Donnerstag, 3. September 2020

Weshalb es gefährlich ist, auf Twitter für Differenzierung einzutreten

1. Gefahr: Man tritt für Differenzierung ein und wird dabei bestätigt
                gefährlich, weil man denkt, das könnte innerhalb der eigenen Timeline der                         Normalfall sein.
                In Wirklichkeit ist man auf den raren Ausnahmefall gestoßen, dass man selbst
               "unmissverständlich" formuliert hat und der andere verstanden hat
2. Gefahr Man tritt für Differenzierung ein und wird nicht verstanden.
               gefährlich weil eine Kette von Missverständnissen entsteht.

Innerhalb der eigenen Filterblase ist es eine Binsenweisheit, dass Formulierungen nur aus ihrem Kontext heraus verstanden werden können. (Einfachstes Beispiel: Ironie)
Weil das in der Filterblase theoretisch jeder weiß, versteht man sich scheinbar auch ohne Kontext, weil man nicht immer bedenkt, wie groß der Kontext ist: 1. Fähigkeit,  differenzierte Formulierungen zu verstehen und sich differenziert auszudrücken; 2. Fähigkeit, eigene Fehler einzusehen und (scheinbar) emotionslos darauf zu reagieren 3.-x. all die kulturellen Gemeinsamkeiten, die innerhalb einer deutschen Filterblase mehr oder minder gehobenen Bildungsniveaus bestehen.

Diese Binsenweisheit habe ich in letzter Zeit sträflich verleugnet. Dafür möchte ich mich entschuldigen.
Zwar ging es noch relativ gut, solange ich in einem engen Kontext argumentiert habe.
Schief gelaufen ist es, als ich mich zu den Berliner Demonstrationen am 29.8. geäußert habe.
1. Weil die Demonstrationen verschiedenster Art waren und jede ihre eigenen Fallstricke bei der Kommunikation darüber enthielt.
2. Weil die Hauptdemonstration so viele unterschiedliche Gruppen enthielt, dass sie den  Zielen der Veranstalter nicht gerecht werden konnte, auch wenn vermutlich die überwältigende Mehrheit primär zwei Forderungen eintritt, die demokratische Selbstverständlichkeiten sein sollten (aber nicht selbstverständlich sind): parlamentarische Kontrolle weitreichender Entscheidungen und Minderheitenschutz.
3. Weil ich eine Position verteidigt habe, die nicht meine ist, aber jedes Recht hat, vertreten zu werden.

Was ich sonst noch alles nicht beachtet habe, aber hätte beachten sollen, steht hier nicht.
Vielleicht folgt es in einem späteren Blogbeitrag. 

Dass ich trotz der daraus entstehenden Missverständnisse nicht in einen Shitstorm geraten bin, verdanke ich der Tatsache, dass ich mich offenbar in einer recht kleinen Filterblase bewege.
Deshalb werde ich - wenn auch vorsichtiger - auch auf Twitter weiterhin für Differenzierungen eintreten. Aber ich werde das bevorzugt in Blogbeiträgen tun.
Meine Wertschätzung für Personen, die sowohl klare Positionen beziehen als auch differenziert zu reagieren verstehen, ist noch einmal gewachsen.

Ein Instrument für differenziertere Argumentationen, auf das ich erst heute gestoßen bin und das ich noch nicht erprobt habe: https://www.kialo.com/tour

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