Mittwoch, 31. Oktober 2018

Schlagwort, #Hashtag, Ambivalenz

Dieser Tage erscheint "Das Diktat des Hashtags: Über ein Prinzip der aktuellen Debattenbildung" von Andreas Bernard.

Eine Vorschau auf wichtige Aussagen des Buches gibt der Autor in der ZEIT vom 31.1018 unter dem Haupttitel "Das Diktat des Hashtags".
Nach meiner Beobachtung gibt es allerdings einen fließenderen Übergang vom Schlagwort zum debattenbildenden #Hashtag. 
Bernard schreibt:
"Seitdem Twitter ab 2007 und Instagram ab 2010 den Hashtag eingeführt haben, charakterisiert eine Form der Organisation von Aussagen und Dokumenten die alltägliche Mediennutzung, die noch vor kurzer Zeit auf hoch spezialisierte Berufsfelder und Personenkreise beschränkt war."
Zur weiteren Entwicklung führt er aus:
"Besondere Bedeutung kommt ihm heute als Gestaltungsprinzip von gesellschaftspolitischen Debatten zu. Unter dem Schlagwort "#MeToo"ist in den vergangenen zwölf Monaten etwa eine weltweit geführte, epochemachende Diskussion über sexualisierte Gewalt entstanden, deren inhaltliche Positionen und Legitimationen in allen Facetten diskutiert worden sind. Was bislang jedoch so gut wie nie zur Sprache kam, ist die Frage, inwiefern die medialen und sprachlichen Umstände dieser Debatte die inhaltlichen Verläufe mitgeprägt haben, inwiefern zum Beispiel die wiederkehrenden Missverständnisse und Konflikte zwischen den Beiträgerinnen und Beiträgern angesichts der Eingrenzung dessen, was "Belästigung" oder "Missbrauch" heißt, auf die spezifische Organisation der Aussagen durch den Hashtag zurückweisen. Denn wenn die unterschiedlichen und vielfältigen Stimmen, die ihre Erfahrungen mit sexueller Gewalt teilen, dies allesamt unter dem gleichen, identitätsstiftenden Schlagwort tun – "#MeToo" –, verstärken die medialen Rahmenbedingungen womöglich genau jene Homogenisierungs- und Nivellierungstendenzen, die in der Debatte dann inhaltlich kritisiert wurden."

Das ist treffend beobachtet, geht aber nicht darauf ein, dass es Verschlagwortung schon vor 2007 in Blogs* mit durchaus vergleichbarer Absicht wie 2007 in Twitter gab und dass die "bekanntesten und meistverwendeten" Hashtags (insbesondere #BlackLivesMatter", "#Ferguson", "#MeToo" und in Deutschland #Aufschrei erst ab 2013 auftraten und "Knotenpunkte eines neuen Mediengeflechts, das es einer von Fremdzuschreibungen geprägten Bevölkerungsgruppe erlaubt, direkte und wahrhaftigere Selbstbeschreibungen zu versammeln" wurden.


Zur Ambivalenz noch einmal Bernard:


"Hashtags, so könnte man sagen, kommodifizieren die Wörter, die ihnen folgen. Wenn Georg Lukács 1923 im berühmten Kapitel "Das Phänomen der Verdinglichung" von Geschichte und Klassenbewusstsein zeigen wollte, "wie weit der Warenverkehr die herrschende Form des Stoffwechsels einer Gesellschaft ist", dann gilt diese Diagnose ein knappes Jahrhundert später auch für die Metabolik der sozialen Medien. Nicht katalogisierbare, einzigartige, widerspenstige Bausteine sind in der Logik des Hashtags irrelevant. Stattdessen geht es um die größtmögliche Anhäufung von Beiträgen, um die Akkumulation des gleichförmigen, unter identischem Schlagwort subsumierten Aussagenkapitals, das sich in quantifizierbaren Listen wie den "Trending Topics" abbilden und weiter vermehren soll.
Der Hashtag ist ein gutes Jahrzehnt nach seinem Auftauchen also von einer unauflösbaren Ambivalenz gekennzeichnet. Er bringt die verstreuten Stimmen zum Ertönen und tilgt gleichzeitig das, was an ihnen unverrechenbar ist."


*Dazu ein Beitrag aus "Lehrerzimmer" vom 28.9.2005 (Dabei kann von den Tags "English" noch als  Kategorie gedeutet werden, "UK" aber durchaus schon als Schlagwort.) Dagegen ist das Label "Lesen" bei Fontanefan, wie aus den wenigen Artikeln, die sich in der Zeit von 2006 bis 2017 unter den über 2000 Artikeln dazu finden, ersichtlich, bereits eindeutig ein Schlagwort, freilich kein debattenstiftendes. Der Anstoß von Debatten wurde erst mit den Blogparaden versucht und das nie mit einem mit Twitterhashtags vergleichbaren Erfolg. 

Dienstag, 30. Oktober 2018

Auch die FAZ muss offenbar jedes politische Thema auf die AfD beziehen

"Der Kandidat, vor dem die AfD am meisten zittert" titelt die FAZ.
"Merz verteidigte Merkels umstrittene Flüchtlingspolitik, äußerte sich kritisch distanziert, aber mit großer Sympathie für die Vereinigten Staaten, über den gerade ins Amt gekommenen Präsidenten Donald Trump, über Finanzregulierung und Außenpolitik." (FAZ 30.10.18)

Offenbar ist nach Ansicht der Verfasser die wichtigste Eigenschaft, die eine CDU-Vorsitzende haben muss, dass die AfD vor ihr zittert. Wenn sie das nicht bringt, sollte man wohl besser zu einem Mann greifen, der die CDU spaltet. 

80 JAHRE REICHSPOGROMNACHT - ERINNERUNG SICHTBAR MACHEN

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Montag, 29. Oktober 2018

Das Lernen der chinesischen Sprache stagniert in Deutschland

"[...] Andrea Frenzel, Forscherin am MERICS-Institut für China-Studien in Berlin [fragt]: "Wie kann man die von den meisten Menschen der Welt gesprochenen Sprache eine kleine Sprache nennen?", fragt Frenzel. Sie hat sich in einer jetzt vorliegenden Studie systematisch mit dem Chinesischunterricht an deutschen Schulen befasst. Das Ergebnis: Seit 2012 stagniert die Zahl der Schüler, die Chinesisch als Schulfach wählen, bei bundesweit 5000 Schülern. [...]"
http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/chinesisch-an-deutschen-schulen-nur-wenige-angebote-a-1235081.html

Meine Antwort: Klein wird die Sprache im Lehrbereich genannt, weil nur relativ wenige sie lernen. 
Doch warum hat sich der zeitweise bestehende Boom nicht fortgesetzt?
1. Weil die Sprache schwierig ist und deshalb nach dem Anfangselan sehr bald ein Plateau entsteht, das schwer zu verlassen ist.
2. Weil die Zahl der so Begabten, die Chinesisch neben einer anspruchsvollen Ausbildung lernen können, beschränkt ist.
3. Weil für Extrembegabungen Erfahrungen im Forschungsbereich meist interessanter sind als der Einstieg in eine fremde Kultur. 

Zu 1: Eine Japanerin, die von der japanischen Schrift her wegen ihrer Kenntnis vieler Kanji beim Erlernen der schwierigen chinesischen Schrift gegenüber Europäern einen deutlichen Lernvorteil hat, sagte mir: "Ich konnte natürlich schon Englisch. Bei der Wahl der Zweitsprache schwankte ich zunächst zwischen Chinesisch, Deutsch und Französisch. Dann merkte ich, dass Chinesisch für mich zu schwierig war und als Alternative nur Deutsch und Französisch blieben."
Zu 2: Sinologie ist in Deutschland weiterhin ein "Orchideenfach", denn natürlich besteht ein gesellschaftliches Interesse daran, dass viele Deutsche Chinesisch lernen; aber Stellen für Spezialisten für Sinologen sind weiterhin rar.
Zu 3: Wer wie Peter Scholze mathematisch so begabt ist, dass allein seine Qualifikation (z.B. Fields-Medaille) schon dazu ausreicht, der Bonner Universität Anerkennung bei der Exzellenzinitiative zu verschaffen, der wird neben den faszinierenden mathematischen Problemen, von denen er mehr versteht als alle anderen Deutschen nicht auch noch ernsthaft Chinesisch lernen. 

Wieso wirkt die Farbkraft im Atomkern nur auf allerkürzeste Entfernung?

Auf gutefrage.net erläutert das indiachinacook, Community-Experte für Chemie.

Mir gefällt daran, wie in den Naturwissenschaften durchaus nicht triviale Sachverhalte glasklar dargestellt werden können:

"Du kannst das mit einem elektrischen Dipol veranschaulichen: Zwei Ladungen +q und −q, die im Abstand a voneinander entfernt sind. Wenn Du Dich davon in einem Ab­stand d≫a aufhältst, dann spürst Du von den Ladungen nicht, weil Du von bei­den fast genau gleich weit entfernt bist. Wenn Dein Abstand vom Dipol aber d≈a be­trägt, dann bist Du fast zwangsweise einer der beiden Ladungen näher als der an­de­ren, und daher spürst Du das elektrische Feld. Wenn Du Dich z.B. näher an der La­dung +q als an der Ladung −q aufhältst, dann spürst Du positive Ladung.
Bei den Kernkräften ist es ähnlich. Ein Proton oder Neutron wird im Inneren durch die Farbkraft zu­sam­mengehalten, ist aber insgesamt farbneutral (die einzelnen Quarks sind far­big, aber ihre Farben heben einander genauso auf die die Ladungen +q und −q im obigen Beispiel). Deshalb müssen zwei Nukleonen, um aneinander zu binden, sehr nahe zusammengebracht werden — nämlich in der Größen­ord­nung 10⁻¹⁵ m, dem Protonen- bzw. Neutronendurchmesser. Nur auf so kurzen Abständen spüren sie, daß die eine Seite des Nachbarteilchens z.B. „grüner“ ist als die andere, und er­fahren die Kraft." (https://www.gutefrage.net/frage/wieso-haben-kernkraefte-eine-kurze-reichweite?foundIn=expert-mail)

In einem zweiten Beitrag erläutert indiachinacook dann freilich, dass er für die Erläuterung von einem wichtigen Aspekt abgesehen hat, "der sich nicht so einfach erklären läßt":
"Nebenbei gesagt, gibt es noch einen zweiten Grund, der die Reichweite der Kernkraft einschränkt: Die Austauschteilchen (π⁺- bzw. π⁻-Mesonen) haben Masse, während das Austauschteilchen der elektromagnetischen Kraft (das Photon) masselos ist. Das ist aber ein Quantenffekt, der sich nicht so einfach erklären läßt, daher habe ich ihn großzügig übersprungen."

Für den Laien wird daran erfahrbar, dass naturwissenschaftliches Wissen immer vorläufig bleibt, bis ein tieferes Verständnis möglich ist. 
Im geisteswissenschaftlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Bereich können dagegen mehrere Erklärungen gleichberechtigt nebeneinander stehen. 

Sonntag, 28. Oktober 2018

Südhessische Dialekte: Dialektgrenzen und Beispiele in Lautschrift und mit Übersetzung

Regionale Gliederung der Südhessischen Mundart 
https://www.heinrich-tischner.de/22-sp/6mda/aufs/regional.pdf

Textbeispiele
Rekonstruktion: Içh will dȉʳ wás fərzǣhlə fón də áldə Bēlə: Wánn sı kʰâin Kʰaʳtoffəl hȧd, kʰánn sı āuch kʰâin schǣlə. "Ich will dir was verzählen von der alten Bele (PN): Wenn sie keine Kartoffeln hat, kann sie auch keine schälen."
  • Içh will dȉʳ wás fərzǣhlə fón də áldə Bēlə: Wánn sı kʰâin Kʰaʳtoffəl hȧd, kʰánn sı kʰâin mē schǣlə. "Ich will dir was verzählen von der alten Bele (PN): Wenn sie keine Kartoffeln hat, kann sie keine mehr schälen." TH
  • Ich will der woas veʳzehle vun de oalde B.: Wann se kān Kadoffel hodd, kann se ā kānschēle. "Ich will dir was verzählen von der alten Bele, wenn sie keine Kartoffeln hat, kann sie auch keine schälen." 
  • (Schmal-Beerbach) ShWb 1,682 (ähnlich GKWS 94 (Bergstraße) [...]
https://www.heinrich-tischner.de/22-sp/6mda/sh/texte/reim/bele.htm

Sieh auch:
Hessisch für Nichthessen
https://www.heinrich-tischner.de/22-sp/6mda/hess-nh.htm

Heinrich Tischner war 1970-2002 evangelischer Pfarrer in Erfelden und Leeheim, Groß-Zimmern, Georgenhausen / Zeilhard, Gernsheim
Heinrich Tischner
Fehlheimer Straße 63
64625 Bensheim


Samstag, 27. Oktober 2018

Lieblingsbuch: Adalbert Stifter: Der Nachsommer



Der eigentümliche Reiz hat sich mir erst spät erschlossen.

Adalbert : Der Ein Buch wie ein Chamaeleon: Alle 10 Jahr liest man ein anderes , so ! (Beat Bucher)

Dietrich Bonhoeffer hat in der Gestapohaft Witiko zu schätzen gelernt.
Muss man in Haft sein, um ihn zu schätzen? 

Zeitumstellung

Russische Erfahrungen, FAZ 27.10.18

Ich persönlich denke, dass man nicht ohne Not vom kosmischen Zeitrhythmus abweichen sollte. Deswegen stört mich der Gedanke, dass man "auf ewig" im Winter eine Stunde vor dieser Zeit leben sollte, noch mehr als die halbjährliche Umstellung. Wo man daran denkt, die Schulzeiten umzustellen, um sie an die Bedürfnisse der Schüler anzupassen, scheint es  mir besonders unsinnig, den Schulanfang im Winter künstlich nach vorn zu verlegen.

Meine Meinung dazu braucht freilich nicht berücksichtigt zu werden, da ich nicht mehr an eine feste Arbeitszeit gebunden bin.


Mittwoch, 24. Oktober 2018

Mehrgliedrigkeit – ein Bollwerk gegen gleiche Chancen

"Die Probleme beginnen häufig beim Übergang zur weiterführenden Schule. Hier werden entscheidende Weichen nicht nur für den Schul-, sondern den gesamten weiteren Lebensweg eines jungen Menschen gestellt. Dabei sind in vielen Bundesländern die Kinder gerade einmal zehn Jahre alt, wenn diese grundlegende Entscheidung über sie getroffen wird – ein Alter, in dem die tatsächlichen Potenziale eines jungen Menschen kaum abzusehen sind. Die Entwicklung von Kindern vollzieht sich unterschiedlich schnell und gerade Kinder, die aufgrund ihrer Herkunft mit Nachteilen auf ihrem Bildungsweg starten, brauchen häufig mehr Zeit, um ihre Rückstände aufzuholen. [...]"  (Mehrgliedrigkeit – ein Bollwerk gegen gleiche Chancen, 22.10.18)

Extern vergleichende Prüfungen verbessern in manchen Bereichen die Schülerleistungen

"[...]„Aus unserer Sicht vernachlässigt die Debatte um Tests oftmals die wichtige Unterscheidung zwischen verschiedenen Formen von Tests“, sagt Ludger Wößmann, Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik. Auf eine große Schülerschaft normierte Tests, deren externer Vergleich Konsequenzen für die Schulen hat, unterscheiden sich grundlegend von Tests, die von den Lehrern selbst erstellt wurden, um die Lernfortschritte ihrer Schulklasse zu überprüfen. „Eltern und Lehrkräfte fühlen sich manchmal einer Testeritis ausgesetzt. Dann sollten Politik und Schulen sich auf extern vergleichende Prüfungen konzentrieren“, sagt Wößmann. [...] (Extern vergleichende Prüfungen verbessern die Schülerleistungen, 23.10.18)

Demonstration beim Hambacher Forst

Eine Demo, die direkt bis zur Grubenkante am Hambacher Wald führt. Wir organisieren sie gemeinsam mit den Naturfreunden Deutschlands, der Klimaschutz-Organisation 350.org und dem Umweltinstitut München. 
Bitte sagen Sie uns jetzt Bescheid, ob Sie dabei sind. Dann können wir besser planen.
Ort: Auftaktkundgebung an der Mahnwache Hambacher Forst, 15 Fußminuten vom Bahnhof Buir entfernt (Stadtplanlink)
Zeit: Samstag, 27. Oktober 2018, 10.30 Uhr
Buir ist ein kleiner Ort mit einem kleinen Bahnhof. Bitte planen Sie für Ihre Anreise etwas Zeit ein und kommen Sie möglichst mit einer früheren Bahn.

Mittwoch, 17. Oktober 2018

Allmende, Kuh und Ethik

"Es war die 101. Kuh, die die Allmende zerstörte."

"In einem Dorf gibt es 100 Bauern, die vereinbart haben, dass jeder täglich eine Kuh auf die Allmend schicken darf. Das funktioniert sehr gut über einen längeren Zeitraum. Eines Tages jedoch sieht ein Bauer, wie sein Nachbar zwei Kühe in die vorbeiziehende Herde schiebt. ..."
(Wie eine Kuh die Ethik ins Wanken bringt)

Wettbewerbsfähigkeit, Innovation, Umweltschutz

Den "Exportweltmeister" Deutschland würde man bei Wettbewerbsfähigkeit an der Spitze vermuten, nein nach einer Studie des Weltwirtschaftsforums stehen dort die USA, von denen Trump doch immer behauptet, sie würden künstlich klein gehalten.
Führend sein soll Deutschland bei der Innovation, wo doch immer betont wird, in Deutschland werde viel erfunden und wenig zur Marktreife entwickelt.
(http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/wettbewerbsbericht-deutschland-ist-innovationsweltmeister-a-1233607.html)

Dass Deutschland in Sachen Plastikrecycling und Umweltschutz (die deutschen Kohlekraftwerke verhindern nicht nur, dass Deutschland seine Klimaziele für 2020 erreicht, sondern stoßen auch ungeahnte Mengen Stickoxide aus, auch hier, weil vorhandene umweltfreundliche Technologien nicht eingesetzt werden) nicht nur durchaus nicht mehr so vorbildlich ist, wie es mal war, hat sich wohl inzwischen herumgesprochen.

Die Wirklichkeit verändert sich weit schneller als unser Bild von ihr: Factfulness!

Wer weiß, was das Weltwirtschaftsforum in zwei Jahren über die Innovationsfähigkeit Deutschlands berichtet?




Lieblingsbuch: Flora Thompson: Lark Rise to Candlefort


Dienstag, 16. Oktober 2018

"autoritärer Nationalradikalismus" unter Umständen ein politisches Wachstumsmodell

Heitmeyer:
"Der Begriff „Rechtspopulismus“, meint Heitmeyer, ist betreffs der AfD verharmlosend
Inzwischen, schränkte Prof. Dr. Heitmeyer ein, habe er sich von dem Begriff Rechtspopulismus im Zusammenhang mit der AfD völlig verabschiedet. Denn der Begriff für diesen neuen parteipolitischen Typ sei „nämlich völlig verharmlosend“. Und er erklärte: „Der Rechtspopulismus will nämlich mit einer ganz flachen Ideologie Lärm machen über die Medien.“ Gleichzeitig sei die AfD jetzt nicht eine rechtsextreme Partei. Denn der Rechtsextremismus operiere an vielen Stellen ja auch mit Gewalt. Damit jedoch AfD-Wähler nichts zu tun haben. Was etwas mit deren hoher Bürgerlichkeit zusammenhänge. Gerade in Dortmund könne man sehen, dass die Rechtsextremen vor allem Schrecken verbreiten wollten.
Neuer Typus: Autoritärer Nationalradikalismus
Für Heitmeyer sei die AfD deshalb ein neuer Typus. Der sei nicht vom Himmel gefallen, sondern deren Erfolgsgeschichte sei, dass sie einen autoritären Nationalradikalismus verträten. Die AfD arbeitet seiner Meinung nach betreffs des Autoritäten mit einem „Kontrollparadigma“ (Kontrolle über Lebensentwürfe, über Grenzen, in so gut wie allen Lebensbereichen). Das Nationale sei klar: Deutschsein sei eine Schlüsselideologie in Sachen Umformung dieser Gesellschaft. Erkennbar auch an einem stark geschichtsrevisionistischen Bild, mit dem die AfD arbeite. Das Radikale ergebe sich aus den ständigen Grenzüberschreitungen, die über all die bekannte Sprüche äußerten. Ein ganz, ganz wichtiger Punkt“, betonte Wilhelm Heitmeyer, sei, dass gegen die wahrgenommenen Kontrollverluste in der Bevölkerung jetzt ein anderes Kontrollparadigma gesetzt wird nach dem Muster „Wir holen uns unser Volk zurück, wir holen uns unser Land zurück“. Heitmeyer konzedierte, der Job könne einen verloren gehen, man habe Anerkennungsverluste, wird im politischen Bereich nicht wahrgenommen, hat moralische Anerkennungsverluste – all das könne einem abhanden kommen. „Was einem aber nicht genommen werden kann, das ist das Deutschsein.“ Dies bekäme plötzlich „das Gewicht eines ganz zentralen Identitätsankers“. Genau an dieser Stelle setze der neue autoritäre Nationalradikalismus an und arbeite an den sehr einsichtigen Weltbildern, dichotomischen Gesellschaftsbildern – Gegenüberstellungen und Begrifflichkeiten wie z. B. homogene Gesellschaften zu denen es zurück soll, gegen heterogene Gesellschaften. Gleichwertigkeit gegen Ungleichwertigkeit und die Kategorie: „Wir gegen die“ "
 (https://www.freitag.de/autoren/asansoerpress35/entsicherte-jahrzehnte-und-die-folgen)

Lieblingsbuch: Der Stechlin


Sonntag, 14. Oktober 2018

7 aus 49 - Lieblingsbücher


Weitere Lieblingsbücher folgen in späteren Artikeln. Diese sieben Bücher habe ich ausgesucht, um Martin Lindners Idee zu folgen, 7 Bücher unkommentiert einfach mit Hilfe eines Fotos vorzustellen. Zunächst fand ich in meinen Bücherregalen diese sieben.

Zum Einen habe ich aber mehr als sieben Lieblingsbücher, zum anderen gehören nicht alle 7 zu meinen Lieblingsautoren.
Zu denen zählen Fontane, Jane Austen, Uwe Johnson, Günter de Bruyn und Thomas Mann. Auch von Goethe, Schiller, Brecht, Keller, Storm, C.F. Meyer,  Shakespeare, Büchner, Biermann und Frisch habe ich Texte gelesen einfach, weil sie von diesem Autor stammten. Das sind freilich nicht die einzigen Autoren, bei denen ich froh bin, nicht einzelne Werke, sondern möglichst vollständige Ausgaben gekauft zu haben. Jean Paul, Musil, Arno Schmidt und Joyce zu lesen ist für mich eher eine Pflichtaufgabe, doch versuche ich auch bei ihnen, möglichst viel zu lesen. Bei Grass, Böll, Christa Wolf,   H.M. Enzensberger, Martin Walser, Jurek Becker u.a. wähle ich schon eher einmal aus. Wieland, Raabe, Reuter und die bekannten französischen, englischen und russischen Autoren des 19. Jahrhunderts ergeben sich eher nebenher. - Natürlich müsste ich nachtragen, wenn ich Vollständigkeit der geschätzten Autoren anstrebte. Irgendwann werde ich es wohl auch tun.

Germanisten beider Arbeit zusehen: Beispiel Goethes Faust

Eine faszinierende Vorstellung, wie Handschriften und Drucke in allen Variationen digital zugänglich gemacht werden können und wie eine kritische Edition zustande kommt:

Andererseits wird deutlich: Für eine konzentrierte und dennoch unangestrengte Lektüre ist das gedruckte Buch noch unübertroffen.
Aber welch eindrucksvolle Ergebnisse und Erkenntnisse liefert darüber hinaus diese Art der Edition!

Jan Assmann: Kulturelles Gedächtnis

Kulturelles Gedächtnis

Jan Assmann: Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität , 1988

Aleida Assmann: Erinnerungsräume: Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses, 1999


http://www.fr.de/kultur/geschichte-deutschlands-holocaust-mahnmal-ist-eine-globale-ikone-a-1410087,0#artpager-1410087-1

http://www.fr.de/kultur/literatur/jan-assmann-exodus-die-gewalt-des-monotheismus-a-486986
Friedrich Wilhelm Graf, emeritierter Professor für Systematische Theologie und Ethik an der Universität München, lobt Jan Assmann dafür, wie aufgeschlossen er für Kritik an seiner These von der mosaischen Unterscheidung offenbar geblieben ist, denn in seinem Buch "Exodus" habe sich Assmann von der Grundunterscheidung zwischen wahr und falsch entfernt, die er in früheren Werken als den radikalen Umbruch zwischen Poly- und Monotheismus beschrieben und für die "Tendenz zum 'heiligen Krieg'" verantwortlich gemacht hatte, fasst der Rezensent zusammen. Die neue These gründet sich stärker auf den Bundesgedanken, auf den "Monotheismus der Treue", wie Assmann ihn nennt, so Graf. Dadurch fällt der Verdacht auf monotheistisch motivierte Gewaltbereitschaft allerdings nicht weg, weiß der Rezensent, Assmann verlagere ihre Begründung lediglich in das komplexere Verhältnis von Treue und Untreue. Nur dass Assmann sie immer noch als spezifisch monotheistisches Phänomen begreifen will, kritisiert Graf: auch in polytheistischen Religionen finde sich schließlich religiös motivierte Gewalt.
(https://www.perlentaucher.de/buch/jan-assmann/exodus.html)

http://www.fr.de/kultur/literatur/monotheismus-moerderisches-eifern-fuer-gott-a-456035

http://www.fr.de/kultur/literatur/jan-assmann-exodus-welthistorisch-einmalig-a-449450

http://www.fr.de/kultur/literatur/jan-assmann-die-totale-religion-a-742401

Jan Assmanns Bücher bei Perlentaucher:
https://www.perlentaucher.de/autor/jan-assmann.html

Marschleistungen des Militärs

So weit Truppen nicht motorisiert sind, haben sich die Marschleistungen im Laufe der Jahrhunderte kaum verändert:
Tagesmarsch (Wikipedia)
Es ist erstaunlich, wie vielfältige Informationen man dazu auf gutefrage.net erhält.
Unter anderem versichert TreuerKamerad, dass für ihn jeder Soldat, "der seine Pflicht erledigte" "ein Held" war. Offenbar unabhängig davon, ob er bei Kriegsverbrechen mitgewirkt hat oder nicht.
Aber man erhält auch konkrete Informationen über die Märsche, die ein einzelner Soldat in der Zeit vom 11.4.-30.4.1941 absolviert hat.

Montag, 8. Oktober 2018

Bella Ciao

Den Hinweis auf dies Lied italienischer Reispflückerinnen (sieh: Wikipedia), das als Partisanenlied im Zweiten Weltkrieg bekannt wurde und 2018 offizieller Sommerhit, verdanke ich Herrn Rau.
Wie vielseitig es eingesetzt werden kann, zeigt m.E. dieses Youtube-Video recht gut.
Ich kann mich nicht entsinnen, es je zuvor gehört zu haben.

Es gehört - bei aller Vielverwendbarkeit - zu den politischen Liedern.


Die Menschheit hat lebensbedrohliches Fieber

Noch könnten die Selbstheilungskräfte ausreichen, die tödliche Krise zu überstehen. Noch.

"Um die 1,5 Grad halten zu können, müsste der weltweite Treibhausgas-Ausstoß laut dem Bericht allerdings rapide sinken – bereits bis 2030 müssten er – gegenüber den Level von 2010 – praktisch halbiert sein (minus 45 Prozent) und 2050 „netto null“ betragen. Das bedeutet: Nicht vermeidbare Emissionen, zum Beispiel aus der Landwirtschaft, würden dann durch CO2-Entfernung aus der Atmosphäre wieder ausgeglichen (siehe Kasten zu negative Emission). Berechnet wurde von den Forschern auch die Möglichkeit, das 1,5-Grad-Limit zeitweise zu überschreiten („Overshoot“), die Temperatur dann aber durch deutlich mehr „negative Emissionen“ dann bis 2100 wieder zu senken. Sie warnen aber, dass die dafür nötigen Technologien zum Teil nicht im großen Stil erprobt sind und teilweise im Widerspruch zu anderen Zielen einer nachhaltigen Entwicklung stehen. Für das Zwei-Grad-Limit bliebe bis zur „Null-Emission“ deutlich länger Zeit – bis etwa zum Jahr 2075."
http://www.fr.de/wirtschaft/klimawandel-das-1-5-grad-limit-ist-machbar-a-1597055,0

Wenn die Selbstheilungskräfte nicht ausreichen, ist Gott der einzig mögliche Arzt.
Also: Handeln oder Gottvertrauen?
Aliens werden sich schwerlich die Mühe machen, die Menschheit zu retten.

Sieh auch:  euro|topics: Weltklimarat schlägt Alarm

Samstag, 6. Oktober 2018

Trump und wen er als Richter bestellt

http://www.fr.de/politik/meinung/kommentare/brett-kavanaugh-und-sie-waehlen-ihn-doch-a-1596227

Es musste ein Demokrat für Trumps Richter stimmen, damit der gewählt werden konnte.

Offenbar hat dieser Demokrat seinen persönlichen Wahlerfolg für wichtiger gehalten als die Verhinderung der Auslieferung des Obersten Gerichtes an einen unberechenbaren Präsidenten.

Mehrsprachigkeit

In der Familie von Karl Marx war, als sie in London lebten, wegen ihrer vorherigen Exilaufenthalte ein buntes Gemisch aus Englisch, Deutsch und Französisch üblich, weil man sicher sein konnte, dass jeder von ihnen alle drei Sprachen beherrschte und vieles sich in einer Sprache besser ausdrücken lässt als in einer anderen. 

Eine schöne Erläuterung zur Situation im Elsass gibt OlliBjoern:
"Im Elsass wird weiterhin (auch) Deutsch gesprochen. Dies betrifft zwar eher etwas ältere Leute, man kann aber nicht sagen, dass Deutsch dort selten wäre (so weit ich weiß, können ca. 40% Deutsch und/oder Elsässisch).
Ich habe im Elsass sowohl Leute getroffen, die nur Französisch sprechen (eine junge Kassiererin im Supermarkt würde ich z.B. immer auf Französisch ansprechen), als auch Leute, die (neben Französisch) auch Deutsch können.
Es kann einem auch passieren, dass man etwas auf Französisch bestellt, und eine Rückfrage auf Elsässisch bekommt. Nicht selten wird einem nach ein paar Sätzen Französisch auch Deutsch angeboten. Es gibt immer noch Leute dort, deren Muttersprache Elsässisch ist. Man kann es nur nicht auf alle Leute verallgemeinern, man muss (gerade bei jungen Leuten) damit rechnen, dass manche nur Französisch können (das sind ca. 60%).
Es gibt so manche nette Mischung aus Französisch und Elsässisch, Kindermenüs heißen in Frankreich üblicherweise "pour les enfants", dort aber "pour les kneckes" (das Wort haben wir auch in unserem Dialekt benutzt im Saarland).
Als Saarländer mag ich diese Mischung (aus beiden Ländern), und die Elsässer mögen (ebenso wie wir) den politischen "Stress" nicht so, wir versuchen, das Beste aus der Grenzlage zu machen, ohne zu "politisieren". Auch die Luxemburger gehören in diese Gemengelage, sie haben die Offenheit für das deutsche und das französische Kulturgut, sind aber auch eigen." (sieh hier)

Das ist etwas anderes als Mischsprachen wie Pidgin- und Kreolsprachen.