"[...] Patrice Aminati: Bis vor einem Vierteljahr hatte ich über sechs Monate hinweg sehr schlimme Bauchentzündungen, die Schmerzen waren unbeschreiblich. Es waren Nebenwirkungen von einer adjuvanten Tabletten- sowie einer Immuntherapie. Beide Therapien waren leider erfolglos. Dafür griffen sie meinen Magen-Darm-Trakt an, daher kamen auch die unfassbaren Schmerzen. [...]
Als ich so starke Schmerzen hatte, gab es Momente, in denen ich mich gefragt habe: Lasse ich jetzt los? Stehe ich nicht mehr auf? Esse ich nichts mehr? Ergebe ich mich? Aber in den besonders schmerzvollen Momenten hat es mir geholfen, Verantwortung für meine Familie zu haben, vor allem für meinen Mann und unser Kind. Das habe ich auch von anderen Krebspatienten, die ich im Krankenhaus getroffen habe, gehört. Eine sagte: Ich habe einen Hund, für den muss ich leben! Eine andere: Ich habe eine alte Nachbarin, die kann ich nicht allein lassen! Oder: Mein Mann, der käme ohne mich gar nicht zurecht! Was übrigens auch humorvoll gemeint war. [...]
Daniel Aminati: Wenn du in der ganz schlimmen Zeit nicht da warst, bekam ich oft Angst. Oder wenn ich das Gefühl hatte, kurz mal loslassen zu dürfen, weil mich jemand fragte: Wie geht es dir? Da überkam es mich. In dieser Zeit wurde der Glaube wichtig für mich, weil ich versucht habe, positiv zu sein. Ich habe dich beobachtet, nachts, wenn du schliefst, habe durchgespielt, wie es wäre, wenn du nicht mehr neben mir liegst. Und war jeden Morgen heilfroh, wenn du wieder aufgewacht bist. Wir hatten und haben schrecklich schöne Momente. In Angst ist unglaublich viel Glückseligkeit enthalten. Es ist gut, dass wir die Angst haben – aber wir dürfen uns ihr nicht ergeben, das habe ich gelernt. [...]"
https://www.zeit.de/arbeit/2025-04/daniel-aminati-patrice-aminati-krebs-erkrankung-optimismus-angst/komplettansicht ZEIT, 2.5.25
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