Die nationalpopulistische Regierung in Warschau baut das Schulsystem nach ihrem Weltbild um. Vaterländische Kultur und patriotische Werte verdrängen im Lehrplan Toleranz und Vielfalt.
Elżbieta Pros hat als Lehrerin einige Wandlungen polnischer Schulen mitgemacht. Aber eine Reform wie die, die an Polens Schulen zum Schulbeginn am 4. September in Kraft trat, hat Pros in 26 Jahren als Lehrerin noch nicht erlebt. "Die Lehrer sind nicht vorbereitet. Die Eltern sind nicht vorbereitet. Die Kinder sind nicht vorbereitet. Die Lehrbücher sind nicht da. Es ist das reine Chaos", sagt Pros, eine 47 Jahre alte Polnischlehrerin im 65 000-Einwohner-Städtchen Chelm, 220 Kilometer südöstlich von Warschau.
Pros und die rund 80 Lehrerkollegen und 500 Schüler an ihrer Schule erleben eine Reform, die die von der nationalpopulistischen Partei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) geführte Regierung gegen den Willen betroffener Lehrer, Eltern und vieler Fachleute binnen eines Jahres erdacht und durchgeführt hat. Kern der Reform: 7684 Gymnasien - Polens von der 7. bis zur 9. Klasse führende Mittelschulen, an denen rund eine Million Kinder lernen - wurden aufgelöst oder mit bestehenden Grundschulen zusammengelegt. Künftig gehen Polens Kinder wieder wie zu kommunistischer Zeit acht Jahre in die Grundschule. Von dort sollen sie künftig direkt auf eine Oberstufenschule (Lyzeum) oder eine Berufsschule (Technikum) gehen, um das Abitur zu machen. Auch das Gymnasium von Lehrerin Pros ist nun eine Grundschule. (mehr: SZ 10.9.17)
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