Buschfeuer in Australien (Wikipedia)
Buschbrände in Australien 2019/20 (Wikipedia)
Bericht der ZEIT:
"[...] Es ist fast 13 Jahre her, dass der damalige Oppositionsführer Australiens, Kevin Rudd von der sozialdemokratischen Labour-Partei, gemeinsam mit den Premiers der sechs Bundesstaaten und den Chief Ministers zweier unabhängiger Territorien einen Bericht in Auftrag gab. Ein Ökonom von der Universität Melbourne sollte die Auswirkungen des Klimawandels auf die australische Wirtschaft untersuchen und empfehlen, was zu tun sei. Im November 2007 gewann Rudd die Wahl und wurde Premierminister. Im Wahlkampf hatte er viel über gefährdete Eisbären gesprochen, über das sterbende Great Barrier Reef und über Klimaflüchtlinge, die nach Australien kommen könnten, wenn Inselstaaten wie Fidschi, Kiribati und Vanuatu untergehen.
Als Regierungschef ratifizierte Rudd das Kyoto-Protokoll, das Abkommen, das erstmals völkerrechtlich verbindliche Zielwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen in den Industrieländern festlegte. Rudds Vorgänger hatte das stets abgelehnt.
2008, im Jahr nach Rudds Amtsantritt, hatte der Ökonom seinen Report fertig. Es ist jener Bericht, der voraussagte, dass die Folgen des Klimawandels in Australien vom Jahr 2020 an zu spüren sein würden. Dass es immer mehr und immer heftigere Waldbrände geben werde. Um der Erderwärmung entgegenzuwirken, empfahl der Report den Umbau der australischen Wirtschaft: Das Recht, CO₂ auszustoßen, sollte mit einem Preis belegt werden.
Kevin Rudd hat sich längst aus der aktiven Politik zurückgezogen, er lebt heute in Queensland im Nordosten Australiens. Am Telefon erzählt er, wie er damals versuchte, eine klimafreundliche Politik durchzusetzen – und scheiterte.
In dem Gespräch fallen drei Namen immer wieder: BHP, Rio Tinto und Glencore. Es sind die drei größten Kohleunternehmen in Australien. Rudd nennt sie "die arrogantesten Bergbau-Unternehmen der Welt".
Rudd spricht von der Rohstoffsteuer, die er einführen wollte. Und davon, wie die Kohlelobby eine massive Medienkampagne dagegen startete.
Die Kampagne begann, fünf Tage nachdem Rudd die Steuer angekündigt hatte, und dauerte 54 Tage. Sie kostete 25 Millionen australische Dollar, 15,5 Millionen Euro. Die Lobby schaltete Anzeigen in allen Zeitungen, Werbespots im Fernsehen, manche waren 37-mal am Tag zu sehen. Der zentrale Slogan: "Töte nicht die Gans, die goldene Eier legt."
Er brauchte ein wenig, um zu begreifen, aber dann, sagt Rudd, wurde ihm klar: "Sie wollten gar nicht mit uns verhandeln. Sie hatten entschieden, uns einzuschüchtern." Sie wollten ihn stürzen.
Die Kohlelobbyisten drohten öffentlich damit, Großprojekte zu stoppen. Sie trafen sich mit Wirtschaftsfunktionären, Aborigine-Vertretern und Gewerkschaftern in Kohleregionen. Sie steigerten ihre Parteispenden an die Gegner von Labour um das Zehnfache.
Die Lobbyspezialistin Lindy Edwards hat das alles in einem Buch nachgezeichnet, das vor Kurzem herausgekommen ist. Auch Rudd selbst beschreibt in seiner Autobiografie, was damals geschah. Seine Beliebtheitswerte stürzten ab, ebenso die Werte seiner Partei. Rudd verlor den Rückhalt bei seinen Leuten. Am 24. Juni 2010 trat er als Premierminister zurück. Am selben Tag hielt die Kohleindustrie ihre alljährliche Dinnerparty ab. Der Sydney Morning Herald schrieb, die Bergbauindustrie habe Rudds Skalp nach Hause getragen.
Rudds Nachfolgerin versprach, kaum im Amt, das Projekt einer Rohstoffsteuer nicht weiterzuverfolgen. [...]"
(Australien: Im Angesicht des Feuers ZEIT 15.1.20)
mehr dazu:
Australien: Viel Kohle und verbrannte Erde (Süddeutsche Zeitung)
https://www.sueddeutsche.de/
Faktencheck zu Australiens Buschfeuern: Was gegen die Brandstifter-These spricht (Spiegel.de)
https://www.spiegel.de/
Australien brennt – was hat das mit dem Klimawandel zu tun? (Republik)
https://www.republik.ch/2020/
Enorme Brände in Australien erzeugen eigene Gewitter (Welt.de)
https://www.welt.de/
Gefährliche Wolken über Australien (Spiegel.de)
https://www.spiegel.de/
Man kann das Ganze aber auch harmlos sehen, als Ergänzung zu Katzenvideos (gefunden bei web.de)
https://web.de/magazine/panorama/australien-durstiger-koala-trinkt-regenwasser-strasse-34354886
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