Dienstag, 8. März 2016

Intelligenz und Bildung

Natürlich haben Intelligenz und Bildung viel miteinander zu tun; aber sie bezeichnen ganz unterschiedliche Fähigkeiten.
Ohne ein Mindestmaß von Intelligenz kann man weder einen anspruchsvollen literarischen Text noch psychologische, soziologische oder historische Zusammenhänge verstehen. Die Fähigkeit, seine Umwelt zu verstehen, ist aber eine wichtige Voraussetzung für Bildung. 
Für Intelligenz gibt es zwei einfache Definitionen:
1. Problemlösungsfähigkeit
2. das, was der Intelligenztest misst
Da es unterschiedliche Probleme und unterschiedliche Tests gibt, gibt es also kein einheitliches Maß für Intelligenz. Dennoch ist klar, dass Intelligenz nicht angeboren ist, sondern sich im Laufe des Lebens entwickelt. Kein Säugling kann mathematische Probleme lösen. Aber die Voraussetzungen für die Entwicklung von Intelligenz sind großenteils biologisch vorgegeben und auch bei bestem Willen und günstigster Umwelt noch von großer Bedeutung. (Menschen mit Down-Syndrom können studieren und hervorragende Leistungen erbringen, unter Nobelpreisträgern wird man sie dennoch noch seltener antreffen als im Bevölkerungsdurchschnitt.)
Hohe Intelligenz kann mit maßloser Selbstüberschätzung einhergehen. Gutes Allgemeinwissen (missverständlicherweise oft auch als Allgemeinbildung bezeichnet) kann davor schützen, denn es führt dazu, dass man weiß, dass man in extrem vielen Bereichen kein Experte ist.
Unter Bildung versteht man freilich - so unterschiedliche Auffassungen zu Bildung es auch gibt (vgl. z.B. Wikipedia zu Bildung: "Als Basisdefinition gilt: Bildung ist ein Transformationsprozess der Figuren des Welt- und Selbstverhältnisses einer Person aus Anlass von Krisenerfahrungen, welche die bestehenden Figuren in Frage stellen." im Unterschied zum traditionell philosophischen Bildungsbegriff bei Humboldt) - immer die Fähigkeit, von einem ursprünglich sehr egozentrischen Weltverständnis zu einem Verständnis anderer Personen, Zeiten und Kulturen vorzudringen. 
Wer aufgrund der Tatsache, dass in seiner Umwelt niemand eine auch nur annähernd so große Problemlösungsgeschwindigkeit entwickelt wie er selbst, nie Anlass hatte, an seinem eigenen Weltverständnis zu zweifeln, wird also nicht gebildet sein können.

Mehr zu dieser Frage bei der Bundeszentrale für politische Bildung.

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