Mitschrift:
In GB waren die Löhne vor der Industrialisierung doppelt so hoch wie auf dem Kontinent. Maschinen waren teuer, die Arbeit musste teurer sein, damit sie sich lohnten. (Das gilt heute noch.) Kapitalismus braucht Wachstum und Wachstum entstand nicht aufgrund von Arbeit, sondern durch Verwendung von Technik in Verbindung mit fossiler Energie.
Kapitalismus hat zu Migration geführt. Sehr vieles, was der Kapitalismus herbeigeführt hat, war Wohlstand, höhere Lebenserwartung und gleichberechtigte Wähler in der Demokratie. Immer mehr Gleichberechtigung und Bildung wird durch Wohlstand ermöglicht. Kapitalismus ist für die beteiligten Menschen eine Win-win-Situation. Weil die Gewerkschaften das ermöglichen, stützen sie den Kapitalismus.
Zur Weltwirtschaftskrise 1929ff.: Übersehen wird die Vorgeschichte (Anstieg der Produktivität von 1919 bis 1923 um 43%, da bei gleichbleibenden Löhnen dadurch eine Überproduktion entstand.) Heute besteht dasselbe Problem. In den USA die Reallöhne heute genauso hoch wie 1975. In Deutschland "nur" von 2000 bis 2014.
Neoliberalismus hat durch Verhinderung von Nachfrage Wachstum gebremst. (Das ist eine Art unfreiwillige Umweltschutzmaßnahme.) D. verbraucht anteilig 3 Planeten, bei anhaltend gleichem Wachstum (von 1,3%) wären es bald 6 Planeten.
"Ich bin keine Kapitalismuskritikerin"; aber "so schön er ist", er braucht Wachstum, und das lässt sich nicht dauerhaft aufrecht erhalten.
Studie vom Umweltbundesamt: Durchschnittlicher Haushalt hat 10 000 Gegenstände. Davon werden nur 5000 verwendet. Warum produzieren wir nicht nur noch die Hälfte?
H.Ch. Binswanger: Ohne Wachstum reißen die Investitionsketten. Das ist katastrophal für die Weltwirtschaft. (Beispiel: Bankrott von Lehman Brothers: Nur kleine Bank, nur Spekulation, keine Verbraucher betroffen, aber schon das hat zur Katastrophe geführt.) 2009 hat die Regierung 450 Mrd. € für Investitionen eingesetzt.
Eine ökolog. Kreislaufwirtschaft ist möglich. Niemand müsste hungern. Vergleich mit 1975. Eigentlich doch nicht schlecht; aber dte. Wirtschaftsleistung ist seitdem um 100% gestiegen. Der Übergang zur Kreislaufwirtschaft ist aber noch nicht gefunden. Sie ist aber leider trotzdem alternativlos. Private Autos auch E-Autos sind zu aufwändig; dafür reicht Ökostrom nie. Er wird immer knapp bleiben. Öl ist zu fördern mit 3% Energieeinsatz. Ökostrom aber erfordert über 15%. Alle Arbeitsplätze für Produktion Lebensversicherung hat keinerlei Zukunft, alle Arbeitsplätze dort fallen fort, ebenso werden Kredite überflüssig, auch Werbung etc. - Beschäftigung zur Beseitigung der Umweltschäden wird bleiben, aber mit viel geringerer Produktivität. Es funktioniert nicht mit Preissignalen und Marktmechanismus.
Die einzige Chance für den Übergang ist ein Analogon zur britischen Kriegswirtschaft von 1939. Die Friedenswirtschaft musste schrumpfen, damit alle Kapazitäten in Rüstung gesteckt werden konnten. Der Staat gab Produktion und Rationierung vor.
Niko Paech: Post-Wachstums-Ökonomie, Barbarei & Nachhaltigkeit - Jung & Naiv:
http://www.postwachstumsoekonomie.de/vortragsreihe/videos/
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