Montag, 8. April 2019

Gesucht sind bezahlbare Wohnungen und bezahlbare Zeitungsredaktionen

https://medienwoche.ch/2019/03/26/die-neuen-taeler-der-ahnungslosen/

Wer genügend Geld zur Verfügung hat, kann überall jederzeit die Wohnungsmiete bezahlen.
Wer genügend Geld zur Verfügung hat, kann jederzeit eine qualifizierte Zeitungsredaktion finanzieren. (Nur wird die nicht mehr veröffentlichen dürfen, was sie herausgefunden hat.)
Auch Championsleague-Gewinner kann man finanzieren.

Offenkundig sind die gegenwärtigen Märkte nicht geeignet, Leistungen zu einem angemessenen Preis zu verkaufen. Gute Qualität lässt sich anscheinend nur finanzieren, wenn man zuvor aufgrund von Monopolgewinnen und Steuervermeidung überschüssige Milliarden zur Verfügung hat.

dazu:
1986: Der Bund beendet d Förderung des sozialen Wohnungsbaus. Um die Mieter, so Minister Schneider (CSU), kümmere sich nicht länger "die Bürokratie, sondern nur der Markt". Der "weiß genau, wann, wo und wieviel investiert werden soll, um der Wohnungsnachfrage gerecht zu werden."
https://twitter.com/drguidoknapp/status/1115132644797317120

Nachfrage, so die volkswirtschaftliche Definition, ist der mit Kaufkraft versehene Bedarf.
Die Wikipediadefinition sagt es etwas ausführlicher: "Nachfrage ist in der Wirtschaft die Menge jeder Art von Gütern und Dienstleistungen, die Wirtschaftssubjekte durch Kauf mit Hilfe von ausreichender Kaufkraft zu einem bestimmten Kaufpreis erwerben."

Wikipediadefinition von Kaufkraft: "Als Kaufkraft der Verbraucherhaushalte wird das in privaten Haushalten für Konsumzweckeverfügbare Einkommen bezeichnet, also derjenige Betrag, der pro Haushalt vom Einkommen verbleibt, nachdem alle regelmäßig wiederkehrenden Zahlungsverpflichtungen (zum Beispiel WohnungsmietenKreditratenVersicherungsprämien) bedient wurden."

Folglich gibt es am Wohnungsmarkt nur Wohnungsnachfrage für die Wohnungen, die angeboten werden. Werden keine Sozialwohnungen mehr angeboten, können sie nicht nachgefragt werden. 
So viel zu den volkswirtschaftlichen Kenntnissen von Bauminister Oscar Schneider.


Europäische Medien zu explodierenden Mieten
Zehntausende Menschen haben am Samstag in mehreren deutschen Großstädten gegen hohe Mietpreise demonstriert. Gleichzeitig startete in Berlin ein umstrittenes Volksbegehren, das Enteignungen von Immobilienkonzernen fordert. Nicht nur deutsche Kommentatoren beschäftigt die Frage, wie bezahlbarer Wohnraum für alle geschaffen werden kann.
HANDELSBLATT (DE)

Enteignungen lösen das Problem nicht

Die Forderung nach Enteignung von Immobilienunternehmen ist unseriös und Populismus pur, empört sich das Handelsblatt:
„Enteignungen würden ein fatales Signal an Investoren senden und hätten das Potenzial, das Vertrauen in den Rechtsstaat zu zerstören. Zudem würden sie laut übereinstimmender Einschätzung von Experten nicht das Problem lösen, dass die Mieten immer weiter steigen. Enteignungen dauern viele Jahre und sind enorm kostspielig. Das Geld wäre im Bau neuer Wohnungen mit bezahlbarem Wohnraum besser aufgehoben.“
Dana Heide
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THE IRISH INDEPENDENT (IE)

Miete dem Einkommen anpassen

Eine viel größere Rolle des Staats und flexiblere Ansätze bei der Bestimmung der Miethöhe fordert The Irish Independent:
„Bezahlbare Mieten erreicht man nicht dadurch, dass einfach nur mehr gebaut wird. Es braucht möglicherweise eine ganze Reihe von Mechanismen zur Planung und Bereitstellung neuer Wohnungen. Darüber hinaus müssen Wege gefunden werden, um zu entscheiden, wer in diesen Wohnungen leben darf und wie viel Miete zu bezahlen ist. Das könnte schon bald den Großteil der Bevölkerung betreffen, jedenfalls in urbanen Gegenden, wo die jungen Familien schon jetzt mehrheitlich leben. Ein weiterer notwendiger Schritt wird wohl sein, bei jedem einzelnen Haushalt festzustellen, wie viel sich dieser leisten kann - und dann könnte die Miete erhöht oder reduziert werden, wenn sich das Familieneinkommen verändert.“
Donal O'Donovan
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SEGA (BG)

Zurück in die Peripherie

Es gibt nur eine Möglichkeit, um die Explosion der Wohnkosten in europäischen Großstädten dauerhaft zu stoppen, meint Ökonom Emil Harsev in Sega:
„Die einzig wahre Lösung für Europa ist die Rückwanderung der Bevölkerung in die Peripherie, begleitet von einer Dezentralisierung der Jobangebote, Investitionen in das Transportwesen und die Infrastruktur sowie die Förderung von Home-Office-Angeboten. Eine echte Ressource wäre zudem die Herausführung der Rentner aus den großen Städten. Vernünftige Politiker reden bereits von Hilfsprogrammen zur Migration von Rentnern. Hier könnte sich in Zukunft eine riesige Industrie entwickeln, viel größer als das Hotelwesen. Auch Bulgarien hat gute Chancen, einen führenden Platz in diesem neuen und außerordentlich ertragreichen Geschäftsfeld einzunehmen.“
Emil Harsev
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POLITIKEN (DK)

Die Modernisierungsfalle

Insbesondere müssen Scheinrenovierungen unterbunden werden, erläutert Politiken am Beispiel der US-amerikanischen Investmentgesellschaft Blackstone:
„Innerhalb von zwei Jahren hat der amerikanische Gigant [in Dänemark] 136 Wohnhäuser aufgekauft. Die 70 Beschwerden über Mietsteigerungen, Scheinrenovierungen und Schikanen, die seitdem vom Mieterbund erfasst wurden, sprechen eine deutliche Sprache: Die Miete verdoppelte oder verdreifachte sich, wenn zum Beispiel eine Zweizimmerwohnung nach der Modernisierung in Küche und Bad neu vermietet wurde. ... Eine Modernisierung älterer Wohnmasse ist von Zeit zu Zeit notwendig, aber wir brauchen dafür keinen amerikanischen Kapitalfonds, der nur ein Ziel kennt: zu wachsen.“
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