Samstag, 25. März 2017

Der Klima-Michel und die Klima-?

Die gefühlte Temperatur wird seit einiger Zeit im deutschen Wetterbericht angegeben (in den USA schon deutlich länger). Berechnet wird sie nach dem Klima-Michel-Modell, das auf den Körpermaßen eines durchschnittlichen 30-jährigen Mannes beruht.
"Warum nur auf  den Daten eines Durchschnittsmannes und nicht einer Durchschnittsfrau?" fragt Anke Domscheit-Berg in der Frankfurter Rundschau vom 25.3.17.
Zum Teil erklärt sich das daraus, dass für Frauen ein Durchschnittswert noch weniger repräsentativ ist als für Männer. Ihr Hormonhaushalt schwankt stärker, sie können schwanger werden.
Bei der Medizin ist die fehlende Berücksichtigung der unterschiedlichen Reaktion von Männern und Frauen auf Medikamente sehr bedenklich, ja sogar gefährlich (falsche Dosierung von Medikamenten kann zum Tode führen).
Bei der gefühlten Temperatur sind die Unterschiede weniger wichtig. Wie kalt man sich fühlt, ist nicht lebenswichtig. Außerdem ist der Unterschied der gefühlten Temperatur zwischen einer molligen Person und der einer klapperdürren größer als der zwischen Mann und Frau bei durchschnittlichen Körpermaßen. Trotzdem ist es natürlich fragwürdig, wenn man bei der Berechnung eines Durchschnitts 51 Prozent (den weiblichen Anteil an der Bevölkerung) übergeht.

Doch trägt das zur "strukturellen Unsichtbarkeit von Frauen" bei, wie Domscheit-Berg es andeutet?
Wer von Ihnen hat das Klima-Michel-Modell vor Lektüre dieses Artikels gekannt?
Sollte man ihm ein Klima-Marianne-Modell an die Seite stellen?
Oder wäre das gar schon rassistisch, weil die Benennung nach europäischen Nationalsymbolen beruht?
Oder ist es nicht rassistisch, weil es bei Menschen keine "Rassen" gibt?

Es gibt Wichtigeres, zum Beispiel, den von Menschen verursachten Klima-Effekt, an den nicht nur Trump (angeblich?) nicht glaubt.


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