Mittwoch, 25. August 2021

Merkel - guter Mensch oder Schuld am Versagen in Afghanistan und beim Klimawandel? Oder beides?

 https://www.zeit.de/2021/35/angela-merkel-politik-charakter-bundeskanzlerin-macht/komplettansicht

"[...] In der Vergangenheit kam das Böse aus totalitären Ideen, dunklen Charakteren und üblen Methoden, Wladimir Putin ist da noch ganz klassisch 20. Jahrhundert. Heute hingegen kann sogar ein guter Mensch an der Macht durch Unterlassen, durch den Mangel an Konzentration das Böse befördern. (Weswegen auch der oben beschriebene Journalismus, der auf das Freilegen böser Motive und Machenschaften zielt, für die Gefahren des 21. Jahrhunderts ungefähr so geeignet ist wie die Wasserpistole für den Waldbrand.)
Während Merkels Zeit als Kanzlerin hat sich gewissermaßen die Fließrichtung unserer Gesellschaft verändert. Früher, vielleicht bis Mitte der 2010er-Jahre, lief es gut, es sei denn, es passierte irgendwas Dramatisches. Mittlerweile läuft das Land immer tiefer in Krisen, nicht nur in die Klimakrise – wenn nichts Dramatisches passiert.
Auch die Corona-Krise zeigte der Öffentlichkeit zwischendurch eine fast verzweifelte Kanzlerin, die nicht mehr vermochte, die am Tisch sitzenden Interessen, die sie in ihrer Kanzlerschaft groß und größer hat werden lassen, noch mit den wissenschaftlichen Notwendigkeiten zusammenzubringen. Schließlich brach noch Afghanistan über Merkel herein wie ein bitterer Kommentar zu den Kehrseiten ihrer großen Kanzlerschaft: Da fiel die Kultur des Zu-Spät mit der Kultur des Zu-Wenig auf tragische Weise zusammen.
Merkel hätte ihre Methode ändern müssen, von schöpferischer Krisenbewältigung zu entschlossener Krisenprävention. Allerdings stand ihr dabei ausgerechnet ihr Erfolgsrezept im Weg: die vorhandenen Interessen erkennen und sich selbst zur Agentin ihrer logischen Schnittmenge machen. Die gegebenen Interessen sind halt selten auch die künftigen.
Auch das ist dann eben ein Ergebnis von 16 Jahren eines guten Menschen im Kanzleramt: Die Grundlagen für ein gutes menschliches Leben und damit die materiellen Voraussetzungen für die Demokratie sind tatsächlich in Gefahr.[...]"

Zumutungsfreiheit als Demokratiekriterium??

https://www.zeit.de/2021/33/wahlkampf-bundestagswahl-zumutbarkeit-buerger-politik-demokratie-cdu/komplettansicht

Wissenschaftlich zitieren

 https://studi-kompass.com/richtig-zitieren/pdf-zitieren

Mittwoch, 18. August 2021

Klimawandel: Wettlauf gegen die Zeit

Klimawandel: Wettlauf gegen die Zeit, ZEIT 19.8.2021 

"Hitzewellen, Sturzregen, Trockenheit – die Folgen des Klimawandels bedrohen Europas Städte. Sie müssen sich radikal verändern, um lebenswert zu bleiben. Nur wie?" 

Vorbild Rotterdam: Seit 2008 Umstellung:

"2008 beschloss die Stadt deshalb, "100 Prozent klimasicher" zu werden. In ganz Rotterdam entstanden seither neue Bauwerke. Besonders stolz ist man auf die Idee, große Plätze in Regenauffangbecken zu verwandeln: Die Stadt schuf den weltersten "Wasserplatz". Bei starkem Regen läuft das tiefergelegte Areal voll wie ein Pool, an allen anderen Tagen fahren dort Jugendliche Skateboard. Die Klimaprojekte sollen den 650.000 Einwohnern das Gefühl vermitteln, etwas zu gewinnen. Nicht obwohl, sondern weil sich ihre Stadt dem Klimawandel anpasst. [...] 
Besser also, Städte so zu planen, dass sie sich selbst klimatisieren. Nicht nur durch grüne Dächer. Kletterpflanzen, die an Fassaden ranken, schützen vor Sonneneinstrahlung und kühlen die Luft ab, indem sie Wasser verdunsten. Eine Untersuchung zweier Häuser in Hamburg ergab, dass die Fassade eines begrünten Hauses um 16 Grad kühler war als die eines Ziegelhauses.
 Der Nutzen natürlicher Kühlsysteme wäre groß: Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass sich das Risiko der Hitzebelastung durch "weitreichende Anpassung", also etwa grüne Städte oder Hitzeaktionspläne, von hoch auf mittel bis gering senken lässt. Nur wenige andere Klimarisiken sind nach Einschätzung der Behörde so gut zu bekämpfen wie die Hitzebelastung, auch wenn dafür weniger als zehn Jahre Zeit bleiben.
 Es gibt bei der Klimaanpassung also etwas zu gewinnen. Das weiß auch Hans Pape – er hat die Anpassung zum Geschäft gemacht. Sein Unternehmen mit Sitz im niedersächsischen Selsingen stellt spezielle Mischungen aus Sanden, Steinen und Kiesen her, die auf Fuß- und Radwegen, auf Parkplätzen und Schulhöfen verlegt werden. Knapp die Hälfte der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland ist bisher versiegelt. Hans Pape entsiegelt einen Teil davon wieder. 
 Auf den ersten Blick sehen seine Baustoffe aus wie gewöhnlicher Schotter. Aber sie können mehr: Sie nehmen Wasser auf, sodass sich bei Regen kaum Pfützen bilden, und leiten es langsam in den Boden ab. Anders als unter Asphalt können sich Baumwurzeln darunter ausbreiten. "Wir bringen die Stadt zum Atmen", sagt Pape. [...] 
Wie viel die Klimaanpassung in Deutschland kosten wird, lässt das Umweltministerium gerade berechnen. Die Vereinten Nationen schätzen die weltweiten Kosten um 2030 auf jährlich 140 bis 300 Milliarden Dollar.
 Patrick Verkooijen, der Chef des Global Center on Adaptation, sagt, man müsse Klimaanpassung als Investition sehen. Um zu verstehen, was sie bewirken kann, brauche man nur nach Bangladesch zu schauen. Dort tötete ein Zyklon 1970 eine halbe Million Menschen. Bangladesch reagierte auf die Katastrophe, indem es seine Warnsysteme verbesserte und Mangrovenwälder vor der Küste aufforstete, die bei Tropenstürmen wie Wellenbrecher wirken. 2020 starben durch einen ähnlich starken Zyklon noch 26 Menschen. Wenn ein armes Land wie Bangladesch sich schützen könne, sagt Verkooijen, schaffe Europa das erst recht." (Hervorhebungen von Fontanefan)

Dienstag, 17. August 2021

Buchstabiertafel

 

Buch-
stabe

Deutschland
(seit 1950,
derzeit 
DIN 5009)

Österreich
(
ÖNORM A 1081,
bis 2019, ohne
Nachfolgenorm)

Schweiz
 

ITU 1927
 

ITU/ICAO/NATO
 

A

Anton

Anton

Anna

Amsterdam

Alfa[8]

Ä

Ärger

Ärger

Äsch (Aesch)

B

Berta

Berta

Berta

Baltimore

Bravo

C

Cäsar

Cäsar

Cäsar, Charly

Casablanca

Charlie

Ch

Charlotte

Charlotte
(Christine)
b

Chiasso

Charlie-Hotel

D

Dora

Dora

Daniel

Danemark

Delta

E

Emil

Emil

Emil

Edison

Echo

F

Friedrich

Friedrich

Friedrich

Florida

Foxtrot

G

Gustav

Gustav

Gustav

Gallipoli

Golf

H

Heinrich

Heinrich

Heinrich

Havana

Hotel

I

Ida

Ida

Ida

Italia

India

J

Julius

Julius
(Johann)
b

Jakob

Jérusalem

Juliett

K

Kaufmann

Konrad

Kaiser

Kilogramme

Kilo

L

Ludwig

Ludwig

Leopold

Liverpool

Lima

M

Martha

Martha

Marie

Madagaskar

Mike

N

Nordpol

Nordpol
(Norbert)
b

Niklaus

New York

November

O

Otto

Otto

Otto

Oslo

Oscar

Ö

Ökonom

Österreich

Örlikon (Oerlikon)

P

Paula

Paula

Peter

Paris

Papa

Q

Quelle

Quelle

Quasi

Québec

Quebec

R

Richard

Richard

Rosa

Roma

Romeo

S

Samuel
(Siegfried)
a

Siegfried

Sophie

Santiago

Sierra

Sch

Schule

Schule

Eszett

scharfes S

T

Theodor

Theodor

Theodor

Tripoli

Tango

U

Ulrich

Ulrich

Ulrich

Uppsala

Uniform

Ü

Übermut

Übel

Übermut

V

Viktor

Viktor

Viktor

Valencia

Victor

W

Wilhelm

Wilhelm

Wilhelm

Washington

Whiskey

X

Xanthippe

Xaver

Xaver

Xanthippe

X-Ray

Y

Ypsilon

Ypsilon

Yverdon

Yokohama

Yankee

Z

Zacharias
(Zeppelin)
a

Zürich
(Zeppelin)
b

Zürich

Zürich

Zulu


Buchstabiertafel (Wikipedia)

"[...] Bei der Auswahl von Wörtern für ein Buchstabieralphabet wird darauf geachtet, dass jedes Wort von jedem anderen möglichst verschieden ist, um Missverständnisse auch bei schlechter oder unvollständiger Übermittlung auszuschließen. Einsilbige Wörter werden daher vermieden und Wörter mit unterschiedlicher Betonung und unterschiedlichem Klang gewählt. Bei internationalen Tabellen muss zudem sichergestellt werden, dass die benutzten Wörter von Sprechern jeder Muttersprache ohne besonderes Training sowohl ausgesprochen werden können als auch beim Hören erkannt werden.

Deutschsprachige Buchstabiertafeln

Grundlagen/Verwendung

Für Diktate zitiert die mit Stand 2021 noch aktuell gültige Fassung von 1996 der deutschen Norm DIN 5009 „Diktierregeln“ die „postalische Buchstabiertafel“ in der Fassung von 1950 mit der Ergänzung „Eszett“ für „ß“.[2] In der am 30. Juli 2021 veröffentlichten Entwurfsfassung für eine Neufassung dieser Norm wird eine neugestaltete „Deutsche Buchstabiertafel für Wirtschaft und Verwaltung“ präsentiert.[3][4]

Zeitgeschichte wird zum Krimi

 https://orf.at/stories/3218515/

https://tv.orf.at/orf3/Die_doppelte_Frau110.html






Mittwoch, 11. August 2021

Angebote der Bundeszentrale für politische Bildung

 Lasst uns länger arbeiten! Arbeitswelt umgestalten, Rente retten – im Alter aktiv und zufrieden sein von Alexander Hagelüken

Seiten: 224, Erscheinungsdatum: 02.08.2021, Erscheinungsort: Bonn, Bestellnummer: 10631 bei  Bundeszentrale für politische Bildung 4,50 €

Vorstellungstext:

"Generationen galt der Rentenbeginn auch als Erlösung: Nach einem jahrzehntelangen, kräftezehrenden Berufsleben erwarteten sie, nicht selten physisch und mental überbeansprucht, einen neuen Lebensabschnitt. Inzwischen, so konstatiert Alexander Hagelüken, werden wir bei insgesamt deutlich verbesserter Gesundheit immer älter. Viel mehr als früher seien Ältere weiterhin leistungsbereit und -fähig. Die jetzige Generation der Rentnerinnen und Rentner sei zudem durch die umlagefinanzierte Rente materiell mehrheitlich gut gestellt. Jüngere dagegen hätten aufgrund des demografischen Wandels ungleich höhere Rentenbeiträge zu schultern, seien aber gleichwohl von Altersarmut bedroht. Den Weg aus diesem Dilemma sieht Hakelüken in einer Abkehr vom überkommenen Rentensystem und einem Umbau der Arbeitswelt. Durchaus provokant plädiert er für einen späteren und zugleich flexibleren Renteneintritt derjenigen, die dazu in der Lage seien. Im Sinne einer fairen Lastenverteilung in der Gesellschaft seien Fehlanreize für einen frühen Renteneintritt abzubauen und weitere Gruppen in das Rentensystem einzubinden. Arbeitgeber seien aufgefordert, an der beruflichen Integration von Menschen jenseits des tradierten Rentenalters mitzuwirken und deren Potenziale nicht brach liegen zu lassen."

Dienstag, 10. August 2021

Mittellandkanal

 Der Mittellandkanal (MLK) ist eine Bundeswasserstraße[2] und mit 325,3 Kilometern Länge die längste künstliche Wasserstraße in Deutschland. Inklusive Stich- und Verbindungskanäle beträgt die Länge 392 km. Er verbindet den Dortmund-Ems-Kanal mit WeserElbe und dem Elbe-Havel-Kanal. Im weiteren Sinne ist er Teil einer Verbindung zwischen Rhein und Oder. Im Westen wird die Verbindung zum Rhein über Dortmund-Ems-Kanal und Rhein-Herne-Kanal oder Wesel-Datteln-Kanal hergestellt. Im Osten verbinden Elbe-Havel-Kanal, Untere Havel-Wasserstraße und Havel-Oder-Wasserstraße den Mittellandkanal mit der Oder. In europäischer Dimension ermöglicht er eine Verbindung zwischen den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Frankreich und der Schweiz auf der einen und mit Polen und Tschechien auf der anderen Seite.[...] In Minden überquert der Mittellandkanal im Wasserstraßenkreuz Minden auf zwei Trogbrücken die Weser. Anschluss an die Weser besteht über den Verbindungskanal Nord und die Schachtschleuse oder den Verbindungskanal Süd mit den zwei Schleusen des Industriehafens. [...] In der 918 m langen Kanalbrücke Magdeburg überquert der Kanal die Elbe [...] 1856 gab es erste Pläne zum Bau eines Schifffahrtskanals vom Rhein bis an die Elbe [...] Trotz kriegsbedingter Verzögerungen wurde der Abschnitt bis Minden – damals noch Ems-Weser-Kanal genannt – 1915 fertiggestellt und in Betrieb genommen. Ein Jahr später war auch die Kanalbrücke über die Weser bei Minden fertig, so dass der Kanal bis Hannover zum Misburger Hafen als östlichem Abschluss vorangetrieben werden konnte. Damit war die Kompromisslösung vollendet.(Wikipedia - Hervorhebung von mir). 

Montag, 9. August 2021

Bayerisches Gesetz- und Verordnungsblatt ab 1945

 https://www.verkuendung-bayern.de/gesetz-und-verordnungsblatt/alle-ausgaben-des-gvbl-ab-1945/?volume=1945&page=

Sind die Schulen sicher?

Zum  Votum der KMK (4Teachers 8.8.21)

Kara Walker

  Kara Walker ist bekannt für ihre Scherenschnitte, die Szenen der Unterdrückung von Schwarzen in der Zeit der Sklavenhalter in den USA vorführen. 

Ihre Bilder sind geeignet, zu verstören. Gegenwärtig werden 600 ihrer Zeichnungen im Kunstmuseum Basel gezeigt. In einem Interview mit Die Zeit hat sie über Ihre Kunst gesprochen:

"ZEIT: Ihre Arbeiten liefern eine Fülle von Fragen: "Is race less fluid than gender?" haben Sie auf eines der Papiere getuscht.

Walker: (sie lacht) Das ist das Problem, wenn man Zeichnungen mit Wörtern macht. Ich kann diese Frage, die ich gestellt habe, selbst nicht beantworten. Wenn ich Wörter auf Zeichenpapier schreibe und mit Bildern in Serien zusammenstelle, geht es mir auch um die Leichtigkeit des Schreibstils. Und um die Frage, ob man Bilder wie Wörter lesen kann – und Wörter so fühlen kann wie Bilder. Kann ein Text als Zeichnung in die Betrachterinnen und Betrachter eindringen und sich dort an einem ungemütlichen Fleck einnisten?

Impfverweigerer in Deutschland - Impfungen in Afrika gehen zurück

 Die Zahl der Coronatoten ist laut WHO in Afrika in nur einer Woche von 4384 auf 6273 pro Woche gestiegen. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die Impfquote gegen Corona nur hier unter 2% beträgt.

Besorgniserregend ist, dass außerdem die Impfquote bei noch weit ansteckenderen Krankheiten stark zurückgeht. So teilt das Kinderhilfswerk Unicef mit, dass im Jahr 2020 rund 23 Millionen Kinder manche wichtigen Impfungen und  vermutlich 17 Millionen überhaupt keine Impfungen erhalten hätten.

Was das angesichts der weithin unzureichenden Gesundheitsversorgung bei steigender Krankenhausauslastung durch an COVID-19 Erkrankte bedeutet, will man sich nicht vorstellen. Aber es müssen unbedingt Präventivmaßnahmen ergriffen werden.

mehr dazu: Corona in Afrika: Kein Schutz für die ÄrmstenFR 20.7.21

Sonntag, 8. August 2021

Waldbrände im Süden

 Türkei: FR 1.8.21: "Als die Feuerfront am Samstag beim türkischen Badeort Bodrum über die Hügel auf die Küste zurollte, mussten Hunderte Touristinnen und Touristen in höchster Eile ihre Hotels räumen. Aber alle Fluchtwege waren abgeschnitten. Dichte Rauchwolken verdunkelten die Sonne. Verzweifelt suchten die Menschen Zuflucht an den Stränden. Mit Patrouillenbooten der Küstenwache konnten sie übers Meer in Sicherheit gebracht werden. " 

Griechenland: FR 4.8.21: "Trotz des massiven Einsatzes von Löschflugzeugen griff der an vier Fronten tobende Brand am Abend auf Wohngebiete im Norden Athens über. Vier Ortschaften mussten evakuiert werden. Die Zivilschutzbehörde forderte mit SMS-Nachrichten und akustischen Handy-Warnungen Bewohner in den gefährdeten Gebieten zum Verlassen ihrer Häuser auf."

Griechenland FR 8.8.21: "Die Tatoiou-Straße, die sich von Varibobi im Norden Athens die Hänge des Parnes-Massivs hinaufschlängelt, führt in eine Mondlandschaft. Beiderseits des Wegs abgebrannte Wälder, soweit der Blick reicht. Schwarze Baumgerippe ragen in den Himmel, ein grauer Ascheteppich bedeckt den Boden. Immer wieder sieht man verkohlte Tierkadaver und ausgeglühte Autowracks. So groß war die Hitze des Feuers, dass die Leichtmetallfelgen der Autos geschmolzen und zu silbernen Rinnsalen erstarrt sind. [...] Beißender Brandgeruch liegt in der Luft. [...] Ein roter Erickson-Löschhubschrauber kreist wie ein riesiges Insekt über dem Brandgebiet. Die Piloten halten Ausschau nach Brandnestern, die der Wind jederzeit wieder anfachen könnte. Am Boden patrouillieren Feuerwehrleute und das Militär.[...] Bisher hat ein Mensch in den Feuerkatastrophen sein Leben verloren: Bei Athen wurde ein 38-jähriger freiwilliger Helfer von einem umstürzenden Strommast erschlagen. Dass es nicht mehr Opfer gab, ist vor allem dem griechischen Alarmsystem zu verdanken. Man verlässt sich nicht auf altertümliche Sirenen. Alarmmeldungen werden über SMS und mit unüberhörbaren akustischen Signalen auf die Mobiltelefone verschickt. So können die Menschen lokal gezielt vor drohenden Gefahren gewarnt und zur Evakuierung aufgefordert werden. [...] 

39 Dörfer im Norden von Euböa wurden bereits evakuiert, am Sonntag mussten die Menschen aus drei weiteren Ortschaften ihre Häuser verlassen. Wieder wurden, wie schon an den Tagen zuvor, Tausende Menschen an den Stränden von Fischerbooten, Fähren und Schiffen der Küstenwache aufgenommen, weil es keine anderen Fluchtwege mehr gab. Mütter umklammerten ihre Babys, junge Leute halfen Alten und Gebrechlichen in die Boote.# Fanis Spanos, der Regionalgouverneur, spricht von einer „unfassbaren Katastrophe“. [...]  Auf der Halbinsel Peloponnes waren die Brände am Sonntag ebenfalls nicht unter Kontrolle. Riesige Feuerfronten fraßen sich von Olympia ins dicht bewaldete Arkadien. Auch südlich der Stadt Megalopolis und in der Region Mani tobten große Brände. „70 Prozent unsere Region sind zerstört“, sagte die Vizebürgermeisterin des Ortes Ost Mani, Eleni Drakoulakou, „wir erleben eine biblische Katastrophe“. [...]"

Wolfgang Streeck: Zwischen Globalismus und Demokratie, 2021

Wolfgang Streeck: Zwischen Globalismus und Demokratie: Ist Kleinstaaterei der Ausweg? Von Otfried Höffe

[...] Buchtitel sollen Aufmerksamkeit wecken, was dem emeritierten Max-Planck-Direktor Wolfgang Streeck bei seinem neuem Opus magnum fraglos gelingt: „Zwischen Globalismus und Demokratie. Politische Ökonomie im ausgehenden Neoliberalismus“.

Der Titel verbindet nämlich zwei der wichtigsten Begriffe der heutigen politischen Debatte zu einer These. Der erste Begriff erklärt ein Grundphänomen unserer Zeit – die Globalisierung – zu einem -ismus, mithin zu einer Ideologie, die hoffentlich, so geht die angedeutete These weiter, zugunsten der in normativer Hinsicht allein legitimen Staatsform, der Demokratie, überwunden werde. Allenfalls vermisst man hier die Qualifikation der Demokratie als „konstitutionell“, weil sie auf Verfassungsprinzipien wie die Grund- und Menschenrechte sowie die Gewaltenteilung zu verpflichten sei.

Die nähere Erläuterung dieser Leitthese widerspricht vehement zwei der nach Streecks Ansicht in Theorie und Praxis vorherrschenden politischen Entwicklungen. Der Grund für die beiden Fehlentwicklungen liegt, wie der Untertitel des Werkes anzeigt, im Neoliberalismus. Gemeint ist ein Wirtschaftsliberalismus, der mit seinem Kapitalismus mehr und mehr lediglich die Marktkräfte ohne die für eine humane Wirtschaft notwendigen Gegenkräfte stärkt.

Dieser Neoliberalismus ist dem ersten Teil, „Kapitalistische Wirtschaft“, zufolge in eine doppelte Krise geraten, in „die Gleichzeitigkeit von wirtschaftlicher Stagnation und politischer Blockade, von Wachstumsschwäche und Vertrauensverlust, von Kapitalismus- und Demokratiekrise“. Dafür sei in hohem Maß eine „für die Stabilität und Bewohnbarkeit unzulängliche“ Global Governance verantwortlich. Denn sie baue ein weltweites Staatensystem auf, in dem nationale Sonderregelungen und nationale Gerichte, mithin demokratische Einflusschancen minimiert würden. Und im Fall unseres Kontinents ziele die Europäische Union auf einen Superstaat, auf ein Imperium, was aber scheitere. Sowohl in der globalen als auch der europäischen Entwicklung verliere der Gesichtspunkt, der in politischer Theorie und Praxis doch unverzichtbar sei – die Volksherrschaft –, zunehmend an Gewicht. [...]

Insoweit sind Streecks Warnungen vor der insbesondere für Deutschland nicht abwegigen Diagnose von „Europa“ als Zivilreligion beachtenswert. Man mag die folgende Behauptung für eine polemische Zuspitzung halten, muss sie als Diskussionsthese aber doch für zulässig halten: „Die Europäische Währungsunion ist der supranationale Wohlfahrtsausschuss des nationalen Konsolidierungsstaates: ein Instrument der politischen Eliten zur Durchsetzung der Hyperglobalisierung ... bei gleichzeitiger Verschleierung ihrer Kosten.“

Weiterhin wäre hinsichtlich des für die westlichen Staaten behaupteten Neoliberalismus eine differenziertere Diagnose wünschenswert. Die USA sind ohne Zweifel stärker neoliberal bestimmt als Deutschland mit seiner sozialen Marktwirtschaft, zu der beispielsweise in den Unternehmen die Mitbestimmung gehört und die Staatsausgaben für Arbeit und Soziales bei etwa 50 Prozent liegen, wobei dieser Anteil nicht etwa sinkt, vielmehr steigt. Schließlich kann man auch den in Skandinavien vorherrschenden Fürsorgestaat, das sogenannte Volksheim, nicht als in hohem Maß neoliberal bewerten.

Der Blick auf die USA gebietet schließlich einen hier letzten Vorbehalt gegenüber Streecks „Ausweg“: Das, was etwa auf Israel, Norwegen und die Schweiz zutrifft, nämlich Kleinstaaten zu sein, passt auf die USA gewiss nicht, übrigens ebenso wenig auf Indien, auch wenn man diesen Staat nicht ohne weiteres als funktionierende Demokratie einzuschätzen gewillt ist. 

Auch hier scheint der gegen den Ausdruck des Nationalstaates vorgeschlagene Begriff des Einzelstaates wichtiger zu sein: Die Geschichte wird zeigen, ob sich bisherige Kleinstaaten im Laufe der Zeit zu größeren Gebilden entwickeln, wie die zunächst einzelnen Neuenglandstaaten zu den USA wurden. Oder wie nach dem populären Geschichtsbild aus Uri, Schwyz und Unterwalden nach und nach die heutige Schweizer Eidgenossenschaft entstand. [...]"

mehr dazu

Rezensionen bei Perlentaucher

Wenn politische Beschlüsse durch weltweite Marktwirtschaft ersetzt werden. In: Andruck – Das Magazin für politische Literatur im Deutschlandfunk. 22. April 2013

Wolfgang Streeck  formulierte, Wirtschafts- und Finanzexperten seien Kapitalversteher, „deren besonderes Know-how darin besteht, den Eigentümern von Produktionsmitteln ihre Wünsche von den Lippen abzulesen und sie für den öffentlichen Gebrauch in »Sachzwänge« zu übersetzen.“ (Eine Last für Generationen. in: Handelsblatt. 10. März 2009)


Kontroverse, Meinungsfreiheit, Konsens, Demokratie

Schriftstellerin Daniela Krien

„Bei zu vielen Themen ist es ein Eiertanz geworden, darüber zu sprechen“ 

FR 7.8.21 Interview mit Cornela Geißler über den Roman "Der Brand"

"[...] 

Was war das ursprüngliche Thema beim neuen Buch? Ein Paar, das in die Krise gerät, weil die Kinder aus dem Haus sind? 

 Nein, ich wollte darstellen, warum sich freiheitlich und liberal gesinnte Menschen in unserer Gesellschaft zunehmend fremd fühlen. Das Paar hatte ich erst noch gar nicht. Erst wenn ich anfange zu schreiben, entstehen die Figuren. Bestenfalls sehe ich Bilder wie in einem Film. Figuren kristallisieren sich heraus, und dann komme ich mit ihnen ins Gespräch. Die Aspekte meines Themas ordne ich erst beim Schreiben selbst. Wenn ich dann fertig bin, fühle ich mich erstmal leer: Alles, was ich zuvor aufgesaugt hatte, ist dann ausgepresst.

 Sie erzählen hier chronologisch, schreiben Sie auch chronologisch?

Ich schreibe einmal durch, dann gehe ich zurück und überarbeite. Im Fall von „Der Brand“ war es ein schönes, leichtes Schreiben, es fügte sich alles gut. In der Überarbeitung streiche ich vor allem, denn ich möchte relativ wenig vorgeben, damit die Leser ihren eigenen Phantasie- und Deutungsraum behalten. Und vor allem will ich niemandem meine Meinung aufdrängen. [...]"

Vermittler von Sprache und Ideen

70 Jahre Goethe-Institut: Exporteur der Sprache und der guten Ideen von Harry Nutt FR 23.8.2021 

 "[...] Nachdem der Gründungsakt 1951 in bescheidenem Rahmen in München stattgefunden hatte, dauerte es noch fast ein Jahr, ehe das erste Institut in Athen eröffnet werden konnte. Ein durchaus heikler Termin, denn die Verbrechen der nationalsozialistischen Besatzungsmacht waren dort kaum sieben Jahre nach Ende des Zweiten. Weltkriegs allgegenwärtig. Die Rückkehr der Deutschen in die Weltgemeinschaft sollte als Friedensmission aufgefasst werden, mit der eigenen Sprache als unverdächtiger Botschafter. [...]                                                                                                                           Das Goethe-Institut, so hat es einmal Autor und Goethe-Institutsleiter Christoph Bartmann zur Begründung einer Tagung zur Zusammenarbeit mit unmittelbaren Nachbarn wie Frankreich und Polen formuliert, „ist von Hause aus fernsichtig. Wir sind es gewohnt, China, Indien oder Afrika zum Schwerpunkt zu machen. Aber indem wir das tun, sind wir nicht im selben Umfang nahsichtig.“ Es klang wie eine Selbstermunterung, sich immer wieder neu einzustellen auf die wichtigen Zukunftsfragen für das gemeinsame Zusammenleben in nah und fern. Gerade deshalb darf man nach 70 Jahren noch immer darüber staunen, wie es dem Goethe-Institut mit geradezu heiterer Neugier gelingt – regelmäßig etwa beim Kultursymposium in Weimar – die verschiedenen Perspektiven der Weltwahrnehmung als Bereicherung zu mobilisieren und nicht als Bedrohung zu empfinden."

70 Jahre Goethe-Institut