Sonntag, 10. November 2019

Steinmeier über Demokratie, Lobo über Parteien

"Wenn in der Vergangenheit Weichen falsch gestellt wurden, dann biete die Demokratie die Möglichkeit, diese falschen Weichenstellungen zu korrigieren, rief der Bundespräsident in Erinnerung." (Tagesspiegel 7.11.19)
Sascha Lobo über die Krise der Parteien (sinngemäß):

"Parteien trugen im 20. Jahrhundert dazu bei, dass sich ganz gewöhnliche Menschen an der demokratischen Willensbildung beteiligen konnten. Mit der digitalen Vernetzung aber hat sich das Angebot für politische Partizipation völlig verändert. Wenn junge Idealisten vor 50 Jahren die Welt verändern wollten, ging sie zu den Jusos. Heute gehen Sie zu  Fridays for Future. 
Hier stehen sich zwei Organisationsformen gegenüber: die Institution und das Netzwerk. Beide haben ihre spezifischen Vor- und Nachteile – institutionelle Organisationen sind meist hierarchisch geprägte, sie belohnen lange Zugehörigkeit, Loyalität und geschicktes Taktieren. Der noch so begeisterte Nachwuchs ernüchtert rasch, wenn brillante Ideen, große Energie oder kluge Projektarbeit weniger entscheidend sind als Sitzfleisch.
Das Prinzip Netzwerk dagegen belohnt die Fähigkeit, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, Geschwindigkeit und plakatives Engagement. Auch diese Organisationsform bevorzugt strukturell einen bestimmten Typus, in Netzwerken sind zum Beispiel eher Menschen mit einem gewissen Selbstvermarktungstalent erfolgreich." *
"Gleichwohl fand der Bundespräsident auch lobende Worte für den von Schülerinnen und Schülern initiierten Protest: „Es hat wahrscheinlich keine gesellschaftliche Bewegung der vergangenen 20 Jahre so viel Aufmerksamkeit und Debatte erreicht wie Fridays for Future“, sagte Steinmeier. „Das ist ein großer Verdienst der engagierten jungen Leute und hilft, notwendige Maßnahmen auch tatsächlich anzuschieben.“ "  (Tagesspiegel 7.11.19)
Meine Meinung: Demokratie ist immer dann zu loben, wenn sie richtige Weichen stellt und falsche Weichenstellungen korrigiert. Aber nicht immer sind dabei Jahrzehnte Zeit dafür. Beim Klimaschutz hat man leider Jahrzehnte vertan. Die "notwendigen Maßnahmen" müssen jetzt ergriffen werden. 

Zum Kontext bei Lobo:
https://rp-online.de/politik/deutschland/sascha-lobo-politische-parteien-sind-von-der-gegenwart-ueberfordert_aid-46235539

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