Donnerstag, 30. November 2023

Schwierigkeiten bei ukrainischer Angriffsstellung

"[...] Zu Beginn des zweiten Winters während des Ukraine-Krieges stehen die Streitkräfte der Ukraine vor Herausforderungen: für die Soldaten am Fluss Dnipro spitzt sich die Lage zu, da ihre Stellungen größtenteils noch nicht winterfest seien, sagt Markus Reisner in einem Interview mit N-TV. Reisner ist Militärexperte Oberst des österreichischen Bundesheeres.

Die ukrainischen Soldaten sind dabei im Nachteil gegenüber der russischen Armee: Ihre Stellungen befinden sich in offenem Gelände, wodurch sie den niedrigen Temperaturen fast schutzlos ausgeliefert sind. Russland konnte seine Stellungen hingegen vorbereiten und winterfest machen. [...]" FR 30.11.23

https://www.fr.de/politik/dnipro-ukraine-soldaten-kaempfen-an-der-front-mit-wintereinbruch-zr-92702523.html

Dienstag, 28. November 2023

Gysi: Die Bergpredigt

 https://www.youtube.com/watch?v=ykVyU2KnT30&t=263s

Der Markt kann keine gemeinsamen Moral- und Wertvorstellungen schaffen. Damit hat er nichts zu tun.

Nur die Religionen haben die Chane, gesamtgesellschaftliche Werte hervorzurufen.

Freilich zu unterscheiden zwischen Religionen und Kirchen.

Ein Gottesbezug bleibt auch nach einem Kirchenaustritt.

Die Berpredigt prägt unsere Moral: 

Ich muss mir erklären, wieso der andere zum Hass gekommen ist, dann brauche ich nicht zurückzuhassen.

Kapitalismus kann Frieden nicht sichern, keine Gerechtigkeit, keine Ökologie, keine Selbstbestimmung des Menschen. 




Aus gegebenem Anlass: fragwüdige Spendenwerbung

 Guten Tag,

Ihre Organisation ist zweifellos förderungswürdig. Es gibt aber vermutlich mehr als 30 ähnlich förderungswürdige Organisationen.

Wenn ich aus blauem Himmel angeschrieben werde, so vermutlich, weil meine Adresse in einem verkäuflichen Adressensatz enthalten ist, der eine Gruppe spendenbereiter Personen umfasst. Dieser Personenkreis spendet - aus irgendwelchen Motiven der Selbstwirksamkeit - bereits an einige dieser obengenannten Organisationen und empfindet nach der Vorleistung eines "Weihnachtsgeschenks" eine gewisse Nötigung, zu spenden. 
Dies ist das letzte Mal, dass ich einen Versuch mache, Sie von dieser Strategie abzubringen. Von jetzt ab nehme ich die Umweltverschmutzung durch konsequentes Fortwerfen in Kauf.

Weil ich aber nicht mitverantwortlich dafür sein will, dass Sie durch Ihre Werbeaktion Geld verlieren - denn förderungswürdig sind Sie ja - werde ich 1,50 € auf Ihr Konto überweisen. Ein letztes Mal. Das bin ich den Organisationen schuldig, die m.E. noch förderungswürdiger sind als Ihre.
Mit den besten Wünschen für Ihre Organisation

Montag, 27. November 2023

Beim Stellungskrieg setzen Russland und Ukraine jetzt verstärkt auf Drohnen

https://www.fr.de/politik/offensive-russland-ukraine-krieg-drohnen-schahed-schwarz-luftraum-verteidigung-kiew-zr-92696013.html

https://www.fr.de/politik/ukraine-russland-krieg-drohnen-roboter-waffen-moskau-kiew-zr-92696371.html

 Drohnen statt Menschen zu verheizen ist offenbar eine humanere Strategie. Praktisch heißt das, dass die europäischen Staaten mit dem Öl und Gas, das sie - zum Teil auf dem Weg durch die Ukraine, zum Teil über andere Staaten aus Russland beziehen, den russischen Krieg und mit ihren Finanzhilfen an die Ukraine den ukrainischen Krieg bezahlen. 

Das bedeutet mit der Zerstörung wichtiger Infrastruktur mehr CO2-Ausstoß für die Herstellung der Waffen und Wiederbeschaffung der zerstörten Werte eine Beschleunigung des Klimawandels. Und wegen der mit Drohneneinsatz verbundenen Tötung von Bewohnern des jeweils feindlichen Landes Finanzierung der Tötung von Zivilisten statt Soldaten. 

Dienstag, 21. November 2023

Ist Greta Thunberg Antisemitin? - Bisher sind von ihr nur Aussagen zur Solidarität mit Palästinensern bekannt.

 Ich habe meinerseits keine antisemitische Äußerung Greta Thunbergs gefunden, allerdings auch keine, in der sie im Zusammenhang mit ihrer Forderung nach Frieden und Gerechtigkeit ausdrücklich darauf hinweist, dass die Hamas mit bestialischen Morden und mit ihren Geiselnahmen dagegen verstoßen hat. Muss man das aber tun, wo doch inzwischen bekannt ist, wie sehr die Hams von den Palästinensern im Gazastreifen abgelehnt wird?

Jens Berger ist der Frage nach Gretas Anisemitismus intensiver nachgegangen und verbindet das mit scharfen Angriffen auf Organe der deutschen Qualitätspresse. Die Angriffe mache ich mir nicht zu eigen. Aber für antisemitisch kann ich Thunbergs Äußerungen weiterhin nicht halten. 

"Der aktuelle SPIEGEL widmet der „Greta-Frage“ als Titelthema gleich ganze 14 Seiten; 14 Seiten, auf denen sich der SPIEGEL fragt, ob die Schwedin „Antisemitin oder einfach nur naiv“ ist und die Antwort trotz Fragezeichen gleich mitbringt: Ja, das Vorbild unserer Kinder ist eine Antisemitin. Was hat Thunberg verbrochen, wird man sich nun fragen. Doch auf diese Frage findet man auch nach mehrfacher Lektüre der SPIEGEL-Titelstory keine Antwort. [...]

Startschuss der Kampagne war ein Beitrag, den Thunberg am 20. Oktober in den sozialen Netzwerken verfasst hat und in dem sie zusammen mit drei anderen Klimaaktivistinnen ihre Solidarität mit den Palästinensern ausdrückte und einen Waffenstillstand fordert. [...] 

auf einer Klimademo in Amsterdam [...] stand Thunberg mit einer Kufiya auf der Bühne und sagte, die Klimaschutzbewegung habe die Pflicht, „auf die Stimmen jener zu hören, die unterdrückt sind und für Frieden und Gerechtigkeit kämpfen“. Sie haben richtig gelesen. Dieses Zitat wird im SPIEGEL-Artikel tatsächlich als Beleg für eine antisemitische Grundhaltung Thunbergs herangezogen. [...]" (Jens Berger, Nachdenkseiten 21.11.23)


Montag, 20. November 2023

Umweltschädliche Subventionen, besonders im Verkehrsbereich

 https://twitter.com/Storch_i/status/1724865702148923771

Robert Funke

 „Robert war ein herzensguter Mensch, der sich mit unendlicher Leidenschaft für das junge Brandenburg eingesetzt hat. Die Nachricht von seinem Tod macht mich tieftraurig. Seinen Eltern und seinem Bruder wünsche ich viel Kraft“, postete Matti Karstedt, stellvertretender Kreisvorsitzender der FDP Potsdam-Mittelmark, bei X.

„Robert hat viele der heutigen Aktiven der Grünen Jugend Brandenburg zum Engagement ermutigt und eingegliedert. Er hat uns beigebracht, wie man eine Pressemitteilung schreibt, ein Sharepic erstellt und hat uns viele politische Zusammenhänge erklärt. Roberts Ideen und Ideale leben in der Grünen Jugend immer weiter. Der Schock sitzt seit Freitag tief“, schrieb Tom Ritter (Grüne), Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von Luckenwalde, bei Facebook.

https://www.tagesspiegel.de/potsdam/landeshauptstadt/so-eine-schlimme-und-traurige-nachricht-grosse-trauer-um-potsdamer-grunen-politiker-robert-funke-10805614.html

Körperpflege nur mir Wasser?

 https://utopia.de/ratgeber/ohne-seife-duschen-was-passiert-wenn-man-sich-nur-mit-wasser-waescht/

https://utopia.de/ratgeber/no-poo-haare-waschen-ohne-shampoo/

Sonntag, 19. November 2023

Zur neusten Entwicklung bei OpenAI

OpenAI (Wikipedia)

 https://www.zeit.de/digital/internet/2023-11/sam-altman-openai-chatgpt-entlassen-ceo/komplettansicht

Gedanken, die einem als erwachsenern mündigen Menschen nicht fremd sein sollten

 Ein Freund von mir ist ab 1. Januar 2024 in Hamburg von Obdachlosigkeit bedroht. Kennt jemand privat Vermietende, die auch einen Menschen mit negativer Schufa aber einem solventen Bürgen nehmen würden? Paragraph 5 und Dringlichkeitsschein vorhanden.  (Mastodon)

Bürgen sollte man nur, wenn man auch zurechtkommt, wenn man den Betrag, für den man bürgt, auch verschmerzen kann.

Menschen haben gleiche Würde, aber sie sind nicht gleich.

Unglückliche Liebe ist sehr schmerzhaft, aber sie ist intensiver als selbstverständlich anerkannt zu sein.

Liebe kann schier unerträgliche Schmerzen bereiten; je größer die Liebe, desto schwerer der Verlust. 

Schmerz gehört zum Leben. Mancher Schmerz ist unvermeidlich.

Schmerz kann Leben intensivieren. Traumatisierung zerstört Lebensfähigkeit. 



Donnerstag, 16. November 2023

Was die Menschen in Gaza über die Hamas denken

Amaney Jamal, Professorin an der Princeton School of Public and International Affairs, hat eine Untersuchung über die Einstellung der Bevölkerung im Gaza-Streifen zur Hamas und zu Israel durchgeführt, die zufällig am 6. 10.2023, einen Tag vor dem Überfall der Hamas auf Israel abgeschlossen wurde.

Das Ergebnis ist überraschend.

"Denn die Daten widerlegen so manches Vorurteil über die Bevölkerung von Gaza, die seit 2007 von den Terroristen der Hamas regiert wird. Über diese Menschen wird oft gesprochen, als seien sie eine undifferenzierte Masse – mehr als zwei Millionen Frauen, Männer und Kinder, die unter dem Verdacht stehen, die Weltanschauung der Hamas zu teilen. Israels Staatspräsident Izchak Herzog etwa sagte, "eine ganze Nation" sei verantwortlich für die Taten der Hamas: "Sie hätten sich erheben können, sie hätten gegen das teuflische Regime kämpfen können." Noch krasser formulierte es der israelische Verteidigungsminister Joaw Galant, als er die "totale Blockade" des Gazastreifens ankündigte: "Wir bekämpfen menschliche Tiere, und wir handeln entsprechend." [...] Eine Mehrheit der Befragten befürwortete bis zum 6. Oktober immer noch die lange totgesagte Zweistaatenlösung – und erkannte, anders als die Hamas, das Existenzrecht des Staates Israel an. 73 Prozent sprachen sich für eine friedliche Lösung des Nahostkonflikts aus. Eine Minderheit von 20 Prozent plädierte für bewaffneten Widerstand." (Die ZEIT, 16.11.23)

Wie groß ist die Chance, dass die Bevölkerung in Gaza nach dem Krieg bei dieser Einstellung bleibt?

Und das Urteil über die Hamas?

 "44 Prozent sagten, sie hätten "gar kein Vertrauen" in die Hamas, 23 Prozent hatten "nicht viel Vertrauen". Fast drei Viertel waren der Ansicht, dass die Regierungsinstitutionen mäßig korrupt bis sehr korrupt seien. Am schlechtesten schnitt die Hamas bei den ärmsten Palästinensern ab. "So wenig Unterstützung für die Hamas hatten wir lange nicht mehr gesehen", sagt Jamal. Mehr als zwei Drittel der Befragten glaubten allerdings auch, dass friedlicher Protest gegen die Hamas gefährlich wäre." (Die ZEIT, 16.11.23)

Wie groß ist die Chance, dass die Bevölkerung in Gaza wie die Bundesrepublik Deutschland nach 1945 ein Wirtschaftswunder erlebt?


Dienstag, 14. November 2023

Gregor Gysi: Die Bergpredigt

 Vortrag von Gregor Gysi bei den Biblischen Tagen 2023 am 4.4.2023 in der Katholischen Akademie in Bayern.

Aus seinen Aussagen:

1% der deutschen Bevölkerung erhält 81% des Vermögenszuwachses im Jahr. Die übrigen 99% teilen sich in den Rest von 19%.

Für allgemein geteilte Werte und Moral können nur die Religionen sorgen. Die übrigen gesellschaftlichen Gruppen nicht. Kirchenaustritte ändern daran nicht viel. Die Werthaltungen und Moralvorstellungen bleiben in den meisten Fällen erhalten.

Wie es dazu kommt, dass man ihn als Atheisten eingeladen hat, über die Bergpredigt zu sprechen? Offenbar liegees daran, dass in den Kirchen angesichts der vielen Krisen das Bedürfnis gewachsen ist, auch andere Meinungen zu hören.


Freitag, 10. November 2023

Lateinische Texte mit Übersetzung

 https://www.lateinheft.de/

"Latein Übersetzungen, Grammatik & mehr

Lateinheft.de enthält über 800 lateinische Texte und deren deutsche Übersetzungen. In unserer Sammlung haben wir Texte von den bekanntesten römischen Autoren wie Caesar, Catull, Cicero, Livius, Ovid, Phaedrus, Plinius, Sallust, Seneca, Tacitus und Vergil.

Außerdem haben wir unter dem Menüpunkt „Extras“ einigen Hilfen für euch zusammengestellt. Dort findet ihr u.a. auch nützliche Bücherempfehlungen und einige Klassenarbeiten, die ich während meiner Schulzeit im Rahmen des Lateinunterrichts geschrieben habe."

Donnerstag, 9. November 2023

Der 9. November, ein Schicksalstag

 9.11.1848 Erschießung Robert Blums, Revolutionshoffnungen zu Grabe getragen

9.11.1918  Die deutsche Revolution, Ausrufung der Republik, Ende des Kaiserreichs

9.11.1923 Der Hitlerputsch scheitert. Hitler entwickelt eine neue Strategie.

9.11.1938 Reichspogromnacht, zentral organisierter Vernichtungsschlag gegen die deutschen                    Juden

9.11.1989 Fall der Mauer, Weg zur Einheit

Sonntag, 5. November 2023

Fayez Sayegh

Zitate aus: Markus Schaub am 29.12.2023

 https://twitter.com/M_Schaub/status/1608553384633860096

Sayegh wurde in Syrien als Sohn eines presbyterianischen Ministers geboren und begann sein politisches Leben als er der Syrian Social Nationalist Party beitrat, einer von der NSDAP inspirierten pansyrischen Bewegung, die 1932 von Antoun Sa'ada gegründet wurde, einem libanesischen Christlich-Orthodoxen, der darauf bestand „Al Za'iem“ (arab. „Der Führer“) genannt zu werden. Sein Artikel „Groß Syrien“ (1943) lieferte das Modell für alle nationalistischen Bewegungen in der gesamten Levante. Sa'ada's intellektuelles Gebäude baut auf der organischen Einheit zwischen Boden und Nation auf, die er zu vorislamischen heidnischen Ursprüngen zurückführte, ähnlich dem nationalsozialistischen „Blut und Boden“, verstrickt in einen ewigen Kampf.

Zurück zu Fayez Sayegh, er verliebte sich in die SSNP, trat ihr 1938 bei und wurde ihr Repräsentant an der American University of Beirut. Im selben Jahr ging Sa'ada nach Brasilien, was Sayegh die Möglichkeit gab, zu glänzen und 1943 zu einem der prominentesten Namen im neugeborenen Libanon zu werden. 1944 wurde er Vorstand für Kultur und Medien der SSNP. Er wurde schnell zu dem Mann, der die intellektuellen Linien, die Botschaft und die Doktrinen der SNNP definierte.

Sayegh war der Erste, der Sartres Kritik an Rassismus und Neokolonialismus auf Israel anwandte und argumentierte, dass das, was für Algerien, Kongo und Vietnam galt, auch für Israel galt.

Er war auch der Hauptautor der UN-Resolution 3379 von 1975 die Zionismus mit Rassismus gleichsetzte und 1991 aufgehoben wurde. (Für Kofi Annan war die Resolution 3379 ein Tiefpunkt in der Geschichte der UN).

 https://twitter.com/M_Schaub/status/1608553384633860096

Sayegh, der der nationalsozialistischen Ideologie nahestand und Antisemit blieb, hat sicher wesentlich dazu beigetragen, den Kampf für Selbstverwaltung der Palästinenser bei der  internationalen Linken anschlussfähig zu machen, insofern sie für Emanzipation, Bürgerrechte, ein Recht auf Widerstand. und Selbstverteidigung sowie allgemeine Menschenrechte eintrat. Das gelang ihm, indem er auf Algerien, die Afroamerikaner, den Kongo und Vietnam verwies.

Insofern bin ich Markus Schaub dankbar, dass er auf ihn aufmerksam macht. Doch wenn er die Siedlungspolitik Israels damit zu rechtfertigen versucht, das Westjordanland sei "bereits jüdisches Land [gewesen], bevor es durch Römer, Araber und Osmanen kolonisiert wurde" (Schaub), dann begibt er sich auf eine Argumentationsebene, die noch weit unsicherer ist als die, die Ludwig XIV. und Friedrich II. für ihre Eroberungspolitik im 17. und 18. Jahrhundert heranzogen.

Donnerstag, 2. November 2023

Brauchen wir Kriegstüchtigkeit oder die Fähigkeit, uns zu verteidigen?

 Kriegstüchtigkeit wünscht sich ein Verteidigungsminister, dem 100 Milliarden nicht ausreichen und der verhindern will, dass der Klimawandel weiter als Hauptproblem gesehen wird. 

https://www.nachdenkseiten.de/?p=106135

Verständigung über Kulturgrenzen hinweg - Gilgamesch und Enkidu

 Neue archäologische Methoden sind von einem indigenen Wissenschaftler eingeführt worden. Carlos Augustoda Silva.*"Der Archäologe unterrichtet seit Beginn des Jahrtausends an der Universität in der brasilianischen Regenwald-Metropole Manaus am Rio Negro.[...] 

"Wir kommen aus Denkschulen, in denen viel auf die Zusammenhänge zwischen allen Lebewesen geschaut wurde."

Er selbst hat sich zum Beispiel einen Namen dadurch gemacht, dass er bei seinen Ausgrabungen den Pfaden bestimmter Ameisenarten folgte, die ihn zu Hohlräumen unter dem Waldboden und damit zu einigen spektakulären Funden führte. Ein ausgegrabenes Tongefäß erzähle für ihn nicht einfach eine Geschichte über prähistorische Menschen, sagt er – sondern über das Leben aller Tiere, Pflanzen, des Bodens, sämtlicher Wesen an diesem Ort. "Sie können das natürlich eine Fundstätte nennen", sagt er. "Aber ich finde eine Gebärmutter vor. Einen Ort, aus dem einmal viel Leben hervorgegangen ist."
 Auf seinem Telefon hat da Silva ein paar Nummern von anderen Forschern mit indigenen Hintergrund gespeichert, die an Universitäten im großen Gebiet des Amazonaswalds arbeiten. Viele sind es nicht, er zählt die Namen an den Fingern seiner rechten Hand ab. "Wir haben noch immer ein Problem mit der akademischen Monokultur", sagt er mit einem Seitenhieb auf die Mehrheitskultur der Weißen, die seine amazonische Heimat mit Bulldozern platt walzen lässt, um Soja- und Maisplantagen daraus zu machen.
Die größte Vielfalt ist bisher in der anthropologischen Forschung entstanden. Auf dem Feld haben sich in Brasilien zuletzt Leute wie Joao Paulo Barreto  Gehör verschafft, ein Schamanensohn aus dem Volk der Tukano: Er regte 2013 einige Aufmerksamkeit mit einer Forschungsarbeit über ein Konzept seiner Heimatkultur, der Wai-Mahsa, Zwitterwesen aus Fisch und Mensch. Die Arbeiten westlicher Wissenschaftler zu dem Thema bezeichnete er als viel zu stark vereinfacht, die bisherige Forschung laufe sogar auf große Missverständnisse heraus.
Seit ein paar Jahren nun bemüht sich Barreto um ein besseres Verständnis zwischen westlichen und indigenen Heilpraktikern, er hat dafür ein Institut in der Anstalt Altstadt von Manaus eröffnet. "Ich glaube, dass ein solcher Dialog möglich ist, aber zuerst muss jede Seite verstehen, worauf das Wissensmodell des Gegenübers basiert", sagt er. Deshalb beteiligt er sich seit 2018 auch an der Herausgabe einer monumentalen Bücherreihe, in der indigene Denksysteme durch indigene Forscher und traditionelle Wissensbewahrer dargestellt werden – eine Volksgruppe nach der anderen." (Thomas Fischermann: Forscher, nicht Handlanger, ZEIT Nr 46, 2.11.2023)

Carlos Augusto da Silva [verkürzte Maschienübersetzung des portugiesischen Textes:] der den Weg der Ausgrabung von Artefakten und Stücken aus der Zeit vor Tausenden von Jahren verfolgte, hat jetzt einen Doktortitel in Archäologie von der Bundesuniversität von Amazonas (Ufam).
Carlos Augusto da Silva, 59, wurde als Sohn eines Fischers und Zimmermanns in der Gemeinde Manaquiri (60 km von Manaus entfernt) im Bundesstaat Amazonas geboren. Seine Großeltern waren indigener Herkunft und gehörten den Volksgruppen der Munduruku und Apurinã an. [...] Ende der 1960er Jahre hatte er als Zimmermannsgehilfe für seinen Vater Clóvis Inácio da Silva (verstorben) an der Erweiterung des Ufam-Campus gearbeitet. In den 1980er Jahren schloss er die Sekundarschule an einer öffentlichen Schule in Manaus ab. Im Jahr 1992 schrieb er sich für den Studiengang Sozialwissenschaften an der Ufam ein.

Nach Abschluss des Studiums der Sozialwissenschaften hätte er eine Karriere in einigen der Bereiche seines Studiums anstreben können, doch als er 1998 den Archäologen Eduardo Góes Neves kennenlernte, einen ordentlichen Professor für brasilianische Archäologie und Mitglied des Museums für Archäologie und Ethnologie an der Universität von São Paulo (USP), bewirkte die Freundschaft und Partnerschaft zwischen den beiden eine Wende in Silvas beruflichem und akademischem Leben. Er begann, den Weg der Archäologie einzuschlagen.
Carlos Augusto da Silva [...] machte 2010 seinen Master in Umweltwissenschaften mit Schwerpunkt Archäologie, ebenfalls an der Ufam. Im Jahr 2013 trat er der Brasilianischen Archäologischen Gesellschaft bei.
In der Amazonas-Archäologie ist Silva einer der Pioniere bei der Bergung alter Graburnen. Er hat bereits mehr als 70 Urnen aus Hinterhöfen, Straßen und öffentlichen Anlagen in Manaus und im Landesinneren von Amazonas geborgen, von denen viele durch den Einfluss der Zeit, des Menschen und die Missachtung des archäologischen Erbes der Stadt durch die Behörden stark beschädigt wurden.


Schon das älteste Epos der Menschheit handelt von der Begegnung zweier extrem unterschiedlicher Kulturen, von dem sumerischen Herrscher Gilgamesch und dem "Wildmenschen" Enkidu, der mit den Löwen zieht und mit den Gazellen Gras frisst. 
Schamatu, die Dienerin der Göttin Ištar,  lehrt Enkidu die Sprache der Menschen, so dass Gilgamesch und Enkidu, die merken, dass ihnen ein gleich gewaltiger Held gegenüber steht, eine innige Liebesbeziehung entwickeln und es wagen, gemeinsam die größten Gefahren zu bestehen: Gemeinsam sind wir unschlagbar.



Mittwoch, 1. November 2023

Rettung der dänischen Juden Oktober 1943

 Rettung der dänischen Juden (Wikipedia)

"Durch die Rettung der dänischen Juden im Oktober 1943 wurden 7.220 von damals 7.800 dänischen Juden sowie 686 nichtjüdische Ehepartner auf dem Seeweg ins benachbarte neutrale Schweden übergesetzt. Die Aktion ist in der Geschichte der im Zweiten Weltkrieg nationalsozialistisch besetzten Gebiete in Europa ein einmaliges Beispiel. Sie wurde durch den deutschen Diplomaten Georg Ferdinand Duckwitz und das koordinierte Vorgehen zahlreicher dänischer Helfer möglich und verhinderte den Mord an Tausenden von Juden im Zuge des Holocaust. [...]

Einer der Orte, über die die Flucht organisiert wurde, war das Hafenstädtchen Gilleleje auf der Insel Seeland. Als eine größere Zahl jüdischer Flüchtlinge ein dänisches Schiff zu ihrer Rettung besteigen wollte, kam die Nachricht von einer unmittelbar bevorstehenden Verhaftung. Das Schiff legte fluchtartig ab. Die Flüchtlinge, die nicht an Bord gelangt waren, suchten in der ihnen fremden Kleinstadt nach Verstecken. Ein Pastor brachte einen Großteil von ihnen auf dem Dachboden der Dorfkirche unter. Die Dorfbewohner kannten das Versteck und brachten spontan Decken, Kleidung und Essen. Das Versteck wurde aber durch einen dänischen Denunzianten verraten, und in den frühen Morgenstunden des 7. Oktober verhafteten die Deutschen 85 Flüchtlinge. Dennoch blieb Gilleleje in den folgenden Nächten ein wichtiger Fluchthafen, denn dort waren lediglich  zwei Wehrmachtssoldaten der Besatzungsmacht  stationiert, und der deutsche Chef der Hafenpolizei hatte seinen Untergebenen ausdrücklich die nächtliche Jagd auf Flüchtlinge verboten. [...]"

Hanne Kaufmann: Die Nacht am Öresund, 1994 126 S. Erlebnisbericht 



Katharina Zweig über KI

 Katharina A. ZweigDroht KI den Menschen zu ersetzen?

"[...] Das größte Problem an den regelbasierten Systemen aber war ihre mangelnde Wartbarkeit: Wenn ein Fehler in der Übersetzung auftrat, war den Entwicklerteams einfach nicht mehr klar, an welcher Schraube sie drehen mussten, um ihn zu beheben. 

Zur Auflösung der Fußnote[1] Um zu verstehen, ob sich die Situation heute grundlegend geändert hat, ist es hilfreich, sich die Technologie hinter den neuen KI-Systemen näher anzusehen.[...]

Die neuen KI-Systeme, die wir seit den 2000er Jahren im Aufwind sehen, funktionieren grundlegend anders als die regelbasierten Systeme der 1980er Jahre: Sie nutzen Daten der Vergangenheit, um darin mit statistischen Methoden nach Mustern zu suchen, die man dann für die Zukunft verwenden kann. Diese Methoden nennt man maschinelles Lernen. Hier werden die Regeln, nach denen die Welt funktioniert, also nicht von uns Menschen vorgegeben, sondern die Maschine extrahiert sie mit statistischen Methoden aus Daten. Das hat zu der irritierenden Formulierung geführt, dass die Maschinen hier „selbst lernen“. Aber von einem „Selbst“, einem intendierten Lernen mit selbst gesteckten Zielen kann überhaupt nicht die Rede sein: Die Maschinen werden von Menschen programmiert. Sie bekommen eine Methode, die im Wesentlichen zählt, was wie oft in den vorliegenden Daten auftaucht. Die Methode legt auch fest, in welcher Form die gefundenen Muster oder Regeln gespeichert werden. [...]

Wenn beispielsweise ein Bilderkennungssystem trainiert wird, bekommt jedes Neuron alle Pixel des Originalbildes als Zahlen präsentiert. Diese werden gewichtet, und daraus wird eine neue Zahl berechnet. Die Gewichte werden bei jedem Bild im Trainingsdatensatz so angepasst, dass eine korrekte Antwort wahrscheinlicher und eine inkorrekte Antwort weniger wahrscheinlich wird. Wenn die Maschine also im Training ein Bild eines Hundes bekommt, aber eine Pyramide „erkennt“, werden die Gewichte von allen Formeln (Neuronen) verändert, sodass sie beim nächsten Mal etwas wahrscheinlicher einen Hund erkennt. [...]

Mit sehr vielen Trainingsdaten und sehr vielen Trainingssessions können dabei Systeme entstehen, die tatsächlich mit einiger Verlässlichkeit Objekte auf Bildern erkennen können. Am besten werden diese neuronalen Netzwerke aber, wenn die Neuronen in Schichten angeordnet sind. Die erste Schicht bekommt dabei die Originalpixel zu sehen. Die zweite bekommt die Resultate der ersten Schicht zu sehen und verarbeitet die weiter. Die dritte Schicht bekommt die der zweiten und so weiter. Die letzte Schicht gibt dann die berechnete Antwort aus. Dadurch bestehen neuronale Netzwerke aus sehr vielen mathematischen Formeln mit einer großen Anzahl von Gewichten, die alle durch die Daten gelernt werden müssen. Auch hier gibt es wieder eine große Varianz an der genauen Form der mathematischen Gleichungen – niemand weiß so genau, welche Schicht an Neuronen am besten welche Form von Gleichungen verwenden soll. Solange die Qualität des Systems noch nicht stimmt, kann man aber an dem genauen Aufbau der Schichten arbeiten, und natürlich auch an der Form der Trainingsdaten und deren Menge und Qualität.

Es gibt also auch hier keinen Weg, der Objektivität garantiert: Jede Entscheidung würde zu anderen Antworten führen. Damit stellt sich die Frage danach, wann KI-Systeme in ihren Berechnungen verlässlich und nachvollziehbar sind, denn nur dann könnten sie Menschen ersetzen. [...]

Was uns diese Methoden aber nicht erlauben, ist, die Beweggründe für eine computergenerierte Entscheidung zu verstehen. Schließlich wurden nur statistische Auffälligkeiten in den Trainingsdaten gespeichert: Ob diese aber wirklich relevant oder nur eine sogenannte statistische Korrelation sind, also eine statistische Auffälligkeit, die für das zu verstehende Phänomen kausal keine Rolle spielt, kann uns keiner sagen. Die Maschinen sind in diesem Sinne black boxes, also undurchdringliche Systeme.

Darin sind sie unseren Haustieren und selbst der Lieblingskollegin nicht ganz unähnlich: Am Ende können wir auch bei unserem Hund niemals vollständig vorhersagen, was er tun wird oder warum er etwas getan hat. Aber unsere jeweilige Intelligenz hat eine gemeinsame Basis, auf der wir aufbauen können – diese fehlt mit den Maschinen. Bei der Lieblingskollegin kommen weitere Aspekte hinzu, mit der wir ihre Entscheidungen nachvollziehen können: Unsere jeweilige Ausbildung hat Prozesse zur Verfügung gestellt, mit der Entscheidungen nachvollziehbar werden, und wir haben eine gemeinsame Sprache, um uns unsere Beweggründe für eine Entscheidung verständlich zu machen. Dass es dabei immer noch Lücken gibt und wir uns als Menschen selbst gar nicht immer sicher sind, warum wir etwas entschieden haben, und dies vielleicht nur im Nachhinein rationalisieren, sei einmal dahingestellt. Trotzdem bleibt uns diese gemeinsame Basis der Entscheidungsprozesse und Kommunikation über Entscheidungen, die bei KI-Systemen fehlen. Damit komme ich zu der eingangs gestellten Frage: Können KI-Systeme uns ersetzen? [...]

Maschinen können uns basierend auf maschinellem Lernen grundsätzlich keine Begründung für ihre Entscheidungen geben. Daher können sie uns in unseren Entscheidungen nur dann ersetzen, wenn wir diese wenigstens auf Verlässlichkeit prüfen können. Dies ist nur bei faktischen Entscheidungen und in eingeschränkter Form bei Risikobewertungen der Fall. Werturteile und insbesondere singuläre Entscheidungen, wie sie in der Politik gang und gäbe sind, können nicht von Maschinen ersetzt werden. [...]

Im Bereich Kreativität kann die Maschine Ideen dort ersetzen, wo es um Assoziationen geht, die nahe am Offensichtlichen sind. Wirklich kreativ können sie nicht werden, weil sie den feinen Unterschied zwischen Offensichtlichem und Absurdem nicht erkennen, den kreativen sweetspot nicht treffen können. Ganz sicher aber wird der Mensch, der die Möglichkeiten und Limitationen von KI-Systemen für seine Arbeit erkennt, diejenige Person ersetzen, die dies nicht tut."