Samstag, 31. März 2018

Kulturbruch zwischen Antike und Mittelalter?

Lesenswerte Antworten nach dem Kulturbruch zwischen Antike und Mittelalter werden auf gutefrage.net gegeben.

Mir ist das freilich zu detailliert und nicht grundsätzlich genug. Es gab einen Kultur- und Zivilisationsbruch am Übergang von der Antike zum Mittelalter.

1. weil das weströmische Reich zusammenbrach
Deshalb fehlte die zentrale Organisation, die genügend Kapital und Arbeitskräfte bereitstellen konnte, die Infrastruktur auf dem gesamten Reichsgebiet aufrechtzuerhalten.
Außerdem führte das dazu, dass die Einheit der Kirche verloren ging. Das Schisma von 1054 stand an Ende eines längeren Prozesses. (Eine umfassende Einheit der Kirche hatte es freilich schon sehr früh nicht mehr gegeben: Ende der Urgemeinde um das Jahr 50.)

2. weil mit der Entstehung der römischen Staatskirche die Autorität der heidnischen Wissenschaft nachhaltig infrage gestellt wurde.
Interessanterweise wurden auf oströmischen Gebiet, wo das Reich seine Kontinuität behielt, die antiken Schriften sehr viel besser überliefert als im Westen, ja sogar sehr erfolgreich an das arabische Kalifat weitergegeben. So konnte in der Renaissance nicht nur an die Weiterentwicklung des antiken Denkens im byzantinischen Reich, sondern auch an die in den arabischen Kalifaten angeknüpft werden.
Bemerkenswert ist dabei, dass die Autorität des Aristoteles im Mittelalter umfassender galt als in der Zeit der konkurrierenden Wissenschaftsschulen in der Antike. So galten die Aussagen der aristotelischen Schriften als beweiskräftiger als die Beobachtungen in der Wirklichkeit.

Einen in mancher Weise vergleichbaren Kulturbruch hat es mit dem Ende der Sowjetunion gegeben:
Ende der Autorität des Marxismus-Leninismus auf dem gesamten Gebiet der ehemaligen SU und Ende des Warschauer Paktes und der russischen Hegemonie insbesondere in großen Teilen Osteuropas.
Wegen des Fortbestandes der Herrschaft der kommunistischen Partei ist der Umbruch in China (trotz des Abweichens vom Maoismus) zwar nicht so radikal, doch wegen der sehr erfolgreichen Einführung privatkapitalistischer Strukturen ist er aber weltwirtschaftlich noch folgenreicher.

Die Vorstellung, im Mittelalter sei die zivilisatorische und wissenschaftliche Entwicklung zusammengebrochen, ist freilich oberflächlich. Was wegen der Autorität der Kirche erschwert war, war der wissenschaftliche Austausch und der Ideenwettbewerb. Dies Phänomen ist freilich bei allen Reichsbildungen zu beobachten und gilt in mancher Hinsicht auch im Bereich der us-amerikanischen Hegemonie (insbesondere im Bereich der Wirtschaftswissenschaften).





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