Freitag, 26. April 2024

Dr Bundestag stimmt für einen Veteranentag am 15. Juni

 "Millionen Deutsche dürften sich fragen, ob das Land wirklich einen „Nationalen Veteranentag“ braucht. Anders als beispielsweise in den USA mit der starken Verankerung von Vietnam- und Irakkrieg im öffentlichen Bewusstsein gibt es hierzulande schließlich eher wenig Debatten über die Rolle des Militärs. Fakt ist aber: Seit dem ersten Bundeswehr-Auslandseinsatz Anfang der 90er-Jahre, der UN-Mission UNSCOM im Irak, waren mehr als 500.000 Soldat:innen im Namen Deutschlands in einem anderen Land – viele von ihnen beklagen eine fehlende Anerkennung oder ausbleibende Hilfe bei ihrer Rückkehr. Nach langen Debatten hat gestern der Bundestag deshalb einen jährlichen Veteranentag am 15. Juni beschlossen.

Dieser solle fröhlich und mit Volksfestcharakter daherkommen, allerdings kein Feiertag sein, hieß es." (Morgenpost 26.4.2024)

Wenn man Deutschland "kriegstüchtig" statt verteidigungsfähig machen will, wird so ein Tag wohl sinnvoll sein. Nur ist inzwischen deutlich geworden, dass durch die Umstellung auf Überseeeinsätze die Verteidigungsfähigkeit der Bundesrepublik deutlich abgenommen hat.

Am Hindukusch wurde es nicht verteidigt. 500 000 das war einmal die Sollstärke der Bundeswehr. Ein Veteranentag ersetzt nicht eine Umstellung auf die heutige strategische Situation.

Donnerstag, 25. April 2024

Cum-Ex Chefermittlerin im WDR-Investigativ-Interview

 https://www.youtube.com/watch?v=EbqSVYt7PxI

Darf man die AfD wählen?

 Natürlich darf man das.

Wenn man etwas aus der Erfahrung mit dem NS-Terror gelernt hat, dann nicht, dass man die Wahlfreiheit der Bürger einschränkt, sondern dass man die Möglichkeiten, die Grundlagen der Demokratie mit legalen Mitteln zu beseitigen, einschränkt. Deshalb gibt es den Artikel 20 im Grundgesetz, der die Unveränderlichkeit der Grundprinzipien unserer Staatsverfassung festlegt und ausdrücklich den Widerstand gegen jeden erlaubt, der die Grundprinzipien beseitigen will, "wenn andere Abhilfe nicht möglich ist." Und es gibt die Möglichkeit des Parteiverbots. Dies ist freilich nur bei Erfüllung einiger schwer wiegender Bedingungen und in einem rechtsstaatlichen Verfahren möglich.  

Artikel 20:

(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.

(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.

(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.

(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.


Solange eine Partei nicht verboten ist, darf man sie wählen, und wenn sie von einer gewissen Anzahl von Bürgern gewählt worden ist, wird sie sogar staatlich unterstützt. (Dazu gehört, dass der Staat (die Verfassungsorgane) nicht beliebig lange zögert, bis er die Partei verbietet. 

Mittwoch, 24. April 2024

Greta Thunberg wird in Schweden angeklagt ...

 ...  wegen zivilen Ungehorsams 

"[...] Der Gerichtstermin wurde nach Angaben eines Gerichtsmitarbeiters für den 8. Mai festgelegt. Thunberg weist die Vorwürfe zurück. Das geht aus Gerichtsdokumenten hervor, die die Nachrichtenagentur AFP einsehen konnte.

Zusammen mit weiteren Aktivistinnen und Aktivisten hatte Thunberg ab dem 11. März 

für mehrere Tage den Haupteingang des schwedischen Parlaments blockiert. Dabei wurde sie wiederholt von der Polizei weggetragen.

Thunberg ist bereits zweimal von schwedischen Gerichten wegen zivilen Ungehorsams bei Klimaprotesten zu Geldstrafen verurteilt worden. Ein Londoner Gericht hatte im Februar ein 

Verfahren gegen die Klimaaktivistin wegen rechtswidriger Auflagen der britischen Polizei 

eingestellt." (ZEIT 23.4.24)


Was weltweit für mehr Aufmerksamkeit und bei vielen Regierungen engagierteres Handeln

gesorgt hat, soll jetzt strafbar sein. 

Interessant ist das in Bezug auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum 

deutschen Klimagesetz. Gelten in Schweden die Freiheitsrechte der kommenden Generationen 

nichts? Das wird sich im Prozessverlauf zeigen.

Recht auf Reparatur - neue Regelung durch die EU

 Was bringt diese Regelung?

Das EU-Parlament hat sich auf ein Recht auf Reparatur geeinigt. Reparaturen defekter 

Geräte sollen damit verpflichtend angeboten werden und lohnenswerter sein als ein Neukauf.

Was sich für Hersteller und Verbraucherinnen ändert – und wie Sie Ihr Recht geltend machen.

Was ist das Recht auf Reparatur?

Die neue EU-Richtlinie räumt Verbraucherinnen und Verbrauchern das Recht ein, defekte Geräte reparieren zu lassen. Solange ein Produkt reparierbar ist, muss Betroffenen auf Wunsch also eine Reparaturoption vorgelegt werden – über die gesetzliche Garantiezeit hinaus. Hersteller müssen dazu öffentlich Angaben über ihre Reparaturleistungen und -kosten machen sowie ausreichend Ersatzteile bereithalten. Zudem müssen sie Informationen bereitstellen, wenn Verbraucherinnen sich an unabhängige Werkstätten wenden möchten. 

Unter die Regelung fallen vor allem schwere Haushaltsgeräte wie Kühlschränke, Tiefkühltruhen, Wasch- und Spülmaschinen, aber auch Staubsauger und Smartphones. Die EU-Kommission behält sich vor, die Liste noch zu erweitern. [...]

Grundsätzlich gilt beim Kauf von Elektrogeräten in Deutschland eine gesetzliche Garantie von zwei Jahren. In anderen EU-Staaten ist dies teils anders. Um sicherzustellen, dass sich eine Reparatur lohnt, soll mit der neuen Regelung EU-weit eine zusätzliche Gewährleistung von einem Jahr ab dem Zeitpunkt der Reparatur eingeführt werden. [...]
Über die verpflichtenden Regelungen hinaus schlägt die EU eine Reihe von weiteren Maßnahmen vor, von denen die Mitgliedsstaaten jeweils mindestens eine umsetzen müssen. Dies kann zum Beispiel die Ausgabe von Garantie-Gutscheinen sein, bei denen sich der Staat an den Reparaturkosten beteiligt. Auch Informationskampagnen, Reparaturkurse oder steuerliche Vorteile für Reparaturdienstleistungen sind mögliche Maßnahmen. In Deutschland gibt es in einzelnen Bundesländern bereits solche Förderungen, zum Beispiel den Reparaturbonus in Thüringen. [...]"

aus den Kommentaren:
"Erstaunlich wie hier kaum ein Kommentator mehr als die ersten 5 Sätze lesen kann.

Find sehr schön das man jetzt im vorraus einsehen kann was eine Reparatur kostet und vorallem das die Firmen gezwungen werden Infos und Ersatzteile an dritte zu verkaufen. Das schafft mal freien Markt und Wettbewerb in einem Bereich wo er sinnvoll ist und den Menschen zu gute kommt. Wissen wir schon wie die FDP das blockiert?"

Montag, 22. April 2024

Hexenverfolgung

 Der Höhepunkt der Hexenverfolgung in Europa liegt zwischen 1560 und 1630. Glaubenskriege, wirtschaftliche Krisen und Seuchen riefen das Bedürfnis ach Sündenböcken hervor. 

"Insgesamt wurde in Europa im Zuge der Hexenverfolgung geschätzt drei Millionen Menschen der Prozess gemacht, wobei 40.000 bis 60.000 Betroffene hingerichtet wurden.[2] Frauen stellten in Mitteleuropa die Mehrzahl der Opfer (etwa drei Viertel der Opfer in Mitteleuropa) wie auch der Denunzianten von Hexerei. In Nordeuropa waren Männer stärker betroffen." (Hexenverfolgung)

Ein Vorbild für die rechtlichen Verfahren waren die Inquisitionsprozesse, aber die war auf Bekehrung ausgerichtet, während die Hexenverfolgung das Hauptziel Strafe hatte. Während bei der Inquisition die Kirche aktiv verfolgte, erfolgte die Hexenverfolgung weitgehend auf Druck der Bevölkerung hin. 

"Die staatliche spanische Inquisition, gegründet im späten 15. Jahrhundert, lehnte Hexenverfolgung zum Teil ab. Die im 16. Jahrhundert folgende römische Inquisition schritt sogar wiederholt gegen Hexenverfolgungen ein. Der Zusammenhang zwischen Inquisition und Hexenprozessen ergab sich historisch vor allem durch Heinrich Kramer, Inquisitor der Ordensprovinz Alemannia des Dominikanerordens und maßgeblicher Verfasser der Hetzschrift Hexenhammer (nach einer, umstrittenen päpstlichen Bulle konnte er sogar überall, wo er wollte, Inquisitionsprozesse einleiten)." - Wikipedia)

Mehr zur Entwicklung in Deutschland hier

Mit der Aufklärung wurden die Gegenkräfte stärker. In Österreich war vor allem Maria Theresia dabei erfolgreich. 

Eine öffentliche Rehabilitierung der Opfer und ein Eingeständnis der Mitverantwortung seitens der Kirchen begann erst in den 1990er Jahren.

Argumentationsmuster und Denkfiguren (Topoi)

 "[...] Für politisch aktuelle Fragestellungen, bei denen in der politischen Diskussion in auffälliger Weise bestimmte inhaltliche Gesichtspunkte auftauchen, läßt sich eruieren, wann und in welcher quantitativ relevanten Weise solche Gesichtspunkte bereits zu anderen Zeiten im gleichen Diskurs eine Rolle gespielt haben. So hätte z.B. in der aktuellen, vom neuen Innenminister Otto Schily heraufbeschworenen Diskussion über die Grenzen der Aufnahmefähigkeit Deutschlands, die keine weitere Zuwanderung zulassen, mit der Datenbank eruiert werden können, seit wie langer Zeit und in welch quantitativ bedeutsamer Form dieser Belastungstopos im Einwanderungsdiskurs bereits eine Rolle spielt. [...]"


https://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/germ1/migration/toposdef.html#:~:text=Mit%20dieser%20Rubrik%20k%C3%B6nnen%20Sie,Argumentationsmuster%20oder%20%22Denkfiguren%22%20vorkommen.

Sonntag, 21. April 2024

Analysieren statt Werten?

  "Stellen Sie sich für einen Moment einmal eine Welt vor, in der wir tatsächlich und völlig wertfrei an den Hintergründen interessiert sind. Wir könnten uns fragen, weshalb so viele Leute im Osten die AfD wählen – und ich meine tatsächlich: fragen. Ohne anzunehmen, dass wir es eigentlich schon immer wissen. 

So ist es mit vielen polarisierenden Fragen: Warum tötet und verschleppt die Hamas israelische Zivilisten? Warum bombardiert Israel palästinensische Flüchtlingslager? Warum wollten sich seinerzeit manche Mitmenschen partout nicht impfen lassen? Warum wollten andere sogar strengere Auflagen zur Bekämpfung der COVID-Pandemie? Warum wollen die Bewohner dieser oder jener Stadt auf dem Land keine Flüchtlingsunterkunft bei sich?

Merken Sie, wie Ihnen schon das Blut hoch kocht, wenn einige dieser Fragen auch nur gestellt werden? Das ist gut. Denn wo solcher Widerstand spürbar wird, da kann auch eine Entwicklung stattfinden."

Claudia Wittig, Mitarbeiterin an der Martin-Luther-Universität Halle – Wittenberg 
der Freitag 18. April 2024, S.18 in: "Hauptsache, es knallt. Debattenkultur"

Mich sprechen diese Sätze an. Freilich vor allem, weil mir das Blut dabei nicht hochkocht und ich weiß, dass die Antworten auf diese Fragen auch ohne weitere Recherche ziemlich differenziert ausfallen müssten. So differenziert, dass ich keine Lust habe, das alles auch noch einmal aufzuschreiben, nachdem ich Teile davon schon mehrmals ins Internet habe versinken lassen.

Samstag, 20. April 2024

Eruv oder: Wie das Zusammenleben von orthodoxen Juden und Ungläubigen erleichtert wird

 Der Eruv ist in der Zeit der babylonischen Gefangenschaft entwickelt worden, um es  orthodoxen Juden zu erleichtern, mit Ungläubigen zusammenzuleben. Er ist besonders in der Diaspora für orthodoxe Juden, die streng nach dem Gesetz leben, wichtig.

Das gedanklich Anspruchsvolle dabei ist, dass er gleichzeitig Grenze wie Abgrenzung ermöglicht, so wie eine Tür durch das Öffnen ermöglicht, einen geschlossenen Raum zu verlassen und gleichzeitig durch Schließen einen für andere verbotenen Raum herstellen kann.  Das kennt man im bürgerlichen Leben von der Trennung von privat und öffentlich.

Der Eruv ist freilich gedanklich weit anspruchsvoller, zum Beispiel, weil Brot, das Mischen und Zäune bzw. Drähte dazu dienen können, öffentliche Räume zu (dem Gesetz nach) privaten Räumen einer Gemeinschaft zu machen. 

Dazu passt die jüdische Anekdote vom Wunderrabbi, der eine Gruppe von Orthodoxen eine Weiterreise am Sabbath ermöglichte: "Wir saßen im Zug und konnten nicht aussteigen, doch der Sabbath fing an. Da half unser Rabbi mit einem Wunder: 'Rechts war Sabbath, links war Sabbath, aber im Zug war kein Sabbath.' "

Dieses Konzept könnte in einer zerstrittenen Welt Zusammenarbeit ermöglichen, wo (zeitweise) unüberbrückbare Gegensätze bestehen.

Mehr dazu in: Grenzen, 2015, hrsg. von Gisela Dachs (in der Reihe Jüdischer Almanach der Leo Baeck Institute)


Donnerstag, 11. April 2024

Naturschutz ohne Rücksicht auf Menschen?

 Oder: Bewahrung unserer Art zu leben, auch wenn es dann der kommenden Generation nicht mehr möglich ist?

Naturschutz ohne Rücksicht auf Menschen ZEIT, 11.4.24

Das Problem scheint zu sein, dass punktuell gehandelt wird, weil das Geld zur Verfügung gestellt wird, dass dann aber das Geld fehlt, die Folgen innerhalb der vorgesehenen Bahnen zu halten.

Großwildjäger als einzige Finanziers des Tierschutzes?

Müssen Tierschützer ihr Leben aufs Spiel setzen, um das Wildern zu verhindern, damit genügend Großwild für die reichen Jäger übrig bleibt?

Die - nicht ganz ernst gemeinte - Drohung, 20 000 Elefanten nach Europa zu schicken, hat eine Diskussion in Gang gesetzt. 

Renaturierung

"George MonbiotWikipedia-logo.png und Rebecca Wrigley: "Da Meerestiere meist zumindest in einer ihrer Lebensphasen sehr mobil sind, können marine Ökosysteme sich rasch erholen, wenn man sie sich selbst überlässt." S.383)

"Nach einem kürzlich erschienenen wissenschaftlichen Artikel können heute nur noch schätzungsweise 3 Prozent der weltweiten Landfläche als 'ökologisch intakt' angesehen werden. [...]

Die Erholung bestimmter Tierpopulationen könnte die Kohlenstoffbilanz radikal verändern. So sind die Waldelefanten und Nashörner in Afrika und Asien oder die Tapire in Brasilien natürliche Förster, die ihre Habitate erhalten und vergrößern, indem sie die Samen von Bäumen fressen und mit ihrem Kot oft in vielen Kilometern Entfernung wieder ausscheiden. [...]" (Das Klimabuch, S.383/384)

Was man gekauft hat, wird noch lange nicht Eigentum

 Eigentum in modernen Zeiten FR 11.4.24 von Leo Fischer

Jemand hat einen Film bei einem Streamingdienst oder eine DVD gekauft, aber das heißt nicht, dass er dazu langfristig Zugang hat. 

"[...] Tatsächlich aber sagt das Kleingedruckte, dass „kaufen“ sehr viel mehr bedeutet, unter anderem, dass der gekaufte Artikel auch plötzlich wieder verschwinden kann, wenn sich der Streaming-Dienst beispielsweise nicht länger mit den Rechteinhaber:innen einig wird. Hätte ich damals nur eine DVD gekauft ..., werden da jetzt manche onkeln.

Doch hierfür bräuchte ich auch einen antiken DVD-Spieler. Denn alle neueren Modelle sind mit einem Digital-Rights-Management-System ausgestattet, das mir den Zugriff auf die DVD bedarfsweise vorenthalten kann. [...]

Enorme Energien werden darauf verwendet, Eigentum zu markieren; ganze Rechenzentren produzieren nichts als die Blockchain-Schlüssel, die nötig sind, um Information, die eigentlich frei ist, ins Korsett Eigentum zu pressen. 
 Doch derselbe Digitalkomplex, der unbarmherzig jeder Vokalfolge im Netz nachrecherchiert, fotografiert zur Programmierung seiner künstlichen Intelligenz (KI) regelmäßig das Internet ab: ohne Entschädigung für die Rechteeigner:innen, ohne Rücksicht aufs Eigentum."

Neues Disziplinarrecht ab 1.4.24 und Einschränkung der Meinungsfreiheit

 https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2024/03/inkrafttreten-disziplinarrecht.html

Dorothee Sölle bei publik forum

 https://www.publik-forum.de/dorothee-soelle

Dienstag, 9. April 2024

Hamas

 "[...] Wer ist die Hamas? Ist sie eine nationalistische Gruppe mit islamistischem Zug, die ein konstruktiver Akteur in einem Friedensprozess sein könnte? Ist sie eine radikale, fundamentalistische Gruppe, deren Feindschaft gegenüber Israel so unerschütterlich ist, dass sie nur die Rolle einer gewaltsamen Opposition ausfüllen kann?

Sieht man in der Hamas eine Organisation, die sich durch gewalttätige Feindseligkeit gegen den Staat Israel definiert, wie westliche Anti Terrorismus-Experten und US-amerikanische und israelische Sicherheitsanalysten dies tun, so geschah am 7. Oktober nichts Überraschendes. [...]
Die Vertreter dieser Richtung verweisen auf die riesige Tunnelinfrastruktur der Hamas als Beweis dafür, dass die Gruppe ihre eigenen Kämpfer schützt, während die sie die Zivilisten sich selbst überlässt.
Demgegenüber steht ein Lager aus Akademikern und Thinktanks, viele von ihnen Palästinenser, das die Hamas als einen vielseitigen, komplexen politischen Akteur sieht, der zwischen radikalen und gemäßigten Tendenzen gespalten ist. Sie argumentieren, die Hamas sei das Produkt der Realität, in der die Palästinenser leben: brutale Besatzung und Blockade. Umgekehrt würde sie auch auf Veränderungen dieser Bedingungen reagieren. Der größte Irrtum über die Hamas sei die Vorstellung, dass 'Israel keine Probleme mit den Palästinensern mehr hat, sobald die Bedrohung der Sicherheit durch die Hamas aufgehört habe', sagt der palästinensische Wissenschaftler Tareq Baconi." "(der Freitag 4.4.2024)

Kate Marvel

 Zum Jahreswechsel 2019/2020 fasste Kate Marvel das vorherige Jahrzehnt wie folgt zusammen: „Dies ist das Jahrzehnt, in dem wir wussten, dass wir Recht hatten. Es begann mit dem wärmsten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen; mindestens fünf Mal wurde dieser Rekord danach gebrochen. Kohlendioxid in der Atmosphäre erreichte ein noch nie dagewesenes Niveau seit Menschen Hominine waren. Es gab Dürren und Überschwemmungen und brutale Hitzewellen. Korallenriffe wurden weiß und gaben auf. Australien ist der Dürre unterworfen. Der Amazonas brennt.“[3](Wikipedia)

Freitag, 29. März 2024

HateAid

HateAid

HateAid sieht sich als gemeinnützige Organisation für Menschenrechte im Netz. Mit ihrer Betroffenenberatung und rechtlichen Unterstützung sowie mit der Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft für digitale Gewalt, will HateAid demokratische Grundwerte im Netz stärken. Die Organisation bietet Betroffenen von digitaler Gewalt[2][3][4] bei Hasskommentaren und anderen Formen digitaler Gewalt eine emotional-stabilisierende Erstberatung, aufbauende Beratungen sowie gegebenenfalls eine Prozesskostenfinanzierung an.[5] Über einen Fonds zur Prozesskostenfinanzierung führt sie Zivilprozesse gegen digitale Straftaten im Namen von Betroffenen. Durch die erstrittenen Schadensersatzansprüche sowie Spenden möchte sie weitere Prozesse finanzieren.[2]

(Wikipedia: HateAid)


 Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

Menschenrechte schützen uns – eigentlich offline wie online. Sie garantieren unsere Würde und unsere gesellschaftliche Teilhabe. Doch leider sind wir im Internet schutzlos. Denn wer unsere Gesellschaft mitgestalten will, lebt gefährlich. Menschen, die Demokratie-Demos organisieren, werden im Netz angegriffen. Jene, die online ihre Meinung gegen Rassismus oder Menschenfeindlichkeit sagen, entblößt und vorgeführt. Statt Liebe geht der Hass viral.

Im Internet findet unsere öffentliche Debatte statt. Hier sollten Perspektiven diskutiert, Kultur geteilt und Demokratie gelebt werden. Doch aktuell steht genau das auf dem Spiel. Denn auf TikTok, Instagram und Co. geben die Hater*innen den Ton an. Hier werden Lügen zu News. Engagierte Stimmen werden mit Hass eingeschüchtert. Und mit gefälschten Nacktbildern werden Karrieren zerstört. Rechtsradikale und andere Demokratiefeind*innen vereinnahmen das Internet, und zerstören das, was es eigentlich sein sollte: ein Raum für alle.

Die Folgen sind jetzt schon sichtbar: Der ungehinderte Hass der Aggressiven hat bereits Tausende Menschen von X und anderen Plattformen vertrieben. Es droht ein Internet der wenigen Lauten. Ein Internet, in dem niemand mehr Vielfalt lebt und sich für Demokratie einsetzt. Ein Internet, in dem unser aller Menschenrechte mit Füßen getreten werden.

Mit einer Offensive für die Menschenrechte im Netz können Sie #UnserInternet wieder zu dem zu machen, was es sein sollte: Ein Ort, an dem Demokratie gelebt wird.

Bitte machen Sie sich stark für ein sicheres Netz. Holen wir uns gemeinsam #UnserInternet zurück. Denn Menschenrecht gilt auch digital.

Mit freundlichen Grüßen

Anna-Lena von Hodenberg, Geschäftsführerin HateAid
Josephine Ballon, Geschäftsführerin HateAid

https://hateaid.org/offener-brief-unser-internet/

Donnerstag, 28. März 2024

Metropolis

 Roman (1925) VON Thea von Harbou 

Stummfilm VON Fritz Lang, (1927)    Filmhandlung


WIKIQUOTE ZU Thea von Harbou:

"Wenn die zwei Worte »Erste Liebe« das Gefühl umgrenzen, das ein junges Geschöpf zum erstenmal zu allen Höhen der Glückseligkeit und allen Tiefen der Verzweiflung schleudert, dann galt meine erste Liebe Winnetou, dem großen Häuptling der Apachen. Diese Liebe kam in mein Leben, als ich zwölf Jahre alt war; und ich bin ihr treu geblieben bis auf den heutigen Tag." - über Karl Mays Lebenswerk, Die Woche, Weihnachtsheft, Berlin 1926

Sonntag, 24. März 2024

Twittergespräche

Was man heute unter dem Hashtag #twitter findet.

Gespräche, wie sie vor dem Aufkauf durch einen bekannten Milliardär dort noch geführt wurden:

11.8.2009:

Filterraum#wissenschaftler "...teilweise erscheint ihnen die Realität lästig und störend" http://bit.ly/a0cUJ

Fischblog@Filterraum Kann man da antworten? Bei den Papers, die ich so lese, steht jedenfalls vorne immer dabei, was neu und relevant ist #abstract

Filterraum@Fischblog ich kann da nicht intern antworten da kein wissenschaftler, du ja weil wissenschaftler. einfach anmelden =)

berndweiss@Fischblog Hat mich auch schon gestört, aber @jeanpol schränkt es ja etwas ein: "Natürlich wird es meist getan, aber der...".

Fischblog@Filterraum Von der Wissenschaft die ich kenne ist das nicht einmal ein Zerrbild.[2]

Filterraum@Fischblog hehe, leider ist dort #wissenschaftler nicht klar definiert, aber wie ich dass seh bist du einer in diesem kontext

Filterraum@Fischblog geht mir bei den themen #bildung #kultur #politik #medien ähnlich wie dir

Fischblog.@Filterraum Vllt. sollten man sich darauf einigen, dass es "die" Wissenschaft nicht gibt, sondern nur einzelne Wissenschaften

Filterraum@Fischblog "Vllt. sollten man sich darauf einigen..." ich beobachte eher zunehmende #singularität

Fischblog@Filterraum Inwiefern? Methodisch driften Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften doch immer stärker auseinander.

berndweiss@Fischblog Nö, zumindest für Teile der Sozialwissenschaften gilt, dass sie sich immer stärker auf die Naturwissenschaften zubewegen.

zoonpolitikon@berndweiss @fischblog Woraus schliesst ihr das? Ich sehe keine eindeutigen Trends (zumindest in den Sozialwissenschaften).

zoonpolitikon@berndweiss Ev. in den Politikwissenschaften historisch etwas anders (Bauchgefühl). Höhepunkt des Quantitativen war in den 50er und in US.

zoonpolitikon@berndweiss Rational Choice schon lange dominant. Statistik und RAT meines Erachtens seit Jahrzehnten stabil. I guess that is where I sit.

zoonpolitikon@berndweiss Vielleicht einmal einen Blogeintrag wert, wie das in den Internationalen Beziehungen aussieht. Danke für die Idee.

Filterraum@Fischblog in dem sinne "dass die Menschen verstandesmäßig nicht mehr folgen können" http://bit.ly/c7VVD #singularität [aktuelle Tweets zu #singularität]

jeanpol@Fischblog @berndweiss @Filterraum ich verstehe, dass mein beitrag seltsam wirkt: http://wissenschaftler20.mi...

Fischblog@jeanpol Das ist einleuchtender, aber warum schreibst du von Wissenschaft, wenn nur der Anspruch von Wissenschaftlichkeit gemeint ist?

Fischblog@berndweiss Ich sehe als Naturwissenschaftler nicht, dass die sozialwissenschaftliche Methodik sich auf die Naturwissenschaften zubewegt.

Fischblog@berndweiss Ich habe den Eindruck, dass die S. sich von den Geisteswissenschaften emanzipieren und dafür ihre eigenen Methoden ausbauen.

Fischblog@berndweiss Es mag Parallelen zu den empirischen Naturwissenschaften geben, aber ich sehe das schon als eigenständige Entwicklung.

jeanpol@Fischblog deine überlegungen gerade sind sehr wichtig für mich geisteswissenschaften/natruwissenschaften/sozialwissenschaften

berndweiss@Fischblog Natürlich adaptieren die Soz.wiss nicht sklavisch alle natwiss Methoden., hängt ja auch von Fragestellung ab. Aber Dinge wie... Replizierbarkeit oder Mathematik/Statistik werden wichtiger.


Das [folgende] Gespräch [über Schulfinanzen und Schulbücher] wurde am 14.9.09 zwischen lisarosa, herr_larbig, scheppler und cspannagel geführt.

lisarosa@herr_larbig mehr Geld für digital inhabitants - Lehrer? Hm, ich glaub, weniger Unterrichtsverpflichtung wäre besser! = mehr Zeit f. Innovat

herr_larbig@lisarosa Zeit für Innovation = gut. Aber es muss auch die Frage gestellt werden, wie die gewollten PC-Aktivitäten der SuS finanziert werden

lisarosa@herr_larbig Finanzierungsfrage stellt sich ja immer. Solange wir mit unseren Bildungsausgaben nur knapp vor Mexico und Bulgarien liegen ...

scheppler uff, von 7 bis 17 Uhr Schule. Und das wird jeden Tag dieser Woche so sein. #Gehaltserhöhung beantragen?

herr_larbig@scheppler Und schon stellt sich die Frage, auf wessen Kosten eine Modellschule eine Modellschule ist…

cspannagel Jetzt Thema: Urheberrecht und Web 2.0 #bel09 #3el09

herr_larbig@lisarosa ganz genau. habe ich bislang das thema geld immer vermieden, tippe ich es jetzt doch hin und wieder mal an. Finanzierungsfrage würde weniger stellen, wenn wir nur Hefte und Bleistifte einsetzten ;-)

cspannagel Durch eigene Lizenzen wird die kollektive Freiheit eingeschränkt. #3el09 #bel09

lisarosa@herr_larbig und bist Du denn der Meinung, dass man mit Heften und Bleistiften heute die notwendigen Kompetenzen entwickeln kann? und wurde in Kalifornien nicht gerade aus Spargründen kindle statt Schulbuch eingeführt?

scheppler @lisarosa Ich staune auch, dass die Obrikeit noch nicht das Sparpotential digitaler Schulbücher entdeckt hat.

scheppler @herr_larbig so einfach ist die rechnung dann doch wieder nicht ;-) #Modellschule

herr_larbig@lisarosa das wurde aus Finanzierungsgründen auf den St. Nimmerleinstag verschoben.

cspannagel@scheppler @lisarosa Ich weiß nicht, ob das wirklich günstiger wäre. Die Verlage würden vermutlich Lizenzgebühren verlangen. #digibooks

herr_larbig@cspannagel Ein DigiBook, das hochwertige, von Lehrenden via Wiki erstellte Inhalte hätte. Ende der Schulbuchverlage. @scheppler @lisarosa

scheppler @cspannagel Ja, aber die wären sicher deutlich geringer als Printkosten. Länder sind ja einzige Kunden

cspannagel@scheppler @lisarosa @herr_larbig Müssen die Schulen eigentlich Schulbücher kaufen? Gibt es schulbuchfreie Schulen?

scheppler@cspannagel Es gibt Schulbuchfreiheit für Schüler. Welche/ob Bücher beschafft werden entscheidet meist Fachschaft.

cspannagel@scheppler Wäre Schulbuchverzicht nicht eine super Möglichkeit für Schulen, jede Menge Geld zu sparen und anders zu investieren? MIt einer Sammlung von Alternativmaterialien könnte das doch u,U. zumindest stellenweise funktionieren...

herr_larbig@cspannagel Da manche Fachschaften nicht viel Geld zur Verfügung haben… Ich arbeite in Religion teilw. ohne Bücher statt mit 30Jahre alten. Ein gutes Schulbuch ist allerdings eine echte Arbeitsunterstützung… (Arbeitszeiten!, die schon jetzt über dem Erträglichen sind)

scheppler @cspannagel Nutze Schulbücher kaum noch - selbst wenn wir welche haben. Potential ist da, muss genutzt werden. Verlage sind noch (zu) mächtig

lisarosa@cspannagel @herr_Larbig @scheppler in HH müssen die Schüler 80 bis 100 Euro pro SJ bezahlen, um Schulb. zu mieten, d. von Steuern bezahlt! und dann sind die Eltern natürlich sauer, wenn die Bücher nur selten genutzt werden und stattdessen Web


Gespräch über die Schwierigkeit, Deutsch zu lernen

In diesem Fall wurde ein Text auf mehrere Tweets aufgeteilt und so dargeboten, bis dazu immer mehr Kommentare angeregt wurden. Die Verzweigung in die Kommentare ist ohne die technischen Voraussetzungen nicht leicht nachzuvollziehen. (getwittert am 16.6.2018)

Hier der Text

Wisst ihr, was ein Problem sein könnte, warum Menschen irgendwann aufgeben, Deutsch zu lernen? Die Reaktionen auf "schlechtes" Deutsch. Wenn ich anfange, eine Sprache neu zu erlernen, mache ich Fehler. Ich dekliniere Verben falsch, werfe Tempi durcheinander, spreche mit Akzent.

Das ist vollkommen normal und lässt sich nicht vermeiden. Ging mir überall dort, wo ich selbst eine Sprache neu gelernt habe, genau so. In Spanien haben sich alle bemüht, mich irgendwie zu verstehen. Es war mir schon peinlich, beispielsweise "Du Telefon Taxi Bitte" zu sagen, weil ich es einfach nicht besser ausdrücken konnte. Mein Gegenüber zuckte ganz kurz mit dem Mundwinkel zu einem Grinsen, wiederholte dann meine Frage nochmal richtig um sicher zu gehen, ob er mich richtig verstanden hat und beantwortete sie dann. Niemand sprach mit mir wie mit einem Kleinkind. Jeder versuchte, mich zu verstehen und sprach einfach ganz normal mit mir. Erst, wenn ich wirklich nicht verstanden habe, was mein Gegenüber mir sagen will, wurde langsamer, deutlicher, ggf einfacher und mit Händen und Füßen gesprochen. Sobald in Deutschland jemand so spricht, redet der Großteil der Menschen mit dieser Person nur noch wie mit einem Idioten. Aber wie zum Henker soll ich denn die Sprache lernen, wenn die Umwelt nicht richtig mit mir spricht? Woher soll jemand Übung im Deklinieren bekommen, wenn man nie deklinierte Verben hört? Oder korrekte Satzstellung? Oder die "Sie" - Form? Wenn man von Deutschen sofort und ohne es wenigsten versucht zu haben immer nur ein Deutsch a la "Du drücken Taste hier wenn blinkt grün" oder "Du putzen Treppenhaus gestern?" zu hören bekommt KANN man es doch gar nicht besser lernen. Dass Menschen dann auch nach Jahrzehnten hier immer noch so sprechen ist kein Wunder. Sie reden doch GENAUSO wie die DEUTSCHEN. Und das zweite Problem sind die Reaktionen, wenn jemand es wenigstens versucht. Als ich angefangen habe, Indonesisch zu lernen, habe ich immer mit allen so viel Indonesisch gesprochen, wie ich es halt konnte. Anfangs waren das ein paar Worte. Aber die Reaktion war immer Freude bis hin zu Begeisterung. Ich konnte keinen vollständigen Satz bilden, aber mein Gegenüber half mir, die fehlenden Vokabeln zu ergänzen und strahlte bis über beide Ohren, dass ich es wenigstens versuchte. In der Folge war ich super motiviert, paukte Vokabeln und gab mein bestes, um nicht immer so schnell auf Englisch umsteigen zu müssen. Wer in Deutschland keinen ganzen Satz sagen kann, wird bestenfalls belächelt, aber meist mit einem genervten Augenrollen betrachtet. Dass man dann irgendwann keinen Bock mehr hat und es halt gar nicht mehr versucht, ist einfach verständlich. Ganz besonders auch noch wegen dem letzten Punkt: Sprachen lernen kann verdammt schwer sein! Ich habe Spanisch und Indonesisch jeweils binnen 6 Monaten halbwegs flüssig gesprochen. Ich habe 6 Jahre in China gelebt und gearbeitet und kann bis heute nur eine Hand voll Sätze und Wörter, die ich auswendig gelernt habe. Weil die Sprache denen, die ich bereits kann, absolut nicht ähnlich ist. Trotz Kurs und Alltag habe ich die Vokabeln einfach nie behalten können. Und wenn ich daran denke, wie schwer Deutsch als Fremdsprache ist (Grammatik, dasselbe Wort mit völlig unterschiedlichen Bedeutungen je nach Kontext, Dialekte) finde ich es wirklich nicht verwunderlich oder verwerflich, dass jemand Jahrzehnte braucht, um sich halbwegs ausdrücken zu können. (Fontyfan mit Links zu einigen der Tweets, 12.6.2018)

Dazu hat sich dann eifriges Gespräch mit über einem Dutzend Teilnehmern entwickelt, das weiterführte zu Babysprache und den folgenden Anmerkungen, die das Thema m.E. thematisch sinnvoll bereicherten:

florian v.: Na ja, ich interessiere mich selbst für Sprache(n), liebe Englisch, habe im Studium mal zwei Semester Schwedisch gelernt, spreche (etwas) Esperanto und habe mir neulich Toki Pona angeschaut Und ich finde es wichtig, sich selbst daran zu erinnern, wie schwierig die eigene ist.

Cat in Chief (((i))): Das ist der Grund, warum ich als Deutschlehrerin in der Erwachsenenbildung mich gerade durch Arabisch quäle. Der Anstrengung wegen - und um den SuS zu zeigen: es ist normal, wenns schwer fällt, wenn Fehler passieren. Und es ist jedes Wort schön, das verstanden wird :-)

(((emden)))‏: Ein wichtiger Nachteil d.Deutschen (z.B. IT-) Wirtschaft ist, dass viele Deutsche, Menschen mit schlechtem Deutsch für weniger Intelligent halten als sich selbst. In englischsprachigen Ländern existiert das Problem so nicht.Ergebnis:qualifizierte Fachkräfte zieht es eher dorthin.

IGloomy Juliet's Cup of Tea: Ideal für das Beispiel ist, dass du Tempi statt Tempora[3] verwendet hast. Meine Erfahrung ist: Wenn Franzosen, Amerikaner, ... eine Sprache lernen, ist der Akzent und die Fehler süß. Keiner verlangt ein höheres Niveau. Bei Syrern, Marrokanern, Türken ist es immer mangelnder Wille.

BLCKMLK™:‏ Aber ganz genau darum wurdest du als Deutsche auch mit rudimentären Sprachkenntnissen ernstgenommen. Einwanderer, eventuell sozial bedürftig/arbeitsuchend, etc, werden das in Spanien und Indonesien auch nicht. Es gibt immer gute und schlechte Ausländer.

Thomas Kopp‏: Ist in Schweden aber ähnlich. Da ist es sogar teilweise so, dass die Nordschweden die Südschweden nicht verstehen und man dann - wie mit anderen deren schwedisch man nicht versteht auf englisch antwortet*

Dass die Tweets weder sprachlich noch in der Rechtschreibung durchweg korrekt sind, passt zu Fledermamas Klage über deutschen Anspruch auf Perfektion.

Quelle: ZUM-Wiki Twittergespräche

Zu dem Hinweis auf "Wissenschaftsdebatte" in dem ZUM-Wiki-Artikel  hier ein Link zu der aktuellen Seite Wissenschaftsdebatte.de

*Die Fremdsprache, die in Schweden am häufigsten auf duolingo gelernt wird, ist Schwedisch. Englisch lernen Schweden anscheinend/scheinbar (?) nebenher und brauchen keine Unterstützung durch einen Sprachkurs. (Fontanefan)



Montag, 18. März 2024

Jorge González: "Ich bin alles, was die AfD hasst"

 Ein geistreicher Interviewpartner

Daraus:

"ZEITmagazin ONLINE: Wie haben 30 Jahre Deutschland Sie verändert?

González: Ich könnte jetzt sagen, dass ich zielorientierter, fleißiger und diszipliniert geworden bin. Vor allem habe ich aber spazieren gehen gelernt. Anfangs habe ich mich immer gefragt, wo die ganzen Leute hinlaufen und warum sie im Kreis gehen. Heute rufe ich meine Freunde an und frage, ob wir eine Runde im Park drehen."

https://www.zeit.de/zeit-magazin/unterhaltung/2024-03/jorge-gonzalez-heimat-migration-deutschland/komplettansicht

2022 betrug das jährliche Durchschnittsgehalt

 rund 50.700 Euro brutto

Monatlich entspricht dies einem Gehalt von um die 4.225 Euro brutto und einem Stundenlohn von etwa 26 EUR pro Stunde brutto

Ein Rückblick auf die Corona-Maßnahmen in der Pandemie

 Kanzlerin Angela Merkel erklärte den Deutschen am 18. März 2020, was in der Pandemie auf sie zukommen werde. [FR 17.3. 2024]

"Es war der Moment, als alle die Luft anhielten. Am Abend des 18. März 2020 trat die Bundeskanzlerin vor die Kameras. Angela Merkel hatte Bedeutendes zu sagen. Die Bilder aus der Tagesschau kannte man bereits: Lkws, die beladen mit vielen Toten die italienische Stadt Bergamo verließen. Alles in der Dunkelheit, möglichst wenige sollten aufmerksam werden, doch gesehen hatte es die ganze Welt. Und auch die Regierenden in Berlin.

„Es ist ernst“, sagte Kanzlerin Angela Merkel im Ersten, ZDF und anderen Fernsehsendern zu den Deutschen. „Nehmen Sie es auch ernst.“ Ein klitzekleines Virus hatte die Welt im Griff. Schon im Dezember hatte man aus China beunruhigende Nachrichten vernommen, dass dort eine Epidemie ausgebrochen sei. Einige warnten bereits eindringlich, hier gehe eine Gefahr für die ganze Welt aus. Meldungen über eine Corona-Epedimie die meisten Zeitungen auf ihren Panorama-Seiten. Erst einige Wochen später sollte es zu einem weltpolitischen Gegenstand werden – und auf die Politikstrecke und die Titelseiten vorrücken. Doch bis dahin herrschte fast überall Business as usual.

In Deutschland erwachte man erst am 9. März aus dem selbstgerechten Schlummer. In Heinsberg hatten sich in einer Karnevalssitzung einige Menschen mit dem Corona-Virus infiziert. An dem Tag wurde der Tod von zwei Menschen gemeldet. Deutschland hatte die ersten Corona-Toten zu beklagen. Einige Teilnehmer hatten sich zuvor beim Skifahren in Österreich mit dem Virus infiziert. Zugleich gab es immer mehr Bilder aus Bergamo, wo gespenstische Verhältnisse herrschten. Viele fragten sich, wann reagiert die deutsche Regierung auf die bedrohliche Situation. Doch hierzulande herrschte eiserne Zuversicht. Man habe alles im Griff, hieß es. Bis Merkel im TV auftrat. Die Corona-Pandemie sei die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg, erklärte sie dem sichtlich erstaunten Publikum. „Wir müssen aus Rücksicht voneinander Abstand halten.“ Es sei „existenziell“, das öffentliche Leben so weit es geht herunterzufahren. [...]

Doch nun war konkrete Politik gefordert. Sie fordert Bürgerinnen und Bürger auf, sich an die Regeln und Einschränkungen zu halten, die der Staat ihnen auferlegt. Alles, was Menschen gefährden könnte, müsse reduziert werden, sagte sie. Es gehe darum, „Zeit zu gewinnen“. Die Ausbreitung des Virus müsse verlangsamt werden. Und das hänge maßgeblich davon ab, wie diszipliniert jeder und jede die Regeln befolge und umsetze, betont Merkel. Disziplin, das Zauberwort der Deutschen. Merkel schob nach: „Es kommt ohne Ausnahme auf jeden Einzelnen und damit auf uns alle an.“ Die Alternative lautete nun: entweder Lockdown oder eine hohe Zahl an Pandemieopfern. Letzteres war aus Sicht der Bundesregierung ausgeschlossen. Die Bilder aus Bergamo hatten ihre Wirkung gezeigt. Nun zeigte der Staat, zu was er in der Lage ist. Man wollte in der Regierung unbedingt verhindern, dass es zu sogenannten Triage-Entscheidungen in Krankenhäusern kommt, dass Ärzte wählen müssten, wer am Leben bleibt und wer sterben müsse. [...]

Öffentliche Ängste sind immer eine Bedrohung für Institutionen. Sie erlauben es dem Staat, seinen Bürgern weitreichende Rechte aus Gründen der Sicherheit zu entziehen. Die ab dem 22. März 2020 in Deutschland praktizierte Form der sozialen Distanz und des Verbleibens in den eigenen vier Wänden erschien richtig. Doch es folgt ein großes Aber. Alle politischen Monster des 20. Jahrhunderts hebelten die Demokratie aus, weil sie sich auf die Furcht der Menschen stützen konnten. Solche Krisen erzeugen Tyrannen. Und auch dieses Mal war es die Angst vor dem unbekannten, das die entscheidende Rolle spielte. Müssen wir also nicht sehr achtsam sein? Das fragten sich einige. Sie gingen wenige Monate später auf die Straße, um für die Wiedereinsetzung ihrer Grundrechte zu demonstrieren. Die anderen hielten ihnen vor, Vernunftverzicht zu üben. Die Risse in der Gesellschaft waren unverkennbar.  [...]

Im Blick zurück wähnte sich der Wissenschaftler Armin Nassehi in einem soziologischen Hauptseminar. Der Modus der Ununterscheidbarkeit der Deutschen war nämlich schnell verloren. Man habe beim ersten Lockdown „zu drastischen Maßnahmen gegriffen, das war ja schon ein Durchregieren, wenn man so will“, sagte er der FR zwei Jahre später. Man habe die „Wahl zwischen Pest und Cholera“ gehabt. Nicht alles lief so glatt, wie es zunächst den Anschein hatte. Die Länder in der Europäischen Union schotteten sich ab. Es gab Lieferengpässe, Gereiztheiten, Verteilungskämpfe. Die Deutschen horteten Klopapier, die Franzosen Rotwein. Masseneinkäufe waren angesagt.

In den USA häuften sich indes die Todeszahlen. Das Land wurde von Donald Trump regiert, und der war sichtlich überfordert. Den staunenden Amerikanern erklärte er: „Das Virus wird einfach verschwinden, wie durch ein Wunder.“ Doch das ließ auf sich warten. Dafür trat es in Deutschland ein. Vor dem Sommer gab es erste Lockerungen des Lockdowns. Man war hervorragend durch die Zeit gekommen. So schien es zunächst. Und es gab neue öffentliche Intellektuelle, die den Menschen erklärten, wo es langgeht. Wofür früher Philosophen wie Jürgen Habermas oder Schriftsteller wie Günter Grass standen, da fanden sich nun Virologen wie Christian Drosten oder auch Ugur Sahin, dem Gründer von Biontech, der den Impfstoff gegen das Virus entwickelte.

Dem Rechtsphilosophen Reinhard Merkel schwante nichts Gutes: „Man muss sich bei der Abwägung ökonomischer und pandemischer Folgen darüber klar sein, dass auf beiden Seiten die Risiken exorbitant sind. Vielleicht kommen wir mit den ökonomischen Kollateralschäden halbwegs glimpflich davon“, er glaubte jedoch im Jahr 2020: „Das wird globale Erschütterungen und Verwerfungen nach sich ziehen“, sagte er in einem Interview mit der FR. Aber könnte es nicht sein, dass die Nach-Krisen-Gesellschaft solidarischer sein wird? „Manche Ethiker glauben das. Ich nicht. Ich halte das für blauäugig, um nicht zu sagen kindlich. Moralisch hochlobenswert, sicher, aber im realistischen Blick naiv. Wir werden harte Verteilungskämpfe kriegen nach dem Ende dieser Krise. Auch die AfD wird wieder aus ihrem eigenen politischen Lockdown herauskommen“, sagte Rechtsphilosoph Merkel. Er sollte recht behalten."

Sine ira et studio