Montag, 28. März 2016

"Digitalkunde" ab der 1. Klasse?

Wir brauchen Digitalkunde ab der ersten Klasse von Stephan Noller ZEIT online 27.3.16
"Wer 2016 eingeschult wird, den erwartet später ein ganz neuer Arbeitsmarkt. Andere Länder machen deshalb Informatik zum Pflichtfach und verteilen Bastelcomputer. Und wir?


Wir brauchen einen Pakt für digitale Bildung, der von allen Teilen der Gesellschaft getragen und von der öffentlichen Hand mit ausreichenden Mitteln finanziert wird. 
Ach, und wann verteilen wir den Micro:Bit in Deutschland?"

Der Verfasser ist "Maker und Digital-Unternehmer" und im "Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums". Die Redaktion der ZEIT ist klug genug, diesen massiven Appell, in Computer statt in Personal zu investieren, als Gastbeitrag zu bezeichnen.

In einer Zeit, wo in einem guten halben Jahr knapp 1 Million Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind und wo noch nicht abzusehen ist, ob die - menschenrechtlich zumindest zweifelhaften - Maßnahmen zur Verringerung des Zustroms greifen werden und wo Klimawandel und darauf folgende Klimakriege mittel- und langfristig weltweit zu weit größeren Flüchtlingsbewegungen führen können, gibt es mit Sicherheit Wichtigeres zu tun, als die Computerindustrie mit staatlichen Subventionen zu unterstützen.

So lange nicht einmal sichergestellt werden kann, dass das notwendige Lehrpersonal für anstehenden Aufgaben bei Integration und Inklusion ausgebildet und bezahlt werden kann, darf der Staat die Förderung der Computerindustrie getrost den milliardenschweren Stiftungen von Gates und Zuckerberg überlassen. Sie werden es daran nicht fehlen lassen.

Einen Vorzug hat dieser Gastbeitrag. Er macht öffentlich, welchem Druck höchst fragwürdiger Lobbyisten die Bundesregierung ausgesetzt ist und dass diese sich sogar schon im Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums festgesetzt haben. 


Wenn man der Logik des Beitrages folgte, wäre es höchste Zeit, in der 1. Klasse "Politikkunde" einzuführen, um die Bürger dieses Landes früh genug zu befähigen, ihre Interessen wahrzunehmen und gegen Lobbyisten zu verteidigen. 
Wirkungsvoller wäre aber, wenn unkontrollierter Lobbyismus allgemein, besonders aber der an Schulen abgeschafft würde. 
Sachverstand im Bereich digitale Bildung gibt es im deutschen Sprachraum in hohem Umfang. In den Kultusministerien scheinen Lobbyisten ganz anderer Art den entscheidenden Einfluss auszuüben. 

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