"Männernamen sind immer toll. Und Frauennamen sind immer scheiße. Und Doppelnamen sind doppelt scheiße?"
Sie haben sicher davon gelesen: Mit dieser Frage hatte sich Gabriele Möller-Hasenbeck in der vergangenen Woche im Kölner Gürzenich überraschend auf die Bühne begeben, um den dort auftretenden Comedian Bernd Stelter auf ihren Unmut über seine Scherze hinzuweisen. Stelter hatte sich zuvor im Zusammenhang mit der CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer über Doppelnamen lustig gemacht.
Es ist keineswegs übertrieben, wenn ich sage, dass dieser in der Weltpolitik vergleichsweise harmlos erscheinende Vorfall und all seine bisherigen Begleiterscheinungen großes Interesse bei mir hervorgerufen haben. Das "Steltergate", wie es in den sozialen Netzwerken schnell genannt werden sollte, fördert nämlich Probleme verschiedenster gesellschaftlicher Ebenen zutage und nicht zuletzt auch einen bedauerlichen, noch immer bestehenden Graben zwischen Ost und West.[...]
Worin besteht nun der Unterschied zur ostdeutschen Frau?
Es ist im Osten ja nicht so, dass wir keine Frauen mit Doppelnamen gekannt haben. Schon der Name Irma Gabel-Thälmanns, die bereits jedem Jungpionier bekannte Tochter des kommunistischen, in der DDR-Erinnerungskultur gehypten Widerstandskämpfers Ernst Thälmann, spricht für sich. Und mit der populären Langläuferin und Biathletin Simone Greiner-Petter-Memm schoss die zielsichere DDR-Sportlerin mit einem Dreifach-Namen einmal über selbiges hinaus.
Ja. Doppel- und sogar Mehrfachnamen gab es in der DDR, aber besonders häufig waren sie nicht. Vielleicht weil sich die Emanzipation der ostdeutschen Frauen bis heute eher wenig über Sprache definiert. In diesem Zusammenhang wage ich zu behaupten, dass die Generationen der bis etwa 1980 geborenen ostdeutschen Frauen mit Gender-Sternchen und Innen-Endungen eher wenig am Hut hat. Meiner Mutter zum Beispiel war es völlig gleich, ob sie Zahnarzt oder Zahnärztin genannt wurde. Sie hatte Zahnmedizin studiert und diesen Beruf ausgeübt. Fertig. Einem Mann gegenüber habe sie sich noch nie unterlegen gefühlt, sagt sie. Und dieses Gefühl teile ich mit ihr uneingeschränkt. Es sind aber Wahrnehmungen. Es ist unsere Wirklichkeit. Es liegt mir fern, diese als einzig geltende darzustellen." (Doppeldeutschland.
Was die Diskussion über Witze auf Kosten von Frauen mit Doppelnamen über Ost und West verrät
von Ulrike Gastmann, ZEIT 6.3.19)
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