Ich hatte ein Internettreffen, als der Film lief, habe ihn dann nachgeholt.
Sehr gut, dass es ihn gibt. Es gibt so vieles, was man sich nicht vorstellen kann, wenn einen nicht Anschauung dabei unterstützt.
Ich selbst bin während des Krieges geboren, habe aber keinerlei Erinnerung an die Zeit.
Von meinen älteren Geschwistern habe ich gehört (sinngemäß zitiert):
"Die demokratischen Politiker, ganz ohne Uniform, nur im Anzug, kamen mir irgendwie würdelos vor."
Von ihm gibt es ein Foto in einer Art Lodenmantel, auf dem er den Betrachter erst ansieht.
Darunter sein Ausspruch: "Jetzt bin ich ganz essessig." (meint: SS-ig, Schutzstaffelmäßig)
Das Ideal des ältesten Sohnes: wie der Vater Soldat zu werden.
Aus den Briefen des Vaters an den Achtjährigen:
"Ist
Wolf der Dragoner nicht ein tüchtiger Soldat? [...] Mit
geht’s gut, mein Junge, aber ich habe sehr viel Arbeit! Am 25.2.
haben wir ein Feindflugzeug mit abgeschossen, ein ganz großes,
schweres mit 4 Motoren! [...]
Denke
dir: ich muss jetzt manchmal im Radio sprechen! Da stellen die
Soldaten draußen den richtigen Sender ein, und dann hören sie von
uns die Luftlage. Aber ihr könnt in eurem Radio zu Hause das nicht
hören! Deshalb versuche erst gar nicht! Aber das darfst du nur
Mutter erzählen, nicht anderen Leuten! Die geht das nichts an! Bei
uns ist auch viel Alarm! Aber nicht so viel wie im Westen. Deshalb
dürfen wir gar nicht schimpfen! - In
einem Auto mit Holzgas bin ich jetzt öfter gefahren! Nun grüß mir
alle zuhaus! Viele
Grüße und Heil Hitler!"
Die älteste Tochter (sinngemäß zitiert): "Ich war ganz verstört in der neuen Welt ohne Vater [er war kurz vor Kriegsende gefallen.]. Alles war anders. Man durfte sich noch nicht einmal richtig begrüßen*, sondern sollte etwas ganz Komisches sagen: 'Guten Tag'". [Bei Kriegsende war sie 7 Jahre alt.]
Im Vergleich zu meinen älteren Geschwistern kann ich durchaus von der Gnade der späten Geburt sprechen. Nur aus Berichten der Älteren kannte ich die Geschichte, wie ich vom Grießbrei mit Pulverdampf Fieber bekommen haben soll. - Jahrzehnte später erklärte mir mein Bruder, dass der vielleicht von der Granate, die im Garten des Nachbarn einschlug und deren Trichter noch monatelang zu sehen war.
Dabei haben meine älteren Geschwister nichts von den Schrecken der Zeitgenossenschaft mit dem NS-Regime erlebt, von denen der Film Kinder des Krieges so beredt Zeugnis ablegt.
Im Abschiedsbrief des Vaters an die Kinder hieß es:
"So
schön wie früher zuhaus im Frieden wird es nie wieder werden.
Deshalb müßt Ihr alle umso tapferer sein, “damit Vater und Mutter
sich freuen können”, wie Gerhard immer sagt."
Insofern passt der Film "Kinder des Krieges" in die "Coronazeit".
Die alte Normalität wird vielleicht nie wiederkehren. Aber wenn mehr Gerechtigkeit zwischen dem globalen "Norden" und dem "Süden" am Ende dieser Zeit stehen sollte, dann wäre das ein großer Gewinn. Ob gar auch die Ziele des Klimagipfels von 2015 erreicht werden können? Das wäre wohl zu viel gehofft.
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