Donnerstag, 23. April 2020

Studentenbewegung 1967 ff und Ernst Fraenkel

https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Fraenkel_(Politikwissenschaftler)

Die Methoden, die die Anhänger der Studentenbewegung gegenüber missliebigen Professoren einsetzten, entsprachen genau denen, die von Rechtsradikalen gegen jüdische Professoren verwandt worden waren, vor 1933 und danach.
Was Fraenkel traf, traf auch Adorno (Wikipediaartikel):

"Die Studenten agierten zunehmend gegen ihre einstigen Vorbilder, beschimpften sie in einem Flugblatt gar als „Büttel des autoritären Staates“.[112] Adornos Vorlesungen wurden wiederholt von studentischen Aktivisten gesprengt, besonders spektakulär war eine Aktion (in den Medien zum sogenannten Busenattentat stilisiert) im April 1969, als Hannah Weitemeier und zwei andere Studentinnen Adorno mit entblößten Brüsten auf dem Podium bedrängten und ihn mit Rosen- und Tulpenblüten bestreuten.[113] „Das Gefühl, mit einem Mal als Reaktionär angegriffen zu werden, hat immerhin etwas Überraschendes“, schrieb Adorno an Samuel Beckett.[114] Andererseits waren Adorno und Horkheimer Vorwürfen von der politischen Rechte ausgesetzt, sie seien die geistigen Urheber der studentischen Gewalt.
1969 sah Adorno sich gezwungen, seine Vorlesungen einzustellen. Als am 31. Januar 1969 Studenten in das Institut für Sozialforschung eingedrungen waren, um kategorisch eine sofortige Diskussion über die politische Situation durchzusetzen, riefen die Institutsdirektoren – Adorno und Ludwig von Friedeburg – die Polizei und zeigten die Besetzer an. Adorno, der immer ein Gegner des Polizei- und Überwachungsstaats gewesen war, litt unter diesem Bruch seines Selbstverständnisses. Er musste als Zeuge vor dem Frankfurter Landgericht gegen Hans-Jürgen Krahl, einen seiner begabtesten Schüler, aussagen. Adorno äußerte sich dazu in einem Brief an Alexander Kluge: „Ich sehe nicht ein, warum ich mich zum Märtyrer des Herrn Krahl machen soll, von dem ich mir doch ausdachte, daß er mir ein Messer an die Kehle setzt, um mir diese durchzuschneiden, und auf meinen gelinden Protest erwidert: Aber Herr Professor, das dürfen Sie doch nicht personalisieren“.[115] [...]
Am Tag nach der Gerichtsverhandlung gegen Krahl fuhr er mit seiner Frau in den üblichen Sommerurlaub in die Schweizer Berge. Statt des gewohnten Urlaubs in Sils Maria fuhren sie erstmals nach Zermatt (1600 m. ü. M.). Ungenügend akklimatisiert, fuhr er mit einer Seilbahn auf fast 3000 m. ü. M. und wanderte dann zur Gandegghütte (3030 m.ü.M.). Weil er Probleme mit seinem Bergschuh hatte, ließ er sich anschließend nach Visp (660 M. ü. M.) zu einem Schuhmacher fahren. Als er Herzbeschwerden bekam, wurde er ins Visper Krankenhaus St. Maria gebracht. Dort erlag er am Morgen des 6. August 1969 einem Herzinfarkt.[119]"

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