"[...] Die Auseinandersetzung verläuft entlang der Konfliktlinien, die schon in der Euro-Krise den Kontinent gespalten hatten. Und das löst alte Abwehrreflexe aus. Im Norden wird gern unterstellt, dem Süden gehe es nur um Zugang zu billigem Geld. Und im Süden glauben viele, dass der Norden einzig nach Wegen suche, um seine Sparvorstellungen überall durchzusetzen.
Allerdings bringt die Krise auch neue Allianzen hervor. Ein Zusammenbruch der Währungsunion oder ein Ende des Binnenmarkts wäre auch wirtschaftlich für Deutschland mit erheblichen Einbußen verbunden. Volkswagen-Chef Herbert Diess fordert daher, über die Einführung von Gemeinschaftsanleihen zumindest zu diskutieren, und das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft in Köln spricht sich ebenfalls dafür aus. Die Kölner Ökonomen haben die drei derzeit diskutierten Hilfsinstrumente – neue Liquiditätsprogramme der EZB, Kredite des ESM und Corona-Bonds – verglichen und kommen zu dem Ergebnis, dass Letztere am "besten" abschneiden. Ihr Hauptargument: Wenn Staaten die Milliardenhilfen annehmen, dürfe das nicht mit einem Stigma verbunden sein.[...]" (ZEIT 15/2020, S.25)
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