" [...]Da kommt man in eine Klasse, auf dem Papier gibt es dort einen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund von 60 Prozent, und man denkt: Das ist für eine Großstadt durchschnittlich und müsste doch hinzukriegen sein! Aber dann erfährt man, dass dort zwölf Muttersprachen gesprochen werden, sieht an den Stecknadeln auf der Weltkarte an der Wand, dass die Familien aus drei Kontinenten kommen und verschiedensten Religionen angehören. Man trifft auf Hatice, vierte Generation, die sagt, sie sei Türkin, aber sie zählt per definitionem genauso wenig zu den 60 Prozent wie die schwarze Sandra. Und dann kapiert man, dass der Begriff Migrationshintergrund die Realität nicht mehr angemessen beschreiben kann. Stellen Sie sich ein zugewandertes ukrainisches oder syrisches Kind vor, das in so einem Klassenzimmer sitzt: Wie nimmt es dieses Land wahr? Für dieses Kind sind seine Klassenkameraden aus aller Welt Deutschland. Und mit dieser Brille merkt man schnell: Im politischen Berlin werden Debatten über Integration und Migration geführt, die 1990 sinnvoll gewesen wären. [...]"
Fontanefans Schnipsel
Seiten
Freitag, 17. Januar 2025
Diversität in der Gesellschaft
Mittwoch, 15. Januar 2025
Zeit
"Das, was zwischen zwei Ereignissen vergeht, nennen wir Zeit. Einen Unterschied zwischen Vergangenheit und Zukunft gibt es nur, weil dazwischen Ereignisse liegen, die sich nicht mehr umkehren lassen und allein deshalb kennt die Zeit nur eine Richtung. Die Dinge der Welt sind vergänglich, weil es wenige Möglichkeiten gibt, einen Zustand zu erhalten, aber viele, ihn zu zerstören. Darum ist das Gestern verloren und nur deshalb wissen wir über die Gegenwart mehr als über die Zukunft. Die einzige Zeit, die wir tatsächlich kennen können, ist das auf einen Punkt zusammengezogene Hier-und-Jetzt. Im Philosophie-Blog haben wir gesehen, dass der Philosoph Augustinus von Hippo, ganz ohne Thermodynamik, bereits im 5. Jahrhundert zu derselben Erkenntnis kam.
https://www.weltwissen.online/post/sieg-des-chaos-thermodynamik-f%C3%BCr-anf%C3%A4nger
Aus Alice Weidels Rede auf dem Parteitag der AfD in Riesa 2025
Alice Weidel: "Migranten ohne Bleiberecht - abschieben! Und wenn das dann Remigration heißt, dann heißt das eben Remigration!"
https://www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:7284287226316816386/
Remigration im Sinne von freiwilliger Rückkehr nach einer Auswanderung in das Ursprungsland hat in Deutschland vor allem im 19. Jahrhundert eine Rolle gespielt, als Auswanderer in die USA wegen Integrationsschwierigkeiten nach Deutschland zurückkehrten. Zeitweise erreichte sie trotz fortdauernder Auswanderung sogar knapp die Hälfte der Auswandererzahlen. Doch in dieser Zeit war das Fremdwort noch nicht gebräuchlich.
In die öffentliche Diskussion geriet das Wort in der Umdeutung, die der extrem rechtsradikale Flügel der AfD an dem Wort vornahm, als Björn Höcke 2018 mit dem Wort darunter eine Maßnahme zur Rückführung „kulturfremder Menschen“, die unter Umständen auch „wohltemperierte Grausamkeit“ erfordere, bezeichnete.[1]
Auf dem AfD-Bundesparteitag in Riesa Januar 2025 griff die Spitzenkandidatin Alice Weidel in Ihrer Rede dann dieses Schlagwort im Sinne von Höcke auf.[2] Danach wurde es auch ins Parteiprogramm aufgenommen.
https://unterrichten.zum.de/wiki/Historische_Stichworte/Remigration
"Donald Trump sagte einst, er könne einen Menschen auf der Fifth Avenue erschießen, ohne dafür belangt zu werden. Die AfD benimmt sich in diesen Tagen so, als gelte dieser Satz auch für sie. Mehr noch: Die Partei trumpisiert sich. Sie wittert ihren Moment, hofft, dass der globale Hegemoniewechsel von links-progressiv zu rechts-national sie bis ins Kanzleramt trägt. Wer hat's vorgemacht? Trump!" (ZEIT 14.1.25)
Porträt eines afrikanischen Mannes
Zwischen 1525 und 1530. Vermutlich gehörte er zum Hofstaat von Margarete von Österreich.
Dienstag, 14. Januar 2025
Autismus
"Das Klischee, dass Menschen mit Autismus keine Freundschaften und Liebesbeziehungen eingehen können, entspreche nicht der Realität, im Gegenteil. "
"Es gibt ein Zitat des Autisten und Autismusforschers Stephen Shore: "Wenn du eine Person mit Autismus kennst, kennst du eine Person mit Autismus." Genau eine Person also – von der sich nicht ableiten lässt, wie andere Personen mit Autismus sind."
"Petra und Laura mögen keine lauten Geräusche, Johanna besucht gerne Heavy-Metal-Konzerte. Laura liebt Umarmungen, sich einhängen, einander nah sein. Petra mag Körperkontakt nur innerhalb der engen Familie. "Bei anderen Leuten fühlt es sich unangenehm an, weil ich die Regeln nicht kenne: Wie umarmt man sich richtig, wo tut man dabei den Kopf hin? Was macht man, damit man dem anderen nicht auf die Füße tritt?" Alle drei essen am liebsten jeden Tag das Gleiche. Während Johannas Lieblingsessen Schnitzel mit Pommes ist, sind Petra und Laura Vegetarierinnen. Darum gibt es manchmal drei verschiedene Gerichte bei Familie Vogel. "
"Michael Vogel weiß inzwischen, warum seine Frau große Familienfeiern schon immer gemieden hat. Und er weiß jetzt auch, warum sie nicht immer alles versteht, was er sagt. "Ich mach eben gerne meine Späßchen", sagt er. "Ich verstehe eben keine Ironie", sagt sie. "Und frage immer ganz ernst: Echt?!" "
Sonntag, 12. Januar 2025
Überraschendes Zeugnis für die Qualität der Wikipedia
"Elon Musk hat auf seiner eigenen Plattform X dazu aufgerufen, nicht mehr an die Online-Enzyklopädie Wikipedia zu spenden. Er fordert, dass Wikipedia erst dann wieder Geld bekommen sollte, wenn es seine „redaktionelle Balance“ wieder herstellt.
In seinem Post attackiert Musk Wikipedia dafür, dass es Geld für DEI-Maßnahmen (Diversity, Equity, Inclusion; zu Deutsch: Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion) ausgibt und verspottet die Plattform als „Wokepedia“.Der reichste Mann der Welt äußerte seine Kritik, indem er den Post eines anderen Nutzers weiterverbreitete. Dieser wiederum teilte eine Grafik aus dem Jahresbericht 2023 bis 2024 der Wikimedia-Stiftung, wonach mehr als 29 Prozent des Budgets für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion vorgesehen waren. Der größte Ausgabenposten war für Infrastruktur vorgesehen.
Semrush, einem Anbieter von digitalem Marketing, zufolge war Wikipedia im vergangenen November die weltweit viertpopulärste Homepage im Internet. Rund 6,7 Milliarden Aufrufe konnte Wikipedia demnach verzeichnen. Musks X (ehemals Twitter) landete mit rund 2,7 Milliarden Besuchen auf dem 17. Platz. [...]" (Handelsblatt 27.12.2024)
Wenn die Bereitschaft, viel für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion zu tun, an der Wikipedia kritisiert wird, dann sind gerade das die Bereiche, auf denen nach meiner Meinung der größte Entwicklungsbedarf der Wikipedia besteht.
Nicht nur ist ein Großteil der Regeln der deutschen Wikipedia, die Kooperation und das Einschränken eines effizienzgefährdenden Konkurrenzdenkens zu bewirken helfen von einer der wenigen Frauen der frühen Wikipedia eingeführt worden; sondern auch der vermehrte Zustrom von Wikipedianerinnen hat - nach meiner Beobachtung - Kooperation gefördert und einer Reduktion des rüden Tons, für den die Wikipedia immer wieder kritisiert wurde, geführt. Die Bemühungen um Barrierefreiheit haben nach meiner Beobachtung auch erst relativ spät eingesetzt. (Bei der Gelegenheit: Trotz der immer steigenden Ansprüche an Qualität von Artikeln ist der Anteil von Kindern unter den Wikipedianern - soweit man als Benutzer etwas über das Alter der Mitarbeitenden erfährt - erstaunlich hoch.)
Da ich im Laufe meiner 20-jährigen Wikipedia-Karriere tendenziell wikipediakritischer geworden bin, bin ich dankbar für das Zeugnis von jemandem, der nicht im Verdacht steht, der Wikipedia allzu unkritisch gegenüber zu stehen, dass sie offenbar intensiv dabei ist, ihre Defizite abzubauen. Insofern mein Dank an Musk! Vielleicht entdeckt er ja auch mir bisher verborgene Vorzüge der AfD?
Das, was er bisher über Vorzüge der AfD gesagt hat, lässt mich daran zweifeln.