Dienstag, 2. Mai 2017

Postfaktisches Zeitalter oder Realitätsverleugnung?

Weil der Kampf gegen Trumps Realitätsverleugnung so wichtig ist, weil es so viel anderes zu tun gibt und weil sich das Gerede davon, Wissenschaftler würden Fakten herausfinden, sowieso nicht  auf Dauer halten würde, habe ich mich bisher nicht öffentlich dazu geäußert, dass Wissenschaft selbstverständlich nie "Fakten" herausgefunden hat, sondern immer nur vorläufiges Wissen.

Newtons physikalische Erkenntnisse waren genial. Was Gravitation ist und was sie bewirkt, hat er aber nur sehr unvollständig herausgefunden. Einsteins Erkenntnisse haben die Physik revolutioniert und doch hatte er die Quantenmechanik noch nicht mit berücksichtigt.
Bei der Stringtheorie spricht selbst die Wikipedia von einer
"Sammlung eng verwandter hypothetischer physikalischer Modelle, die anstelle der Elementarteilchen – das sind Objekte der Dimension Null – sogenannte Strings (englisch für Fäden oder Saiten) als fundamentale Objekte mit eindimensionaler räumlicher Ausdehnung verwenden. Das steht im Gegensatz zu den gewohnten Modellen der Quantenfeldtheorie, die von nulldimensionalen Teilchen ausgehen." (Seite „Stringtheorie“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 17. April 2017, 17:12 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Stringtheorie&oldid=164664752 (Abgerufen: 2. Mai 2017, 07:19 UTC))
Wer will da ernsthaft behaupten, die Physiker kännten die physikalischen "Fakten"!

Öffentlich geschwiegen habe ich auch, weil diese Erläuterung sehr theoretisch bleibt und weil die Masse der Wissenschaftler, die gegenwärtig gegen "Faktenverleugnung" angehen, selbstverständlich sehr viel genauer wissen als ich , dass seriöse Wissenschaft schon längst den Versuch aufgegeben hat, Fakten herauszufinden, dass Wissenschaft also als erste "Faktenverleugnung" betrieben hat. Da brauchte noch nicht einmal Schrödinger mit seiner Katze zu kommen, um das drastisch zu verdeutlichen.
Dankenswerterweise ist inzwischen eine ganze Reihe von konkreten Beispielen dafür, dass Wissenschaft immer nur vorläufige Ergebnisse hat, öffentlich zusammengetragen worden, auf die ich verweisen kann, statt sie selbst zusammenzusuchen. Ein Beispiel davon darf ich hier zum Abschluss zitieren:
"Wissenschaftlicher Fortschritt passiert sogar im Grunde ausgerechnet immer dann, wenn eine Theorie als widerlegt betrachtet und zu den Akten gelegt werden muss, denn dann muss ein neuer Lösungsansatz her. Man kann wissenschaftlichen Fortschritt als eine Evolution von Ideen betrachten. Das ließe sich am besten sogar an der Evolutionstheorie nach Charles Darwin zeigen, wenn dies hier nicht zu weit führen würde. Nur so viel: Darwins Theorie war wegweisend und ist dennoch in vielem überholt, jedoch nicht in ihrem Kern. Bis heute steuern verschiedene Wissenschaftsdisziplinen von der Genetik über Ökologie bis zur Paläontologie ständig neue Erkenntnisse bei. Erst kürzlich las ich im „Spektrum der Wissenschaft“ einen Beitrag über Schwertwale, die sogenannten Orcas, bei denen sich derzeit offenbar verschiedene Arten herausbilden. Dabei scheint die Artenschranke – also der Punkt, an dem sich die Tiere nur noch innerhalb einer bestimmten Gruppe fortpflanzen, die sich von allen anderen unterscheidet – nicht durch geografische Hindernisse oder andere Selektionsfaktoren definiert zu werden, sondern durch kulturelle Eigenheiten: Die Tiere kommunizieren in verschiedenen Gruppen unterschiedlich miteinander, definieren anscheinend auf diese Weise ihre Zugehörigkeit zu dieser Gruppe, in der sie sich dann fortpflanzen. Einen solchen kulturellen Selektionsfaktor hatten die Evolutionsbiologen bisher nicht auf ihrem Plan." (frblog; Hervorhebungen von Fontanefan)

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