Freitag, 12. April 2019

Martin Lindner: "Wir alle werden ein bisschen wie Donald Trump"

Immer noch geht es um Lindner:" Bildung im Netz".   Aber ich bin 100 oder 150 Seiten weiter im Text im Teil 3: Ver-Web-ung der Bildung. Im Augenblick geht es um den Unterschied von personalisiertem Lernen, wo eine Institution dem einzelnen Lerner zugeschnittene Häppchen gibt und ihn leitet, wie er nach Meinung der Institution am besten lernt. 
[Die Notizen, die ich hier wiedergebe, entspringen meinem persönlichen Lernprozess und erheben nicht den Anspruch, übersichtlich über Lindners Buch zu informieren. Den kann ich schon deshalb nicht erfüllen, weil mir keine Seitenangaben zur Verfügung stehen und weil ich nur mit unverhältnismäßigem Aufwand feststellen könnte, auf welchen Unterabschnitt ich mich beziehe. Sie sind Teil meines Lerntagebuchs wie dieser Blog mit "Schnipseln" überhaupt.]
Und auf der anderen Seite das persönliche Lernen, wo der Lerner selbst entscheidet, was er als Nächstes zu sich nehmen will. Häufig wird man dabei durch Links verführt in Ecken, wo man eigentlich nichts Wesentliches für seinen Kontext lernt. D.h. das persönliche Lernen setzt sehr viel Selbstdisziplin voraus und Fähigkeit zur Selbststeuerung. Das personalisierte Lernen aber verschafft weniger die Erfahrung des Flow.
Im Folgenden gebe ich einiges davon wieder, wie Martin Lindner es darstellt:

Beim Lernen im Web gibt es eine "Umstellung auf Mikro-Inhalte und Informationwolken". Damit "hängt der Verlust der Konzentrationsfähigkeit zusammen, den wir alle beklagen. 
Wir alle werden ein bisschen wie Donald Trump. Tatsächlich ist das eine große Umstellung der kollektiven Denkprozesse, an der wir alle beteiligt sind. Das Mikro-Web lenkt unseren Blick auf die elementaren Aufmerksamkeitsspannen, mit denen wir sinnhafte Eindrücke aus unserer Umwelt verarbeiten. "Sinnhaft" heißt: Einzelne Eindrücke und Momente, die wir im Kopf sprachlich begleiten. Das fällt in die Zuständigkeit von Kulturwissenschaftlern, nicht von  "Hirnforschern".. Es ist nicht dasselbe wie die visuelle Informationsverarbeitung durch das Gehirn.
Diese "sinnhaften Momente" sind im Netz vielleicht gar nicht kürzer als früher, sie sind nur viel ausgeprägter. Im Mittelalter bezeichnete man als momentum ein Zehntel der Viertelstunde, also eine Spanne von 1,5 Minuten. [...] 
Das hat ganz konkrete Folgen für das Lernen im Web: Große Textblöcke müssen im Web in eine Form gebracht werden, die für die schnelle Aufnahme über den Bildschirm [...]  optimiert ist. Niemand liest im Web Texte am Stück, die länger sind als ein paar Absätze, und jeder Absatz wird so selbst ein Stück Microcontent. [...]
Das zerstreute Mikrolernen im Web ist auf sehr konkrete Weise ein Lernen im Flow: Wenn es gut läuft, ist der nächste Klick der nächste Schritt in einer laufenden Kettenreaktion. [...] Ein Learner Experience Design für Weblernen müsste immer darauf zielen, solche Flow-Erlebnisse wahrscheinlich zu machen."

Am Schluss von Teil 3 stellt Lindner die Regeln vor, die für Bildungsunternehmen gelten sollen, die "den vielen kleinen Lernenden ein Angebot machen". 
Sie wurden Ende 2012 / Anfang 2013 in der Bill of Rights and Principles for Learning in the Digital Age formuliert. 
Dort heißt es: "The document, drafted by a dozen educators brought together by the MOOC pioneer Sebastian Thrun, proposes a set of “inalienable rights” that the authors say students and their advocates should demand from institutions and companies that offer online courses and technology tools."
Unter anderem wurden darin die Rechte auf Transparenz der finanziellen und pädagogischen Ziele und ein Recht auf Privatheit und fairen Umgang mit den eigenen Daten formuliert. 
Während hier von Lernenden als students gesprochen wird, wird in der zweiten Bill of Rightsdie unter "der Federführung von Philipp Schmidt [Hier seine keynote "Warum das MIT Media Lab kein Fan von Online Kursen ist" 30.01.2013]" geschrieben wurde, von 'vernetzten Lernenden', die "ihr eigenes Lernen in die Hand nehmen (Lindner) gesprochen. (Auf Wikiversity ist Martin Lindners deutsche Version der 2. Bill zu finden.)
Diese 'vernetzten Lernenden' sind also die, die nicht personalisiertes sondern persönliches Lernen ausüben wollen.

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