Samstag, 4. Januar 2020

Antisemitismus

"Die Ergebnisse einer CNN-Umfrage zu Antisemitismus in Europa haben in der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem Beunruhigung ausgelöst. [...]
Viele junge Deutsche wissen laut der Umfrage kaum etwas über den Holocaust. Von den 18- bis 34-Jährigen schätzen rund 40 Prozent, dass sie "wenig" oder "gar nichts" darüber wissen. Das geht aus der Studie des Fernsehsenders CNN hervor. Etwa jeder 20. Europäer hat noch nie etwas über die systematische Vernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten gehört. [...]
Die Befragten der Studie zu Antisemitismus in Europa äußerten sich nach Angaben von CNN gemischt über Israel. Eine Mehrheit von 54 Prozent ist demnach der Ansicht, dass Israel das Recht hat, als jüdischer Staat zu existieren. Ein Drittel glaube, Kritik an Israel sei meist durch Antisemitismus motiviert. Ein Drittel sagte jedoch auch, Israel nutze den Holocaust als Rechtfertigung für seine Handlungen."

https://www.dw.com/de/yad-vashem-besorgt-wegen-antisemitismus/a-46468603 Deutsche Welle 27.11.2018

"Antisemitismus war ein neuer Begriff für ein altes, auf dem Kontinent weitverbreitetes Phänomen: den Hass auf Juden. Die traditionelle christliche, seit Jahrhunderten bestehende Feindseligkeit gegenüber »den Mördern Christi« hielt sich hartnäckig und wurde vom christlichen Klerus gepflegt [...]
Vom ausgehenden 19. Jahrhundert an wurden die alten, oft bösartigen Formen des Judenhasses von etwas noch Ärgerem überlagert. Nun nämlich vermengten sie sich mit neuen, potenziell mörderischen Rassenlehren, die eine pseudowissenschaftliche, biologische Rechtfertigung für Hass und Verfolgung boten. Die ältere Diskriminierung, die zweifellos schon schlimm genug gewesen war, hatte es Juden gestattet (sie manchmal auch gezwungen), zum Christentum zu konvertieren. Das schloss der wissenschaftlich verbrämte, biologische Antisemitismus aus. Ihm zufolge waren Juden rassisch, »ihrem Blut nach« anders. Ein Jude, so hieß es, könne ebenso wenig zum Franzosen oder Deutschen werden, wie beispielsweise eine Katze zu einem Hund gemacht werden könne. Es war eine Doktrin, die nicht nur auf Diskriminierung hinauslief, sondern auf totalen Ausschluss. Und sie führte potenziell auf den Weg physischer Vernichtung."
(Ian Kershaw: Höllensturz.  Europa 1914 bis 1949, dva 2016 S.36)

Im arabischen Raum ist Antisemitismus weit verbreitet. Deshalb haben viele Syrer, die nach Deutschland  fliehen, eine antisemitische Einstellung.
Die deutsche Regierung sagt, dass Antisemitismus nicht geduldet würde.
Es hat aber keinen Sinn, Antisemitismus ohne Begleitmaßnahme zu sanktionieren, man müsste ein Programm zur Überwindung von Antisemitismus bei arabischen Flüchtlingen beginnen.

Eine israelkritische jüdische Journalistin berichtet über ihre Erfahrungen: "Vorurteile sind wie Blindgänger: Sie können wirkungslos bleiben - oder explodieren, wenn man sie nicht entschärft."  
(Alexandra Berlin, ZEIT 18.1.2018, S.54)


Antisemitismus (Wikipedia)

"Ein Drittel sagte jedoch auch, Israel nutze den Holocaust als Rechtfertigung für seine Handlungen." (Deutsche Welle 27.11.2018)
Wie kommt es zu diesem Ergebnis? Ist vielleicht ein Satz wie "Israel nutzt den Holocaust als Rechtfertigung für seine Handlungen." als eine von mehreren multiple-choice-Alternativen vorgegeben worden?
Dann könnte es sein, dass viele dieses Statement angekreuzt haben, weil sie der Ansicht sind, die gegenwärtige Siedlungspolitik der Netanjahu-Regierung sei unverantwortlich und nicht durch den Verweis auf den Holocaust zu rechtfertigen.
"Vorurteile sind wie Blindgänger".
Hilft die CNN-Umfrage das Vorurteil zu verbreiten, "Israel nutze den Holocaust als Rechtfertigung für seine Handlungen". Und soll sie vielleicht als Argument dafür dienen, die gegenwärtige Siedlungspolitik der Netanjahu-Regierung sei durch den Verweis auf den Holocaust zu rechtfertigen?

Mehr zum Thema Antisemitismus und Rassismus in der Gegenwart und seit dem 19. Jahrhundert auf diesem Blog

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