Montag, 10. Juli 2017

G20: Randalierer, Autonome, Krawall-Kids ...

"Der „Nil“-Chef stand am Freitag gegen Mitternacht vor seinem Restaurant, und sagte plötzlich: „Das ist einer von denen.“ Er zeigte auf einen schmächtigen Mann mit Dreadlocks, der am Straßenrand saß – in bunten Klamotten. Der Wirt hatte den Jüngling ein paar Stunden zuvor beobachtet. Vor seinem Laden hatte der sich mit ein paar anderen Jugendlichen getroffen, alle trugen bunte, unauffällige Klamotten. Als die Polizei am frühen Abend mit Wasserwerfern auf das Schanzenviertel zurollte, zogen sie kleine schwarze Säckchen aus ihren Taschen. Darin hatten sie schwarze Regenjacken, sie streiften sie sich über, zogen sich ein dünnes schwarzes Tuch übers Gesicht, und gingen los – mit Steinen in der Hand." (faz.net 10.7.17)

Wer genau die Täter waren, die im Hamburger Schanzenviertel wüteten, ist nicht zu 100% geklärt. Zahlreiche Befragungen von Anwohnern und Gipfelgegnern, die vor Ort waren, zeichnen jedoch ein ungefähres Bild, das sich mit den allermeisten Reporterberichten in den klassischen Medien ergänzt. Den harten Kern der Gewalttäter bildete offenbar eine mehrere hundert Mann starke Gruppe schwarz gekleideter und vermummter Autonomer, die zu einem großen Teil aus dem Süden Europas kamen. Vor allem Griechen, Italiener und Franzosen sollen hierbei zu den Rädelsführern gehört haben. Unterstützt wurde dieser harte Kern von einer zahlenmäßig größeren, sehr heterogenen Gruppe oft sehr junger Randalierer – meist vermummt und oft in teuren Markenklamotten, darunter den meisten Schilderungen zufolge sehr viele junge Frauen. Die interessante Frage ist: Kann man diese beiden Gruppierungen tatsächlich der politischen Linken zurechnen?
Bei den gut organisierten Autonomen ist die Beantwortung dieser Frage nicht so einfach. Einige von ihnen sind weitestgehend apolitisch, viele sympathisieren aber auch mit Ideologien wie dem „Insurrektionalismus“, einer gewalttätigen Strömung des Anarchismus, bei der die Rebellion im Vordergrund steht. Klassisch linke Interessenvertretungen wie linke Parteien oder Gewerkschaften werden von dieser Form des Anarchismus genauso abgelehnt wie klassisch linke Politik. Ob man diese Strömungen überhaupt der politischen Linken zurechnen kann, ist selbst unter Politikwissenschaftlern mehr als umstritten.
Noch verworrener wird das Bild, wenn man sich die „Krawall-Kiddies“ anschaut. In der Tat spielen einige von ihnen auch mit „linker Symbolik“, echte politische Ziele sind ihnen jedoch in der Regel fremd. Meist geht es den gelangweilten Kindern aus „besserem Hause“ eher um eine perverse Triebbefriedigung durch Randale und Gewalt. Hamburg war für sie eher ein Abenteuerspielplatz, der G20-Protest ein „Event“; apolitisch und inhaltsleer. So sinnvoll es wäre, diese moderne Gewaltkultur näher zu betrachten, so sinnlos ist es, sie pauschal ins „linke Lager“ zu verschieben. Denn was ist bitteschön links daran, wenn ein junger Schnösel am Wochenende zum Randale machen nach Hamburg fährt und dort Kleinwagen anzündet und Geschäfte verwüstet? Noch nicht einmal der Randalierer selbst denkt im Traum daran, dass die Welt gerechter wird, wenn er einen Twingo ansteckt. Warum aber stecken ihn Teile der Medien dann in die „linke Schublade“? 
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