Zur Diskussion auf dem OERcamp in Hamburg über "REVOLUTION STATT EVOLUTION!"
sieh:
Zusammenfassung von Nele Hirsch
Bob Blume
Lisa Rosa
Rückriem/Stein/Erdmann: Medienrevolution
Diskussion auf Twitter in Nachfolge der Podiumsdiskussion
unter dem Hashtag #routenplanerBuch
(Dabei wird deutlich, dass auf Twitter zwar Gedankenanstöße gegeben werden können, aber nur in den seltensten Fällen komplexe Sachverhalte behandelt. Das geht nur mit überlangen Threads, die besser gleich in Blogform abgefasst würden.)
Als Historiker darf ich dazu bemerken:
1. Die Industrielle Revolution ist als Revolution anerkannt, ohne dass es ein Manifest gegeben hätte. Es gab auch keinen Willen zur Revolution, nur den zur konkurrenzfähigen Produktion trotz der vergleichsweise hohen Löhne in Großbritannien. Dass man inzwischen mehrere industrielle Revolutionen zu nennen weiß (die digitale ist dann eine unter vielen, die aber in den Augen mancher das digitale Zeitalter begründet hat) und ähnlich wie bei Computerprogrammen Web 2.0, Bildung 2.0, Industrie 4.0, Arbeit 4.0 aufzuzählen weiß, zeugt von einem sehr unscharfen Revolutionsbegriff, der sich an die Werbesprache anlehnt.
2. Die neolithische Revolution wird wegen des grundlegenden welthistorischen Wandels von vielen Historikern immer noch Revolution genannt, obwohl sie etwa 5000 Jahre in Anspruch nahm.
In Sachen Klimawandel muss sich innerhalb eines Jahrzehnts, allenfalls innerhalb von 15 Jahren etwas Grundlegendes wandeln, weil sonst eine Disruption droht, die von größerer welthistorischer Bedeutung werden könnte als die eine große Industrielle Revolution, mit der die Ausbeutung fossiler Energien angefangen hat. Und ganz gewiss wird der Wandel - ob erfolgreich oder nicht - schwerwiegender sein als alle die kleinen industriellen Teil"revolutionen".
Ob innerhalb der schulischen Bildung sich in den kommenden 25 Jahren nur wenig ändert oder deutlich mehr, ist demgegenüber so gut wie irrelevant.
Die Schüler, die FfF-Streiks unternehmen, haben davon etwas mitbekommen. Die Bildungsspezialisten, die den digitalen als ähnlich grundlegend wie den Klimawandel begreifen, offenbar noch nicht. Da haben sie Wichtigeres von ihren Schülern zu lernen als den Umgang mit der neusten App.
Selbstverständlich ist der digitale Wandel nicht nur wegen des medienwechsels zentral wichtig. Aber es ist ein kultureller Wandel, der noch nicht primär naturgesetzlich bestimmt wird. Das unterscheidet ihn vom Klimawandel und in einem gewissem Umfang auch von der neolithischen und industriellen Revolution, die beide erdgeschichtlichem Wandel hervorgerufen haben (Anthropozän).
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