Donnerstag, 28. September 2023

Jüdische Feriencamps

"Jedes Jahr fahren Hunderte deutsche Jugendliche auf Machane. Marina Klimchuk liebte die jüdischen Feriencamps. Nun reist sie noch einmal mit und fragt sich: Wie geht es den Teenagern dort heute?"  Von Marina Klimchuk 

https://www.zeit.de/2023/41/machane-juedisches-ferienlager-jugendliche

Machane (plur. Machanot) - jüdisches Feriencamp für Jugendliche

"In einem Mix von Freizeitaktivitäten, Erholung, thematischen Gruppenstunden (Peulot, hebr.) und AG´s(Chugim, hebr.) beinhalten die altersspezifisch ausgerichteten Machanot eine hohe Programmvielfalt, professionell organisiert von ehrenamtlichen, nebenberuflichen Jugendleiter:innen. Gleichzeitig stützt die Vermittlung von jüdischer Kultur und Tradition die Identitätsfindung und fördert durch gemeinsame Erlebnisse den Zusammenhalt der Jugendlichen. Die Machanot fördern Kreativität und soziale Kompetenzen." (Programm der Wintermachanot der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST)


sieh auch:

Habonim Dror

Machane Yehuda Markt in Jerusalem

Zur Sprengung der Nordstream Pipeline

 https://de.wikipedia.org/wiki/Nord_Stream

https://www.zeit.de/politik/2023-09/nord-stream-pipelines-anschlag-jahrestag

https://www.tagesschau.de/investigativ/nordstream-anschlag-faq-100.html

https://www.nachdenkseiten.de/?p=104450

Dienstag, 26. September 2023

Duolingo

 Das Internetsprachlernpogramm, das ich am meisten nutze, ist duolingo.

Am 11. Oktober 2023 gibt es viele Informationen über dies Lernprogramm.

https://www.duolingo.com/duocon

Donnerstag, 7. September 2023

Die erste afrikanische Klimagipfelkonferenz deutet auf eine neue Rolle Afrikas hin

In Zeiten des Kalten Krieges war Afrika immer wieder Schauplatz von "Stellvertreterkriegen", bei denen die beiden Supermächte USA und Sowjetunion innerafrikanische Konflikte nutzten, um ihre Einflusssphären in Afrika auszudehnen beziehungsweise zu verteidigen. Die Folge war, dass Afrika nicht zur Ruhe kam und seine Chancen zur Entwicklung nicht nutzen konnte. So lautet eine beliebte Deutung der afrikanischen Entwicklung in der zweiten Hälfte des 20. und zu Anfang des 21. Jahrhunderts.

Der Zusammenbruch der Sowjetunion, der Aufstieg Chinas, die Corona-Pandemie und die allgemeine Erkenntnis, dass der menschengemachte Klimawandel verheerende Folgen für die gesamte Menschheit haben wird, wenn ihm nicht Einhalt geboten wird, eröffnen eine neue Sicht auf die Situation Afrikas.

Es gibt nicht mehr zwei Blöcke und die "Dritte Welt", deren Staaten nur die Wahl haben, sich einer Seite anzuschließen oder auf sich selbst zurückgeworfen die Folgen des Kolonialismus Stein für Stein beiseite zu räumen.

Der "Globale Süden" hat über die Kooperation der BRICS-Staaten (BrasilienRusslandIndienChina und Südafrika) eine Möglichkeit gefunden, manche gemeinsame Interessen deutlich vernehmbar zu vertreten, auch wenn angesichts der vielen Unterschiede zwischen diesen Staaten noch nicht viele Gemeinsamkeiten bestehen. Aber auch ganz Afrika selbst spielt eine neue Rolle. Kein anderer Kontinent hat so viel Potenzial für Solar- und Windenergie, so viele Rohstoffe, die für die Transformation zu einer nachhaltigen Energiewirtschaft gebraucht werden. Und angesichts der Konkurrenz zwischen den USA und ihrem Juniorpartner Europa einerseits und China andererseits, das Partner für eine zukünftige Führungsrolle sucht, sind plötzlich alle afrikanischen Staaten als Bundesgenossen gefragt.

Wenn beim ersten afrikanischen Klimagipfel Kenias Präsident William Ruto sagte: "Diejenigen, die den ganzen Müll verursacht haben, wollen jetzt die Rechnung nicht bezahlen", kann er darauf verweisen, dass über 90 Prozent von Kenias Strombedarf mit erneuerbaren Energien abgedeckt wird. Hier ist Kenia Vorreiter. Weder USA noch China, weder Europäische Union noch Russland können auf Vergleichbares verweisen. Das gilt auch im Bezug auf Afrika allgemein. Es ist der Kontinent mit 60 Prozent der weltweiten erneuerbaren Energieanlagen, darunter Solar- und Windenergie, Geothermie und Wasserkraft.

"Kein Land soll je wählen müssen zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Klimaschutz" so lautet ein Satz in der vorgesehenen Abschlusserklärung für die Konferenz in Nairobi.

"Genau darin liegt die Kernfrage für so viele afrikanische Staaten: Gibt es einen 'grünen Weg' aus der Armut? Ja sagt William Ruto und forderte auf dem Gipfel unter anderem eine globale CO2-Steuer." (sieh: Der grüne Weg aus der Armut, ZEIT 7.9.23, S.7)

Olúfẹ́mi O. Táíwò schreibt dazu: "Wir müssen Leitungen schaffen, die den bisher Entmachteten Vorteile zufließen lassen und diejenigen, die durch die Ungerechtigkeit von gestern bereichert und ermächtigt wurden, dazu bringen, ihren gerechten Anteil an den globalen Belastungen zu übernehmen, die aus den Reaktionen auf die Klimakrise und dem Schutz unseres Lebens auf diesem Planeten erwachsen. " (Greta Thunberg: Das Klima-Buch, S.451/452)

Mehr dazu:

Antisemitismus-Forscher Wolfgang Benz: „Aus Vorsicht sagt man lieber nichts“

 

Antisemitismus-Forscher Wolfgang Benz: „Aus Vorsicht sagt man lieber nichts“ FR 1.9.2023 Interview von Michael Hesse

"[...] Gibt es Unterschiede zwischen dem rechten und linken Antisemitismus?

Auf der äußersten Rechten gehört Antisemitismus, also Feindschaft gegen Juden, zur ideologischen Grundausrüstung. Das kann man auf der linken natürlich überhaupt nicht sagen. Und jetzt wird die Sache komplizierter. Wenn man Antisemitismus definiert als Judenfeindschaft, dann kommt das auf der Linken nicht vor. Wenn man jede Form von Abneigung gegen Israel, Antizionismus, jede Kritik am Regierungshandeln israelischer Politiker, wie es heute sehr verbreitet ist, als Antisemitismus wertet, dann gibt es das natürlich auch stärker und in größerem Maße auf der linken Seite.

Wie genau lässt sich Antisemitismus definieren?

Ein Antisemit ist einer oder eine, der oder die die Juden nicht mag, weil sie Juden sind. So trivial und schlicht ist das im Grunde. Die wissenschaftliche Betrachtung differenziert eine klassische Judenfeindschaft, die religiös motiviert ist, an der beide christlichen Kirchen eine große historische Schuld haben. Das ist der Antijudaismus, der Juden ablehnt, weil sie die Heilsbotschaft des Christentums verweigern. Das ist die erste Form, der Nährboden, die klassische Form von Judenfeindschaft. Darauf gründet dann, im 19. Jahrhundert entstanden, die Judenfeindschaft, die jetzt den Oberbegriff für alle Formen gibt, den Antisemitismus.

Was unterscheidet diesen?

Das ist die Judenfeindschaft, die nicht die religiöse Überzeugung, sondern die „Gene“, das „Blut“ in Anspruch nimmt. Sie behauptet, scheinbar wissenschaftlich fundiert, die vermeintliche Andersartigkeit, die Schlechtigkeit, die Verworfenheit der Juden beweisen zu können. Da sprach man von arischem und nicht-arischem „Blut“ und derlei Unsinn. Wir wissen heute, dass es keine Rassen gibt. Aber es gibt weiterhin Rassismus, die prägende Form der Judenfeindschaft ist der Antisemitismus, der seit dem 19. Jahrhundert mit dem Höhepunkt der Hitler-Herrschaft genetisch mit pseudo-wissenschaftlichen Behauptungen argumentiert. Es gibt dann die Judenfeindschaft nach dem Holocaust, aus Schuldumkehr, aus Schuld und Scham geboren. Die Gelehrten nennen das den sekundären Antisemitismus. Und dann gibt es den Hass gegen die Juden, weil es Israel gibt. Das ist im Augenblick der sensibelste Punkt. Das führt auch zum größten Politikum. Was darf man sagen? Ist man Antisemit, wenn man sagt, der israelische Ministerpräsident treibt eine verwegene Politik? Aus Vorsicht sagt man lieber nichts. [...]

Warum durfte die Nakba-Ausstellung nicht auf dem Kirchentag gezeigt werden? Was sagt das über die Diskussionskultur in Deutschland aus?

Eigentlich ist das Ausdruck einer demokratischen Katastrophe, die wir gerade erleben. Dass man aus Furcht, das Falsche zu tun, lieber schweigt und regelrechte Schweigegebote errichtet. Die Nakba, also der Heimatverlust der Palästinenser, der Hand in Hand mit der Staatsgründung Israels geht, wird einfach aus dem deutschen Bewusstsein entfernt. Alle begrüßen wir mit gutem Recht die Gründung Israels als Heimstatt für die Juden. Aber wir tun so, als sei Israel im luftleeren Raum entstanden. Und wenn die evangelische Kirche wie jetzt auf dem Kirchentag sich daran beteiligt und sagt, wir wollen davon nichts wissen, das darf es nicht gegeben haben, dieses Ereignis, dann ist das katastrophal. Es ist doch keinerlei Schuldvorwurf damit verbunden, wenn man der Nakba gedenkt und über sie spricht. Man fordert damit doch nicht den Untergang Israels, sondern will nur auch des Leides der anderen gedenken. Solange das nicht geschieht, wird es keinen Frieden in der Region geben. Stattdessen soll die Tatsache im allgemeinen Bewusstsein getilgt werden. Wenn der Deutsche Bundestag unter der Flagge „Antisemitismus bekämpfen“ einen Beschluss gegen die BDS-Boykott-Aktion fasst und meint, er habe damit jetzt ein starkes Zeichen gegen den Antisemitismus gesetzt, dann ist das ein Irrtum, dann ist das Teil einer Verweigerungshaltung, historischen Realitäten ins Auge zu sehen. [...]

Die rechtsgerichtete israelische Regierung hat einen erheblichen Einfluss auf die deutsche Meinung. Das funktioniert natürlich auch über die Antisemitismus-Beauftragten, die es in Bund und Ländern und Behörden gibt, die mit großem Eifer und oftmals weniger Sachkenntnis ihre Tätigkeit ausüben und ein offenes Ohr haben für alles, was unterdrückt werden muss, weil es nicht in die offizielle Linie einer philosemitischen Kultur und bedingungsloser Israel-Liebe passt. [...] Die deutsche Regierung verhandelt ja nicht mit irgendwelchen Leuten, sondern muss ihre Gespräche mit der israelischen Regierung führen, das sind ganz selbstverständliche Tatsachen. Die färben aber ab. Das führt zu einem allgemeinen Drang zu äußerstem Wohlverhalten, dass Bürgermeister und Kommunen kritischen Wissenschaftlern keine öffentlichen Räume mehr zur Verfügung stellen, dass Auftrittsverbote ausgesprochen werden. [...] Die Empathie für den Staat Israel als deutsche Staatsräson ist so selbstverständlich geboten, wie die Solidarität angesichts feindlicher Bedrohung des Landes. Kritik an politischen Handlungen ist aber auch Freundespflicht, wie einst Bundespräsident Johannes Rau mahnte."

Wikipedia:

"[...] Benz vertiefte den Vergleich in seinem 2010 veröffentlichten Werk Die Feinde aus dem Morgenland. Wie die Angst vor den Muslimen unsere Demokratie gefährdet. Gemeinsam sei antisemitischen wie islamophoben Vorurteilen „die Einteilung in Gut und Böse sowie das Phänomen der Ausgrenzung“. Ein grundlegender Unterschied sei, dass es „heute nicht mehr um die Emanzipation der Juden, sondern um die Integration der Muslime“ gehe.[18] Benz betonte später, er habe nie Islamfeindlichkeit und Antisemitismus gleichgesetzt, sondern „die Methoden der Ausgrenzung verglichen“. So wie es eine Methode „irgendwelcher ‚Experten‘“ gewesen sei, Judenfeindschaft zunächst mit Inhalten des Talmud und später aus rassistischer Sicht durch „jüdische“ Gene zu begründen, die Juden „zum Bösen geführt“ hätten, gebe es heute Experten, die ähnlich argumentierten: „Was früher Talmud-Hetze war, ist jetzt Koran-Hetze. Man stigmatisiert eine Minderheit als gefährlich, weil es ihr angeblich die Religion befiehlt.“[19] So beurteilte Benz auch die Aussagen von Thilo Sarrazin zur genetischen Disposition von Juden und anderen Gruppen als rassistisch.[20] Auch den Verschwörungstheoretiker Udo Ulfkotte kritisierte Benz scharf. Ulfkotte beschwöre eine „muslimische Weltrevolution“ und einen „geheimen Plan zur Unterwanderung nichtmuslimischer Staaten“. Dies entspringe nur seiner Fantasie, genüge den Fremdenfeinden aber als Versicherung, so wie die Protokolle der Weisen von Zion Antisemiten genügten.[21] [...]"

Mittwoch, 6. September 2023

Zur Entwicklung des Wissenschaftssystems

 Michael Meyen:

"[...] Prestige bringen heute nur noch ganz bestimmte Publikationen. Das Stichwort ist hier Web of Science. Diese Oberfläche wurde vom Medienkonzern Thomson Reuters erfunden, der eine Weile auch den Science Citation Index hatte und beide Marken 2016 in die Firma Clarivate Analytics überführt hat – inzwischen an der Börse notiert und vorher eine Goldgrube für milliardenschwere Kapitalanleger. Was dort nicht gelistet ist, fällt bei den Rankings unter den Tisch, in Shanghai zum Beispiel oder beim H-Index.

Was ist das?

Inzwischen das Nonplusultra für jeden Wissenschaftler. Namensgeber ist Jorge Hirsch, ein Physiker. Seine Idee war offenbar verlockend: Ich verdichte jede Lebensleistung auf einen einzigen Wert und kann so alles mit jedem vergleichen. Der Medienforscher spielt plötzlich in der gleichen Liga wie Mediziner und Mathematiker. Das Prinzip kann man sich auf Google Scholar anschauen. Für einen hohen H-Index braucht man viele Publikationen, die möglichst oft zitiert werden. Diesen Index gibt es erst seit 2005. Er hat die Forschung komplett umgebaut.

Wie meinen Sie das?

Publiziert wird vorrangig da, wo mitgezählt wird – in Zeitschriften und Verlagen, die zum Web of Science gehören. Mein Buch wird dort zum Beispiel gar nicht erfasst. Viele wundern sich ja, wenn 20 und mehr Namen über einem kleinen Artikel stehen. Der H-Index sagt: Publiziert viel und mit möglichst vielen Kollegen. Zitiert euch selbst und die, die auch viel schreiben und euch dann einen Gefallen schulden. Meidet Nischenthemen und Sprachen, die im Web of Science nicht verstanden werden. Genau das passiert gerade. Auf Deutsch über deutsche Medienpolitik oder die Weimarer Republik zu schreiben, macht nach dieser Logik keinen Sinn. Eigentlich macht das auch auf Englisch keinen Sinn, weil sich die US-Amerikaner für andere Sachen interessieren." (Nachdenkseiten 30.8.23)

Dazu:

Zitationsanalyse (Wikipedia)

Daraus zur Geschichte:

"1927 begann das Geschwisterpaar Gross Zitate als bibliometrische Datenquelle zu benutzen. Anhand von Fußnoten wurde die Nennung der chemischen Fachzeitschriften ermittelt. Je häufiger eine Zeitschrift genannt wurde, umso höher wurde die Relevanz gewertet. Dabei fielen Gross & Gross eine ungleiche Verteilung auf. Diese besagt, dass einige wenige Zeitschriften vielfach mehr als Quelle angegeben worden sind, als andere Veröffentlichungen.[2]

Eugene Garfield schlug 1955 in seinem Artikel „Citation indexes for science“ 1955 vor, Zitationen wissenschaftlicher Veröffentlichungen systematisch zu erfassen und damit Zitationszusammenhänge deutlich zu machen.[3] 1963 erschien der erste gedruckte Science Citation Index, der 562 Fachzeitschriften des Jahres 1961 analysierte und 2 Millionen Zitate veröffentlichte. In Zusammenarbeit mit Irving H. Sher entstand daraus der „Journal Impact Factor“. Dieser ermittelt im Rückblick auf die 2 vorherigen Jahre, wie oft die Artikel einer Fachzeitschrift in einer anderen Zeitschrift zitiert wurden. Die Gesamtanzahl der veröffentlichten Artikel wird durch die errechnete Zahl geteilt und ergibt den entsprechenden Faktor.

Karl Erik Rosengren entwickelte 1966 die Co-citation-Relation. Wenn im Verlauf einer Debatte ein Autor mehrfach zitiert wird, erhöht sich sein Zitationszähler. Bei der gemeinsamen Nennung zweiter Autoren, wird die Relation der beiden verstärkt. Dieser Wert gibt Auskunft darüber, dass beide Autoren offensichtlich auf einem gemeinsamen Arbeitsgebiet forschen. Dieses Verfahren kann auch auf Dokumente und Begriffe angewandt werden.

Robert K. Merton veröffentlichte 1968 den Matthäus-Effekt. Dieser beschreibt, dass bekannte Autoren häufiger zitiert werden als unbekannte. Merton beobachte dabei, dass mit zunehmender Bekanntheit der zitierten Stelle, die Quelle bei weiteren Verwendungen nicht mehr oder nur noch der Autor genannt wird.

Alan Pritchard prägte 1969 den Begriff der Bibliometrie zur quantitativen Messung von wissenschaftlichen Publikationen. Dabei werden Bücher, Aufsätze und Zeitschriften anhand mathematischer und statistischer Methoden vermessen. So wird zum Beispiel ermittelt, wie oft ein Wissenschaftler Artikel in Zeitschriften veröffentlicht. Auch kommen die bisher vorgestellten Verfahren in der Bibliometrie zur Anwendung. Die Bibliometrie ist eine Teildisziplin der Szientometrie.[4]

1973 wurde erstmals der Social Sciences Citation Index veröffentlicht. Dies ist eine vom Institute for Scientific Information entwickelte interdisziplinäre, kostenpflichtige Zitationsdatenbank, die mehr als 3.100 meist englischsprachige Fachzeitschriften aus mehr als 50 sozialwissenschaftlichen Disziplinen betrachtet.

Henry Small und Irina Marshakova entwickelten 1973 die Zitationsanalyse.[5]

1976 wurde das Journal Citation Reports vom Institute for Scientific Information veröffentlicht. Mit dieser Anwendung ist die Recherche in verschiedenen Literatur- und Zitationsdatenbanken nach relevanter wissenschaftlicher Literatur möglich. Dieser Dienst existiert heute unter dem Namen „Web of Science“ und wird von Clarivate Analytics als kostenpflichtiges Webangebot betrieben.

Der Begriff „Szientometrie“ (engl. „Scientometrics“) stammt aus dem von Wassili Nalimow 1969 veröffentlichten gleichnamigen Buch. Derek de Solla Price begründete mit Eugene Garfield 1978 dieses Verfahren. Neben der Bibliometrie können auch weitere Informationen wie zum Beispiel die Anzahl der Universitätsabsolventen vermessen werden. Die Szientometrie wird der Infometrie und häufig auch den Wissenschaftswissenschaften zugerechnet.

Im gleichen Jahr entstand der Arts and Humanities Citation Index, der als kostenpflichtige Zitierdatenbank mehr als 1.100 Fachzeitschriften aus den Bereichen Kunst und  Geisteswissenschaft   listet.[6]

1985 veröffentlicht Terrence A. Brooks ein Buch, in dem er die verschiedenen Zitiermöglichkeiten und die Motivation, Zitierungen anzuwenden, vorstellt.[7]

China stellt 1988 die chinesischen Datenbank für wissenschaftliche und technische Veröffentlichungen (CSTPC) zur Verfügung, die die in chinesischen wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichten Berichte auflistet.[8] [...]"

und zur Problematik solcher Indices:

"Da davon ausgegangen wird, dass gute Arbeiten häufiger zitiert werden, wird die Anzahl der Zitationen, die ein wissenschaftlicher Beitrag erfährt, oft als Maß für seine Qualität verwendet. Diese gängige Praxis ist jedoch nicht unproblematisch, da manchmal die inhaltliche Bewertung vernachlässigt zu werden droht und rein statistische Kriterien den Ausschlag geben. Die Tatsache, dass ein bestimmter Autor oft zitiert wird, kann unterschiedlichste Gründe haben und erlaubt nicht in jedem Fall eine Aussage über die Güte seines Beitrags. Auch kann es zur Bildung so genannter Zitierzirkel kommen („Zitierst du mich, zitier’ ich dich“), die das Ergebnis verfälschen (auch: Zitierkarussell, boshafter: Zitierkartell).

Konkrete Kritikpunkte von Zitationsanalysen

  • Der durch die Anzahl der Zitationen in wissenschaftlichen Aufsätzen gemessene Impact einer Arbeit ignoriert den Einfluss, den eine Arbeit möglicherweise in anderen Bereichen hat (zum Beispiel in der Industrie, die ihre Ergebnisse nicht publiziert).
  • Durch den Matthäus-Effekt werden häufig zitierte Arbeiten ohne Blick auf den Inhalt wiederum häufiger zitiert. Eine Studie von M. V. Simikin und V. P. Roychowdhury[9] deutet darauf hin, dass nur rund ein Viertel der zitierten Arbeiten von den Autoren überhaupt gelesen werden.
  • Manche Zitationen werden lediglich hinzugefügt, um den Impact Factor eines Autors oder eines Journals zu steigern. Auch Publikationen werden dahingehend optimiert, eine hohe Zahl von Zitationen zu erreichen, anstatt die Qualität zu optimieren.
  • Die Bedeutung von Artikeln in Fachzeitschriften und Proceedings und Monographien variiert je nach Fachgebiet deutlich. In Zitationsdatenbanken werden diese Unterschiede nicht berücksichtigt, so dass einzelne Fachgebiete unter- oder überbewertet werden.
  • Bei den meistzitierten Arbeiten handelt es sich oft um Ausnahmen, die vor allem zitiert werden, weil es üblich ist, diese Arbeiten zu zitieren. Andere Arbeiten mit ebenso großem Einfluss werden dagegen nicht mehr explizit zitiert, weil ihre Inhalte selbstverständlich geworden sind.
  • Die Berechnung des Impact-Faktors erfolgt immer zeitbezogen mit einer Frist von maximal 6 bis 8 Jahren (zwei PhD-Perioden), wobei im Schnitt nach den ersten zwei Jahren der Zitationspeak erreicht wird. Je nach Aktivität des Forschungsgebiets kann dieser Wert jedoch stark variieren, was zu Fehlern in der Berechnung des Impact Factors und Halbwertszeit der Zitationshäufigkeit führen kann. Ähnliche Fehler können entstehen, wenn die Periodik der Publikationsorgane unberücksichtigt bleibt.
  • Durch unterschiedliche Zitierweisen werden einzelne Arbeiten in Zitationsdatenbanken als unterschiedliche Veröffentlichungen behandelt. So wurde beispielsweise das berühmte Paper Initial sequencing and analysis of the human genome des Humangenomprojekts von 2001 im ISI zunächst mit unterschiedlichen Autoren aufgeführt, wodurch es nicht unter den meistzitierten Arbeiten auftauchte.
  • Manche nichtenglischsprachigen Fachzeitschriften erscheinen zusätzlich in einer englischen Ausgabe. Diese wird jedoch fälschlicherweise oft als eigenständige Zeitschrift gezählt.
  • Der gemessene Impact berücksichtigt nicht den Zweck, zu dem die Veröffentlichung zitiert wird. Beispielsweise kann eine Zitation dazu dienen, auf wissenschaftliche Irrtümer in der zitierten Veröffentlichung hinzuweisen.

Der Science Impact Index (SII) versucht, zu einem objektiven Maß für die Forschungsqualität von Wissenschaftlern zu kommen, indem er viele dieser Aspekte durch Gewichtung berücksichtigt."


Sieh auch:

Disziplinarverfahren gegen Meyen

Jan David Zimmermann: „Eine totalitäre Transformation“, nachdenkseiten 18.6.23