"Was heute als Plagiat gilt, war früher oft übliche Zitierweise." ist ein wörtliches Zitat aus der Einleitung eines ZEIT-Artikels über ein Interview Martin Spiewaks mit dem Literaturwissenschaftler Philipp Theisohn [zu Theisohns Arbeitsweise sieh auch: Grundlagen...], zitiert nach ZEIT online vom 1.8.2013
Damit formuliert Spiewak verkürzt, was Theisohn laut Interviewtext so ausgedrückt hat:
"Aber die Einschätzung, was ein Plagiat ist beziehungsweise wie man zitiert, hängt nicht nur von der jeweiligen Fachkultur ab, sondern auch von der Zeit. Wohlgemerkt, wir reden hier nicht von Übernahmen von Sätzen, Absätzen oder ganzen Seiten, wie man es in der Guttenbergschen Doktorarbeit nachweisen konnte. Die waren immer verboten. Um ein solches Großplagiat geht es bei Herrn Lammert nicht. Ihm wird vielmehr vorgeworfen, er habe Argumente übernommen und Primärquellen nach Sekundärliteratur zitiert. Das scheint jedoch in bestimmten Zeiten und Fächern nicht unüblich gewesen zu sein."
Heute scheint vielen Wissenschaftlern nicht bewusst zu sein, dass Exzerpte vor dem Einzug der Xerokopien an der Universität handschriftlich und - wenn es um längere Texte ging - in verkürzender Paraphrase unter gelegentlichem Einschub wörtlicher Zitate vorgenommen wurden, wenn man für möglich hielt, dass man die Formulierung wörtlich würde zitieren wollen. Bei diesen Exzerpten kam es immer wieder zu Schreibfehlern, manchmal auch bei Buchtiteln etc.. Wenn man sicher gehen wollte, dass man richtig zitiert hatte, konnte man nicht immer die Bücher ein zweites Mal über Fernleihe bestellen. Da konnte es schon passieren, dass man seine eigenen Notizen mit Literaturverzeichnissen anerkannter Publikationen abglich, wenn man sich nicht ganz sicher war.
Was die Arbeiten von Schavan und Lammert betrifft, so wurden sie zu einer Zeit abgefasst, als das Fotokopieren an Universitäten schon üblich war. Ihre wissenschaftlichen Lehrer hatten aber meist noch anders gearbeitet.
Zitat aus dem Artikel Exzerpt aus der Wikipedia:
"Eine Exzerptsammlung ist eine Zusammenstellung ausgewählter Stellen oder Passagen (Verse, Zitate, Abschnitte oder Kapitel) aus einem oder mehreren größeren schriftlichen Werken. Der Zweck einer solchen Materialsammlung ist, die für den Auswählenden bzw. sein Publikum relevanten Aussagen bequem verfügbar zu machen. Schon in der Antike und besonders im Mittelalter war das Exzerpieren eine beliebte Methode zur Erschließung einzelner Themenbereiche oder der Kernaussagen eines umfangreichen Werks. Zusammenstellungen von Exzerpten aus literarischen Werken, die unter einem bestimmten Gesichtspunkt als besonders wichtig und wertvoll ausgewählt wurden, werden auch „Blütenlesen“ (Anthologien, Florilegien) genannt."
Seite „Exzerpt“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 28. April 2013, 17:00 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Exzerpt&oldid=117994737 (Abgerufen: 4. August 2013, 16:35 UTC)
So hat sich die Zitierweise geändert.
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