Sonntag, 10. Mai 2015

Obama: Politische Führer werden keine Risiken eingehen, solange ...

"Als Politiker kann ich Ihnen eines versichern: Politische Führer werden keine Risiken eingehen, solange die Menschen dies nicht von ihnen verlangen." (Barack Obama laut  SZ, 5.10.13)

"... jede echte Hoffnung in dieser Krise wird von unten kommen müssen." (Naomi Klein: Die Entscheidung: Kapitalismus vs. Klima)

Kleins Statement im Kontext:
 In meinem letzten Buch Die Schock-Strategie habe ich dargelegt, dass im Laufe der vergangenen vier Jahrzehnte Kon­zerninteressen systematisch die unterschiedlichsten Krisen ausgenutzt haben, um eine Politik durchzusetzen, die eine kleine Elite reicher macht - durch Deregulierungen, die Kürzung der Sozialausgaben und mittels groß­flächiger Privatisierungen im öffentlichen Sektor. Krisen dienten auch als Vorwand für radikale Beschneidungen der Bürgerrechte und alarmierende Menschenrechtsverletzungen.
Vieles deutet darauf hin, dass der Klimawandel in dieser Hinsicht keine Ausnahme darstellen wird, dass auch diese Krise dazu benutzt wird, dem einen Prozent noch mehr Ressourcen zuzuschieben, anstatt Lösungen in Gang zu bringen, die eine echte Chance darauf bieten, eine Erderwärmung von desaströsem Ausmaß zu verhindern [...] Damit Oppositionsbewegungen nicht nur ein Strohfeuer bleiben, brauchen sie eine umfassende Vision dessen, was an die Stelle unseres scheiternden Sys­tems treten soll, und tragfähige politische Strategien für die Durchsetzung dieser Ziele." (S.19) [...]
Tatsächlich hat die internationale Organisation, die mit der Aufgabe be­traut wurde, ein 'gefährliches' Ausmaß des Klimawandels zu verhindern, in ihrem über zwanzigjährigen Bestehen (und in über neunzig offiziellen Verhandlungssitzungen seit Verabschiedung der Klimakonvention von 1992) nicht nur keine Fortschritte erzielt, sondern einen quasi ununter­brochenen Prozess von Rückschritten zu verzeichnen. Unsere Regierungen haben Jahre damit verschwendet, Zahlen zu frisieren und über Starttermi­ne zu zanken, und ständig versucht, sie hinauszuzögern wie Studenten ihre Studienarbeiten." (S.21)
"Das ist die Stimmungslage seit dem Scheitern des im Vorfeld hochge­lobten UN-Klimagipfels 2009 in Kopenhagen. Am letzten Abend dieser riesigen Veranstaltung befand ich mich bei einer Gruppe von Klimage­rechtigkeitsaktivisten, darunter einer der prominentesten Campaigner in Großbritannien. Während des gesamten Gipfels strotzte der junge Mann vor Zuversicht und Gelassenheit, informierte jeden Tag Dutzende Jour­nalisten darüber, was in den jeweiligen Verhandlungsrunden herausge­kommen war und was die verschiedenen Emissionsziele in der Realität bedeuteten. Trotz der Herausforderungen war sein Optimismus über die Aussichten des Gipfels ungebrochen. Als dann alles vorbei war und das jämmerliche Ergebnis feststand, fiel er vor unseren Augen in sich zusam­men. In einem grell beleuchteten italienischen Lokal brach er in hem­mungsloses Schluchzen aus. »Ich hatte wirklich gedacht, Obama hat es kapiert«, sagte er wieder und wieder.
Diesen Abend habe ich als den Moment in Erinnerung, als die Klima­bewegung erwachsen wurde: Es war der Moment, als uns allen wirklich bewusst wurde, dass niemand zu unserer Rettung kommen würde. [...] Es ist tatsächlich so, dass wir ganz auf uns allein gestellt sind, und jede echte Hoffnung in dieser Krise wird von unten kommen müssen." (S.22)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen