Dienstag, 2. Dezember 2025

Ungewöhnlich - erstmalig?

 Die Wikipedia lädt zur Wikimania 2026 in Paris ein. Der Werbefilm ist auf Englisch zu sehen und zu hören.

Samstag, 29. November 2025

KI und IT in Indien

 [...] KI ist ein Boomgeschäft. Gemessen an der Zahl der Nutzer, ist das Land schon heute der zweitgrößte Markt für die Chatbots, gleich nach den USA.

Aber an Orten wie Bangalore und den anderen indischen IT-Metropolen wie Hyderabad, Pune und Chennai wird auch über die Folgen für den Arbeitsmarkt gesprochen: Sind die neuen KI-Angebote eher eine Bedrohung als ein Versprechen? Könnten sie das automatisieren, was bisher Millionen Inder preiswert für Firmen in aller Welt erledigen: programmieren etwa und auf einfache Weise Daten verarbeiten? Indien galt lange als das "Backoffice" des Westens. Aber als Tata Consultancy Services, einer der größten Outsourcing-Anbieter, Mitte des Jahres ankündigte, 12.000 Stellen abzubauen, immerhin zwei Prozent seiner Belegschaft, wurde das gleich aufgeregt als Beginn einer ganzen Welle solcher Entlassungen gedeutet. [...]

Inzwischen, sagt der Professor, gebe es hier auch indische Unternehmen, die Radiologen beschäftigen, um die Röntgenbilder westlicher Patienten zu sichten. "Es ist nicht so, als könnte ein Highschool-Absolvent mal eben sagen, was auf solchen Röntgenaufnahmen zu sehen ist. Man braucht dafür eine entsprechende Ausbildung." Und das sei auch nur ein Beispiel. Einige Unternehmen hätten wichtige Funktionen ihrer Forschung und Entwicklung nach Indien verlagert.

Die Firmen lockt die große Zahl talentierter Arbeitskräfte

Etwa SAP: Der deutsche IT-Konzern hat im August in Bangalore einen zweiten Standort eröffnet; er ist insgesamt in sieben indischen Städten vertreten. Der Großteil der mehr als 17.000 SAP-Angestellten in Indien arbeitet in Laboren, die für Forschung und Entwicklung zuständig sind. Nirgendwo sonst außerhalb Deutschlands wird bei SAP so viel geforscht.

Die Unternehmen aus dem Westen reizen nicht mehr die geringen Gehälter, indische Fachkräfte werden heute deutlich besser bezahlt als früher. Die Firmen lockt weiterhin die große Zahl talentierter Arbeitskräfte. Vor allem aber die Binnennachfrage, denn anders als in westlichen Ländern und in China wächst die indische Bevölkerung noch spürbar. So ist es zwar auch in Afrika oder in Südamerika, aber in Indien finden sich besonders viele qualifizierte Fachkräfte. Und weil die meist jung sind, verstehen sie gut, welche Software junge Leute in anderen Schwellenländern wollen. Das reizt auch den Auktions- und Handelskonzern eBay, der vor ein paar Wochen ein Büro in der Stadt eröffnet hat. Mitarbeiter rekrutierte er direkt auf dem Campus der technischen Universität. [...]

Wie begehrt gut ausgebildete junge Inder nach wie vor bei IT-Unternehmen sind, das zeigt die Karriere von Akshay Kumar. Der 30-Jährige hat Informatik und Business Analytics studiert und war nach dem Studium mehrere Jahre bei Amazon in Bangalore angestellt, mittlerweile arbeitet er bei American Express. "Aus meinem Freundeskreis ist kaum jemand ins Ausland gegangen", erzählt er. "Die meisten hatten mehrere Jobangebote in Indien, von großen Unternehmen, national und international."

Dazu kommt, dass es weniger attraktiv geworden ist, für einen Job in die USA zu ziehen. Das liegt an der unberechenbaren Politik der Trump-Regierung. Im September hatte sie beispielsweise angekündigt, dass ein spezielles Visum für Facharbeiter aus dem Ausland, das vor allem Inder genutzt hatten, zukünftig 100.000 Dollar kosten sollte. Für Akshay Kumar kein großes Thema. Er möchte sowieso lieber in der indischen Heimat bleiben. Und wünscht sich auch mehr heimische KI-Produkte, "unsere eigene Version von ChatGPT oder DeepSeek". [...]

https://www.zeit.de/2025/50/it-industrie-indien-ki-arbeitsmarkt-unternehmen/komplettansicht

Aktiv gegen Umweltschutz

 "Jahr eins der Vergeltung

Donald Trump und ein Pipeline-Milliardär versuchen, die amerikanische Umweltbewegung zu zerstören. Das erste Opfer, dem die Pleite droht: Greenpeace USA.
[...] Gleich nach seiner Vereidigung erließ Donald Trump ein Notstandsdekret, das die Ausweitung der heimischen Produktion von Kohle, Gas und Öl zur obersten Priorität machte. So ging es dann weiter: Er gab das Schutzgebiet Alaska Arctic Wildlife Refuge für Ölkonzerne frei, erst vergangene Woche wurden neue Förderplattformen vor den Küsten Floridas und Kaliforniens genehmigt. Trump kassierte grüne Energieprogramme seines Vorgängers Joe Biden, er machte einen Fracking-Unternehmer zum Energieminister und besetzte die Umweltbehörde EPA mit Lobbyisten der fossilen Brennstoffindustrie. [...] 

Auch in den Bundesstaaten, in denen viel Öl gefördert wird, bahnte sich schon zuvor ein breiter Rachefeldzug gegen lästige Umweltschützer an, der nun auch aus dem Weißen Haus unterstützt wird. In Louisiana etwa beschlossen die Volksvertreter schon 2024, dass bestimmte Formen des zivilen Ungehorsams als "organisierte Kriminalität" geahndet werden können. Das gilt auch, wenn die Betroffenen lediglich an der Organisation eines solchen Protests beteiligt waren. Bei einer Verurteilung drohen bis zu 50 Jahre Haft mit schwerer körperlicher Arbeit und eine Geldstrafe in Höhe von einer Million Dollar. In dem Bundesstaat gelten ohnehin schon seit August 2018 harte Strafen für Personen, die sich unerlaubt in der Nähe von Pipelines aufhalten. Deshalb will hier kaum jemand offen reden. [...] 

Im Februar verurteilte ein Geschworenengericht in North Dakota – auch ein Bundesstaat, in dem Ölförderung eine der wichtigsten Branchen darstellt – Greenpeace dazu, mehr als 660 Millionen US-Dollar Schadensersatz zu zahlen, weil Greenpeace-Aktivisten sich gegenüber einem Pipeline-Betreiber des Hausfriedensbruchs, der Belästigung, Verschwörung und Verleumdung schuldig gemacht hätten. Inzwischen hat der Richter die Strafzahlung zwar halbiert, Greenpeace droht in den USA dennoch die Abwicklung, falls das Urteil Bestand hat. Die Entscheidung der Jury ist vorläufig, der Richter muss das Urteil noch bestätigen. Greenpeace erklärte, in Berufung gehen zu wollen. [...]

Wer verstehen will, wie die US-Umweltbewegung in diese Lage geraten konnte, muss wissen, wer Kelcy Warren ist. Er ist der Chef des Unternehmens Energy Transfer, das Greenpeace so erfolgreich verklagt hat. Der 70-jährige Texaner ist schon lange bekannt für seine markigen Sprüche über Umweltschützer, die sich gegen seine Pipelines stellten: Diese gehörten "aus dem Genpool" der Menschheit entfernt, sagte er einmal bei einer Veranstaltung.

Bekannt ist Warren auch für seinen guten Geschäftssinn. Nach dem Untergang des Energiekonzerns Enron 2001 hatte er dessen Pipelines für einen Spottpreis übernommen. Niemand sah damals großes Potenzial darin, aber dann brach die amerikanische Fracking-Revolution aus, eine neue und aus Umweltgesichtspunkten umstrittene Fördermethode für Öl und Gas. Sie löste einen Riesenboom in der fossilen Brennstoffindustrie aus und machte den Röhrenbesitzer Warren zum Multimilliardär. Nun baut er im ganzen Land immer mehr Pipelines, damit Gas und Öl ihren Weg zu den Kunden finden: Derzeit sind vier neue Ölhäfen im Golf von Mexiko sowie fünf Flüssiggasterminals im Bau, alle für den Export. Europa gehört inzwischen zu den größten Abnehmern von amerikanischem Flüssiggas, das per Tanker über den Atlantik geht. In Deutschland machen Importe aus den USA 90 Prozent der Flüssiggaseinfuhr aus."

"Jahr eins der Vergeltung" ZEIT 26.11.25

Sonntag, 23. November 2025

Yeats: The Second Coming

 W. B. YeatsThe Second Coming

Link zu einer Kurzinterpretation und Übersetzung von Johanna Schall

Turning and turning in the widening gyre

The falcon cannot hear the falconer;
Things fall apart; the centre cannot hold; 
Mere anarchy is loosed upon the world,
The blood-dimmed tide is loosed, and everywhere
The ceremony of innocence is drowned;
The best lack all conviction, while the worst
Are full of passionate intensity.

Surely some revelation is at hand;
Surely the Second Coming is at hand.
The Second Coming! Hardly are those words out
When a vast image out of Spiritus Mundi
Troubles my sight: somewhere in sands of the desert
A shape with lion body and the head of a man,
A gaze blank and pitiless as the sun,
Is moving its slow thighs, while all about it
Reel shadows of the indignant desert birds.
The darkness drops again; but now I know
That twenty centuries of stony sleep
Were vexed to nightmare by a rocking cradle,
And what rough beast, its hour come round at last,
Slouches towards Bethlehem to be born?

Französische Übersetzung (Google translator)

La Seconde Venue (du Christ)

Tournant et tournant dans le tourbillon qui s'élargit, le faucon n'entend plus le fauconnier ; Tout s'effondre ; le centre ne tient plus ; L'anarchie pure se déchaîne sur le monde, Le flot sanglant se déchaîne, et partout La cérémonie de l'innocence est noyée ; Les meilleurs perdent toute conviction, tandis que les pires Sont emplis d'une intense passion. Sûrement une révélation est proche ; Sûrement la Seconde Venue est proche. La Seconde Venue ! À peine ces mots prononcés, qu'une vaste image surgie du Spiritus Mundi trouble ma vue : quelque part dans les sables du désert, une forme au corps de lion et à la tête d'homme, un regard vide et impitoyable comme le soleil, remue lentement ses cuisses, tandis qu'autour d'elle, tournent les ombres indignées des oiseaux du désert. Les ténèbres retombent ; Mais maintenant je sais Que vingt siècles de sommeil de pierre

Ont été troublés jusqu'au cauchemar par un berceau qui se balance, Et quelle bête féroce, son heure enfin venue, Se traîne vers Bethléem pour y naître ?



Mali

  https://www.zeit.de/2025/49/mali-westafrika-jnim-islamischer-staat-dschihadisten ZEIT 19.11.25

"[...]Seit Ende des vergangenen Jahrzehnts ist die Sahelzone der neue Hotspot des islamistischen Terrors. Laut dem Global Terrorism Index wurden 2024 mehr als die Hälfte aller Todesopfer von Terrorismus in der Sahelzone verzeichnet, 3.885 von 7.555. Mittlerweile greifen Dschihadisten aus dem Sahel auch die Küstenstaaten am Golf von Guinea an. Ende Oktober verübte JNIM erstmals einen tödlichen Anschlag auf eine Patrouille in Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Staat Afrikas. Da die betroffenen Länder so abgeschottet sind, ist es schwierig, zu sagen, wie sich die Lage entwickeln wird. Drei Szenarien sind denkbar. Der worst case wird im Fall Mali offenbar sowohl in Washington als auch in Berlin durchgespielt.

"Islamistische Extremisten haben dieses Land an den Rand des Abgrunds gebracht", schrieb die Washington Post Mitte Oktober über Mali. Wenig später forderte die US-Regierung ihre Landsleute zur sofortigen Ausreise auf. Auch die Bundesregierung empfiehlt Deutschen seither, das Land zu verlassen. In Berlin macht man sich zumindest Gedanken über das "Kabul-Szenario": den Fall Bamakos in die Hände von JNIM.

Wahrscheinlich ist das nicht. Mouhamadou Ibrahim macht ein anderes Szenario auf: Er glaubt, die Dschihadisten wollen die Regierung zu Zugeständnissen zwingen. Ibrahim kämpfte einst selbst gegen die Regierung, er war beim Tuareg-Aufstand in Mali dabei und wurde dann im Niger führendes Mitglied einer der Terrorgruppen. Mittlerweile hat er die Gewalt hinter sich gelassen. Er glaubt nicht, dass JNIM stark genug ist, um sich mit Terror durchzusetzen. Schätzungen zufolge hat die Gruppe nur 6.000 Kämpfer. Sie sei nicht stark genug, um eine Hauptstadt einzunehmen, sagt Ibrahim in einer Sprachnachricht.

Womöglich setzen die Terroristen auf einen Gegenputsch

Mit seiner "Bewegung Nigers für Aussöhnung und Frieden" setzt er darauf, dass man einige Terroristen überzeugen kann, die Waffen niederzulegen, wenn man ihnen etwas anbietet. Für die Gruppe JNIM insgesamt gelte aber, dass ohne die Einführung der Scharia kaum Kompromisse möglich seien. "Sie wollen die Regierung zwingen, dem westlichen Lebensentwurf abzuschwören", sagt er. Das hätte schwere Folgen für große Teile der Bevölkerung, vor allem für Frauen und Mädchen. Es wäre ein Bruch mit den eher liberalen Interpretationen des Islams, die im Sahel Tradition haben.[...]"

Junta Assimi Goïta