deutschland mit erheblichen Einbußen verbunden. Volkswagen-Chef Herbert Diess fordert daher, über die Einführung von Gemeinschaftsanleihen zumindest zu diskutieren, und das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft in Köln spricht sich ebenfalls dafür aus. Die Kölner Ökonomen haben die drei derzeit diskutierten Hilfsinstrumente – neue Liquiditätsprogramme der EZB, Kredite des ESM und Corona-Bonds – verglichen und kommen zu dem Ergebnis, dass Letztere am "besten" abschneiden. Ihr Hauptargument: Wenn Staaten die Milliardenhilfen annehmen, dürfe das nicht mit einem Stigma verbunden sein.[...]" (ZEIT 15/2020, S.25)
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Vom Umgang mit der Krise
Jeremy Farrar argumentiert: "Billionen für die Rettung der Wirtschaft, aber nur Millionen für die Exit-Option Medizin – es passt nicht zusammen. Wer auf der Suche nach dem Ausweg Kosten und Nutzen vergleicht, der müsste auf die globale Forschung setzen. Jeremy Farrar hat die Hoffnung, dass dabei schnell etwas herauskommt." (ZEIT 15/2020, S.19)
Clemens Fuest kündigt über die wirtschaftlichen Folgen des Lockdown an:
"Die Menschen werden damit zehn Jahre zu tun haben. Sie werden nicht jeden Tag daran denken, aber die Schulden, die wir jetzt aufhäufen, die wirtschaftlichen Verluste werden wir wohl mindestens ein Jahrzehnt spüren." (ZEIT 15/2020, S.20)
Beide sehen bei ihrer Betrachtung vom Klimawandel ab. Das ist in ihrem Zusammenhang völlig verständlich.
Aber bei einem Blick auf das kommende Jahrzehnt zeigt:
So wie unsere gegenwärtige Wirtschaft funktioniert, macht sie den Klimawandel mittelfristig unbeherrschbar. In einem Jahrzehnt mit dem Umbau anzufangen, wäre zu spät. Die - vergleichsweise kurze - Krise darf nicht die Kapazitäten zur Erhaltung alter Strukturen verschwenden, der schlagartige Wandel (die Disruption) muss genutzt werden, die Voraussetzungen für die Eindämmung der langfristigen Krise zu schaffen.
Zum größeren Zusammenhang:
Vergleich von Coronaepidemie und Klimawandel
Sonderbeispiel Indien:
Arundhati Roy: Durch das Tor des Schreckens Zeit, 16/2020 8.4.2020
"Indiens Regierung macht das Riesenland dicht, die Armen werden heimatlos. [...]
Am 11. März erklärte die Weltgesundheitsorganisation Covid-19 zur Pandemie. Zwei Tage später, am 13. März, ließ das indische Gesundheitsministerium verlauten, es handele sich "nicht um einen gesundheitlichen Notstand". Am 19. März wandte sich dann schließlich der Premierminister, Narendra Modi, an die Nation. Viel Hausaufgaben hatte er nicht gemacht: Er guckte sich die Vorgehensweisen einfach bei Frankreich und Italien ab. Er erklärte uns die Notwendigkeit des "Social Distancing" (leicht nachvollziehbar für eine Gesellschaft, die derart vom Kastensystem durchdrungen ist) und rief eine eintägige "Ausgangssperre des Volkes" für den 22. März aus. [...] Er erwähnte nicht, dass Indien bis zu diesem Moment Schutzbekleidung und Beatmungsgeräte exportiert hatte, statt sie für das medizinische Personal und die Krankenhäuser des Landes zu behalten. [...]
Am 24. März um 20 Uhr trat Modi erneut im Fernsehen auf und gab bekannt, dass ab Mitternacht für ganz Indien ein Lockdown gelte. Die Märkte würden geschlossen. Öffentlicher und Individualverkehr würden untersagt. Wie Modi erklärte, traf er diese Entscheidung nicht nur als Premierminister, sondern auch als unser Familienältester. Wer sonst könnte ohne Rücksprache mit den Bundesstaaten, die sich mit den Folgen würden auseinandersetzen müssen, bestimmen, dass eine Nation von 1,38 Milliarden Menschen in den Lockdown gehen soll – ohne jegliche Vorbereitung und innerhalb von vier Stunden? Seine Methoden vermitteln entschieden den Eindruck, dass Indiens Premierminister die Bürger für eine feindliche Macht hält, die man überrumpeln und überraschen muss und der auf keinen Fall zu trauen ist."
Clemens Fuest kündigt über die wirtschaftlichen Folgen des Lockdown an:
"Die Menschen werden damit zehn Jahre zu tun haben. Sie werden nicht jeden Tag daran denken, aber die Schulden, die wir jetzt aufhäufen, die wirtschaftlichen Verluste werden wir wohl mindestens ein Jahrzehnt spüren." (ZEIT 15/2020, S.20)
Beide sehen bei ihrer Betrachtung vom Klimawandel ab. Das ist in ihrem Zusammenhang völlig verständlich.
Aber bei einem Blick auf das kommende Jahrzehnt zeigt:
So wie unsere gegenwärtige Wirtschaft funktioniert, macht sie den Klimawandel mittelfristig unbeherrschbar. In einem Jahrzehnt mit dem Umbau anzufangen, wäre zu spät. Die - vergleichsweise kurze - Krise darf nicht die Kapazitäten zur Erhaltung alter Strukturen verschwenden, der schlagartige Wandel (die Disruption) muss genutzt werden, die Voraussetzungen für die Eindämmung der langfristigen Krise zu schaffen.
Zum größeren Zusammenhang:
Vergleich von Coronaepidemie und Klimawandel
Sonderbeispiel Indien:
Arundhati Roy: Durch das Tor des Schreckens Zeit, 16/2020 8.4.2020
"Indiens Regierung macht das Riesenland dicht, die Armen werden heimatlos. [...]
Am 11. März erklärte die Weltgesundheitsorganisation Covid-19 zur Pandemie. Zwei Tage später, am 13. März, ließ das indische Gesundheitsministerium verlauten, es handele sich "nicht um einen gesundheitlichen Notstand". Am 19. März wandte sich dann schließlich der Premierminister, Narendra Modi, an die Nation. Viel Hausaufgaben hatte er nicht gemacht: Er guckte sich die Vorgehensweisen einfach bei Frankreich und Italien ab. Er erklärte uns die Notwendigkeit des "Social Distancing" (leicht nachvollziehbar für eine Gesellschaft, die derart vom Kastensystem durchdrungen ist) und rief eine eintägige "Ausgangssperre des Volkes" für den 22. März aus. [...] Er erwähnte nicht, dass Indien bis zu diesem Moment Schutzbekleidung und Beatmungsgeräte exportiert hatte, statt sie für das medizinische Personal und die Krankenhäuser des Landes zu behalten. [...]
Am 24. März um 20 Uhr trat Modi erneut im Fernsehen auf und gab bekannt, dass ab Mitternacht für ganz Indien ein Lockdown gelte. Die Märkte würden geschlossen. Öffentlicher und Individualverkehr würden untersagt. Wie Modi erklärte, traf er diese Entscheidung nicht nur als Premierminister, sondern auch als unser Familienältester. Wer sonst könnte ohne Rücksprache mit den Bundesstaaten, die sich mit den Folgen würden auseinandersetzen müssen, bestimmen, dass eine Nation von 1,38 Milliarden Menschen in den Lockdown gehen soll – ohne jegliche Vorbereitung und innerhalb von vier Stunden? Seine Methoden vermitteln entschieden den Eindruck, dass Indiens Premierminister die Bürger für eine feindliche Macht hält, die man überrumpeln und überraschen muss und der auf keinen Fall zu trauen ist."
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