Deutschland verschenkt bei digitaler Bildung Potenzial Welt digital 27.2.18
"Der öffentlich-regulierte Bildungsmarkt sei wie abgeschlossen für Newcomer, kritisiert er. Es gebe zwar schon etliche Bundesländer, in denen schulische Lernplattformen im Einsatz sind, doch diese Programme seien weder Vermarktungsplattformen, noch offen für die Angebote von Start-ups und neuen Bildungsanbietern."
Das Ziel, da die Autorin propagiert, ist das Bildung privatisiert werden soll.
Daher beklagt sie, dass Bildungsinstitutionen demokratisch kontrolliert werden, statt gewinnträchtig von Privatunternehmern.
Seiten
Mittwoch, 28. Februar 2018
Mont Pèlerin Society
Mont Pèlerin Society (Wikipedia)
Mont Pelerin Society (Lobbypedia)
"Die Mont Pelerin Society (MPS) ist ein weltweit aktives neoliberales Elitenetzwerk. [...]
Mont Pelerin Society (Lobbypedia)
"Die Mont Pelerin Society (MPS) ist ein weltweit aktives neoliberales Elitenetzwerk. [...]
Die MPS wurde am 10. April 1947 im Schweizer Dorf Mont Pelerin gegründet. Dort diskutierten auf Einladung Friedrich August von Hayeks 36 liberale Intellektuelle, darunter Karl Popper, Walter Eucken und Ludwig von Mises, über die Zukunft des Liberalismus und der Marktwirtschaft. Sie erörterten das Konzept des Neoliberalismus und einigten sich auf diesen Namen.
Die MPS, die als Verein in den USA (Ilinois) eingetragen ist, entwickelte sich in der Folge zum bedeutendsten neoliberalen Netzwerk der Welt mit ca.700 Mitgliedern (Stand: 2012).[1] In der MPS finden sich unterschiedliche neoliberale und neokonservative Positionen: Vertreter des Anarchokapitalismus, der Chicago Law School, der Chicago School of Economics, der Entwicklungstheorie, der Freiburger Schule, der Humankapitaltheorie, der Libertarians, der London School of Economics, der Österreichischen Schule für Nationalökonomie, der Public Choice School, der Transaktionskostentheorie und anderer Schulen oder Theorien.[2] Gemeinsamkeiten sind der möglichst freie Markt, freies Unternehmertum, weniger Staatsausgaben (insbesondere im sozialen Bereich) sowie weniger Einfluss für die Gewerkschaften. Das Staatsverständnis reicht von der Forderung nach Abschaffung des Staates bis zur Billigung marktkonformer Staatseingriffe. Gegner ist alles, was sozialistisch bzw. kollektivistisch verstanden wird, worunter u. a. der Keynesianismus, Feminismus, ökologische und soziale Bewegungen sowie die Theologie der Befreiung fallen[3] Einige Mitglieder gehören zu den Leugnern des Klimawandels und unterstützen klimaskeptische Organisationen."
Dienstag, 27. Februar 2018
Patrick Deneen:„Why Liberalism Failed“ (Yale University Press) Deneen, ein "Politikwissenschaftler von der University of Notre Dame, ist ein Konservativer, aber seine Überlegungen elektrisieren auch Linke wie den afroamerikanischen Philosophen und Bernie-Sanders-Unterstützer Cornel West („Race Matters“), der zu ihnen schrieb: Es drohten immer mehr Ungleichheit, Repression und geistige Leere, wenn wir nicht „die tiefreichenden Vorannahmen überprüfen, die uns gefangen halten“. " (FAZ 27.2.18)
Rezension in Zitaten
"Of the three dominant ideologies of the twentieth century—fascism, communism, and liberalism—only the last remains. This has created a peculiar situation in which liberalism’s proponents tend to forget that it is an ideology and not the natural end-state of human political evolution. As Patrick Deneen argues in this provocative book, liberalism is built on a foundation of contradictions:" ... (Yale University Press)
Rezension in Zitaten
"Of the three dominant ideologies of the twentieth century—fascism, communism, and liberalism—only the last remains. This has created a peculiar situation in which liberalism’s proponents tend to forget that it is an ideology and not the natural end-state of human political evolution. As Patrick Deneen argues in this provocative book, liberalism is built on a foundation of contradictions:" ... (Yale University Press)
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Polen will Flüchtlingskinder nicht mehr an Schulen unterrichten
Polen will Flüchtlingskinder nicht mehr an Schulen unterrichten, SPON 26.2.18
"Statt an Regelschulen sollen geflüchtete Kinder in Polen künftig in ihren Unterkünften lernen. Kritiker sind entsetzt. [...]
"Statt an Regelschulen sollen geflüchtete Kinder in Polen künftig in ihren Unterkünften lernen. Kritiker sind entsetzt. [...]
"Einige ausländische Schüler lernen selbst dann nicht, wenn sie eine Schule besuchen, weil sie Wissenslücken haben im Vergleich zu ihren polnischen Mitschülern. Dadurch haben sie Probleme, mit den Schulmaterialien mitzuhalten", heißt es in dem nun veröffentlichten Vorschlag. Das sei nicht nur demotivierend für die ausländischen Schüler, sondern auch für polnische Kinder.
Die Pläne stießen auf massive Kritik. Die Zeitung "Dziennik Gazeta Prawna" warnte vor "Bildungsghettos für Flüchtlinge". Kritiker warfen PiS vor, mit dem Vorschlag auf die kommenden Wahlen zu schielen. [...]"
Montag, 26. Februar 2018
Welche Flüchtlinge schaden Deutschland?
Zum Vergleich:
Kosten für Geflüchtete 2017: ca. 20 Mrd. €
Staatlicher Überschuss 2017: 36,6 Mrd. €
Verluste durch Steuerflucht / Jahr: ca. 160 Mrd. €
Aber Versuche, den Steuerflüchtlingen auf die Spur zu kommen, gelten als illegal.
Begünstigung der Printmedien oder Benachteiligung der Zeitungsausträger?
"Der Koalitionsvertrag zwischen SPD, CDU und CSU enthält auf Seite 93 folgende Formulierung …
mehr dazuZur Sicherung der bundesweiten Versorgung mit Presseerzeugnissen für alle Haushalte – in Stadt und Land gleichermaßen – wird bei Minijobs von Zeitungszustellerinnen und Zeitungszustellern der Beitrag zur Rentenversicherung, den die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber zu tragen haben, befristet für die Dauer von fünf Jahren bis zum 31. Dezember 2022, von 15 auf 5 Prozent abgesenkt."
Sonntag, 25. Februar 2018
Stefan George und die Geisteswissenschaften in der Weimarer Republik
"Es ist heute schwer vorstellbar, dass ein als sehr und Künder auftreten der Dichter das geistige Leben Deutschlands im ersten Drittel des 20. Jahrhundert maßgeblich prägen konnte. Wohl kein zweiter Dichter hat so in die Geisteswissenschaften seinerzeit nein gewirkt wie Stefan George. Es gab kaum eine Universität in Deutschland, an der nicht Lehrstühle aus dem Umkreis Stefan Georges besetzt waren." (Michael Thomas: Deutschland, England über alles, 1984, S.194/195)
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Thomas Manns Deutschlandrede 1945
"Das war Manns Problem schon bei seiner Berliner Rede "Von Deutscher Republik" 1922): Wie lässt sich Kritik an der eigenen Herkunft üben, ohne sich dabei des Verrats schuldig zu machen?
Thomas Mann bezieht Position gegen sich selbst: Er prangert die unterwürfige Haltung der Deutschen vor staatlicher Obrigkeit an, die er selbst einst gepredigt hatte. Er klagt das Verhältnis der Deutschen zur Politik als ein "Unverhältnis" an, das er selbst jedoch ursprünglich forciert hatte. Er kann nicht anders, als immer noch, als amerikanischer Staatsbürger Englisch sprechend, vom "deutschen Blut" zu reden, aber er gibt sich nun wenigstens die Mühe einer Reflexion über die deutsche Herkunft des Verhängnisses. Daher spricht er, wie es ihm angemessen erscheint, von Luther, wenn auch nicht von dessen wutspeiendem Antisemitismus, sondern allgemeiner davon, dass dieser das "Cholerisch-Grobianische" im deutschen Nationalcharakter deponiert habe."
Thomas Manns Deutschlandrede von 1945
Publiziert in:
Die Neue Gesellschaft / Frankfurter Hefte Nr. 1-2 (2001).
Die Neue Gesellschaft / Frankfurter Hefte Nr. 1-2 (2001).
Wie vermeiden wir es, uns und unsere Umgebung unter Zwang zu setzen?
Bea hat für sich das Wort "muss" abgeschafft, wenigstens fast.
Daraus ergeben sich bemerkenswerte Selbstgespräche:
Daraus ergeben sich bemerkenswerte Selbstgespräche:
„Es wäre schön, wenn du jetzt kochst!“
„Ach, koch‘ doch selbst!“
„Ach, koch‘ doch selbst!“
„Ich möchte jetzt das Bad putzen.“
„Nein, lass mich das heute machen!“
Damit kann man auch im Umgang mit Kindern Abwehrhaltungen abbauen.
Samstag, 24. Februar 2018
GLOBALISIERUNG UND ÖKOLOGIE
Globalisierte Arbeits- und Konsumstile führen nicht nur zu einer Steigerung des materiellen Wohlstands. Sie bringen auch eine Reihe ökologischer Probleme mit sich, die die natürlichen Grenzen der Globalisierung offenbaren. Allein die Erderwärmung, die Zerstörung der Urwälder sowie das Artensterben stellen die Welt vor große Probleme:
http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52723/oekologische-probleme
http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52723/oekologische-probleme
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Donnerstag, 22. Februar 2018
Für mich gelten dieselben Regeln ...
"Für mich gelten dieselben Regeln – ich schere mich nur weniger um sie. Ich bin der Typ: Ich mach einfach erst mal. Und wenn’s blöd läuft, zahl ich halt die Strafe. Vielleicht überlegen Sie beim nächsten Mal auch, ob Sie lieber eine Strafe zahlen wollen?"
("Komm rein, Digga: Gangsterrapper Bushido ist vor einem Monat in das gutbürgerliche Kleinmachnow gezogen. Seine neuen Nachbarn hat er noch nie getroffen. Jetzt lädt er sie zu sich ein." Auf Einladung der ZEIT, 21.2.18)
Natürlich braucht man das Zitat von Anatole France nicht zu kennen:
"[...] unter der majestätischen Gleichheit des Gesetzes, das Reichen wie Armen verbietet, unter Brücken zu schlafen, auf den Straßen zu betteln und Brot zu stehlen." (in: Die rote Lilie)
Bushido, alias Ferchichi, weiß aber, wovon er spricht, wenn er gleich weiter fragt: "Vielleicht überlegen Sie beim nächsten Mal auch, ob Sie lieber eine Strafe zahlen wollen?"
Gleichbehandlung ist eben nicht Gleichbehandlung und Markt schafft nicht Recht.
Später sagt Ferchichi: (lacht) "Ich glaube, ich habe schon einen sehr guten Strafverteidiger. Sonst würde ich heute nicht hier sitzen."
Wenn man mehr über das Gespräch von Bushido mit einigen seiner Nachbarn wissen will, kann man es hier nachlesen.
("Komm rein, Digga: Gangsterrapper Bushido ist vor einem Monat in das gutbürgerliche Kleinmachnow gezogen. Seine neuen Nachbarn hat er noch nie getroffen. Jetzt lädt er sie zu sich ein." Auf Einladung der ZEIT, 21.2.18)
Natürlich braucht man das Zitat von Anatole France nicht zu kennen:
"[...] unter der majestätischen Gleichheit des Gesetzes, das Reichen wie Armen verbietet, unter Brücken zu schlafen, auf den Straßen zu betteln und Brot zu stehlen." (in: Die rote Lilie)
Bushido, alias Ferchichi, weiß aber, wovon er spricht, wenn er gleich weiter fragt: "Vielleicht überlegen Sie beim nächsten Mal auch, ob Sie lieber eine Strafe zahlen wollen?"
Gleichbehandlung ist eben nicht Gleichbehandlung und Markt schafft nicht Recht.
Später sagt Ferchichi: (lacht) "Ich glaube, ich habe schon einen sehr guten Strafverteidiger. Sonst würde ich heute nicht hier sitzen."
Wenn man mehr über das Gespräch von Bushido mit einigen seiner Nachbarn wissen will, kann man es hier nachlesen.
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Das fernste Foto der Erde: 25 Jahre Pale Blue Dot!
25 Jahre Pale Blue Dot!
"Entstanden ist das Foto „Pale Blue Dot“ am Valentinstag 1990, also heute vor genau 25 Jahren. Die 1977 gestartete NASA-Sonde Voyager 1 befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits jenseits der Umlaufbahnen von Neptun und Pluto. In dieser Entfernung war die Sonne zu einem Stern westlich des Orion-Sterns Rigelgeworden. Voyager 1 schaute am 14. Februar 1990 zurück ins Sonnensystem und machte insgesamt 60 Aufnahmen."
(14.02.2015 von Zaubersterne)
"Entstanden ist das Foto „Pale Blue Dot“ am Valentinstag 1990, also heute vor genau 25 Jahren. Die 1977 gestartete NASA-Sonde Voyager 1 befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits jenseits der Umlaufbahnen von Neptun und Pluto. In dieser Entfernung war die Sonne zu einem Stern westlich des Orion-Sterns Rigelgeworden. Voyager 1 schaute am 14. Februar 1990 zurück ins Sonnensystem und machte insgesamt 60 Aufnahmen."
(14.02.2015 von Zaubersterne)
Dienstag, 20. Februar 2018
Was geben wir dafür her, wenn Google seine Leistungen verbessert?
Es geht natürlich nicht nur um Google, sondern um alle Dienstleistungsanbieter, bei deren Dienstleistungen Daten über ihre Kunden anfallen.
Die Antwort ist: Selbst wenn der Dienstleister alle von uns gespeicherten Daten verschlüsselt lässt,
die Prozessdaten über seine Dienstleistungen verraten sehr viel über uns und die sind Eigentum des Anbieters.Daher ergibt sich Folgendes:
Erläuterung zur Verwendung von Daten bei Google (Video)
offizielle Videos zur Vorstellung von Google (u.a. Bewerbung u. Youtube)
Die Antwort ist: Selbst wenn der Dienstleister alle von uns gespeicherten Daten verschlüsselt lässt,
die Prozessdaten über seine Dienstleistungen verraten sehr viel über uns und die sind Eigentum des Anbieters.Daher ergibt sich Folgendes:
Unternehmen zahlen, damit Informationen über sie nicht zum Vorteil anderer verwendet werden. Die Anbieter versprechen uns zwar, dass sie unsere Daten nicht an Dritte weitergeben. Doch damit meinen sie in der Regel nur die Dateien selbst, also zum Beispiel die Excel-Tabellen. Gleichzeitig genehmigen sie sich in ihren Geschäftsbedingungen die Nutzung aller Daten und Informationen zur Verbesserung und Optimierung der eigenen Angebote“, hat Ganten beobachtet.Mehr dazu (FAZ 19.2.18)
Erläuterung zur Verwendung von Daten bei Google (Video)
offizielle Videos zur Vorstellung von Google (u.a. Bewerbung u. Youtube)
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Sonntag, 18. Februar 2018
Wolfgang Leonhard: Meine Geschichte der DDR
Besprechungen bei Perlentaucher: https://www.perlentaucher.de/buch/wolfgang-leonhard/meine-geschichte-der-d-dr.html
Perlentaucher über die Besprechung in der FAZ:
*Der deutsche Weg zum Sozialismus
Perlentaucher über die Besprechung in der FAZ:
"Höchst subjektiv" seien Leonhards Wertungen, räumt er ein, "aber allemal anregend". Besonders spannend findet Fricke, dass Leonhard in diesem Buch nun nachtragen kann, was in seinem Bestseller von 1955 noch nicht möglich war: Einzelheiten zu seiner Flucht, bei der ihm jugoslawische Diplomaten geholfen hatten. "Aufschlussreich" findet der Rezensent zudem, was Leonhard über die Wiederbegegnung mit früheren Weggefährten wie Mischa Wolf nach der Maueröffnung erzählt. Voll und ganz eingenommen hat Fricke schließlich, wie ehrlich er über Erfolge, Enttäuschungen, Traumata und Ängste berichtet.Diesem Urteil kann ich mich durchaus anschließen. Besonders interessant sind für mich seine persönliche Sicht auf Walter Ulbricht (sehr fleißig, stalinistisch parteitreu, bis er in den 60er Jahren eine andere ökonomische Politik versucht), Otto Grotewohl (entschieden gegen die Einheitspartei SED, nach einem Gespräch mit Marschall Schukow wie umgedreht), Anton Ackermann (L. fühlt sich ihm eng verbunden, für deutschen Weg zum Sozialismus*, brillant formulierend)
*Der deutsche Weg zum Sozialismus
Wie kommen wir in Bewegung? Eine Frage nicht nur an die GroKo.
Es helfen Schrittzähler und soziale Netze. Wie das?
https://hositeam.wordpress.com/2018/02/17/twitter-soziales-netz-sorgt-fuer-bewegung/
https://hositeam.wordpress.com/2018/02/17/twitter-soziales-netz-sorgt-fuer-bewegung/
Samstag, 17. Februar 2018
Theater oder kreatives Wissensmanagement?
Sprechstunde mit 90 Experten
Einen echten Experten für einen Euro mieten. Mit ihm oder ihr eine halbe Stunde von Angesicht zu Angesicht reden: Das konnte man am 21. Oktober 2016 im Kulturzentrum Kampnagel in Hamburg (22.10.2016)
Freitag, 16. Februar 2018
Gaus im Gespräch mit Hermann Josef Abs
Abs, interviewt am 25.11.1964, war seinerzeit als Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Mitglied in über dreißig Aufsichtsräten, nicht selten als Vorsitzender, war seinerzeit der einflussreichste Manager der Bundesrepublik.
Er konstatierte damals für die die vergangenen sieben Jahre bei der Deutschen Bank gestiegene Einkommensbezüge von 70% für die Tarifangestellten, 60% für die "Oberbeamten", 50% für die "Unterschriftsträger", 33% für die Direktoren und 0% für die Vorstandsmitglieder.
Dass sich das geändert hat, kann man auf "Das Ende der sogenannten Deutschland AG" zurückführen.
Abs sah in der unterschiedlichen Einkommensentwicklung der Bankangestellten eine nachholende Entwicklung und und meinte, die "sollte aber auch in der Vermögensbildung und der Vermögensverteilung gesucht werden". (S.49)
Im selben Interview sagte er, "daß die Politik eigentlich das Primat haben soll". (S.50) (Was er persönlich für richtig gehalten hat, ist damit freilich noch nicht gesagt.)
Damals habe er als Mitinhaber eines privaten Bankhauses etwa das Doppelte verdient wie als Vorstandsmitglied der Deutschen Bank.
Als Begründung für den Wechsel führte er an, dass "das größere Instrument mir ein angemesseneres Instrument schien". (S.51) Ihm gefiel die Formulierung, die Günter Gaus ihm anbot, er sei "doch nur der Hausmeier fremden Kapitals" (S.50).
(Günter Gaus: "Zur Person. Porträts in Frage und Antwort Bd II, München 1966)
Heute braucht ein Manager eines 'größeren Instruments' zusätzlich zu seinem Gehalt noch Boni, auch wenn seine Firma gerade Milliardenverluste hat.
Er konstatierte damals für die die vergangenen sieben Jahre bei der Deutschen Bank gestiegene Einkommensbezüge von 70% für die Tarifangestellten, 60% für die "Oberbeamten", 50% für die "Unterschriftsträger", 33% für die Direktoren und 0% für die Vorstandsmitglieder.
Dass sich das geändert hat, kann man auf "Das Ende der sogenannten Deutschland AG" zurückführen.
Abs sah in der unterschiedlichen Einkommensentwicklung der Bankangestellten eine nachholende Entwicklung und und meinte, die "sollte aber auch in der Vermögensbildung und der Vermögensverteilung gesucht werden". (S.49)
Im selben Interview sagte er, "daß die Politik eigentlich das Primat haben soll". (S.50) (Was er persönlich für richtig gehalten hat, ist damit freilich noch nicht gesagt.)
Damals habe er als Mitinhaber eines privaten Bankhauses etwa das Doppelte verdient wie als Vorstandsmitglied der Deutschen Bank.
Als Begründung für den Wechsel führte er an, dass "das größere Instrument mir ein angemesseneres Instrument schien". (S.51) Ihm gefiel die Formulierung, die Günter Gaus ihm anbot, er sei "doch nur der Hausmeier fremden Kapitals" (S.50).
(Günter Gaus: "Zur Person. Porträts in Frage und Antwort Bd II, München 1966)
Heute braucht ein Manager eines 'größeren Instruments' zusätzlich zu seinem Gehalt noch Boni, auch wenn seine Firma gerade Milliardenverluste hat.
Donnerstag, 15. Februar 2018
Theateraberglaube
http://soerenergang.de/Soeren_Ergang/Theaterglaube.html
Überall, wo Erfolg vom Zufall abhängt, legt sich Aberglaube nahe.
Das gilt beim Sport, wo zwei Hundertstelsekunden oder ein Windstoß über Goldmedaille oder dauerhafte Anonymität entscheiden können.
Vielleicht noch mehr bei Schauspielern, wo die Konkurrenz so groß ist, dass Protektion weit wichtiger als Können sein kann und Könnerinnen jahrzehntelang verschweigen, was sie hingenommen haben, nicht nur um ein Scheitern schon am Anfang der Karriere zu vermeiden, sondern auch nach Jahrzehnten noch ein einflussreicher Regisseur alle Engagements an bekannteren Bühnen verbauen kann.
Weshalb reichte der Hollywoodskandal nicht aus, dass deutsche Schauspielerinnen öffentlich zu machen wagten, was in Theater-, Film- und Fernsehkreisen längst bekannt war?
Es musste erst eine Schauspielerin gegen Ende ihrer höchst erfolgreichen Karriere davon berichten, was für - vergleichsweise harmlose - Strafen ein Regisseur gegen eine Schauspielerin, die nein sagt, verhängen kann, damit viel schlimmere Vorgänge zur Sprache kommen konnten.
Die Unschuldsvermutung gilt für beide Seiten: den angeblichen Täter und die Person, die trotz monatelanger Arbeitsunfähigkeit nicht wagte, vor Gericht zu gehen und selbst jetzt nicht klagt, sondern nur der Presse gestattet, über ihren Fall zu berichten.
Überall, wo Erfolg vom Zufall abhängt, legt sich Aberglaube nahe.
Das gilt beim Sport, wo zwei Hundertstelsekunden oder ein Windstoß über Goldmedaille oder dauerhafte Anonymität entscheiden können.
Vielleicht noch mehr bei Schauspielern, wo die Konkurrenz so groß ist, dass Protektion weit wichtiger als Können sein kann und Könnerinnen jahrzehntelang verschweigen, was sie hingenommen haben, nicht nur um ein Scheitern schon am Anfang der Karriere zu vermeiden, sondern auch nach Jahrzehnten noch ein einflussreicher Regisseur alle Engagements an bekannteren Bühnen verbauen kann.
Weshalb reichte der Hollywoodskandal nicht aus, dass deutsche Schauspielerinnen öffentlich zu machen wagten, was in Theater-, Film- und Fernsehkreisen längst bekannt war?
Es musste erst eine Schauspielerin gegen Ende ihrer höchst erfolgreichen Karriere davon berichten, was für - vergleichsweise harmlose - Strafen ein Regisseur gegen eine Schauspielerin, die nein sagt, verhängen kann, damit viel schlimmere Vorgänge zur Sprache kommen konnten.
Die Unschuldsvermutung gilt für beide Seiten: den angeblichen Täter und die Person, die trotz monatelanger Arbeitsunfähigkeit nicht wagte, vor Gericht zu gehen und selbst jetzt nicht klagt, sondern nur der Presse gestattet, über ihren Fall zu berichten.
Montag, 12. Februar 2018
Glitter besteht aus Plastik und Beschichtung
Zwei neue Trends gibt es. Die vermehrte Verwendung von Glitter (auch Glitzer genannt) und das stärkere Bewusstsein für die Gefährdung der Umwelt durch Plastik.
Hinzu kommt:
"Das natürliche Mineral Glimmer (Mica), das vor allem in dekorativer Kosmetik zum Einsatz kommt, weil es so schön schimmert, stammt häufig aus illegalen Minen in Indien, in denen tausende von Kindern arbeiten." (Guardian 21.1.18)
mehr dazu
Hinzu kommt:
"Das natürliche Mineral Glimmer (Mica), das vor allem in dekorativer Kosmetik zum Einsatz kommt, weil es so schön schimmert, stammt häufig aus illegalen Minen in Indien, in denen tausende von Kindern arbeiten." (Guardian 21.1.18)
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Gaus - Gottfried Forck
"[...] [Forck:] Sie
kennen ja die Geschichte aus dem alten Testament "Auszug aus
Ägypten". Man könnte sagen, die Wende haben wir erlebt wie den
Durchzug durchs Rote Meer. Keiner hat erwartet, daß es in der Tat so
sein könnte, daß wir so ungeschoren, so relativ unblutig durch das
hindurch kamen, was damals anstand. Und das, was dann später
gekommen ist, das war der Tanz ums Goldene Kalb ... [Gaus:] dabei
ist man im Moment ... Nein,
vielleicht ist man schon einen Schritt weiter. Und jetzt hört man
von manchen schon die Klagen: wären wir doch in Ägyptenland
geblieben. Also, die Ängstlichen, die jetzt sagen, die Vergangenheit
war denn so schlecht auch nicht, und da hatten wir unser sicheres
Einkommen, und das lief doch. [...]"
Gaus: Katharina Thalbach
Sendung vom 09.11.1996 Günter Gaus im Gespräch mit Katharina Thalbach
KatharinaThalbach, geboren 1954 in Ostberlin, Ziehkind von Helene Weigel, 1976
nach Westberlin gegangen. Sie ist heute eine der berühmtesten
deutschen Schauspielerinnen und Regisseurinnen.
Gaus: Sie waren zwölf Jahre, als 1966 Ihre Mutter, Sabine Thalbach, eine bedeutende, berühmte Schauspielerin in Ostberlin, starb. Daraufhin nahm sich Helene Weigel Ihrer an. Die große Schauspielerin, Helene Weigel, die Witwe Bert Brechts, war damals die Prinzipalin seines Theaters, des Berliner Ensembles. Sie haben Abitur gemacht, aber vor allem waren Sie, Katharina Thalbach, Schauspielelevin bei der Weigel. Sie haben einmal gesagt, sie sei streng gewesen. Erzählen Sie: Wie war das, Ziehkind der berühmten Helene Weigel zu sein?
Thalbach: Ziehkind ist vielleicht ein bisschen übertrieben, der private Kontakt war ja eher geringer. Aber ich glaube, sie hat mir einfach die Chance gegeben zu überleben. Es war eine schwierige Zeit für mich. Ich war zwölf Jahre alt und habe allein mit meiner Mutter gelebt. Als sie starb, fühlte ich mich wie „Hänschen allein auf der Welt“. Ich wollte vorher nie etwas mit der Schauspielerei zu tun haben. Auf einmal dachte ich: Na ja, vielleicht ist es für mich doch ein höherer Auftrag, etwas weitermachen zu können, was meine Mutter – sie war 34, als sie starb – ein bisschen früh beenden musste. Die Weigel hat mir dazu die Chance gegeben. Ich hatte das Gefühl, das wird jetzt mein Zuhause, wo ich keines mehr hatte. Das klingt sehr kitschig, aber es war wirklich so. Das ist das, was ich ihr am meisten danke. Dann hat sie mir natürlich ziemlich unsentimental diesen Beruf beigebracht, der auch ein Beruf war. Die Strenge lag in erster Linie darin, dass sie mitleidlos war. Bei den ersten Proben – ich spielte eine Hure in der Dreigroschenoper, war 13 und hatte noch ein absolutes Piepsstimmchen – wurde ich erbarmungslos angeschrieen: Lauter, lauter! Das ging so lange, bis ich mit Tränen von der Bühne zur Sprecherziehung geschickt wurde. Das hat sie durchgezogen. Sie hat mir immer wieder Chancen gegeben, aber diese sehr erbarmungslos.
Gaus: Aufgewachsen mit der Mutter. Dann stirbt die Mutter, Sie sind zwölf, der Helene Weigel überantwortet, aber Abiturientin, also Schülerin an der Oberschule. Was ist Ihnen – wir kommen auf Einzelheiten später –, was ist Ihnen an DDR-Herkunft geblieben? Seither sind Sie eine ganz und gar oder nicht ganz und gar, aber doch wesentlich vom Westen bestimmte Schauspielerin und Regisseurin geworden. [...]
Gaus: Sie waren zwölf Jahre, als 1966 Ihre Mutter, Sabine Thalbach, eine bedeutende, berühmte Schauspielerin in Ostberlin, starb. Daraufhin nahm sich Helene Weigel Ihrer an. Die große Schauspielerin, Helene Weigel, die Witwe Bert Brechts, war damals die Prinzipalin seines Theaters, des Berliner Ensembles. Sie haben Abitur gemacht, aber vor allem waren Sie, Katharina Thalbach, Schauspielelevin bei der Weigel. Sie haben einmal gesagt, sie sei streng gewesen. Erzählen Sie: Wie war das, Ziehkind der berühmten Helene Weigel zu sein?
Thalbach: Ziehkind ist vielleicht ein bisschen übertrieben, der private Kontakt war ja eher geringer. Aber ich glaube, sie hat mir einfach die Chance gegeben zu überleben. Es war eine schwierige Zeit für mich. Ich war zwölf Jahre alt und habe allein mit meiner Mutter gelebt. Als sie starb, fühlte ich mich wie „Hänschen allein auf der Welt“. Ich wollte vorher nie etwas mit der Schauspielerei zu tun haben. Auf einmal dachte ich: Na ja, vielleicht ist es für mich doch ein höherer Auftrag, etwas weitermachen zu können, was meine Mutter – sie war 34, als sie starb – ein bisschen früh beenden musste. Die Weigel hat mir dazu die Chance gegeben. Ich hatte das Gefühl, das wird jetzt mein Zuhause, wo ich keines mehr hatte. Das klingt sehr kitschig, aber es war wirklich so. Das ist das, was ich ihr am meisten danke. Dann hat sie mir natürlich ziemlich unsentimental diesen Beruf beigebracht, der auch ein Beruf war. Die Strenge lag in erster Linie darin, dass sie mitleidlos war. Bei den ersten Proben – ich spielte eine Hure in der Dreigroschenoper, war 13 und hatte noch ein absolutes Piepsstimmchen – wurde ich erbarmungslos angeschrieen: Lauter, lauter! Das ging so lange, bis ich mit Tränen von der Bühne zur Sprecherziehung geschickt wurde. Das hat sie durchgezogen. Sie hat mir immer wieder Chancen gegeben, aber diese sehr erbarmungslos.
Gaus: Aufgewachsen mit der Mutter. Dann stirbt die Mutter, Sie sind zwölf, der Helene Weigel überantwortet, aber Abiturientin, also Schülerin an der Oberschule. Was ist Ihnen – wir kommen auf Einzelheiten später –, was ist Ihnen an DDR-Herkunft geblieben? Seither sind Sie eine ganz und gar oder nicht ganz und gar, aber doch wesentlich vom Westen bestimmte Schauspielerin und Regisseurin geworden. [...]
Gaus: Steckte
in dem Wunsch, es selber zu machen, auch Frustration über
Regisseure, die Sie erlebt hatten?
Thalbach: Ja, sicher auch, aber nicht so extrem. Ich hatte ein bisschen die Schnauze voll, immer nur über Regisseure zu meckern. Ich dachte mir: Moment, du musst es ja erst einmal besser machen können. Dann machte ich das Meckern doch lieber produktiv, und probierte es selber aus.
Gaus: Manche Schauspieler, manche Schauspielerinnen klagen, wir hätten heute ein Regietheater, eine Despotie der Regisseure, in der den Stücken und Schauspielern Gewalt angetan werde. Was sagen Sie zu solchen Beschwerden, und wie verpflichtend ist Ihnen Werktreue?
Thalbach: Ich habe eher das Gefühl, dass im Augenblick die Schauspieler im Theater und auch im Film wieder wichtiger werden. Es gibt wieder Stars. Da ist der Vorwurf nicht mehr ganz so berechtigt. Der traf vor zehn Jahren zu. Meine Erfahrung ist da auch nicht so extrem, dass ich nur über die Regisseure meckern musste. Was die Werktreue betrifft: Ich halte mich immer für relativ werktreu. Manchmal vielleicht sogar viel zu viel, dass ich denke, man müsste viel innovativer mit Stücken umgehen, wie es viele Regisseure machen. Ich halte mich da für sehr altmodisch. [...]
Thalbach: Ja, sicher auch, aber nicht so extrem. Ich hatte ein bisschen die Schnauze voll, immer nur über Regisseure zu meckern. Ich dachte mir: Moment, du musst es ja erst einmal besser machen können. Dann machte ich das Meckern doch lieber produktiv, und probierte es selber aus.
Gaus: Manche Schauspieler, manche Schauspielerinnen klagen, wir hätten heute ein Regietheater, eine Despotie der Regisseure, in der den Stücken und Schauspielern Gewalt angetan werde. Was sagen Sie zu solchen Beschwerden, und wie verpflichtend ist Ihnen Werktreue?
Thalbach: Ich habe eher das Gefühl, dass im Augenblick die Schauspieler im Theater und auch im Film wieder wichtiger werden. Es gibt wieder Stars. Da ist der Vorwurf nicht mehr ganz so berechtigt. Der traf vor zehn Jahren zu. Meine Erfahrung ist da auch nicht so extrem, dass ich nur über die Regisseure meckern musste. Was die Werktreue betrifft: Ich halte mich immer für relativ werktreu. Manchmal vielleicht sogar viel zu viel, dass ich denke, man müsste viel innovativer mit Stücken umgehen, wie es viele Regisseure machen. Ich halte mich da für sehr altmodisch. [...]
Gaus: Vor
einiger Zeit haben Sie gesagt, Sie seien im Augenblick – aber wie
eigentlich doch alle – orientierungslos. Und Sie hielten für
möglich, dass in „zehn, zwanzig Jahren der Sozialismus wieder Fuß
fassen“ werde. Drückt das eine Hoffnung aus?
Thalbach: Klar drückt das eine Hoffnung aus. Ich meine, die Welt, so wie sie ist, ist ja nicht unbedingt so attraktiv. Bis auf einige Ausnahmen. Der Wunsch nach einer gerechteren Welt ist etwas älter als der Sozialismus. Wie immer er sich äußert, ob nun mit dem Namen Sozialismus oder nicht, er ist präsent und wird sich durchsetzen. Ich habe gerade im „Stern“ einen Bericht über die brasilianischen Landarbeiter gelesen, die wie im Mittelalter einen Bauernkrieg für ihre Interessen führen. Ich finde es hoffnungsvoll. Vielleicht bin ich wirklich eine Träumerin und Utopistin, aber wenn ich mir diese Hoffnung nicht mehr vorstellen kann, dann fehlt mir auch der Grund, Kunst zu machen. Dann muss ich mir ein ganz, ganz stilles Plätzchen suchen und noch ein paar Blumen anpflanzen und mich aus dieser Welt verabschieden. Ohne diesen Traum von einer gerechteren, besseren Welt fände ich sie furchtbar.
Gaus: Wenn Sie sagen: orientierungslos – was bedeutet das für Sie?
Thalbach: Ich kann es nur im Zusammenhang mit Arbeit sagen: Wo sind die Verbündeten, wo sind die Richtungen? Wo sind die Organisationsformen. Angesichts von immer größer werdendem Geldmangel, von immer schnellerem Erfolg-haben-müssen, angesichts von immer weniger Möglichkeiten für Kontinuität und für Suche, auch von Möglichkeiten, Risiken einzugehen, kann man leicht die Orientierung verlieren. Verbündete und eine Form von Sicherheit zu finden, das gibt Orientierung.
Thalbach: Klar drückt das eine Hoffnung aus. Ich meine, die Welt, so wie sie ist, ist ja nicht unbedingt so attraktiv. Bis auf einige Ausnahmen. Der Wunsch nach einer gerechteren Welt ist etwas älter als der Sozialismus. Wie immer er sich äußert, ob nun mit dem Namen Sozialismus oder nicht, er ist präsent und wird sich durchsetzen. Ich habe gerade im „Stern“ einen Bericht über die brasilianischen Landarbeiter gelesen, die wie im Mittelalter einen Bauernkrieg für ihre Interessen führen. Ich finde es hoffnungsvoll. Vielleicht bin ich wirklich eine Träumerin und Utopistin, aber wenn ich mir diese Hoffnung nicht mehr vorstellen kann, dann fehlt mir auch der Grund, Kunst zu machen. Dann muss ich mir ein ganz, ganz stilles Plätzchen suchen und noch ein paar Blumen anpflanzen und mich aus dieser Welt verabschieden. Ohne diesen Traum von einer gerechteren, besseren Welt fände ich sie furchtbar.
Gaus: Wenn Sie sagen: orientierungslos – was bedeutet das für Sie?
Thalbach: Ich kann es nur im Zusammenhang mit Arbeit sagen: Wo sind die Verbündeten, wo sind die Richtungen? Wo sind die Organisationsformen. Angesichts von immer größer werdendem Geldmangel, von immer schnellerem Erfolg-haben-müssen, angesichts von immer weniger Möglichkeiten für Kontinuität und für Suche, auch von Möglichkeiten, Risiken einzugehen, kann man leicht die Orientierung verlieren. Verbündete und eine Form von Sicherheit zu finden, das gibt Orientierung.
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Weltschmerz bei Heine?
"Ach, theurer Leser, wenn du über jene Zerrissenheit klagen willst, so beklage lieber, daß die Welt selbst mitten entzwey gerissen ist. Denn da das Herz des Dichters der Mittelpunkt der Welt ist, so mußte es wohl in jetziger Zeit jämmerlich zerrissen werden. Wer von seinem Herzen rühmt, es sey ganz geblieben, der gesteht nur, daß er ein prosaisches weitabgelegenes Winkelherz hat. Durch das meinige ging aber der große Weltriß, und eben deßwegen weiß ich, daß die großen Götter mich vor vielen Anderen hochbegnadigt und des Dichtermärtyrthums würdig geachtet haben." (Reisebilder)
Zitat übernommen von achwiegutdass (bei gutefrage.net)
Zitat übernommen von achwiegutdass (bei gutefrage.net)
Sonntag, 11. Februar 2018
Erwärmung der Meere
Die Erwärmung findet im wesentlichen unterhalb der Meeresoberfläche statt.
"Ozeane speichern laut Weltklimabericht 93 % der Wärme, während sich auf Luft, Land und Eis gerade mal 7 % verteilen. Der eigentliche Gradmesser für die Erderwärmung sind also die Meere.[...]
Gegenüber 2016 steigerte sich die Ozeanwärme um eine Energiemenge, die dem 600-fachen der gesamten Stromproduktion Chinas im Jahre 2016 entspricht."
Die Meere saugen den Großteil der Wärme aus der Atmosphäre ab, "vor allem im Atlantik und im Südpolarmeer." [...]
"Abgestellt würde die Heizung der Meere erst, wenn wir fast zurück auf die vorindustriellen CO2- Konzentrationen in der Atmosphäre kämen." (Frankfurter Rundschau 5.2.2018)
https://www.planet-wissen.de/natur/klima/klimaforschung/pwieklimaveraendertdieweltmeere100.html
"Ozeane speichern laut Weltklimabericht 93 % der Wärme, während sich auf Luft, Land und Eis gerade mal 7 % verteilen. Der eigentliche Gradmesser für die Erderwärmung sind also die Meere.[...]
Gegenüber 2016 steigerte sich die Ozeanwärme um eine Energiemenge, die dem 600-fachen der gesamten Stromproduktion Chinas im Jahre 2016 entspricht."
Die Meere saugen den Großteil der Wärme aus der Atmosphäre ab, "vor allem im Atlantik und im Südpolarmeer." [...]
"Abgestellt würde die Heizung der Meere erst, wenn wir fast zurück auf die vorindustriellen CO2- Konzentrationen in der Atmosphäre kämen." (Frankfurter Rundschau 5.2.2018)
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Mikroapartements: 20 m² - 35 m²
Bilder zu Mikroapartement
http://www.sueddeutsche.de/stil/mikroapartments-wohnen-im-schuhkarton-1.3347533
http://www.faz.net/aktuell/stil/drinnen-draussen/eine-studentin-ueber-das-wohnen-im-mikro-apartment-14513575.html
http://www.mikroapartments.de/
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Neujahrsgebet 1883/84
Herr,
setze dem Überfluss Grenzen
und lasse die Grenzen überflüssig werden.
Lasse die Leute kein falsches Geld machen
aber auch das Geld keine falschen Leute.
Nimm den Ehefrauen das letzte Wort
und erinnere die Männer an ihr erstes.
Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit
und der Wahrheit mehr Freunde.
Bessere solche Beamte, Geschäfts- und Arbeitsleute,
die wohl tätig, aber nicht wohltätig sind.
Gib den Regierenden ein besseres Deutsch
und den Deutschen eine bessere Regierung.
Herr, sorge dafür, dass wir alle in den
Himmel kommen, aber nicht sofort.
Es gibt dazu viele leicht unterschiedliche Versionen u.a. diese:
Gebet eines Pfarrers von 1864
Setze dem Überfluß Grenzen,
und laß die Grenzen überflüssig werden.
Nimm den Ehefrauen das letzte Wort,
und erinnere die Ehemänner an ihr erstes.
Gib den Regierenden ein besseres Deutsch,
und den Deutschen eine bessere Regierung.
Schenke uns und unseren Freunden mehr Wahrheit,
und der Wahrheit mehr Freunde.
Bessere solche Beamten, die wohl tätig,
aber nicht wohltätig sind,
und laß die, die rechtschaffen sind,
auch recht schaffen.
Sorge doch dafür, dass wir alle in den Himmel kommen,
aber wenn du es willst, noch nicht gleich,
denn heute wollen wir noch fröhlich leben
und dein Evangelium verkündigen und viele rufen,
damit DEIN Haus voll werde.
Amen.
und laß die Grenzen überflüssig werden.
Nimm den Ehefrauen das letzte Wort,
und erinnere die Ehemänner an ihr erstes.
Gib den Regierenden ein besseres Deutsch,
und den Deutschen eine bessere Regierung.
Schenke uns und unseren Freunden mehr Wahrheit,
und der Wahrheit mehr Freunde.
Bessere solche Beamten, die wohl tätig,
aber nicht wohltätig sind,
und laß die, die rechtschaffen sind,
auch recht schaffen.
Sorge doch dafür, dass wir alle in den Himmel kommen,
aber wenn du es willst, noch nicht gleich,
denn heute wollen wir noch fröhlich leben
und dein Evangelium verkündigen und viele rufen,
damit DEIN Haus voll werde.
Amen.
Günter Gaus: Christa Wolf und Christa T.
Video:
Text:
https://www.rbb-online.de/zurperson/interview_archiv/wolf_christa.html
"[...]
Gaus: Wir wissen nun, dass die Hoffnung vieler aus unserer Generation, die sie an 1945 knüpften, trügerisch, selbstbetrügerisch gewesen ist. Unabhängig vom Inhalt Ihrer und meiner, unserer damaligen Hoffnung – allgemein gefragt: Was bedeutet Ihnen die Einsicht, dass man keine Erfahrungen weiterreichen kann, dass die Nachwachsenden das Recht auf ihre eigenen Fehler beanspruchen – bis hin zu neuen grausamen Katastrophen?
Wolf: Als mir diese Einsicht zum ersten Mal dämmerte, das ist Jahre her, hat sie mich furchtbar mitgenommen; ich war nicht nur bedrückt, es hat mich in Verzweiflung gestürzt. Da hat sich etwas geändert. Ich meine schon, dass es von unserer Generation vielleicht einiges zu lernen gibt, aber nicht in dem Sinne, es nachzumachen, sondern daraus zu lernen, was man nicht unbedingt machen sollte.
Gaus: Das wär’ ja schon was!
Wolf: Ja, es wär’ schon was, aber im Moment scheint es eher so zu sein, dass auch das abgewehrt wird. Ich bin jetzt soweit, dass ich das irgendwie akzeptiere, weil ich sehe, die Jüngeren machen wirklich ihre eigenen Erfahrungen. Ich glaube, dümmer als wir, als ich sind sie nicht.
Gaus: Sie haben keine Angst, dass sie nicht Ihnen, sondern sich selber etwas zufügen, was Sie den Menschen gern ersparen würden?
Wolf: Doch, diese Angst habe ich.
Gaus: Das macht Sie nicht rasend, dass Sie nichts mitteilen können, nichts weitergeben können?
Wolf: Nicht mehr. Es hat mich rasend gemacht. Aber ...
Gaus: Dass es Sie nicht mehr rasend macht, ist das ein Schritt eher in Resignation oder in Weisheit? Oder ist das dasselbe?
Wolf: Nein, es ist sicher nicht dasselbe. – Ja, in diesem Punkt bin ich resigniert.
Gaus: Ohne Bitterkeit?
Wolf: Ja.
Gaus: Haben Sie in jüngeren Jahren daran gezweifelt, ob Sie es sich erlauben dürften, traurig und unglücklich zu sein?
Wolf: Ja, ich glaube ... Darf ich Sie etwas fragen? Nein, das gehört sich wohl nicht ...
Gaus: Eigentlich frage ich hier, aber fragen Sie mal.
Wolf: Wie kommen Sie auf die Frage?
Gaus: Das kann ich nicht sagen. Das will ich nicht sagen…
Wolf: Gut, akzeptiert. Sie haben Recht – was in der Frage als Meinung liegt. Erstens: Meine Kindheit lief in einer gespaltenen Erziehung. Das eine war die Hitlerjugend mit dem Versuch, in den Kindern Härte zu erzeugen. Das andere war die protestantische Erziehung zu Hause, die auch nicht gerade überströmend gefühlvoll war. Und dann später, in den Anfängen der Partei, natürlich auch: Man hat eigentlich glücklich zu sein, man ist verpflichtet, glücklich zu sein, da wir nun mal demnächst das Paradies auf Erden...
Gaus: Nach dem Studium Christa Wolfs habe ich genau dies gedacht, und das hat mich zu der Frage gebracht …
Wolf: Ja, das ist mir schon klar. – Da wir das Paradies nun vielleicht doch noch zu unseren Lebzeiten erreichen und errichten werden, warum soll man dann nicht verdammt noch mal jetzt schon glücklich sein! Allerdings, wenn man liebt, wenn man Kinder hat, dann wird das alles anders, dann wird man weicher, und dann wird man auch unglücklich.
Gaus: Wir berühren jetzt wieder das Thema, bei dem wir schon einmal waren, als wir über Christa T. sprachen, das Thema nämlich, dass Sie sich aus für Sie guten Gründen, zwingenden Gründen, oft genötigt haben, gegen Ihre Natur zu existieren. Hat Sie das verkürzt im Natürlichsein?
Wolf: Wenn es dabei geblieben wäre, hätte es mich sicherlich verkürzt und eingeschränkt. Aber es ist ja nicht dabei geblieben. Es stimmt, dass ich – ich weiß nicht, bis zu welchem Jahr – Krisen eher weggedrängt und versucht habe, sie rational zu lösen. Aber dann kam ein absoluter Ausbruch, ein Durchbruch von Traurigkeit, eben mit diesem Buch, mit ‚Christa T.’. Meine ersten drei Bücher könnten Sie wie Stadien dieses Durchbruchs verstehen: "Moskauer Novelle", da lief noch alles nach der Konvention; "Geteilter Himmel", das war ein Zusammenbruch dieses Mädchens, aber immerhin, sie musste durchkommen; Christa T. kommt nicht durch.
Gaus: Aber sie zerbricht nicht.
Wolf: Sie zerbricht nicht, aber sie kommt auch nicht durch, da ist sehr, sehr viel Traurigkeit in dem Buch.
Gaus: Ja, das kann man sagen. Es ist ein großes Buch, wenn ich das sagen darf.
Wolf: Es ist jedenfalls ein trauriges Buch. Ich habe das damals immer ein bisschen abgestritten, aber es ist sehr traurig.
Gaus: Aber nun noch einmal: Sie sagen, Christa T. scheitert nicht, Scheitern ist etwas anderes. Was ist Scheitern?
Wolf: Scheitern ist, wenn man keine Krisen hat, sondern hart und stracks durch etwas hindurchgeht, was man nicht selber ist, neben sich hergeht.
Gaus: Ohne Krisen?
Wolf: Mit oder ohne Krisen, jedenfalls neben sich hergeht, bis zu seinem Lebensende. Man kann ungeheueren Erfolg dabei haben, man kann, ich weiß nicht, Ministerpräsident oder sonst was werden, ein Schriftsteller allerdings kann man nicht sein. Das wäre Scheitern für mich.
Gaus: Was musste mit Christa Wolf geschehen, die das, wie sie meinte, Neue, Große für das menschliche Zusammenleben wollte, was musste ihr widerfahren, bis sie das Buch über Christa T. schrieb, über diese junge Frau, die, wie Sie sagen, nicht zerbrochen ist, aber die doch existieren musste zwischen der Bereitschaft, an der großen Sache mitzuwirken und dem Bedürfnis auf Selbstverwirklichung aus Eigenem? Was musste geschehen, bevor Sie sie erdichteten, diese Christa T., Ihre Stiefschwester im Geiste? War das eine Ersatzhandlung? Ersatz für ein reales Leben?
Wolf: Ganz im Gegenteil: Das war die Handlung, und das war das Leben, endlich.
Gaus: Aber was musste Ihnen widerfahren?
Wolf: Sie sagen in Ihrer Frage: dass ich auf das Neue, Große aus war. Ich war eigentlich nicht so sehr auf das Neue, Große aus, sondern ich hatte mir aus dem Marxismus und auch aus der sozialistischen Literatur und allem, was ich ja nun im Studium kennen gelernt hatte, das für mich herausgenommen, was ich wirklich wollte, und von dem ich glaubte, dass diese Gesellschaft und diese Idee es erreichen würden: die Selbstverwirklichung des Menschen. Als ich verstand, dass genau das nicht geschah – und das passierte auf folgende Weise: Ich war Kandidatin des ZK, und 1965 war ein Plenum, das berüchtigte 11. Plenum, das zu einem Kulturplenum, das heißt zu einer Abstrafung von Künstlern, besonders Filmleuten und Literaten, aber auch Malern, umfunktioniert wurde, und ich saß dort dabei und habe dann gesprochen, dagegengesprochen, …
Gaus: ... und zwar sehr couragiert ...
Wolf [im Manuskript fälschlich: Gaus]: Es musste passieren, dass ich so von innen her sehen konnte, wie der Mechanismus funktioniert. Und da wurde mir klar: Das geht nicht. Das geht nicht in die richtige Richtung. Als ich dort rauskam – ich weiß noch ganz genau, was ich dachte, als ich die Treppe runterging: die Hände weggeschlagen. Ich hab darüber auch geschrieben. Das war mein Gefühl damals. Da habe ich mich nicht in das Buch hineingerettet, sondern habe begriffen, dass das meine Art ist, sich damit auseinanderzusetzen. Das Buch hat mich gerettet, trotzdem. [...]"
https://www.rbb-online.de/zurperson/interview_archiv/wolf_christa.html
„Alles, was ich bisher geschrieben habe, nicht zuletzt dieses Buch, entstand aus Parteinahme für die sozialistische Gesellschaft, in der ich lebe.“[12]
„Nachdenken über Christa T.“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. November 2017, 08:45 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Nachdenken_%C3%BCber_Christa_T.&oldid=170674910 (Abgerufen: 11. Februar 2018, 15:25 UTC)
Christa Wolf im Gespräch mit Günter Gaus (1993)
Text:https://www.rbb-online.de/zurperson/interview_archiv/wolf_christa.html
"[...]
Gaus: Wir wissen nun, dass die Hoffnung vieler aus unserer Generation, die sie an 1945 knüpften, trügerisch, selbstbetrügerisch gewesen ist. Unabhängig vom Inhalt Ihrer und meiner, unserer damaligen Hoffnung – allgemein gefragt: Was bedeutet Ihnen die Einsicht, dass man keine Erfahrungen weiterreichen kann, dass die Nachwachsenden das Recht auf ihre eigenen Fehler beanspruchen – bis hin zu neuen grausamen Katastrophen?
Wolf: Als mir diese Einsicht zum ersten Mal dämmerte, das ist Jahre her, hat sie mich furchtbar mitgenommen; ich war nicht nur bedrückt, es hat mich in Verzweiflung gestürzt. Da hat sich etwas geändert. Ich meine schon, dass es von unserer Generation vielleicht einiges zu lernen gibt, aber nicht in dem Sinne, es nachzumachen, sondern daraus zu lernen, was man nicht unbedingt machen sollte.
Gaus: Das wär’ ja schon was!
Wolf: Ja, es wär’ schon was, aber im Moment scheint es eher so zu sein, dass auch das abgewehrt wird. Ich bin jetzt soweit, dass ich das irgendwie akzeptiere, weil ich sehe, die Jüngeren machen wirklich ihre eigenen Erfahrungen. Ich glaube, dümmer als wir, als ich sind sie nicht.
Gaus: Sie haben keine Angst, dass sie nicht Ihnen, sondern sich selber etwas zufügen, was Sie den Menschen gern ersparen würden?
Wolf: Doch, diese Angst habe ich.
Gaus: Das macht Sie nicht rasend, dass Sie nichts mitteilen können, nichts weitergeben können?
Wolf: Nicht mehr. Es hat mich rasend gemacht. Aber ...
Gaus: Dass es Sie nicht mehr rasend macht, ist das ein Schritt eher in Resignation oder in Weisheit? Oder ist das dasselbe?
Wolf: Nein, es ist sicher nicht dasselbe. – Ja, in diesem Punkt bin ich resigniert.
Gaus: Ohne Bitterkeit?
Wolf: Ja.
Gaus: Haben Sie in jüngeren Jahren daran gezweifelt, ob Sie es sich erlauben dürften, traurig und unglücklich zu sein?
Wolf: Ja, ich glaube ... Darf ich Sie etwas fragen? Nein, das gehört sich wohl nicht ...
Gaus: Eigentlich frage ich hier, aber fragen Sie mal.
Wolf: Wie kommen Sie auf die Frage?
Gaus: Das kann ich nicht sagen. Das will ich nicht sagen…
Wolf: Gut, akzeptiert. Sie haben Recht – was in der Frage als Meinung liegt. Erstens: Meine Kindheit lief in einer gespaltenen Erziehung. Das eine war die Hitlerjugend mit dem Versuch, in den Kindern Härte zu erzeugen. Das andere war die protestantische Erziehung zu Hause, die auch nicht gerade überströmend gefühlvoll war. Und dann später, in den Anfängen der Partei, natürlich auch: Man hat eigentlich glücklich zu sein, man ist verpflichtet, glücklich zu sein, da wir nun mal demnächst das Paradies auf Erden...
Gaus: Nach dem Studium Christa Wolfs habe ich genau dies gedacht, und das hat mich zu der Frage gebracht …
Wolf: Ja, das ist mir schon klar. – Da wir das Paradies nun vielleicht doch noch zu unseren Lebzeiten erreichen und errichten werden, warum soll man dann nicht verdammt noch mal jetzt schon glücklich sein! Allerdings, wenn man liebt, wenn man Kinder hat, dann wird das alles anders, dann wird man weicher, und dann wird man auch unglücklich.
Gaus: Wir berühren jetzt wieder das Thema, bei dem wir schon einmal waren, als wir über Christa T. sprachen, das Thema nämlich, dass Sie sich aus für Sie guten Gründen, zwingenden Gründen, oft genötigt haben, gegen Ihre Natur zu existieren. Hat Sie das verkürzt im Natürlichsein?
Wolf: Wenn es dabei geblieben wäre, hätte es mich sicherlich verkürzt und eingeschränkt. Aber es ist ja nicht dabei geblieben. Es stimmt, dass ich – ich weiß nicht, bis zu welchem Jahr – Krisen eher weggedrängt und versucht habe, sie rational zu lösen. Aber dann kam ein absoluter Ausbruch, ein Durchbruch von Traurigkeit, eben mit diesem Buch, mit ‚Christa T.’. Meine ersten drei Bücher könnten Sie wie Stadien dieses Durchbruchs verstehen: "Moskauer Novelle", da lief noch alles nach der Konvention; "Geteilter Himmel", das war ein Zusammenbruch dieses Mädchens, aber immerhin, sie musste durchkommen; Christa T. kommt nicht durch.
Gaus: Aber sie zerbricht nicht.
Wolf: Sie zerbricht nicht, aber sie kommt auch nicht durch, da ist sehr, sehr viel Traurigkeit in dem Buch.
Gaus: Ja, das kann man sagen. Es ist ein großes Buch, wenn ich das sagen darf.
Wolf: Es ist jedenfalls ein trauriges Buch. Ich habe das damals immer ein bisschen abgestritten, aber es ist sehr traurig.
Gaus: Aber nun noch einmal: Sie sagen, Christa T. scheitert nicht, Scheitern ist etwas anderes. Was ist Scheitern?
Wolf: Scheitern ist, wenn man keine Krisen hat, sondern hart und stracks durch etwas hindurchgeht, was man nicht selber ist, neben sich hergeht.
Gaus: Ohne Krisen?
Wolf: Mit oder ohne Krisen, jedenfalls neben sich hergeht, bis zu seinem Lebensende. Man kann ungeheueren Erfolg dabei haben, man kann, ich weiß nicht, Ministerpräsident oder sonst was werden, ein Schriftsteller allerdings kann man nicht sein. Das wäre Scheitern für mich.
Gaus: Was musste mit Christa Wolf geschehen, die das, wie sie meinte, Neue, Große für das menschliche Zusammenleben wollte, was musste ihr widerfahren, bis sie das Buch über Christa T. schrieb, über diese junge Frau, die, wie Sie sagen, nicht zerbrochen ist, aber die doch existieren musste zwischen der Bereitschaft, an der großen Sache mitzuwirken und dem Bedürfnis auf Selbstverwirklichung aus Eigenem? Was musste geschehen, bevor Sie sie erdichteten, diese Christa T., Ihre Stiefschwester im Geiste? War das eine Ersatzhandlung? Ersatz für ein reales Leben?
Wolf: Ganz im Gegenteil: Das war die Handlung, und das war das Leben, endlich.
Gaus: Aber was musste Ihnen widerfahren?
Wolf: Sie sagen in Ihrer Frage: dass ich auf das Neue, Große aus war. Ich war eigentlich nicht so sehr auf das Neue, Große aus, sondern ich hatte mir aus dem Marxismus und auch aus der sozialistischen Literatur und allem, was ich ja nun im Studium kennen gelernt hatte, das für mich herausgenommen, was ich wirklich wollte, und von dem ich glaubte, dass diese Gesellschaft und diese Idee es erreichen würden: die Selbstverwirklichung des Menschen. Als ich verstand, dass genau das nicht geschah – und das passierte auf folgende Weise: Ich war Kandidatin des ZK, und 1965 war ein Plenum, das berüchtigte 11. Plenum, das zu einem Kulturplenum, das heißt zu einer Abstrafung von Künstlern, besonders Filmleuten und Literaten, aber auch Malern, umfunktioniert wurde, und ich saß dort dabei und habe dann gesprochen, dagegengesprochen, …
Gaus: ... und zwar sehr couragiert ...
Wolf [im Manuskript fälschlich: Gaus]: Es musste passieren, dass ich so von innen her sehen konnte, wie der Mechanismus funktioniert. Und da wurde mir klar: Das geht nicht. Das geht nicht in die richtige Richtung. Als ich dort rauskam – ich weiß noch ganz genau, was ich dachte, als ich die Treppe runterging: die Hände weggeschlagen. Ich hab darüber auch geschrieben. Das war mein Gefühl damals. Da habe ich mich nicht in das Buch hineingerettet, sondern habe begriffen, dass das meine Art ist, sich damit auseinanderzusetzen. Das Buch hat mich gerettet, trotzdem. [...]"
https://www.rbb-online.de/zurperson/interview_archiv/wolf_christa.html
„Alles, was ich bisher geschrieben habe, nicht zuletzt dieses Buch, entstand aus Parteinahme für die sozialistische Gesellschaft, in der ich lebe.“[12]
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Günter Gaus, Friedrich Schorlemmer 13.2.1990 und der Koalitionsvertrag heute
Auf die Frage "Welche Hoffnungen haben Sie verloren?" meint Friedrich Schorlemmer, nicht ganz verloren, aber sie sei geringer geworden und zitiert Theo Sommer: "Wenn es uns doch gelänge, bei der Selbstbestimmung jetzt auch zu einer Selbstbesinnung zu kommen, die zusammenhängen müßte für uns Deutsche mit einer bestimmten Selbstbescheidung in Europa [...] und dabei die ökologische Vernunft walten lassen." Schorlemmer ergänzt: "und ein wirklich soziales Gewissen zu entwickeln."
Das sei der Handlungsrahmen, an dem sich Politik nach der Einigung eigentlich orientieren müsse.
Am Schluss verlas Schorlemmer dann das Neujahrsgebet eines Pfarrers von 1883/84.
Aus meiner Sicht ist der Handlungsrahmen nicht überholt, sondern nach 12 Jahren Kanzlerschaft von Merkel mit zwei großen und einer schwarz-gelben Koalition im Bereich der Ökologie noch weit aktueller geworden.
Nach 12 Jahren ohne zureichende ökologische Vernunft wäre es höchste Zeit, wirklich die selbst gesteckten Ziele anzusteuern. Aber der Koalitionsvertrag zeigt davon keine Spur, sondern nur vage Vorsätze, die in den vergangenen Jahren Jahr für Jahr missachtet worden sind.
Deshalb kann m.E. niemand, der die gegenwärtige ökologische Situation (CO2-Ausstoß, Braunkohle) kennt, guten Gewissens diesem Koalitionsvertrag zustimmen.
Das sei der Handlungsrahmen, an dem sich Politik nach der Einigung eigentlich orientieren müsse.
Am Schluss verlas Schorlemmer dann das Neujahrsgebet eines Pfarrers von 1883/84.
Aus meiner Sicht ist der Handlungsrahmen nicht überholt, sondern nach 12 Jahren Kanzlerschaft von Merkel mit zwei großen und einer schwarz-gelben Koalition im Bereich der Ökologie noch weit aktueller geworden.
Nach 12 Jahren ohne zureichende ökologische Vernunft wäre es höchste Zeit, wirklich die selbst gesteckten Ziele anzusteuern. Aber der Koalitionsvertrag zeigt davon keine Spur, sondern nur vage Vorsätze, die in den vergangenen Jahren Jahr für Jahr missachtet worden sind.
Deshalb kann m.E. niemand, der die gegenwärtige ökologische Situation (CO2-Ausstoß, Braunkohle) kennt, guten Gewissens diesem Koalitionsvertrag zustimmen.
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Erinnerung
"[...] Es kommt noch hinzu, dass wir nicht das eigentliche Ereignis erinnern, sondern
genau genommen den letzten Abruf. Denn immer wenn wir eine Erinnerung abrufen,
wird diese erneut abgespeichert. Und das, was wir dann das nächste Mal erinnern,
ist das, was wir als Letztes abgespeichert haben. Das heißt, aktuelle Informationen,
auch aktuelle Gefühlslagen können sich immer auch einschleichen in unsere
ursprünglichen Erinnerungen. [...]
Unser Gehirn funktioniert immer selektiv, und die zunehmende Informationsflut verstärkt dabei eine vereinfachte emotionale Verarbeitung auf Basis von Stereotypien und ganz einfachen Schwarz-Weiß- Mustern. D.h. was man bisher beobachten kann, ist, dass ein Mehr an Informationen, was ja auch durchaus zu einer differenzierteren Weltsicht führen kann, sehr häufig das Gegenteil bewirkt, wenn nämlich unsere Gehirne überfordert werden mit der Menge an Informationen, die sie in einem bestimmten Moment verarbeiten sollen. Man kann also zu Recht fragen, ob eine so hohe Informationsdichte statt zu einem differenzierteren Weltbild sehr häufig sogar ins Gegenteil führt, zu einer extrem vereinfachten Weltwahrnehmung. [...] "
Die Biografie in den Neuronen. Das Ich und sein Gedächtnis Von Martin Korte, SWR2 11.2.18
Unser Gehirn funktioniert immer selektiv, und die zunehmende Informationsflut verstärkt dabei eine vereinfachte emotionale Verarbeitung auf Basis von Stereotypien und ganz einfachen Schwarz-Weiß- Mustern. D.h. was man bisher beobachten kann, ist, dass ein Mehr an Informationen, was ja auch durchaus zu einer differenzierteren Weltsicht führen kann, sehr häufig das Gegenteil bewirkt, wenn nämlich unsere Gehirne überfordert werden mit der Menge an Informationen, die sie in einem bestimmten Moment verarbeiten sollen. Man kann also zu Recht fragen, ob eine so hohe Informationsdichte statt zu einem differenzierteren Weltbild sehr häufig sogar ins Gegenteil führt, zu einer extrem vereinfachten Weltwahrnehmung. [...] "
Die Biografie in den Neuronen. Das Ich und sein Gedächtnis Von Martin Korte, SWR2 11.2.18
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Samstag, 10. Februar 2018
G. Gaus: Walter Jens
"[...]
Gaus: Können Sie die Moral ein bisschen in Worte fassen, damit nicht falsch verstanden wird, was Sie darunter verstehen? Unter der Moral, die derzeit notleidend ist?
Jens: Ich verstehe darunter, die Dinge aus der Perspektive von unten zu sehen, aus der Perspektive derer, die die Zeche bezahlen. Ich verstehe darunter, sich zu überlegen: Was kostet es die sogenannten Kleinen, wenn da oben Milliardenaufträge für die Rüstungsindustrie vergeben werden? Ich verstehe darunter, sich in die Gedanken einer Witwe aus der Oberlausitz hineinzuversetzen und die Frage nie aus den Augen zu verlieren: Was denkt ein Schichtarbeiter, was eine Rentnerin? Wir sind nicht die Bürger ‚draußen im Land’, sondern sitzen in der Demokratie auf den jedermann zugänglichen Plätzen. Wir alle gehören ins Schloss – und nicht Kohl und Co. Es muss Schluss sein mit dem ‚denn die einen sind im Dunkeln, und die andern sind im Licht, und man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht’.
Achten auf diejenigen, die im Dunkeln leben, wie existieren sie mit einer Rente von 700 Mark? – und der Großneffe des Altbesitzers kommt und sagt: Du hast hier zwar, lieber Freund, immer ein bisschen für Nägel und Ziegel gesorgt, aber jetzt komme ich. Miete 300 Prozent höher. Wie lebt man da? Das frage ich unsere Leute in Lüneburg und Osnabrück. Angenommen, euch würde so etwas geschehen, ihr könntet in den alten „Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten“ eintreten. Im eigenen Land enteignet. Das muss man sich mal vorstellen, diese Perspektive durchdenken. [...]"
Mehr dazu: https://www.rbb-online.de/zurperson/interview_archiv/jens_walter.html
Gaus: Können Sie die Moral ein bisschen in Worte fassen, damit nicht falsch verstanden wird, was Sie darunter verstehen? Unter der Moral, die derzeit notleidend ist?
Jens: Ich verstehe darunter, die Dinge aus der Perspektive von unten zu sehen, aus der Perspektive derer, die die Zeche bezahlen. Ich verstehe darunter, sich zu überlegen: Was kostet es die sogenannten Kleinen, wenn da oben Milliardenaufträge für die Rüstungsindustrie vergeben werden? Ich verstehe darunter, sich in die Gedanken einer Witwe aus der Oberlausitz hineinzuversetzen und die Frage nie aus den Augen zu verlieren: Was denkt ein Schichtarbeiter, was eine Rentnerin? Wir sind nicht die Bürger ‚draußen im Land’, sondern sitzen in der Demokratie auf den jedermann zugänglichen Plätzen. Wir alle gehören ins Schloss – und nicht Kohl und Co. Es muss Schluss sein mit dem ‚denn die einen sind im Dunkeln, und die andern sind im Licht, und man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht’.
Achten auf diejenigen, die im Dunkeln leben, wie existieren sie mit einer Rente von 700 Mark? – und der Großneffe des Altbesitzers kommt und sagt: Du hast hier zwar, lieber Freund, immer ein bisschen für Nägel und Ziegel gesorgt, aber jetzt komme ich. Miete 300 Prozent höher. Wie lebt man da? Das frage ich unsere Leute in Lüneburg und Osnabrück. Angenommen, euch würde so etwas geschehen, ihr könntet in den alten „Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten“ eintreten. Im eigenen Land enteignet. Das muss man sich mal vorstellen, diese Perspektive durchdenken. [...]"
Mehr dazu: https://www.rbb-online.de/zurperson/interview_archiv/jens_walter.html
Günter Gaus im Gespräch mit Gisela May
Sendung vom 18.07.2001
[...]
Gaus: War
die deutsche Teilung, Frau May, nur eine politisch-staatliche
Teilung, oder auch eine soziale? Ich hatte den Eindruck, als ich hier
privilegierter Beobachter DDR war, daß es auch eine soziale Teilung
war. Ich habe darüber geschrieben. Es ist eigentlich nie so richtig
ins Bewußtsein gedrungen, glaube ich. Die Eigentums- und
Besatzungspolitik, auch die Bildungspolitik der SED vertrieb große
Teile des Mittelstands, der größeren Bauern und der Akademiker. Es
blieb im Grunde eine Schicht zurück, die sich erst im Laufe der Zeit
wieder auffächerte. Die erste Frage in diesem Zusammenhang: War
diese Teilung auch eine soziale Teilung? Und zweitens: Trägt das zu
der Fremdartigkeit im Umgang zwischen Ost und West immer noch
bei?
May: Sie haben eine Tatsache übersehen, und diese erscheint mir die entscheidende. Wir hatten eine getrennte Währung. 1948 hat die Bundesrepublik mit der D-Mark sich dem Dollar angeschlossen, während wir am Rubel hingen und eine Währung bekamen, die in der westlichen Welt nichts mehr wert war. Insofern war dieser soziale Unterschied schon durch die unterschiedliche Währung gegeben. [...]
May: Sie haben eine Tatsache übersehen, und diese erscheint mir die entscheidende. Wir hatten eine getrennte Währung. 1948 hat die Bundesrepublik mit der D-Mark sich dem Dollar angeschlossen, während wir am Rubel hingen und eine Währung bekamen, die in der westlichen Welt nichts mehr wert war. Insofern war dieser soziale Unterschied schon durch die unterschiedliche Währung gegeben. [...]
Gaus: Die
Nachfolge der Weigel als Mutter Courage: Wie sind Sie damit fertig
geworden?
May: Das war furchtbar, weil ich den ganz falschen Weg gegangen bin. Ich habe mir auf den Proben immer wieder die Bänder von der Weigel angehört, weil ich sie eben so grandios fand in dieser Rolle, weil ich überhaupt dieses ganze epische Theater zum ersten Mal erlebt hatte. Das war ja die erste Aufführung, die in Brechts Regie 1948 im Deutschen Theater stattfand. Das war für mich umwerfend. Nun wollte ich eben die Weigel studieren, und dann „weigelte“ ich. Ich fing plötzlich an, etwas Österreichisch zu sprechen, und über meinen Tonfall dachte ich: Das bin ich doch gar nicht mehr. Da war plötzlich die Weigel. Also das mußte ich dann alles vergessen. Bis zur Premiere … Dann rutsche ich in ein Regiekorsett hinein, in dem ich mich dann so verbiß und mir gar nichts mehr traute. Es war ein furchtbarer Prozeß. Auch bei der Premiere war ich noch nicht so. Nach zehn, zwölf Vorstellungen wurde dann die May zur Courage. [...]
May: Das war furchtbar, weil ich den ganz falschen Weg gegangen bin. Ich habe mir auf den Proben immer wieder die Bänder von der Weigel angehört, weil ich sie eben so grandios fand in dieser Rolle, weil ich überhaupt dieses ganze epische Theater zum ersten Mal erlebt hatte. Das war ja die erste Aufführung, die in Brechts Regie 1948 im Deutschen Theater stattfand. Das war für mich umwerfend. Nun wollte ich eben die Weigel studieren, und dann „weigelte“ ich. Ich fing plötzlich an, etwas Österreichisch zu sprechen, und über meinen Tonfall dachte ich: Das bin ich doch gar nicht mehr. Da war plötzlich die Weigel. Also das mußte ich dann alles vergessen. Bis zur Premiere … Dann rutsche ich in ein Regiekorsett hinein, in dem ich mich dann so verbiß und mir gar nichts mehr traute. Es war ein furchtbarer Prozeß. Auch bei der Premiere war ich noch nicht so. Nach zehn, zwölf Vorstellungen wurde dann die May zur Courage. [...]
Gaus: Erlauben
Sie mir eine letzte Frage. Sie sind inzwischen wieder erfolgreich mit
einem Brecht-Weill-Programm auf der Bühne des Berliner Ensembles
aufgetreten. Was bedeutete das vor allem für Sie, Frau May, Heimkehr
oder Triumph?
May: Es bedeutete Heimkehr, insoweit, daß ich sage, Heimkehr in ein Haus, in ein wunderbares Haus, in dem ich 30 Jahre ein wunderbares Publikum hatte. Aber es bedeutete nicht Heimkehr in ein Ensemble. Ein Ensemble vermisse ich noch heute.
May: Es bedeutete Heimkehr, insoweit, daß ich sage, Heimkehr in ein Haus, in ein wunderbares Haus, in dem ich 30 Jahre ein wunderbares Publikum hatte. Aber es bedeutete nicht Heimkehr in ein Ensemble. Ein Ensemble vermisse ich noch heute.
Günter Gaus: Ingrid Köppe, Dissidentin
Gaus: "Was war das Beste an der DDR?"
Köppe: "Ich weiß nicht, ob das DDR-spezifisch ist. Aber das Beste waren für mich immer Freunde und Geborgenheit in diesen Freundschaften, das Sich-mitteilen-Können, ja, ich glaube, diese Freundschaft - das war für mich das Wesentlichste." (Günter Gaus: Zur Person, 1990, S.93 - Interviewtermin 6.3.1990)
"Im Januar 1990 gehörte sie zu den Besetzern des Stasi-Archivs. [...] Sie brachte einen Entwurf zum Stasi-Unterlagen-Gesetz ein und arbeitete im Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Vorgänge um die Organisation „Kommerzielle Koordinierung“ (KoKo) mit. Ihr als „geheim“ eingestufter Abschlussbericht gelangte erst 1994 an die Öffentlichkeit. Darauf wurde ein Ermittlungsverfahren wegen „Verdachts der Verletzung einer besonderen Geheimhaltungspflicht“ gegen sie eingeleitet, das jedoch eingestellt wurde. 1993 forderte Köppe die Abschaffung der bundesdeutschen Nachrichtendienste. Sie stimmte 1993 gegen die Änderung des Asylrechts-Artikels 16 des Grundgesetzes. Als einzige Bürgerrechtlerin lehnte Köppe 1995 die Annahme des Bundesverdienstkreuzes ab, weil sie der Meinung war, dass die geplante Auszeichnung „im Gegensatz zur realen Geringschätzung der Anliegen der Bürgerbewegung in der Bundesrepublik Deutschland“ stehe." („Ingrid Köppe“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 28. Februar 2017, 13:42 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ingrid_K%C3%B6ppe&oldid=163101233 (Abgerufen: 10. Februar 2018, 15:49 UTC))
Köppe: "Ich weiß nicht, ob das DDR-spezifisch ist. Aber das Beste waren für mich immer Freunde und Geborgenheit in diesen Freundschaften, das Sich-mitteilen-Können, ja, ich glaube, diese Freundschaft - das war für mich das Wesentlichste." (Günter Gaus: Zur Person, 1990, S.93 - Interviewtermin 6.3.1990)
"Im Januar 1990 gehörte sie zu den Besetzern des Stasi-Archivs. [...] Sie brachte einen Entwurf zum Stasi-Unterlagen-Gesetz ein und arbeitete im Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Vorgänge um die Organisation „Kommerzielle Koordinierung“ (KoKo) mit. Ihr als „geheim“ eingestufter Abschlussbericht gelangte erst 1994 an die Öffentlichkeit. Darauf wurde ein Ermittlungsverfahren wegen „Verdachts der Verletzung einer besonderen Geheimhaltungspflicht“ gegen sie eingeleitet, das jedoch eingestellt wurde. 1993 forderte Köppe die Abschaffung der bundesdeutschen Nachrichtendienste. Sie stimmte 1993 gegen die Änderung des Asylrechts-Artikels 16 des Grundgesetzes. Als einzige Bürgerrechtlerin lehnte Köppe 1995 die Annahme des Bundesverdienstkreuzes ab, weil sie der Meinung war, dass die geplante Auszeichnung „im Gegensatz zur realen Geringschätzung der Anliegen der Bürgerbewegung in der Bundesrepublik Deutschland“ stehe." („Ingrid Köppe“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 28. Februar 2017, 13:42 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ingrid_K%C3%B6ppe&oldid=163101233 (Abgerufen: 10. Februar 2018, 15:49 UTC))
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Donnerstag, 8. Februar 2018
Dieter Hildebrandt im Gespräch mt Günter Gaus
"Gaus: Ist diese Unlogik, dass Sie das andere Verhältnis zur Gewalt nicht teilten, welches mit Ulrike Meinhoff, mit Andreas Bader in die 68er Bewegung kam, und Sie gleichzeitig Gewalttäter, weil die sich anders nicht mehr zu artikulieren wussten, versteckt hätten, ist diese Unlogik, Herr Hildebrandt, der eigentliche Freiheitsfaktor unseres Lebens unserer Generation? Ist diese Unlogik, die Gewaltvorstellung der Jüngeren nicht zu teilen, aber Ulrike Meinhoff verstecken zu wollen, wenn man kann, ist diese Unlogik unsere Art von Freiheit?
Hildebrandt: Das ist unsere Idee der Demokratie gewesen. Wir wollten es so. Wir wollten die Polizeigewalt nicht. Wir wollten schon die Freiheit, wir wollten aber die Denunziation nicht. Wir wollten, dass zum Beispiel jemand verstanden werden muss, der Zorn hat auf eine Gesellschaft, die sich falsch entwickelt. Wir wollten, dass die Leute das verstehen. Das wollte auch Heinrich Böll.
Gaus: Waren Sie und Ihresgleichen in einer anderen Weise Traumtänzer als Ulrike Meinhoff? War es so, dass die eigentlichen Machthaber, sowohl Dieter Hildebrandt als auch Ulrike Meinhoff, gut abwettern konnten und mit beiden fertiggeworden sind?
Hildebrandt: Das hat mich aber damals schon nicht mehr überrascht.
Gaus: Aber Sie haben immer weitergemacht?
Hildebrandt: Ja.
Gaus: Wie weit sind Sie rückblickend ein Schmuckstück gewesen, das sich die, die wirklich das Sagen im Lande hatten, leisteten, weil es wie jedes Schmuckstück schmückt, und weil ein Staat, der sich ein solch freches Kabarett leistet, doch ein sehr viel freiheitlicherer ist als der nebenan, der andere deutsche Staat? Wieweit haben Sie eine Alibifunktion im Leben gehabt?
Hildebrandt: Das war sicherlich so, dass man sich uns gehalten hat und sagte: Lass sie machen, viel anrichten können sie sowieso nicht. Und dass wir im Fernsehbild erscheinen durften und dürfen, ist von dieser Denkungsart ausgegangen. Es geht noch heute davon aus. Auf der anderen Seite würde ich dieses Forum nie aufgeben, weil in der Zwischenzeit natürlich auch Irritationen zu erreichen sind, Irritationen zu gewissen politischen Entwicklungen. Man kann auf etwas aufmerksam machen. Ich wäre unbescheiden, wenn ich meinte, ich könnte eine solche Alibifunktion ablehnen, dieses Forum vergeben, einfach weggeben. Das würden mir eine ganze Reihe von Menschen übel nehmen, die darauf hoffen, dass ich wenigstens ihre Gedanken irgendwann mal formuliere. [...]
Gaus: Ist also am Ende Bitterkeit und Resignation die Bilanz, die Dieter Hildebrandt zieht?
Hildebrandt: Nein.
Gaus: Warum nicht?
Hildebrandt: Ich bin Schlesier. Die Schlesier nehmen sehr viel auf. Wie Gerhart Hauptmann schon sagte: Ein Schlesier entscheidet nu ja, nu ja, nu nee, nu nee. Ich bin jederzeit bereit, etwas als Niederlage anzunehmen und sie sofort wieder zu verarbeiten, um einen neuen Ansatz zu machen. Ich gebe nicht auf. [...]
Es gibt ohne die Sozialdemokraten keine Möglichkeit, diese Demokratie weiterzuführen. Sie müsste sich nur darauf besinnen, dass sie die Partei ist, die nach 1945 ihren Namen nicht ändern musste. [...]
Gaus: Was erwarten Sie, wenn jetzt durch den Sparzwang der Abstand zwischen Arm und Reich erheblich größer wird, als wir ihn gewohnt sind? Was erwarten Sie dann von den Menschen, was erwarten Sie dann von den Sozialdemokraten? Was erhoffen Sie, und was glauben Sie, was kommt?
Hildebrandt: Ich erwarte von den Sozialdemokraten, dass sie das genau – wie Sie es sagen – vorausgesehen haben. Ich erwarte, dass sie Vorarbeit leisten, dass ihre Partei genau die sein muss, wo die Menschen, die darüber nachdenken und zu Schlüssen kommen, natürlich wieder hin müssen, auch ihre Stimme denen wieder geben müssen. Das ist die einzige Rettung für sie. Es gibt von anderen Seiten keine – wie ich Ihnen schon sagte. Alles merkwürdige Zusammenballungen. Die Grünen hatten mal eine Chance, auch als Alternativpartei. Sie haben sie nicht genutzt. [...]
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Hildebrandt: Das ist unsere Idee der Demokratie gewesen. Wir wollten es so. Wir wollten die Polizeigewalt nicht. Wir wollten schon die Freiheit, wir wollten aber die Denunziation nicht. Wir wollten, dass zum Beispiel jemand verstanden werden muss, der Zorn hat auf eine Gesellschaft, die sich falsch entwickelt. Wir wollten, dass die Leute das verstehen. Das wollte auch Heinrich Böll.
Gaus: Waren Sie und Ihresgleichen in einer anderen Weise Traumtänzer als Ulrike Meinhoff? War es so, dass die eigentlichen Machthaber, sowohl Dieter Hildebrandt als auch Ulrike Meinhoff, gut abwettern konnten und mit beiden fertiggeworden sind?
Hildebrandt: Das hat mich aber damals schon nicht mehr überrascht.
Gaus: Aber Sie haben immer weitergemacht?
Hildebrandt: Ja.
Gaus: Wie weit sind Sie rückblickend ein Schmuckstück gewesen, das sich die, die wirklich das Sagen im Lande hatten, leisteten, weil es wie jedes Schmuckstück schmückt, und weil ein Staat, der sich ein solch freches Kabarett leistet, doch ein sehr viel freiheitlicherer ist als der nebenan, der andere deutsche Staat? Wieweit haben Sie eine Alibifunktion im Leben gehabt?
Hildebrandt: Das war sicherlich so, dass man sich uns gehalten hat und sagte: Lass sie machen, viel anrichten können sie sowieso nicht. Und dass wir im Fernsehbild erscheinen durften und dürfen, ist von dieser Denkungsart ausgegangen. Es geht noch heute davon aus. Auf der anderen Seite würde ich dieses Forum nie aufgeben, weil in der Zwischenzeit natürlich auch Irritationen zu erreichen sind, Irritationen zu gewissen politischen Entwicklungen. Man kann auf etwas aufmerksam machen. Ich wäre unbescheiden, wenn ich meinte, ich könnte eine solche Alibifunktion ablehnen, dieses Forum vergeben, einfach weggeben. Das würden mir eine ganze Reihe von Menschen übel nehmen, die darauf hoffen, dass ich wenigstens ihre Gedanken irgendwann mal formuliere. [...]
Gaus: Ist also am Ende Bitterkeit und Resignation die Bilanz, die Dieter Hildebrandt zieht?
Hildebrandt: Nein.
Gaus: Warum nicht?
Hildebrandt: Ich bin Schlesier. Die Schlesier nehmen sehr viel auf. Wie Gerhart Hauptmann schon sagte: Ein Schlesier entscheidet nu ja, nu ja, nu nee, nu nee. Ich bin jederzeit bereit, etwas als Niederlage anzunehmen und sie sofort wieder zu verarbeiten, um einen neuen Ansatz zu machen. Ich gebe nicht auf. [...]
Es gibt ohne die Sozialdemokraten keine Möglichkeit, diese Demokratie weiterzuführen. Sie müsste sich nur darauf besinnen, dass sie die Partei ist, die nach 1945 ihren Namen nicht ändern musste. [...]
Gaus: Was erwarten Sie, wenn jetzt durch den Sparzwang der Abstand zwischen Arm und Reich erheblich größer wird, als wir ihn gewohnt sind? Was erwarten Sie dann von den Menschen, was erwarten Sie dann von den Sozialdemokraten? Was erhoffen Sie, und was glauben Sie, was kommt?
Hildebrandt: Ich erwarte von den Sozialdemokraten, dass sie das genau – wie Sie es sagen – vorausgesehen haben. Ich erwarte, dass sie Vorarbeit leisten, dass ihre Partei genau die sein muss, wo die Menschen, die darüber nachdenken und zu Schlüssen kommen, natürlich wieder hin müssen, auch ihre Stimme denen wieder geben müssen. Das ist die einzige Rettung für sie. Es gibt von anderen Seiten keine – wie ich Ihnen schon sagte. Alles merkwürdige Zusammenballungen. Die Grünen hatten mal eine Chance, auch als Alternativpartei. Sie haben sie nicht genutzt. [...]
Gaus: Erlauben Sie mir eine letzte Frage, Herr Hildebrandt. Was hat Sie davor bewahrt, ein Zyniker zu werden?
Hildebrandt: Ich habe Respekt vor Menschen. Ich kann mit einer Pointe Menschen nicht in einen Zusammenhang reißen, in dem sie würdelos sind. Das ist – glaube ich – der Grund."
Hildebrandt: Ich habe Respekt vor Menschen. Ich kann mit einer Pointe Menschen nicht in einen Zusammenhang reißen, in dem sie würdelos sind. Das ist – glaube ich – der Grund."
Stand vom 13.06.1996
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