Die Wirtschaftswoche 17.9.17
Interview mit Ludger
Wößmann vom Zentrum für Bildungsökonomik am ifo Institut München
"[...] Die Digitalisierung verändert unser Leben viel schneller, als dass wir es uns erlauben könnten, Jahre darüber zu reden, wie wir das überhaupt anpacken können. In den Koalitionsverhandlungen nach der Wahl muss das nach ganz oben. Und selbst dann besteht immer noch die Gefahr, dass das Geld bei den Ländern anderswo verschwindet und gar nicht dort ankommt, wo es hilft: bei den Lehrern und Schülern. [...]
Wir sehen schon jetzt in vielen Bundesländern, dass eigentlich nicht genügend ausgebildete Lehrer vorhanden sind. [...]
Das große Potenzial von Ganztagsschulen liegt aber in einem anderen Rhythmus: Lernzeiten auf der einen und Ausgleichszeiten auf der anderen Seite müssen stärker über den Tag verteilt werden. [...]
Wieso schafft es Deutschland einfach nicht, mehr Chancengleichheit herzustellen?
Je früher man ansetzt, desto geringer werden die Abhängigkeiten. In Ländern, die Kindern, gerade jenen aus bildungsfernen Schichten, frühzeitig ein qualitativ hochwertiges Bildungssystem bieten, geht die Schere am Ende der Schulzeit nicht so weit auseinander. Wichtig ist auch ein Thema, das in Deutschland nicht gerne diskutiert wird: In Ländern, die früher auf unterschiedliche Schularten aufteilen, ist die Ungleichheit stärker und zwar ohne, dass das Leistungsniveau insgesamt besser wäre, sondern schlechter. Fast nirgendwo auf der Welt, außer in Deutschland und Österreich, werden die Kinder schon nach der vierten Klasse in unterschiedliche Schularten aufgeteilt. [...]
Wenn Schulen pro Kopf finanziert werden, setzt das die richtigen Anreize, sie mit diesen Mitteln wirklich besser zu machen. Chancengleichheit ist aber nur dann gegeben, wenn diese Gutscheine nicht durch private Mittel aufgestockt werden dürfen. Man kann auch darüber nachdenken, dass Schulen für Kinder aus schwierigen Verhältnissen mehr Mittel bekommen, damit sie diese Kinder noch stärker fördern können. [...]
Ich finde es nicht ehrlich, wenn Unternehmen sagen: Wir brauchen mehr Facharbeiter, mehr Leute mit einer Ausbildung, aber gleichzeitig sind die Einkommensunterschiede zu Akademikern so groß. [...]"
"[...] Die Digitalisierung verändert unser Leben viel schneller, als dass wir es uns erlauben könnten, Jahre darüber zu reden, wie wir das überhaupt anpacken können. In den Koalitionsverhandlungen nach der Wahl muss das nach ganz oben. Und selbst dann besteht immer noch die Gefahr, dass das Geld bei den Ländern anderswo verschwindet und gar nicht dort ankommt, wo es hilft: bei den Lehrern und Schülern. [...]
Wir sehen schon jetzt in vielen Bundesländern, dass eigentlich nicht genügend ausgebildete Lehrer vorhanden sind. [...]
Das große Potenzial von Ganztagsschulen liegt aber in einem anderen Rhythmus: Lernzeiten auf der einen und Ausgleichszeiten auf der anderen Seite müssen stärker über den Tag verteilt werden. [...]
Wieso schafft es Deutschland einfach nicht, mehr Chancengleichheit herzustellen?
Je früher man ansetzt, desto geringer werden die Abhängigkeiten. In Ländern, die Kindern, gerade jenen aus bildungsfernen Schichten, frühzeitig ein qualitativ hochwertiges Bildungssystem bieten, geht die Schere am Ende der Schulzeit nicht so weit auseinander. Wichtig ist auch ein Thema, das in Deutschland nicht gerne diskutiert wird: In Ländern, die früher auf unterschiedliche Schularten aufteilen, ist die Ungleichheit stärker und zwar ohne, dass das Leistungsniveau insgesamt besser wäre, sondern schlechter. Fast nirgendwo auf der Welt, außer in Deutschland und Österreich, werden die Kinder schon nach der vierten Klasse in unterschiedliche Schularten aufgeteilt. [...]
Wenn Schulen pro Kopf finanziert werden, setzt das die richtigen Anreize, sie mit diesen Mitteln wirklich besser zu machen. Chancengleichheit ist aber nur dann gegeben, wenn diese Gutscheine nicht durch private Mittel aufgestockt werden dürfen. Man kann auch darüber nachdenken, dass Schulen für Kinder aus schwierigen Verhältnissen mehr Mittel bekommen, damit sie diese Kinder noch stärker fördern können. [...]
Ich finde es nicht ehrlich, wenn Unternehmen sagen: Wir brauchen mehr Facharbeiter, mehr Leute mit einer Ausbildung, aber gleichzeitig sind die Einkommensunterschiede zu Akademikern so groß. [...]"
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