Mittwoch, 4. Januar 2017

"Englische Studenten sind Herdentiere, deutsche dagegen sind einsame Wölfe."

Ein Havard-Dozent verschafft sich einen Eindruck von deutschen Universitäten

"Deutsche Flughäfen sind so penibel auf Hochglanz poliert wie amerikanische Universitäten. Amerikanische Flughäfen dagegen sehen so furchtbar ungepflegt aus wie deutsche Unis."

Professoren halten lustlos Monologe, dann aber: 

"Verdutzt bleibe ich vor einem einfachen Arrangement aus Holzbänken und Holzsesseln stehen. Seit Tagen reise ich nun schon von einem Campus zum nächsten. Aber erst in Lüneburg erblicke ich, was mir aus meinem Studium selbstverständlich erscheint: Gartenmobiliar, das Studenten dazu einlädt, sich im Freien zusammenzusetzen, miteinander zu diskutieren, vielleicht ein paar Seiten zu lesen.
Auf dem Campus der Leuphana Universität habe ich zum ersten Mal das Gefühl, dass eine Uni nicht nur gleichgültig ihre Dienstleistung anbietet, sondern auch als Zentrum des Soziallebens fungiert. Studenten schlendern zusammen durch die Gänge, winken einander zu. In der Mensa ist der Lärmpegel endlich mal so richtig hoch.
Ein Zufall ist dieser Eindruck nicht. Als der heutige Präsident Sascha Spoun vor zehn Jahren die aus einer Pädagogischen Hochschule und einer Fachhochschule fusionierte Universität übernahm, bereitete sie vor allem Studenten aus dem direkten Umland auf die Lehrerlaufbahn vor. Viele wohnten zu Hause, verbrachten kaum Zeit auf dem Campus.
Um das zu ändern, unternahm Spoun viele kleine und auch ein paar große Reformen, von den Holzbänken bis hin zu einem umgekrempelten pädagogischen Selbstverständnis. Anstatt sich am ersten Tag des Studiums passiv eine Einführungsvorlesung anzuhören, absolvieren alle Erstsemester gemeinsam eine fächerübergreifende Startwoche. Auch der Rest des Studiums ist interdisziplinär: Ein Drittel der Kurse ist einem innovativen "Komplementärstudium" gewidmet."

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